Verliebt bis in die Fingerspitzen

Eines hat Hundesitterin Fliss schon als Kind gelernt: Zeig niemandem, wie verletzbar du bist. Zeig niemandem deine Gefühle. Als sie erfährt, dass ihr Ex Seth als Arzt in der örtlichen Tierklinik anfängt, brennen Erinnerungen wie die Sonne auf ihrer Haut: die zärtlichen Stunden am Strand, der Geruch des Meeres. Prompt flüchtet sie aus New York in die Hamptons. Doch dort trifft sie ausgerechnet auf Seth. Verwirrt schlüpft sie in die Rolle ihrer Zwillingsschwester, um der schmerzlichen Begegnung aus dem Weg zu gehen: der Begegnung mit dem größten Fehler ihres Lebens ...

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Verliebt bis in die Fingerspitzen

Eines hat Hundesitterin Fliss schon als Kind gelernt: Zeig niemandem, wie verletzbar du bist. Zeig niemandem deine Gefühle. Als sie erfährt, dass ihr Ex Seth als Arzt in der örtlichen Tierklinik anfängt, brennen Erinnerungen wie die Sonne auf ihrer Haut: die zärtlichen Stunden am Strand, der Geruch des Meeres. Prompt flüchtet sie aus New York in die Hamptons. Doch dort trifft sie ausgerechnet auf Seth. Verwirrt schlüpft sie in die Rolle ihrer Zwillingsschwester, um der schmerzlichen Begegnung aus dem Weg zu gehen: der Begegnung mit dem größten Fehler ihres Lebens ...

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Overview

Eines hat Hundesitterin Fliss schon als Kind gelernt: Zeig niemandem, wie verletzbar du bist. Zeig niemandem deine Gefühle. Als sie erfährt, dass ihr Ex Seth als Arzt in der örtlichen Tierklinik anfängt, brennen Erinnerungen wie die Sonne auf ihrer Haut: die zärtlichen Stunden am Strand, der Geruch des Meeres. Prompt flüchtet sie aus New York in die Hamptons. Doch dort trifft sie ausgerechnet auf Seth. Verwirrt schlüpft sie in die Rolle ihrer Zwillingsschwester, um der schmerzlichen Begegnung aus dem Weg zu gehen: der Begegnung mit dem größten Fehler ihres Lebens ...


Product Details

ISBN-13: 9783955767778
Publisher: MIRA Taschenbuch
Publication date: 06/04/2018
Series: From Manhattan with Love Series , #5
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 400
File size: 773 KB
Language: German

About the Author

Sarah Morgan ist eine gefeierte Bestsellerautorin mit mehr als 21 Millionen verkauften Büchern weltweit. Ihre humorvollen, warmherzigen Liebes- und Frauenromane haben Fans auf der ganzen Welt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von London, wo der Regen sie regelmäßig davon abhält, ihren Schreibplatz zu verlassen.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Zehn Jahre später ...

»Ich habe beschlossen, dass wir unser Geschäft ausweiten.« Fliss ließ ihre Schuhe mitten auf dem Fußboden liegen und ging barfuß in die Küche. »Hast du dir unseren Kalender für den nächsten Monat angeguckt? Wir haben keinen einzigen freien Termin mehr. Unsere Empfehlungen haben sich verdoppelt und unsere Buchungen gehen durchs Dach. Es ist an der Zeit, unseren Erfolg zu nutzen und zu expandieren.« Immer nach vorne sehen, dachte sie. Es fühlte sich gut an.

Ihre Schwester, die gerade einen Welpen fütterte, den sie zur Pflege aufgenommen hatte, war weit weniger enthusiastisch. »Wir decken doch bereits das gesamte östliche Manhattan ab.«

»Ich weiß, und ich sage auch nicht, dass wir den Gassiservice ausweiten sollen.« Sie hatte darüber nachgedacht, die Konkurrenz studiert und die Zahlen durchgerechnet. »Ich denke, wir sollten in einen Bereich expandieren, der eine größere Gewinnspanne hat. Wir sollten zusätzliche Dienstleistungen anbieten.«

»Was zum Beispiel?« Harriet zog den Hund näher an sich heran. »Wir sind ein Gassiservice. Die Bark Rangers. Denkst du daran, das auf Katzen auszuweiten? Die Meow Movers?«

»Wir kümmern uns bereits um Katzen, wenn die Besitzer das wünschen. Ich rede von Haustiersitting. Ein Übernachtungsservice für einzelne Tage oder auch den Urlaub.« Das erregte die Aufmerksamkeit ihrer Schwester.

»Du willst, dass ich über Nacht im Haus eines Fremden bleibe? Vergiss es.«

»Natürlich wäre der Fremde ja eben nicht da. Denn wenn er da wäre, würde er keinen Haustiersitter brauchen.«

»Trotzdem, das gefällt mir nicht.« Harriet zog die Nase kraus. »Ich mag mein Zuhause. Und außerdem, wenn ich so etwas tun würde, wie sollte ich mich dann um meine Pflegehunde kümmern?«

»Den Teil habe ich noch nicht ganz durchdacht.« Und sie wusste, sie bräuchte ihrer Schwester gar nicht erst vorzuschlagen, ihre Pflegeaktivitäten etwas zu reduzieren. Auf keinen Fall würde Harriet jemals einem Tier in Not den Rücken zuwenden.

Und sie wollte nicht, dass ihre Schwester unglücklich war.

Seitdem sie denken konnte, beschützte sie Harriet. Anfangs vor ihrem Vater und dann vor allem und jedem, das oder der ihre Zwillingsschwester bedrohte.

Harriet zu beschützen hatte sie überhaupt erst auf die Idee gebracht, diese Firma aufzubauen, und wenn sie expandieren wollte, dann musste sie die Idee vorsichtig und in kleinen Schritten umsetzen.

Sie schaute auf ihr Handy, um zu sehen, ob neue Buchungen eingegangen waren. »Ich meine ja nur, dass ich unser Geschäft etwas größer betrachten möchte. Du musst dir keine Sorgen machen.«

»Ich mache mir keine Sorgen. Ich verstehe nur nicht, wo das auf einmal herkommt. Hat es eine Beschwerde wegen einem der Hundesitter gegeben?«

»Nein. Unser Gassipersonal ist das beste der Welt. Vor allem, weil du einen unfehlbaren Instinkt dafür hast, wenn jemand Tiere nicht wirklich mag. Unser Auswahlprozess ist tadellos und unsere Fluktuation nahe null.«

»Also warum dann plötzlich dieser Wunsch nach Veränderung?«

»Das ist nicht plötzlich. Wenn man seine eigene Firma führt, ist es wichtig, sich ständig zu entwickeln. Es gibt da draußen eine Menge Konkurrenz.« Sie hatte gerade erst gesehen, wie viel Konkurrenz es gab. Aber das erzählte sie Harriet nicht. Kein Grund, ihrer Schwester Sorgen zu bereiten.

»Aber du hast doch selbst gesagt, dass viele der Leute, die sich mit einem Gassiservice selbstständig machen, unzuverlässig sind. Menschen vertrauen ihre geliebten Haustiere keinen unzuverlässigen Personen an. Wir haben noch nie einen Kunden verloren. Niemals. Unsere Kunden vertrauen uns.«

»Und sie werden uns auch vertrauen, in ihr Haus zu kommen, weshalb ich denke, wir sollten unseren Service ausweiten. Ich überlege auch, ein Gehorsamkeitstraining anzubieten. Mir fallen ein paar Hunde ein, die davon profitieren würden.«

Harriet grinste. »Wer war es dieses Mal? Hund oder Herrchen?«

»Hund. Mit dem Namen Angel.«

»Der Pudel, der dieser Zeitschriftenredakteurin gehört?«

»Ganz genau.« Bei dem Gedanken daran verdrehte Fliss die Augen. Sie teilte Harriets Toleranz gegenüber unerzogenen Hunden nicht. »Wenn je ein Hund den falschen Namen hatte, dann der. Äußerlich mag er vielleicht ein Engel sein, aber innen drin ist er der reinste Teufel.« »Das stimmt, aber ich verstehe nicht, warum ein unerzogener Hund dich unser gesamtes Firmenkonzept infrage stellen lässt. Unserer Firma geht es gut, Fliss. Das hast du gut gemacht.« »Wir haben das gut gemacht.« Fliss betonte das wir und sah, dass Harriet errötete.

»Das warst hauptsächlich du.«

»So ein Unsinn. Glaubst du wirklich, ohne dich wäre ich so weit gekommen?«

»Du bringst die ganzen Kunden herein. Du kümmerst dich um die Finanzen und um die unangenehmen Telefonate.«

»Und du machst die Tiere und ihre Besitzer so glücklich, dass unsere Mundpropaganda durch die Decke geht. Es ist unsere Firma, Harry. Wir sind ein Team. Wir haben es bisher gut gemacht, aber nun habe ich vor, es noch besser zu machen.«

Harriet seufzte. »Warum? Was willst du dir denn damit beweisen?«

»Ich will gar nichts beweisen. Ist es denn falsch, die Firma wachsen zu lassen?«

»Nein, wenn es wirklich das ist, was du willst. Aber ich nehme mir gerne Zeit, um meinen Job zu genießen. Ich will nicht immer gleich zur nächsten Aufgabe hetzen. Und wenn wir expandieren, müssen wir neue Räumlichkeiten finden.«

»Da bin ich dir schon weit voraus. Ich dachte, wir könnten nach etwas Ausschau halten, das auch Platz für ein Büro hat. Dann wäre unsere Wohnung nicht mit Papieren überflutet, und ich hätte abends tatsächlich die Chance, mein Bett zu finden. Und morgens die Kaffeemaschine.« Sie schaute von ihrem Handy zu dem Stapel Papiere auf dem Küchentresen. Der Berg schien jeden Tag zu wachsen. »Irgendwo da war mal eine Kaffeemaschine versteckt. Mit etwas Glück finde ich sie, bevor ich an Koffeinentzug gestorben bin.«

»Ich habe sie woanders hingestellt. Ich musste sie aus Sunnys Reichweite bringen. Er zerkaut alles, was er finden kann.« Den Welpen unter den Arm geklemmt, stand Harriet auf. Sie schob Fliss' Schuhe auf die Seite und ging in die Küche, um die Papiere aufzunehmen. »Da ist eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Ich bin nicht rechtzeitig rangegangen. Ein neuer Kunde.«

»Ich rufe zurück. Ich weiß, du hasst es, mit Fremden zu telefonieren.« Fliss schnappte sich einen Energieriegel aus dem Küchenschrank und sah, dass ihre Zwillingsschwester die Stirn runzelte. »Sieh mich nicht so an. Zumindest esse ich etwas.«

»Du könntest aber auch etwas Gesundes essen.«

»Das hier ist gesund.« Sie drückte den Knopf der Kaffeemaschine.

»Also, zurück zu meinem Plan ...«

»Ich will nicht die Nacht in der Wohnung eines Fremden verbringen. Ich mag mein eigenes Bett. Wir würden jemanden dafür einstellen müssen, aber das wäre teuer. Könnten wir uns das überhaupt leisten?«

»Wenn du auf unserer letzten Firmensitzung aufgepasst hättest, würdest du diese Frage nicht stellen müssen.«

»Meinst du die Sitzung, bei der wir Pizza bestellt haben und ich die Katzenbabys mit der Flasche füttern musste?«

»Genau die.«

»Dann glaube ich nicht, dass ich dir meine volle Aufmerksamkeit gewidmet habe. Gib mir einfach nur die groben Einzelheiten.«

»Es sind aber die Details, die dich interessieren sollten. Und die sehen gut aus.« Fliss schenkte Kaffee in zwei Tassen ein. In ihrem Kopf summte es. Und mit jedem neuen Erfolg schien das Summen anzuwachsen. »Sie sehen sogar besser aus als in unseren wildesten Träumen.« Sie beäugte ihre Schwester. »Nicht, dass du der Typ für wilde Träume bist.«

»Hey, ich habe sehr wohl wilde Träume!«

»Bist du in denen nackt und windest dich mit einem heißen Kerl auf seidenen Laken?«

Harriet lief rot an. »Nein.«

»Dann vertrau mir, deine Träume sind nicht wild.« Fliss nahm einen großen Schluck Kaffee und spürte, wie das Koffein durch ihre Adern sauste.

»Meine Träume sind nicht weniger wert als deine, nur weil sie einen anderen Inhalt haben.« Harriet legte den Welpen in seinen Korb. »Träume haben etwas mit Wünschen und Bedürfnissen zu tun.«

»Wie gesagt – nackt, heißer Kerl, Seidenlaken.«

»Es gibt auch andere Wünsche und Bedürfnisse. Ich bin nicht an Sex für eine Nacht interessiert.«

»Hey, wenn er heiß genug wäre, könnte ich mir auch vorstellen, es auf einige Tage auszudehnen – zumindest, bis wir beide vor Hunger oder Durst sterben.«

»Wie kannst du überhaupt mein Zwilling sein?«

»Das frage ich mich auch ständig.« Ungefähr so oft, wie sie dafür dankbar war. Wie konnten Menschen ohne einen Zwilling überleben? Wenn ihre Kindheit sich angefühlt hatte, wie in einem fensterlosen Raum gefangen zu sein, dann war Harriet ihr Sauerstoff gewesen. Gemeinsam hatten sie entdeckt, dass ein Problem wirklich kleiner wirkte, wenn man es teilte; als könnten sie beide jeweils die Hälfte tragen, und es würde damit weniger wiegen. Und falls Fliss tief in ihrem Inneren wusste, dass ihre Schwester mehr teilte als sie, tröstete sie sich mit dem Wissen, dass sie Harriet beschützte. Das hatte sie schon ihr ganzes Leben lang getan. »Nur weil ich dein Zwilling bin, kenne ich deine Träume genauso gut wie meine eigenen. Deiner wäre ein weißes Holzhaus am Strand, ein Lattenzaun darum herum, ein sexy Arzt, der dich anbetet und eine ganze Menagerie an Tieren. Vergiss es. Wenn du so eine Beziehung willst, wirst du in einem Buch darüber lesen müssen. Und nun zurück zum Geschäft. Ich denke, die Bark Rangers könnten ernsthaft Haustiersitting und vielleicht sogar einen Hundefriseur und ein Gehorsamkeitstraining anbieten. Betrachte es als Erweiterung dessen, was wir schon tun. Wir können Pakete zusammenstellen ...«

»Warte mal.« Harriet runzelte die Stirn. »Willst du damit sagen, Romantik existiert nur in Büchern?«

»Die Art von Romantik, die du willst, existiert nur in Büchern.«

»Du musst nur unseren Bruder ansehen, um zu wissen, dass das nicht stimmt.«

»Daniel hat sich in Molly verliebt. Molly gibt es nur einmal auf der Welt. Und sie sind quasi nur zusammen, weil ihre Hunde die besten Freunde sind.« Sie fing den Blick ihrer Schwester auf und zuckte mit den Schultern. »Na gut, sie wirken glücklich, aber das ist die Ausnahme und liegt vermutlich daran, dass Molly Beziehungsexpertin ist. Das verschafft ihr einen unfairen Wettbewerbsvorteil gegenüber uns anderen.«

»Vielleicht solltest du dir, anstatt zu expandieren, mehr Zeit für dich nehmen. Seitdem wir mit unserer Firma angefangen haben, arbeitest du auf Hochtouren. Das ist jetzt fünf Jahre her, und du hast kaum mal innegehalten, um Luft zu holen.«

»Sechs Jahre.« Fliss nahm sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank. »Und warum sollte ich Zeit mit mir haben wollen? Ich liebe es, beschäftigt zu sein. Arbeit ist meine Droge. Und ich liebe unsere Firma. Wir haben Freiheiten. Wahlmöglichkeiten.« Sie stieß die Kühlschranktür mit dem nackten Fuß zu und sah Harriet zusammenzucken.

»Ich liebe unsere Firma auch, aber ich mag auch die Teile meines Lebens, die nichts mit ihr zu tun haben. Du hast sie zu einem großen Erfolg gemacht, Fliss.« Sie zögerte. »Du musst nichts mehr beweisen.«

»Ich will auch nichts beweisen.« Die Lüge glitt ihr von der Zunge, während die Stimme in ihrem Kopf lauter als üblich schrie. Nutzlos, wertlos, du wirst es nie zu etwas bringen ...

»Willst du denn nicht mehr vom Leben?«

»Mehr?« Fliss stieß den Löffel in den Joghurt und beschloss, dass es an der Zeit war, das Thema zu wechseln. Das hier fühlte sich langsam unangenehm an. »Ich bin jung, frei, Single und lebe in New York City. Was mehr könnte es geben? Mir liegt die Welt zu Füßen. Mein Leben ist perfekt. Ich meine, ehrlich, könnte das Leben noch perfekter sein?«

Harriet sah sie ruhig an. »Du hast es nicht getan, oder?«

Fliss' Herz setzte einen Schlag aus, und ihr Appetit verschwand.

Das hier, dachte sie, ist einer der Nachteile davon, einen Zwilling zu haben. Vor allen anderen auf der Welt konnte sie verbergen, wie sie sich fühlte, aber nicht vor ihrer Schwester.

Sie stellte den Joghurt ab und versprach sich, noch härter daran zu arbeiten. Sie wollte nicht, dass Harriet von ihrer Angst wusste. Denn das würde sie nur auch ängstlich machen. »Ich hatte es vor. Wirklich. Das Gebäude war schon in Sichtweite, und ich hatte auswendig gelernt, was ich sagen würde ...«

»Aber?«

»Meine Füße haben sich geweigert weiterzugehen. Sie waren wie festgewachsen. Dann habe ich mich umgedreht und bin in die entgegengesetzte Richtung gegangen. Ich habe versucht, mit ihnen zu reden. Ich sagte: Füße, was glaubt ihr eigentlich, was ihr da tut? Aber haben sie auf mich gehört? Nein.« Seit wann war sie so feige? Sie zuckte lässig mit den Schultern – zumindest hoffte sie, dass es lässig wirkte. »Bitte sag nicht, was du jetzt sagen willst.«

»Was will ich denn sagen?«

»Du wolltest mich darauf aufmerksam machen, dass es drei Wochen her ist, seit Daniel ihm über den Weg gelaufen ist ...«

»Seth«, sagte Harriet. »Sprich wenigstens seinen Namen aus. Das wäre schon mal ein Anfang.«

Der Anfang von was? Sie wollte nichts anfangen und hatte hart daran gearbeitet, das alles hinter sich zu lassen.

Aber sie konnte ihrer Schwester nicht vorwerfen, sie zu bedrängen, denn sie war nicht ehrlich gewesen, oder? Sie hatte Harriet nicht verraten, was sie fühlte.

»Seth ...« Sein Name blieb ihr in der Kehle stecken. »Es ist drei Wochen her, dass Daniel ihn – Seth – beim Tierarzt getroffen hat. Der Plan war, dass ich die Kontrolle über die Situation übernehme, zu ihm hingehe und mich mit ihm treffe, um einer möglichen peinlichen Begegnung auf der Straße aus dem Weg zu gehen.«

»Und jetzt hast du den Plan geändert?«

»Offiziell nicht. Es ist eher so, dass der Plan nicht funktioniert. Er ist peinlich.« Es war doch in Ordnung, so viel zuzugeben, oder? Etwas peinlich zu finden war nicht so schlimm, wie es Furcht einflößend zu finden. »Und ich glaube nicht, dass eine zufällige Begegnung auf der Straße unangenehmer sein kann als ein persönliches Gespräch in der Klinik.«

»Ich kann mir vorstellen, dass es sich ein wenig unangenehm anfühlt, aber ...«

»Ein wenig unangenehm? Das ist, als würde man einen Hurrikan eine leichte Brise nennen. Es ist nicht ein wenig unangenehm, es ist höllisch unangenehm, es ist ...« Ihr fiel keine passende Beschreibung ein, und sie gab auf. »Vergiss es. Das Wort, das diese Situation widerspiegelt, ist noch nicht erfunden worden.« Und selbst wenn, würde sie es nicht benutzen. Sie wollte Harriet nicht zeigen, wie schlecht sie sich fühlte.

»Mit ›die Situation‹ meinst du, deinem Ex über den Weg zu laufen.«

»Du schaffst es, eine hochkomplexe und heikle Angelegenheit sehr einfach klingen zu lassen.«

»Das ist vermutlich der beste Weg, es zu betrachten. Denk nicht zu viel darüber nach.« Harriet streichelte den Welpen noch einmal und stand auf. »Es ist zehn Jahre her, Fliss. Ich weiß, es war eine traumatische Zeit.«

»Kein Grund, es zu dramatisieren.« Warum war ihr Mund so trocken? Sie nahm sich ein Glas aus dem Küchenschrank und goss sich etwas Wasser ein. »Alles war gut.«

»Das war es nicht. Aber das liegt in der Vergangenheit. Du hast jetzt ein ganz neues Leben und er auch.«

»Ich denke überhaupt nicht mehr darüber nach.« Die Lüge kam ihr leicht über die Lippen, obwohl nur selten ein Tag verging, an dem sie nicht daran dachte. Außerdem dachte sie darüber nach, wie sein Leben wohl ausgesehen hätte, wenn Seth sie nicht getroffen hätte. Und ab und zu gönnte sie sich den Gedanken, wie anders ihr Leben mit Seth Carlyle ausgesehen hätte, wären die Umstände anders gewesen.

Harriet musterte sie mit einer Mischung aus Sorge und Verzweiflung. »Bist du sicher? Denn damals war es eine große Sache.«

»Wie du gesagt hast, es ist zehn Jahre her.«

»Und du hast seitdem keine ernsthafte Beziehung mehr zu einem Mann gehabt.«

»Ich habe einfach niemanden getroffen, der mich interessiert.« Jemanden, der mit ihm mithalten konnte. Jemanden, der in ihr die Gefühle weckte, die Seth in ihr geweckt hatte. Es gab Tage, an denen fragte sie sich, ob ihre Gefühle real gewesen waren oder ob ihr Teenagergehirn sie übertrieben hatte.

»Es macht mich traurig, wenn du deine Gefühle nicht mit mir teilst. Ich verstehe, warum du alles vor Dad verheimlicht hast und sogar vor Daniel, aber hey, ich bin es.«

»Ich verheimliche gar nichts.«

»Fliss ...«

»Okay, vielleicht ein paar Dinge, aber dafür kann ich nichts. So bin ich nun mal.«

»Nein. Du hast gelernt, so zu sein. Und wir wissen beide, warum.« Vorsichtig versuchte Harriet, Fliss' Schuh aus dem Maul des Welpen zu lösen.

Fliss schaute ihre Schwester an. Der Drang, sich ihr anzuvertrauen, war für einen Moment stärker als der Wunsch nach Privatsphäre. »Ich ... ich denke manchmal daran. An ihn.« Warum hatte sie das gesagt? Wenn sie die Tür nur einen Spalt öffnete, würden höchstwahrscheinlich ihre gesamten Emotionen hervorquellen und alles um sie herum ertränken.

(Continues…)


Excerpted from "Verliebt bis in die Fingerspitzen"
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