Zwischen Wahrheit und Lüge: Justizthriller

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eBook1. Auflage (1. Auflage)

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Overview

Die Handschellen schließen sich noch am Flughafen um Isabelle Bornellis Handgelenke. »Mordverdacht« lautet der Haftgrund. Jack Swyteck, Miamis Strafverteidiger für die besonders schwerwiegenden Fälle und Highschoolfreund von Isas Ehemann Keith, übernimmt den Fall. Zwar beteuert Keith ihm gegenüber Isas Unschuld - doch was weiß der alte Freund eigentlich über die Vergangenheit seiner Frau? Warum verließ sie die USA damals so kurzfristig? Jack sieht sich einer Mandantin gegenüber, die stetig auf dem schmalen Grat zwischen Wahrheit und Lüge wandelt. Bis zuletzt ist ihm nicht klar, ob sie Täter oder Opfer ist. Oder beides.

»Ein Justizthriller der Superlative.«
Mainhattan Kurier

»Eines seiner besten Bücher. Grippando beginnt mit einem Knall und lässt nicht nach.«
Kirkus Review

»Gewichtig-einfallsreicher Thriller.«
ekz Bibliotheksservice


Product Details

ISBN-13: 9783959677783
Publisher: HarperCollins Publishers
Publication date: 06/04/2018
Series: Ein Jack-Swyteck-Roman
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 432
File size: 2 MB
Language: German

About the Author

About The Author
James Grippando ist Autor diverser New York Times-Bestseller. Er arbeitete zwölf Jahre als Strafverteidiger bevor sein erstes Buch Im Namen des Gesetzes 1994 veröffentlicht wurde und ist weiterhin als Berater für eine Kanzlei tätig. Er lebt im Süden Floridas mit seiner Frau, drei Kindern und einem Golden Retriever namens Max, der nicht weiß, dass er ein Hund ist.

Hometown:

Coral Gables, Florida

Date of Birth:

January 27, 1958

Place of Birth:

Waukegan, Illinois

Education:

B.A. with High Honors, University of Florida, 1980; J.D. with Honors, University of Florida, 1982

Read an Excerpt

CHAPTER 1

»Unsere Kleine hat eindeutig deine Haare«, sagte Keith.

Isabelle Bornelli schenkte ihrem Ehemann ein erschöpftes Lächeln. Sie saßen seit zweiundzwanzig Stunden in einem Flugzeug von Hongkong nach Miami. Die Sitze der ersten Klasse einer Boeing 777 sind in einer 1-2-1-Formation aufgereiht. Isa und Keith wurden durch einen Gang getrennt. Links von Isa saß ihre gemeinsame fünfjährige Tochter Melany, in tiefen Schlaf versunken, den Kopf auf Isas Schoß, das Gesicht hinter Wellen aus seidigem, kastanienbraunem Haar verborgen.

»Es ist ein starkes Gen«, antwortete Isa.

Isa war eine wunderschöne Brünette, die ungern auf die Schönheitswettbewerbe ihrer Kindheit zurückblickte; doch im Alter von sechs Jahren von einer der erfolgreichsten Schönheitsakademien in Caracas entdeckt zu werden, hatte den Eifer in ihrer Mutter entfacht, Isa zu einem der begehrten »Miss«-Titel zu führen. In einem Land, dessen unvergleichliche Anzahl von »Miss Universe«-Gewinnerinnen eine Quelle seines Nationalstolzes war, waren Schönheitswettbewerbe nicht nur das Ticket armer Mädchen raus aus dem Barrio: Sie waren eine Chance auf ein besseres Leben für die ganze Familie. Doch nicht für die Bornellis. Isas Vater verabscheute Schönheitswettbewerbe und unterstützte die revolutionäre Meinung – wie der damalige Präsident Hugo Chávez es ausdrückte –, dass Schönheitsoperationen »monströs« waren. Am Ende war es Felipe Bornellis treue Unterstützung des Chávez-Regimes, mit der er die Familie aus einem zerbröckelnden Apartment in den kargen Hügeln westlich von Caracas herausholte. Isa war elf, als ihr Vater einen Diplomatenposten beim Generalkonsul der Bolivarischen Republik Venezuela in Miami zugesprochen bekam. Isa erhielt eine erstklassige Ausbildung an Miamis renommiertester International Middleschool. Und was noch besser war: Es gelang ihr, den Po-Implantaten mit zwölf, der chirurgischen Darmverkürzung mit sechzehn, einem auf die Zunge genähten Netz, welches Essen so schmerzvoll machte, dass es zur Tortur wurde, und all den anderen extremen Maßnahmen auszuweichen, mit denen die »Miss-Fabriken« die Mädchen ermunterten, ihre Jagd auf das aufrechtzuerhalten, was andere Leute als »perfekt« definierten.

Isa schob eine Locke zur Seite, die über Melanys Gesicht gefallen war, und ein Hauch von Traurigkeit legte sich auf das Lächeln einer Mutter. Dieses wunderschöne Haar verbarg außerdem die Hightech-Gerätschaft, die es Melany ermöglichte, zu hören.

»Zeit aufzuwachen, Schätzchen«, sagte Isa.

Melany hatte sich seit ihrem kurzen und einzigen Stopp in San Francisco kaum gerührt, wodurch Isa niemanden zum Sprechen gehabt hatte. Keith war Leiter der Vermögensverwaltung der Hongkonger Filiale der International Bank of Switzerland, IBS, und er hatte den gesamten Flug an seinem Laptop verbracht, es sei denn, er hatte etwas gegessen oder gedöst. Isa hatte überhaupt nicht geschlafen; das hier war kein Familienausflug.

Melany war nicht hörgeschädigt auf die Welt gekommen. Als die IBS Keith den Posten in Hongkong angeboten hatte, war Melany wie die meisten anderen zweiundzwanzig Monate alten Züricher Mädchen gewesen – was bedeutete, dass sie noch nicht ihre ganze Batterie an Impfungen gegen die Haemophilus influenzae Typ B erhalten hatte. »Hib« war allerdings nicht in Hongkongs KinderImmunisierungsprogramm enthalten. Zwei Monate vor ihrem dritten Geburtstag bekam Melany eine bakterielle Meningitis, ausgelöst durch Hib. Die Ärzte gaben ihr eine Überlebenschance von neunzig Prozent, was in der Theorie gut klang, bis Isa an die letzten zehn Personen dachte, denen sie Hallo gesagt hatte, und sich vorstellte, einer von ihnen wäre tot. Wochen später, als Melanys Zustand sich zu bessern begann, warnten die Ärzte vor einem Risiko von zwanzig Prozent, dass Langzeitschäden zurückbleiben könnten – alles Mögliche, von einem Hirnschaden bis zu einer Lebererkrankung, von Hörverlust bis zur Amputation einer Gliedmaße. Bis zu ihrem vierten Geburtstag war sicher und bestätigt, dass Melany am unglücklichen Ende des Spektrums gelandet war: Die Infektion hatte die winzigen, haargleichen Zellen in ihrer Hörschnecke zerstört und sie auf beiden Ohren nahezu vollständig taub zurückgelassen. Sie konnte nicht einmal Geräusche über 95 Dezibel hören – weder Rasenmäher noch Bohrmaschine, nicht einmal einen Presslufthammer.

Externe Hörhilfen waren nutzlos. Ihre einzige Hoffnung bestand in einem beidseitigen Cochlea-Implantat – einem winzigen mechanischen Gerät, das den Hörnerv stimuliert. Melanys Operation war ein Erfolg – für eine Weile. Sechs Monate nach Beginn von Melanys Gehör-Reha ging irgendetwas in ihrem rechten Ohr schief. Der Arzt in Hongkong versicherte ihnen, dass er es reparieren könne, aber Isa ging keine Risiken ein. Ein zweiter Fehlschlag würde zu einer weiteren Verknöcherung der Hörschnecke führen und Melany auf einem Ohr dauerhaft taub werden lassen, ohne jede weitere Chance auf ein Implantat. Im März flog Isa ihre Tochter nach Miami, für eine Einschätzung des Chirurgen, der als Pionier der Cochlea-Implantat-Chirurgie am Jackson Memorial Krankenhaus arbeitete. Er machte Operation Nummer eins rückgängig und schickte Melany bis zur vollständigen Heilung nach Hause. Jetzt, im April, nachdem das Risiko einer Infektion vorüber war, flogen sie zurück für Operation Nummer zwei.

»Wir landen in Kürze«, erklärte die Flugbegleiterin. »Sie müssen Ihre Tochter jetzt anschnallen.«

Isa schaltete Melanys Audio-Prozessor ein. Normalerweise schlief sie nicht mit dem Gerät, aber es war auch keine große Sache, wenn sie es tat. Die einzigen außenliegenden Teile waren das Mikrofon und der Sprachprozessor, der hinter dem Ohr lag wie ein Hörgerät, sowie ein Transmitter, der am Kopf direkt hinter dem Ohr getragen wurde.

»Wach auf, Liebling.«

Melany öffnete blinzelnd die Augen, und Isa stieß die angehaltene Luft aus. Seit die Sache mit dem rechten Ohrimplantat schiefgelaufen war, war immerzu ein Gefühl der Erleichterung greifbar, wenn Isa die Bestätigung bekam, dass das linke noch funktionierte – dass Melanys Gehirn den Klang der Stimme ihrer Mutter vernehmen konnte, selbst wenn sie sie nicht im traditionellen Sinne »hörte«.

Melany setzte sich auf, noch immer halb schlafend, legte ihre Arme um Isas Hals und kuschelte sich an ihre Schulter. Isa warf erneut einen Blick zu ihrem Ehemann. Er tippte auf seinem Smartphone herum.

»Was tust du gerade?«, fragte Isa.

»Ich informiere Jack, dass wir pünktlich landen.«

Jack Swyteck war Keiths Freund aus der Highschool. Er holte sie am Flughafen ab.

»Du kannst keine Nachrichten aus einem Flugzeug schicken.«

»Ehrlich gesagt kann ich das doch. Ich habe genau einen Balken.«

»Ich meinte, dass es nicht erlaubt ist.«

Der Boden vibrierte unter ihren Füßen, gefolgt vom hydraulischen Surren des Fahrwerks. Die Flugbegleiterin kam zurück. »Anschnallen, bitte. Und, Sir: kein Handy.«

»Tut mir leid«, gab Keith zurück.

Isa hob Melany hoch und bugsierte sie in ihren Sitz. »Um Himmels willen, Keith. Deinetwegen werden wir noch verhaftet.«

Keith steckte sein Smartphone weg und griff dann über den Gang, um Isas Hand zu halten. »Liebling, du bist gestresst. Es wird alles gut werden. Ich verspreche es.«

»Was wird gut werden?«, fragte Melany.

Sie hatte den ersten Teil des Gesprächs ihrer Eltern verpasst – den Teil, der vornehmlich auf der Seite ihres rechten Ohrs stattgefunden hatte, dem Ohr, das repariert werden musste.

Keith fing einen sanften Kuss von seinen Lippen mit der Faust auf und reichte ihn über den Gang an Isa weiter, die ihn auf Melanys Stirn platzierte. Das brachte sie zum Lächeln.

»Alles, meine Süße«, antwortete Keith. »Wirklich alles wird wieder absolut gut.«

Jack Swyteck lenkte den dreirädrigen Baby-Jogger durch das überfüllte International Terminal am MIA, dem Miami International Airport. Seine Frau beeilte sich, um mit ihm Schritt zu halten, und die zweijährige Riley quietschte vor Vergnügen, als der Kinderwagen im Zickzack um die Passagiere fuhr wie ein Testwagen um Hütchen.

»Hey, Lewis Hamilton, kannst du etwas langsamer machen, bitte?«, sagte Andie.

»Wir sind zu spät«, entgegnete er.

Sie waren immer zu spät. Es war ein unabänderlicher Grundsatz des Elterndaseins, dass die Menge an Zeug, die Papa Sherpa bei jedem noch so kleinen Trip mit dem Auto aus dem Haus schleppte, im umgekehrt proportionalen Verhältnis zu Größe und Gewicht des Nachwuchses stand. Es war ebenso gut belegt, dass ganz egal, wie gut die Reise geplant war, es einfach unmöglich war, das letztendliche Ziel zu erreichen, ohne zum Auto zurückkehren zu müssen, um ein Stofftier, eine Kuscheldecke, einen klebrigen Becher oder irgendeine andere Sache zu holen, die, naturgemäß, genau die Sache war, ohne die Riley in genau diesem Augenblick nicht leben konnte.

Ein Mitarbeiter der Transportsicherheitsbehörde TSA stoppte sie am Sicherheitsschalter am Ende des Terminals. Weiter konnten sie nicht. Sie hatten das Flughafenäquivalent zur Samtkordel erreicht: ein Absperrband aus Nylon, das zwischen zwei Pfosten gespannt war. Jack suchte nach einer Stelle, die einen freien Blick auf die Ausgangstüren der US-Zollabfertigung bot, und dort warteten sie.

»Meinst du, du erkennst ihn?«, fragte Andie.

Jack hatte Keith Ingraham seit mehr als zehn Jahren nicht gesehen, und es würde das erste Mal sein, dass sie die Frau und Tochter des jeweils anderen kennenlernten.

»Ja, aber nur, weil ich sein Foto auf der Webseite der IBS nachgeschlagen habe.«

»Sieht er anders aus?«

»Sieht noch genauso aus, abgesehen von seinem rasierten Schädel.«

»Das ist ein ziemlicher Unterschied.«

»Eigentlich nicht. Sein Haaransatz wich schon im Abschlussjahr unserer Highschool nach hinten. Ich schätze, irgendwann hat er einfach das Handtuch geschmissen. Sieht gut bei ihm aus. Wie ein junger Bruce Willis.«

Riley machte ein ungewöhnliches Geräusch in ihrem Kinderwagen. Sie imitierte das ältere Paar neben ihr, das Chinesisch sprach. Andie entschuldigte sich auf Mandarin – sie hatte ein paar Grundkenntnisse auf einem ihrer Undercover-Einsätze gelernt – und sprach dann weiter.

»Warum habt ihr zwei euch aus den Augen verloren?«

»Die übliche Geschichte, vermute ich. Keith ist in Miami geblieben und hat Business an der Universität von Miami studiert. Ich bin fürs Jurastudium weggegangen. Als ich wieder nach Miami zurückkam, hat er an der Wall Street für Sherman & McKenzie gearbeitet.«

»Während du also mit einem Minimalbudget gelebt und beim Freedom Institute Todeskandidaten verteidigt hast, hat dein alter Kumpel Keith bei S&M mit vollen Händen Geld gescheffelt.«

»Die Abkürzung lautet ›SherMac‹. Niemals ›S&M&‹.«

»Witzig, aber als ich am Höhepunkt der großen Rezession siebzig Stunden die Woche Hypothekenbetrug untersucht habe, haben die meisten bei uns im Bureau den Laden und seine aufgeblähten Bilanzaufstellungen immer nur ›S&M&‹ genannt: Schummeln und Mauscheln.«

Das war einer der vielen interessanten Aspekte daran, als Strafverteidiger mit einem FBI-Agenten verheiratet zu sein: Man erlebte eine überraschende Enthüllung nach der nächsten, welche Freunde dicht genug an Andie Henning und den langen Arm des Gesetzes herangekommen waren, um sich zu verbrennen, und dann doch, anders als Ikarus, heil genug davonkamen, um noch weiterzufliegen.

»Jetzt ist Keith ja bei der IBS«, sagte Jack.

»Ah, SS&M – Schweizer Schummeln und Mauscheln.«

»So viel Zynismus«, erwiderte er mit einem Lächeln.

Ein gleichmäßiger Strom reisemüder Passagiere kam aus der Abfertigung. Freunde und Familienmitglieder voller Vorfreude warteten zusammen mit Jack und begrüßten ihre Lieben mit Umarmungen, Lächeln und Freudentränen, während sie auf die andere Seite des Absperrbandes gingen. Jack behielt ein Auge auf dem Ausgang. Und endlich – selbst vom anderen Ende des langen Korridors aus erkannte er ihn augenblicklich.

»Da sind sie«, informierte er Andie.

Keith erwiderte Jacks Winken, als er und seine Familie näher kamen. Keith schob einen voll beladenen Gepäckwagen. Seine Frau und Tochter gingen Hand in Hand neben ihm.

»Wow«, sagte Andie. »Wenn seine Frau nach einem Flug um den halben Globus noch so aussieht, hat dein alter Kumpel sich eine wunderschöne Frau geangelt.«

Andie war nicht der eifersüchtige Typ, auch wenn Jack noch immer verwundert über die Art und Weise war, mit der Frauen andere Frauen bewerteten. Wenngleich er genau dasselbe gedacht hatte.

Der große Augenblick war eine typisch männliche Wiedervereinigung: gegenseitiges Rückenklopfen und Umarmungen, die keine richtigen Umarmungen waren, gefolgt von Jacks Beharren, dass er beim Tragen des Handgepäcks behilflich sein würde – ein Tauziehen, das, vorhersehbarerweise, damit endete, dass Keith die kleineren Taschen oben auf den schon völlig überladenen Gepäckwagen stapelte und versicherte: »Ich mach das schon.« Die Erwachsenen hatten die Vorstellungsrunde zur Hälfte geschafft, als Riley aus ihrer Karre krabbelte, um Hallo zu sagen. Sie wollte vom Fleck weg Melanys neue beste Freundin sein. Melany war etwas zurückhaltender oder vielleicht nur erschöpft.

Jack setzte Riley zurück in die Karre, und sie wollten gerade aufbrechen, als zwei Polizisten sich näherten. Jack erkannte die Uniformen des Miami-Dade Police Departments. Der Größere der beiden sprach.

»Isabelle Bornelli?«, fragte er.

Ihre Karawane blieb stehen, bevor sie richtig gestartet war. Das Lächeln erlosch, und ein plötzliches Unwohlsein befiel die Gruppe.

»Ja«, antwortete sie.

»Sie sind verhaftet.«

Der zweite MDPD-Officer ging auf Isa zu und fesselte mit präzisen Bewegungen ihre Hände hinter dem Rücken mit Handschellen zusammen. Sie wehrte sich nicht.

»Whoa«, sagte Keith. »Was geht hier vor?«

Der verhaftende Polizist verlas Isa ihre allseits bekannten Rechte, aber Keith sprach weiter. »Das ist verrückt. Hören Sie, wenn es hier um die SMS geht, die ich aus dem Flugzeug gesendet habe, ich ...«

»Keith, hör auf zu reden«, mahnte Jack mit fester Stimme, als er in den Strafverteidiger-Modus schaltete.

»Nein, ich muss wissen, worum es hier geht.«

»Keith, hör auf das, was ich dir sage«, mahnte Jack.

Keith drängte weiter. »Wofür wird meine Frau verhaftet?«

Die Miene des Polizisten blieb steinern. »Mord.« »Was!?«

»Sie wird verhaftet wegen des Mordes an Gabriel Sosa«, sagte der Officer.

Die nächsten Worte taumelten Keith aus dem Mund. »Was ... wie? Ich ... wir kennen niemanden namens ...«

»Keith, ich meine das sehr ernst«, knurrte Jack. »Hör sofort auf zu reden. Isa, beantworte keine Fragen, und sprich mit der Polizei über gar nichts. Sag nur, dass du mit deinem Anwalt sprechen willst. Verstehst du das?«

Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war purer Schrecken, aber sie nickte.

»Mommy, wohin gehst du?«, fragte Melany mit sorgenvoller Stimme.

»Geben Sie ihr dreißig Sekunden mit ihrer Tochter«, bat Jack die Polizisten, und sie taten es. Isa ging runter auf ein Knie und versuchte, Melany die Situation zu erklären. Eine Traube Schaulustiger hatte sich versammelt und formte einen groben Halbkreis auf der zugänglichen Seite des TSA-Absperrbands. Jack trat einen halben Schritt näher an den Officer heran und sprach laut genug, um verstanden, aber nicht belauscht zu werden.

»Ich bin Anwalt«, erklärte Jack.

»Sind Sie ihr Anwalt?«, fragte der Officer.

»Er ist es jetzt«, antwortete Keith.

»Ich möchte den Haftbefehl sehen.«

Der Officer reichte Jack eine Kopie. Es war bloß eine Seite, wie üblich, wenig mehr als ein Hinweis auf die entsprechenden Passagen des Strafgesetzbuchs sowie ein Zitat des Beschlusses des Richters, wonach, basierend auf der eidesstattlichen Versicherung eines MDPD-Detectives, hinreichender Verdacht bestünde, dass Isa Bornelli das angeführte Verbrechen begangen habe. Alle weiteren Details stünden in der zugrundeliegenden eidesstattlichen Versicherung des Detectives, die Jack sich vom Gericht oder der Staatsanwaltschaft besorgen müsste.

»Gehen wir, Ma'am«, sagte der Officer.

Isa versuchte instinktiv, ihre Tochter zu umarmen, doch die Handschellen ließen das nicht zu. Sie kämpfte mit den Tränen, als sie Melany auf die Wange küsste, und ihre Knie zitterten, als sie sich erhob.

Jack reichte Keith eine Visitenkarte und sagte ihm, dass er sie in Isas Vordertasche stecken solle, was er auch tat. »Da steht meine Handynummer drauf«, erklärte ihr Jack. »Wir folgen Ihnen ins ...«

Jack stoppte. Er wollte das Wort »Untersuchungsgefängnis« nicht vor den Kindern in den Mund nehmen. »Dorthin, wo man Sie hinbringt«, sagte er. »Aber rufen Sie mich an, falls Sie sprechen müssen, bevor wir dort sind.«

Isa antwortete nichts; sie sah aus wie betäubt. Keith wollte gerade für eine letzte Umarmung zu ihr gehen, doch Melany begann zu weinen, also ging er stattdessen zu ihr und nahm sie auf den Arm.

(Continues…)


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