Wo sich die Sterne spiegeln (When We Found Home)

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eBookGerman-language Edition (German-language Edition)

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Overview

Zu Hause ist, wo wir zusammen sind

Die drei Halbgeschwister Malcolm, Callie und Keira wussten nichts voneinander. Aber als ihr Großvater sie in der Familienvilla am See zusammenführt, beginnt für sie alle ein neues Leben. Malcolm, der schon längst den Familienkonzern »Alberto’s Alfresco« leitet, muss damit zurechtkommen, dass zu Hause plötzlich zwei Schwestern mitreden. Callie erfährt, wie es ist, von einem großen Bruder beschützt zu werden - ob sie will oder nicht. Und die 12-jährige Keira hofft nur, dass das alles kein Sternentraum ist, sondern sie ein echtes Zuhause gefunden hat.

»Ein unwiderstehliches modernes Märchen mit einem wunderschönen Happy End. Die Leser werden gern zu diesem Wohlfühlroman zum Träumen greifen.« Booklist

»Herzerwärmend! […] perfekt für Leser, die familiäre Unwägbarkeiten mögen.« Publishers Weekly


Product Details

ISBN-13: 9783959678483
Publisher: HarperCollins Publishers
Publication date: 09/16/2019
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 464
File size: 2 MB
Language: German

About the Author

About The Author
Die SPIEGEL-Bestsellerautorin Susan Mallery unterhält ein Millionenpublikum mit ihren herzerwärmenden Frauenromanen, die in 28 Sprachen übersetzt sind. Sie ist dafür bekannt, dass sie ihre Figuren in emotional herausfordernde, lebensnahe Situationen geraten lässt und ihre Leserinnen und Leser mit überraschenden Wendungen zum Lachen bringt. Mit ihrem Ehemann, zwei Katzen und einem kleinen Pudel lebt sie in Washington.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Als Delaney Holbrook den Mann im Anzug auf sich zukommen sah, rief sie sich eilig in Erinnerung, dass sie mit Anzugträgern abgeschlossen hatte – genauer gesagt mit allen Männern und den meisten Anzügen. Sie war jetzt ein anderer Mensch, hatte neue und hehrere Ziele, auch wenn sie sich für einen gut geschnittenen Anzug noch immer begeistern konnte. Ebenso wie für die schönen blauen Augen und die markante Kinnpartie seines Trägers. Und für seine Art zu gehen. Er hatte einen sehr resoluten Gang, der unwahrscheinlich attraktiv auf sie wirkte. Sie seufzte. So viel zu ihrem Entschluss, Anzugträgern den Rücken zu kehren.

Sie wartete, bis er direkt vor ihr stand, ehe sie der Versuchung nachgab, und sagte: »Jetzt kennen wir uns schon ganze sechs Wochen, langsam wird es ernst zwischen uns. Ist es da nicht mal an der Zeit, dass du mir deinen Namen verrätst?«

Sie hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde. Halb erwartete sie, dass er ihr einen eisigen Blick zuwerfen und sich abwenden würde. Der eisige Blick dieses speziellen Mannes im Anzug ließ einen erstarren. Das hatte sie mehrfach beobachten können, wenn auch nur bei anderen. Doch sie verschonte er und lächelte stattdessen. Nein, falsch. Er lächelte nicht einfach nur, er schenkte ihr ein träges, sexy Grinsen, das sie mitten in die Magengrube traf und dafür sorgte, dass sie sich ganz flatterig und idiotisch vorkam – und dass eine kleine Hoffnung bei ihr aufkeimte.

Wie war das noch mit der Büchse der Pandora?

»Ich bin Malcolm.«

Seine Stimme war tief und maskulin und verfügte über genau das richtige Maß an Rauheit, um ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken zu jagen.

»Guten Morgen, Malcolm.« Sie deutete auf ihr Namensschild. »Delaney, aber das weißt du wahrscheinlich schon.«

»Stimmt.«

»Wie immer?«

Malcolms übliches Getränk bestand aus einem großen extraheißen Latte macchiato mit vierfachem Espresso. Obwohl er jeden Morgen pünktlich um zwanzig vor acht eintraf, ging er stets am überlaufenen Kaffeestand in der Mitte der Lobby vorbei und gleich weiter zu der Reihe von Aufzügen, die sich nur mithilfe einer Chipkarte oder von einem Sicherheitsbeamten in die vornehmen oberen Etagen bewegen ließen. Doch irgendwann im Laufe des Vormittags kam er dann noch einmal auf einen Kaffee nach unten.

Ihre Schicht endete eigentlich um zehn, aber sie hatte sich schon ein paarmal dabei ertappt, wie sie törichterweise länger blieb, um seine Bestellung entgegennehmen zu können. Eine lächerliche Reaktion auf ihn, für die sie sich wohl hätte schämen müssen – das tat sie jedoch nicht. Sie hielt sich nicht vor, dass sie mit neunundzwanzig zu alt dafür war, sich in einen gut aussehenden Fremden zu vergucken, sondern pflegte einen nachsichtigeren, sanfteren Umgang mit sich selbst. Die Zeit heilte in der Tat die meisten Wunden und wie sie schon vermutet hatte, war sie offensichtlich mehr als bereit, wieder ein normales Leben zu führen ... egal, wie es aussehen würde.

»Wie immer«, bestätigte er und reichte ihr eine aufladbare Geschenkkarte, um seinen Kaffee zu bezahlen, dazu eine große weiße Tasse. Sie zog die Karte durch das Lesegerät, dann ging sie mit der Tasse zur Kaffeemaschine, um sein Getränk zuzubereiten.

Luzia, ihre Teamkollegin, knotete sich die Schürze auf. »Ich gehe zum Lagerraum und hole ein bisschen Nachschub«, sagte sie. »Kommst du hier alleine klar?« »Sicher.«

Luzia lächelte Malcolm höflich zu, ehe sie hinter dem Tresen hervortrat und die Lobby durchquerte.

Endlich allein, dachte Delaney und gab sich Mühe, nicht laut loszulachen. Keinesfalls wollte sie ihm erklären müssen, was an der Sache so lustig war.

Malcolm schob die Karte zurück in sein Portemonnaie, dann wandte er sich wieder ihr zu. »Du bist neu hier.«

»Relativ. Ich arbeite schon fast zwei Monate hier.« Sie neigte das Milchkännchen etwas, sodass sie die Dampfdüse hineinhalten konnte. Das vertraute zischende Gurgeln schwoll an. Dann goss sie vier Espressi in die Tasse, die er mitgebracht hatte.

»Du arbeitest bei Alberto's Alfresco, oder?« Sie deutete mit einer Kinnbewegung auf das Logo, das seine Tasse zierte. »Deiner Firma gehört das ganze Gebäude und unser kleiner Kaffeestand ist Mieter hier ... Hm, macht dich das eigentlich zu meinem Boss?«

Er grinste. »Jetzt komm mir bloß nicht so.«

»Wieso nicht? Ich schätze mal, du bist gerne der Boss.«

»Nicht immer.«

»Aber meistens«, neckte sie ihn. »Dein Anzug ist jedenfalls zu schick, als dass ich dir das abnehmen könnte.«

»Du hast also Erfahrung mit Leuten in Anzügen?«

»Ich war selbst mal so jemand.«

»Damit hätte ich allerdings nicht gerechnet.« Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Und jetzt bist du's nicht mehr?«

»Nein. Ich habe beschlossen, mich umzuorientieren.« Sie goss die dampfende Milch in seine Tasse. »Ich weiß, was du dich jetzt fragst, und die Antwort lautet: Ja, es war meine eigene Entscheidung.«

Mehr oder weniger jedenfalls, dachte sie. Die Entscheidung, sich beruflich zu verändern, war auf ihrem Mist gewachsen – die Umstände, die zu dieser Entscheidung geführt hatten, jedoch nicht.

»Und in welche Richtung hast du dich orientiert?«, fragte er.

»Ich habe beschlossen, Heilpraktikerin zu werden.« Sie suchte nach einem möglichen Fragezeichen in seinem Gesicht, ehe sie hinzufügte: »Das ist ...«

»Ich weiß, was Naturheilkunde ist. Sie basiert darauf, mithilfe einer Mischung aus westlicher Medizin und Naturheilverfahren die körpereigenen Heilkräfte anzuregen.« Sein rechter Mundwinkel bewegte sich leicht nach oben. »Die Haushälterin meines Großvaters hat eine Nichte, die an der Bastyr University einen Abschluss in Akupunktur oder so was gemacht hat. Studierst du auch dort?«

Sie ignorierte die Information, dass sein Großvater eine Haushälterin hatte – sein Anzug deutete bereits darauf hin, dass seine Familie nicht unter Geldmangel litt, daher war dies nicht allzu überraschend. »Das ist der Plan. Ich muss ein paar Scheine in Naturwissenschaften vorlegen, die ich für meinen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften nicht brauchte, deshalb gehe ich wieder an die Uni, um sie nachzuholen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ist schon eine Weile her, dass ich etwas lernen musste. Mein Gehirn findet das gar nicht so lustig und ist noch ein bisschen eingeschnappt.«

Er nippte an seinem Kaffee. »Mit welchen Kursen hast du angefangen?«

»Bio und Chemie.«

Er schüttelte sich. »Hui, viel Glück damit.«

»Danke. Am Anfang musste ich jedes Kapitel drei- oder viermal lesen, um mir irgendwas merken zu können. Jetzt bin ich immerhin schon so weit, dass ich alles nur zweimal durchackern muss. Aber die Experimente im Labor sind interessant. In drei Wochen fangen wir mit dem Sezieren an, davor habe ich etwas Angst.«

»Dabei sollte eigentlich kein Blut mehr fließen. Was auch immer ihr vorgesetzt bekommt, es ist sicher schon eine Weile tot.«

»Trotzdem. Mit dem Seziermesser Organe zerteilen ...« Sie erschauderte.

Seine blauen Augen blitzten amüsiert auf. »Muss ich dich daran erinnern, dass du vorhast, so was wie Medizin zu studieren?«

»Ja, mir ist klar, dass sich das widerspricht. Ich versuche, nicht zu viel darüber nachzudenken.«

Sie sahen einander an. Sie spürte ... irgendetwas. Eine gewisse Anspannung oder eine Art gesteigertes Körperbewusstsein. Was auch immer es war, sie genoss die Bestätigung, dass sie lebendig und einigermaßen gesund war und offen für Neues in ihrem Leben. Die Welt drehte sich weiter und zog sie mit sich.

»Ich muss zurück an die Arbeit«, sagte Malcolm schließlich.

Sie meinte fast, einen Hauch Widerwillen in seiner Stimme auszumachen, war sich jedoch nicht sicher. Aber die Vorstellung gefiel ihr.

»Ich auch.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Beziehungsweise nach Hause, um vor den Seminaren ein paar Stunden zu lernen. Hab noch einen schönen Tag, Malcolm.«

»Du auch, Delaney.«

Er zögerte einen Moment, dann ging er hinüber zu den Aufzügen. Sie sah ihm nach und stellte sich vor, wie er sich plötzlich umdrehte und sie zum Mittagessen einlud. Oder zum Abendessen. Genau, zum Dinner auf seiner Jacht! Vielleicht würden sie mit dem Hubschrauber an einen schönen Ort fliegen – obwohl sie nicht wusste, wie weit sie mit einem Hubschrauber von Seattle aus kämen. Nach Portland? Nein, Vancouver ... Oh ja, ins Ausland!

Wie auch immer, er würde sie zum Essen ausführen und dann würden sie ...

Delaney lachte leise in sich hinein, während sie das Milchkännchen ausspülte und dafür sorgte, dass Luzia und die Kollegen von der nächsten Schicht alles ordentlich vorfänden. Also, was würden sie genau tun? Romantisch zu Abend essen? Sich küssen? Sich verlieben?

Wohl kaum. Schließlich hatten sie nichts gemeinsam. Vor ein paar Jahren hätte es womöglich so kommen können, als sie sich in der Finanzwelt noch voll auf der Überholspur befand. Nur war sie damals mit Tim verlobt gewesen. Von Malcolm hätte sie gar keine Notiz genommen.

»Ist auch egal«, sagte sie sich, während sie die Schürze ablegte. Sie hatte ihre Pläne und Träume und blickte hoffnungsvoll in die Zukunft. Eine Zukunft, die anders aussah, als sie sie sich immer ausgemalt hatte, doch nach allem, was sie durchgemacht hatte, fühlte es sich jetzt richtig so an. Sie würde lernen, wie man andere Menschen wieder gesund machte, und wenn sie das geschafft hatte, würde sie vielleicht auch sich selbst heilen können.

Die Büros von Alberto's Alfresco nahmen die gesamten oberen drei Etagen des zwanzigstöckigen Gebäudes ein. Die übrigen Stockwerke vermietete die Firma, unter anderem an einen Zahnarzt, drei Anwaltskanzleien und den Giganten Amazon. Letzterer verfügte über sechs Etagen und zahlreiche Angestellte, die zu jeder Tages- und Nachtzeit ein und aus gingen und mit niemandem sprachen, der nicht in ihrer Firma arbeitete. Malcolm Carlesso hoffte, sie waren damit beschäftigt, intelligente Drohnen zu bauen. Er mochte Science-Fiction-Filme. Und so etwas einmal im wahren Leben zu sehen, wäre doch witzig. Vielleicht aber auch besser nicht, dachte er, während er in den obersten Stock fuhr. Er wollte nicht dem Kugelhagel einer wütenden Drohne zum Opfer fallen.

Malcolm verließ den Aufzug. Der Arbeitstag war bereits in vollem Gange und überall liefen Leute über die Flure, saßen in Sitzungen oder nahmen Anrufe in ihren Büros entgegen. Alberto's Alfresco war ein dynamisches, internationales Unternehmen im Wert von mehreren Milliarden Dollar.

Auch wenn die Firma von Anfang an Erfolge gefeiert hatte, war sie vor einigen Jahren noch sehr viel kleiner gewesen. Er hatte gleich nach dem College hier angefangen, entschlossen, dem Unternehmen zu Wachstum zu verhelfen und seinen Großvater – den Alberto in Alberto's Alfresco – stolz zu machen. Vor zwei Jahren hatte seine Mission dann eine Dringlichkeit erlangt, die er nicht mehr ignorieren konnte.

Er ging an seinem eigenen Büro vorbei und betrat das des Finanzabteilungsleiters. Santiago Trejo hatte vor achtzehn Monaten bei Alberto's Alfresco angefangen, nachdem er ihn von einem erfolgreichen Hedgefonds abgeworben hatte. Sie zwei bildeten ein hervorragendes Team.

Malcolm nickte Santiagos Assistentin kurz zu, die vor der offenen Tür Wache hielt, betrat das geräumige Eckbüro und setzte sich. Der Finanzchef telefonierte gerade. Als er ihn sah, lächelte Santiago und beendete das Gespräch eilig.

»Die Quartalszahlen von der Ostküste sind ein einziges Chaos«, sagte er fröhlich. »Unsere Kumpels drüben in der Buchhaltung haben alles durcheinandergebracht. Ich musste ihnen unsere ›Wir lassen uns nichts vormachen‹-Philosophie hier in der Firma auseinandersetzen. Das wird nicht noch mal passieren.« Er hielt inne. »Was ist los?«

Malcolm wandte den Blick von der weiten Skyline Seattles und seiner Bucht, dem Puget Sound, ab und seinem Freund zu.

»Wieso? Was meinst du?«

»Irgendwas hast du doch. Du siehst so ...«, Santiago runzelte nachdenklich die Stirn, »so anders aus. Was ist passiert? Hast du ein neues Trüffelöl aufgespürt?«

»Nichts ist passiert«, erwiderte Malcolm und hielt seine Tasse hoch. »Ich war nur einen Kaffee trinken.«

»Und?«

»Nichts und.«

Er hatte mit einer attraktiven Frau über etwas anderes als das Geschäft gesprochen. Das war zwar derzeit ungewöhnlich für ihn, aber doch nun wirklich kein bedeutsames Ereignis.

Na schön, vielleicht war es ein kleines bisschen bedeutsam – jedoch nichts, was er mit Santiago besprechen würde.

Sein Freund war der Typ »Gleich wieder rauf aufs Pferd«. Sollte jemals eine Frau Santiagos Herz brechen – ein äußerst unwahrscheinlicher Vorgang angesichts der Tatsache, wie viele Frauen Malcolm bereits bei ihm hatte kommen und gehen gesehen –, würde er sich einfach eine suchen, die noch intelligenter oder hübscher oder beides war, und sie beide sehr glücklich machen. Er dagegen hatte eine andere Strategie gewählt, mit dem Betrug seiner Ex-Verlobten umzugehen. Er vergrub sich in Arbeit.

Dennoch hatte er es genossen, sich mit Delaney zu unterhalten. Und sie anzusehen. Er hatte noch nie eine Vorliebe für einen bestimmten Typ Frau gehabt, doch seit heute stand er eindeutig auf Rothaarige. Vielleicht sollte er ...

Santiagos Telefon summte und kurz darauf war die Stimme der Assistentin über Lautsprecher zu hören: »Alberto ist im Haus. Ich wiederhole, Alberto ist soeben eingetroffen.«

»Wusstest du, dass er kommt? Haben wir eine Sitzung mit ihm? Bei mir steht nichts im Kalender.«

»Nein, keine Sitzung.« Malcolm fragte sich ebenfalls, weshalb sein Großvater ohne Vorwarnung in der Firma auftauchte, doch ihm war klar, dass das sinnlos war. Alberto sprach nicht gerne übers Telefon – wenn er während der Arbeitszeit etwas Wichtiges zu besprechen hatte, fuhr er einfach ins Büro und suchte die Person auf, mit der er reden wollte.

Die Tatsache, dass er hierher gefahren war und nicht zu ihrer Fabrik, konnte nur bedeuten, dass es ihm nicht um die Lebensmittel selbst oder ihre Verpackung ging. Und das ließ nichts Gutes ahnen. Malcolm erinnerte sich noch gut an die Rotini-FusilliAffäre vor drei Jahren, als Alberto Packungen entdeckt hatte, auf denen die beiden Pasta-Bezeichnungen vertauscht worden waren – was für manche Leute kein Problem darstellen mochte, nicht so jedoch für eine Firma, die sich damit rühmte, original italienische Spezialitäten zu verkaufen.

Die gesamte Marketingabteilung hatte sich eine zwanzigminütige Standpauke darüber anhören müssen, wie wichtig es war, die verschiedenen Pasta-Sorten genau zu kennen, wenn man eine Kampagne vorbereitete. Eine Information, die den Angestellten in der Tat zugutekam, jedoch vielleicht nicht auf die Art, wie ein über achtzigjähriger Mann sie präsentierte, der noch immer gelegentlich in leidenschaftliches Italienisch verfiel.

Malcolm stellte seine Tasse ab und machte sich auf den Weg zu den Aufzügen, um seinen Großvater zu empfangen. Alberto Carlesso war in Italien geboren und in den Dreißigerjahren mit seinen Eltern nach Amerika emigriert. Während des Zweiten Weltkriegs, als Teenager, hatte er seine Kochkünste und Familienrezepte den Menschen in seinem Viertel zugutekommen lassen. Die Lebensmittel waren damals knapp und Albertos Fähigkeit, aus allem, was gerade zu kriegen war, köstliche Gerichte zu zaubern, hatte ihn berühmt gemacht. Jeden Sommer bereitete er aus den frischen Zutaten, die auf den Bauernhöfen der Umgebung wuchsen, seine eigene Marinara-Soße zu. Ein paar Flaschen davon hatten es schließlich bis nach New York geschafft, wo italienische Lebensmittelhändler sie mit ordentlichem Profit verkauften.

Die Aufzugtür öffnete sich. Malcolm begrüßte den leicht gebeugten, weißhaarigen Mann in Anzug und Krawatte mit einem Lächeln.

»Hallo, Großvater.«

»Malcolm! Man warnt dich also immer noch vor, wenn ich komme, was? Wovor haben eigentlich alle solch eine Angst? Ich bin ein alter Mann und leite die Firma doch gar nicht mehr. Ich bin wie ein Hauskätzchen ohne Krallen.«

»Ich würde sagen, du bist mehr Tiger als Hauskätzchen.«

Sein Großvater grinste. »Ein Tiger? Das gefällt mir.«

Obwohl sie sich erst morgens noch am Frühstückstisch gesehen hatten, umarmten sie sich. Alberto ging gerne mit anderen Menschen auf Tuchfühlung. Gott sei Dank ist er in den Ruhestand gegangen, ehe die neuen Gesetze zu sexueller Belästigung in Kraft getreten sind, dachte Malcolm. Nicht dass sein grundanständiger Großvater jemals irgendwelche unsittlichen Annäherungsversuche gestartet hätte, aber er umarmte gerne die Person, mit der er sprach, oder hielt ihre Hand – ungeachtet ihres Geschlechts. Die meisten Angestellten begriffen, dass dies einfach seine Art war, einige jedoch waren weniger verständnisvoll.

»Ich habe den neuen Katalog gesehen«, sagte Alberto auf dem Weg zum Büro.

(Continues…)


Excerpted from "Wo sich die Sterne spiegeln"
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