Verarsch mich nicht: Gedankenlesen in der Beziehung

Verarsch mich nicht: Gedankenlesen in der Beziehung

by Gabriel Palacios
Verarsch mich nicht: Gedankenlesen in der Beziehung

Verarsch mich nicht: Gedankenlesen in der Beziehung

by Gabriel Palacios

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Overview

"Gabriel Palacios erklärt einfühlsam und detailliert ein hochsensibles Thema, das wohl jeder von uns kennt. Spannend und kurzweilig wie ein Krimi!" Nele Neuhaus
Gabriel Palacios befasst sich mit den Ängsten, entfremdenden Bedürnissen und unachtsamen Verhaltensweisen, die glücklichen Beziehungen oftmals im Wege stehen. Der Paartherapeut erzählt Geschichten aus seiner Praxis und zeigt auf, wie man sich gezielt vor dem destruktiven Verhalten des Partners schützen kann. Unter anderem beantwortet er folgende Fragen:

Woran erkenne wir Lügen unseres Beziehungspartners und mit welchen gezielten Fragetechniken erhalten wir die reine Wahrheit?
Was können wir tun, damit wir unsere Muster durchberechen, die uns immer dieselben Leute anziehen lassen?
Und wie können wir beschädigtes Vertrauen so aufbauen, dass eine bereichernde Beziehung wieder möglich ist?
Als Gedankenleser und ausgebildeter Hypnosetherapeut widmet sich Gabriel Palacios den universellen Themen Liebe, Beziehung und Verbundenheit nicht nur auf der Kommunikationsebene, sondern auch auf spirituell-psychologischer Ebene, denn diese sollen auch immer dazu dienen, uns zu stärken und den eigenen Wert zu untermalen.


Product Details

ISBN-13: 9783843718660
Publisher: Ullstein Ebooks
Publication date: 10/12/2018
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 240
File size: 7 MB
Language: German

About the Author

Gabriel Palacios, geb. 1989 in Bern/Schweiz, befasste sich bereits seit frühester Kindheit aufgrund eines familiären Schicksalsschlages intensiv mit der Gedankenwelt. Heute verhilft der mehrfache Autor, Gedankenleser und Paartherapeut in seinem Therapiezentrum in Bern, durch öffentliche Veranstaltungen und mit seinen Büchern vielen Menschen zu mehr gedanklicher Freiheit. Bekannt wurde er einem großen Publikum durch seine Teilnahme 2009 an einem internationalen TV-Event über mentale Experimente. Gabriel Palacios berät Unternehmen und Prominente, ist Keynote-Speaker und bildet als Präsident des Verbandes Schweizer Hypnosetherapeuten (VSH) sowie als Lehrtrainer der National Guild of Hypnotists (NGH) Hypnosetherapeuten aus. gabriel-palacios.ch/

Gabriel Palacios, geb. 1989 in Bern/Schweiz, befasste sich bereits seit frühester Kindheit aufgrund eines familiären Schicksalsschlages intensiv mit der Gedankenwelt. Heute verhilft der mehrfache Autor, Gedankenleser und Paartherapeut in seinem Therapiezentrum in Bern, durch öffentliche Veranstaltungen und mit seinen Büchern vielen Menschen zu mehr gedanklicher Freiheit. Bekannt wurde er einem großen Publikum durch seine Teilnahme 2009 an einem internationalen TV-Event über mentale Experimente. Gabriel Palacios berät Unternehmen und Prominente, ist Keynote-Speaker und bildet als Präsident des Verbandes Schweizer Hypnosetherapeuten (VSH) sowie als Lehrtrainer der National Guild of Hypnotists (NGH) Hypnosetherapeuten aus. https://www.gabriel-palacios.ch/

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Die Fragetechniken

Wenn unser Bauchgefühl uns darauf hinweist, dass irgendetwas nicht stimmt, dann sollten wir der Sache nachgehen – mithilfe der Ratio. Denn meist sind wir in diesen Situationen so sehr mit unserem Gefühl beschäftigt, dass wir unbedingt unseren Verstand nutzen sollten. Was der Bauch fühlt, darf der Kopf überprüfen. Und umgekehrt: Was der Kopf zu wissen glaubt, kann der Bauch mittels Gefühl prüfen.

Wenn wir davon ausgehen, dass uns im Regelfall unser Bauchgefühl mitteilt, wenn etwas, was den Beziehungspartner betrifft, eigenartig ist, dann hilft uns die richtige Fragetechnik dabei, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht bauchbezogen zu "denken". Mit der gezielten Fragetechnik und der Aktivierung unseres Verstandes verhindern wir, dass man uns verarscht. Denn im Grunde können wir davon ausgehen, dass die gefühlsbezogene Wahrnehmung immer dominiert. Wenn wir davon ausgehen, dass wir drei elementare Wahrnehmungsorgane haben – abgesehen von unseren fünf Sinnen –, so sprechen wir vom Kopf, vom Bauch und vom Herzen. Der Kopf hat die Aufgabe, zu denken und zu wissen. Der Bauch hat die Aufgabe, zu ahnen und zu spüren. Und das Herz hat die Aufgabe, zu fühlen. Mit dem Bauch und dem Herzen spüren und fühlen wir. Der Kopf muss sich mit seiner rationalen Denkweise also gleich gegen zwei Organe durchsetzen. Deshalb ist es zumindest bei der richtigen Fragetechnik von Bedeutung, einen Moment lang Herz und Bauch außen vor zu lassen.

Wichtig ist auch, dass die Fragetechnik bei unserem Gegenüber offiziell keine zu starke Emotion auslöst – denn die Emotionen des Gegenübers kaschieren den Inhalt der Aussagen. Deshalb solltest du als Fragender stets sehr ruhig und verständnisvoll bleiben, um dem Gegenüber dadurch zu kommunizieren, dass alles okay ist. Solange wir als Fragende ruhig und gelassen bleiben, bleibt es auch unser Gegenüber.

Rückwärts und detailliert

Menschen, die dich belügen, haben zwar eine Vorstellung davon, was sie dir als wahr verkaufen wollen, doch machen sie meist den großen Fehler, dass sie durch ihren selbstsicheren Versuch, ihrer Lüge Glaubwürdigkeit zu vermitteln, einige wichtige Dinge vergessen. So zum Beispiel den Aspekt der sogenannten vierten Dimension: die Zeit. Lügner haben, weil sie das Erlogene nicht wirklich erlebt haben, meist große Mühe, ihre Geschichte rückwärts zu erzählen. Also wenn du dein Gegenüber fragst: "Und was war davor? Was hast du davor gemacht?", dann kannst du womöglich feststellen, dass es für dein Gegenüber schwierig ist, die Geschichte in diese andere Richtung zu erzählen. Es sind ja keine echten Erinnerungen, sondern lediglich ein Gedankenkonstrukt.

Die erlogene Geschichte ist ferner meist nicht präzise ausgearbeitet. Das bedeutet, dass Lügner oft keine Details wiedergeben können, weil sie sich schlichtweg keine Gedanken über Details gemacht haben. Wenn du also dein Gegenüber dazu veranlasst, seine Geschichte hier und da etwas rückwärts zu erzählen, und du dann noch Details erfragst, so wirst du vielleicht für dich die Gewissheit erhalten, ob die Geschichte wirklich wahr oder eben leider erfunden ist.

"Du sagtest ja, dass ..."

Wer viel lügt, der muss nicht nur besonders kreativ, sondern auch ein guter Manager sein. All die Lügen so handzuhaben, dass immer die richtige Person die richtige "Wahrheit" erfährt, kann man schon als Kunst betrachten. Auf den ersten Blick scheint dies auch zu funktionieren, aber über kurz oder lang kann das Konstrukt wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Der Grund hierfür ist schlicht und einfach, dass das Lügenmanagement auf Dauer nicht tragen kann. Meistens sind sich Lügner dessen auch bewusst: Es erfordert enorme Mühe und Energie, um sich nicht zu verraten und stets bei den richtigen Menschen auch die dazugehörige Lüge abzurufen und rüberzubringen. Diesen Schwachpunkt können wir uns im Rahmen dieser Fragetechnik zunutze machen: Wir gehen davon aus, dass unser Gegenüber sich dessen bewusst ist, dass er unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Wahrheiten erzählt hat. Folglich verwirren wir ihn, indem wir ihn plötzlich mit einer Selbstverständlichkeit im Gespräch wissen lassen, dass er uns etwas anderes erzählt hat, als er im Bewusstsein hat. Als ein Beispiel: Unser Gegenüber hat uns gesagt, er sei nach der Arbeit in seiner Stammkneipe gewesen. Diese Aussage glauben wir ihm jedoch nicht; wir glauben, dass er bei einer anderen Frau gewesen ist. Und wir gehen davon aus, dass er, als er noch bei der Arbeit war, seinem Arbeitskollegen etwas anderes erzählt hat. Diesem hat er vielleicht gesagt, er gehe zu einer guten Freundin. Und vielleicht hat er auf dem Hinweg zu seinem Date auch noch mit jemandem telefoniert und dieser Person wiederum eine ganz andere Geschichte erzählt. Deshalb nutzen wir die Gelegenheit und tun so, als hätte uns unser Gegenüber eine leicht abweichende Geschichte erzählt. Das heißt, wir orientieren uns im Grunde an der Wahrheit des Gegenübers, fügen aber eine kleine Änderung hinzu. Wenn uns also, bei unserem Beispiel bleibend, unser Partner gesagt hat, er wäre nach der Arbeit in seiner Stammkneipe gewesen, so sagen wir mit einer Selbstverständlichkeit: "Du sagtest ja, du wärst nicht gleich direkt nach der Arbeit in die Kneipe gegangen ..." Dies funktioniert jedoch nur, wenn unser Partner bereits die Gelegenheit hatte, uns eine gewisse "Wahrheit" zu verklickern und seither etwas Zeit verstrichen ist, sodass er sich womöglich nicht mehr im Detail an seine eigene Geschichte erinnern kann. Auch geht diese Fragetechnik nur dann auf, wenn das Gegenüber sich dessen bewusst ist, dass er sich im Grunde jederzeit verraten kann. Das heißt: Bei Lügen, die er beispielsweise niemandem sonst erzählt hat und folglich weiß, dass es garantiert keine Lecks geben kann, wird die Sache schwieriger werden.

Folgt auf deine Anmerkung nun ein Zögern und ist eine deutliche Unsicherheit beim Gegenüber zu erkennen, so lohnt es sich, an der Sache dranzubleiben. Folgt jedoch eine Antwort im Sinne von: "Was? Aber sicher doch! Ich fuhr direkt nach der Arbeit zur Kneipe! Das kann nicht sein, dass ich so was gesagt habe, weil es nicht so gewesen ist", dann können wir davon ausgehen, dass unser Gegenüber entweder doch die Wahrheit sagt oder er sich eben dessen bewusst ist, dass er sich nicht verraten kann. In diesem Fall müssten wir unserem Gegenüber eingestehen, dass wir uns geirrt haben – um uns selbst wieder aus diesem Testfeld zu schleichen.

Wichtig bei dieser Technik ist, dass wir unsere Testaussage "Du sagtest ja, dass ..." mit ganz ruhiger Stimme und in einer Selbstverständlichkeit vornehmen, um damit dem Gegenüber zu verdeutlichen, dass der Inhalt von uns bereits akzeptiert wurde. Diese Ruhe lädt ein, nicht zu widersprechen. Und falls unsere Vermutung wirklich der Wahrheit entspricht und unser Gegenüber hier nicht widerspricht, so können wir davon ausgehen, dass es mit unserer Vermutung etwas auf sich hat.

Im akzeptablen Bereich

Diese Fragetechnik arbeitet anteilig mit einem Vorwurf. Genauer gesagt wirfst du deinem Gegenüber etwas Schlimmeres vor als das, was du glaubst, was er getan hat. Gleichzeitig signalisierst du ihm, dass du das, was du glaubst, was er getan hat, als harmlos einstufst. Das Vorwerfen darf für dein Gegenüber nicht spürbar sein – er sollte das Gespräch mit dir als angenehm und positiv wahrnehmen.

Wichtig dabei ist, dass du während des gesamten Gesprächs stets verständnisvoll und konstruktiv bleibst. Zeig deinem Gegenüber, dass du das Ziel hast, durch das klärende Gespräch eine schöne, bereinigte Basis zwischen euch zu schaffen – auch dann, wenn du dies nur sagst, um dein Gegenüber zu ködern, dir die Wahrheit zu sagen.

Ein Beispiel: Du vermutest, dass dein Partner heimlich mit einer anderen Frau SMS oder E-Mails austauscht. Konkret würdest du das Gespräch wie folgt beginnen: "Es ist so: Ich möchte mit dir gemeinsam über etwas Bestimmtes reden. Denn ich glaube, dass, wenn wir dies klären und bereinigen, unsere Beziehung richtig aufblühen kann. Es geht darum, dass ich im Grunde ein sehr toleranter Mensch bin, denn ich glaube, dass alle Menschen Fehler machen und dass es keine fehlerfreien Menschen gibt. Ich gehe davon aus, dass eben sogar Fehler in der Beziehung das gemeinsame Verständnis stärken und dass man sich durch Fehler noch besser kennenlernt. Und deshalb könnte ich dir auch so einiges verzeihen – in dem Glauben, dass der Fehler, den ich verzeihe, vieles auch erblühen lässt. Ich würde dir verzeihen, wenn du mit anderen Frauen flirtest oder mit anderen Frauen Nachrichten austauschen würdest. Und es würde mir zwar schwerfallen, ein Fremdgehen zu verzeihen, aber ich würde mein Bestes versuchen. Und genau deshalb rede ich jetzt mit dir – weil ich glaube, dass du ein sexuelles Verhältnis mit einer anderen Frau hast."

Dies zwingt dein Gegenüber zu einer Antwort, zu einer Reaktion. Und wenn dein Gegenüber dir glaubt, dass seine Tat – das Chatten mit anderen Frauen – auch noch in deinem Toleranzbereich liegt, hat er womöglich den Mut, dazu zu stehen, weil er ja gerade erfahren hat, dass selbst eine deutlich schlimmere Tat – eine sexuelle Affäre – noch von dir toleriert werden könnte.

Diese Fragetechnik beruht also auf dem Grundkonzept, dass dem Partner etwas deutlich Schlimmeres vorgeworfen wird, als man glaubt, dass er in Wirklichkeit getan hat. Dabei bindet man die Tat, von der man insgeheim glaubt, dass er sie getan hat, zwar auch ins Gespräch ein, positioniert sie jedoch als sehr harmlos. Dieser Tat schenkt man absichtlich keine Beachtung im Gespräch, weil man dem Gegenüber ja etwas viel Schlimmeres vorwirft. Dessen Unterbewusstsein versteht, dass seine Tat in einem noch akzeptablen Bereich liegt und ihm infolgedessen noch eine Art Puffer zusteht. Er gerät in Versuchung, seine Tat zu gestehen und sich so auch endlich von dieser schweren Last – dem Geheimnis, das er mit sich trägt – zu lösen. Außerdem ist das Gespräch ja so aufgebaut, dass selbst ein Gestehen der ganz schlimmen Tat keine Gefahr darstellen würde, da ihm so viel Toleranz entgegengebracht wird. Zudem scheint dies für dein Gegenüber eine optimale Gelegenheit zu sein, die Beziehung bereinigter und noch tiefer verbunden fortsetzen zu können.

Der Bluff

Wie die Bezeichnung dieser Fragetechnik bereits verrät, basiert diese Technik auf einem Bluff. Das heißt, wir als Fragende geben vor, mehr zu wissen, als es tatsächlich der Fall ist. Die Technik ist im Grunde sehr einfach: Wir konfrontieren unseren Partner damit, dass wir etwas wissen, was er uns vorzuenthalten versucht: zum Beispiel einen Fehler. Und weil wir vorgeben, diesen Fehler sowieso bereits zu kennen, fragen wir ihn auch nicht, ob dies nun wirklich wahr ist. Stattdessen fragen wir ihn nach einem konkreten Detail, das für uns angeblich entscheidend ist. Wichtig dabei ist – weil es eben ein Bluff ist –, dass wir nicht genau sagen, was wir angeblich über seinen Fehler wissen. Als ein Beispiel: Wir ahnen, dass der Partner sich mit einer anderen Person getroffen hat oder fremdgegangen ist. So konfrontieren wir ihn wie folgt: "Mir ist wichtig, dass du weißt, dass jeder Fehler in unserer Beziehung diese auch stärker machen kann. Ich kann viel verzeihen und bin sicher, dass wir aus allen Fehlern irgendetwas lernen können. Und deshalb möchte ich, dass du weißt, dass ich über deinen Fehler Bescheid weiß. Es tat zuerst kurz weh, aber dann habe ich mich gefasst und schaue nun nach vorn. Ich bin mir sicher, dass wir das packen werden. Doch sag mir bitte: War es das erste Mal so in dieser Form oder kam das schon öfters vor? Und bitte belüg mich jetzt nicht – es hat keinen Sinn mehr, es würde alles nur noch schlimmer machen. Sag mir einfach, ob das das erste Mal war oder nicht."

Wenn dein Gegenüber nun einen gewissen Fehler schon öfter begangen hat, so besteht die Möglichkeit, dass er nun die ganze Wahrheit sagt. Es kann auch sein, dass er seine Tat verharmlost und lügt, dass es sei nur einmal vorgekommen sei. Es ist auch möglich, dass er dir nicht seinen schlimmsten Fehler nennt, sondern nur seinen zweitschlimmsten. Wichtig jedoch ist: Es folgt eine Aussage – eine Aussage, die ein Geständnis beinhaltet. Und es ist besser, wir erhalten ein kleines Geständnis als gar keins. Denn auch dies gibt uns Aufschluss über das Gegenüber – darüber, wie unser Gegenüber tickt.

Wichtig ist, dass du, während du bluffst, sehr ruhig und verständnisvoll bleibst, sodass dein Gegenüber den Mut hat, zu seinem Fehler zu stehen.

Der Masochist

Diese sehr eigenartige Fragetechnik beruht auf einem Widerspruch – und zwar ist das Paradoxe an der Technik, dass man vorgibt, das Schlechte sei eigentlich sehr gut. Das Gegenüber traut sich plötzlich, das eigentlich Schlechte zu gestehen.

Wer diese Fragetechnik anwendet, muss ein hohes Maß an Kreativität aufweisen, weil hierfür ein mögliches Fehlverhalten des Gegenübers als sehr positiv und sogar als wünschenswert dargestellt wird. Ein Beispiel: Stell dir vor, dein Beziehungspartner belügt dich. Die Herangehensweise könnte eine Formulierung in folgendem Stil sein: "Mir ist wichtig, dass ich spüre, dass du mich liebst. Und wer wirklich liebt, der hat auch Angst, das Gegenüber zu verlieren. Und aus dieser Angst heraus lügt man mal hier, mal da, um den Menschen, den man liebt, nicht abzuschrecken. Aber in den letzten Monaten tust du so ehrlich, und das macht mir Angst. Denn wenn du mich wirklich liebst, dann hast du mich auch schon belogen. Sag mir doch bitte, wann du mich angelogen hast – es gibt mir die Gewissheit, dass ich dir sehr wichtig bin. So wichtig, dass du Angst bekommen hast, mich dadurch zu verlieren, und du mich deshalb angelogen hast. Bitte beweise mir, dass du mich liebst, und sag mir, was du mir verheimlichst." Diese Technik beruht auf dem Vorgehen, dass man sich selbst womöglich etwas vormacht, indem man in dem Fehler, den man beim Gegenüber vermutet, etwas Positives sucht, um so das Gegenüber dazu zu veranlassen, ambitioniert zu sein, es zu sagen. Zugleich hat diese Technik aber auch einen wundervollen Mehrwert: Sie lehrt uns, immer und überall das Positive zu sehen. Und es würde mich nicht wundern, wenn plötzlich im Gespräch beim Fragenden selbst eine innere Ruhe und Gelassenheit einkehrte, während er dem Gegenüber aufzuzeigen versucht, weshalb der vermeintliche Fehler sogar sehr positiv sei.

CHAPTER 2

Die vier Lügnertypen

Uns vor Verletzungen und Enttäuschungen zu schützen, ist ein Zeichen an uns selbst, dass wir uns wichtig sind. Es ist ein Zeichen der Selbstliebe. Und aus Liebe zu uns selbst ist es wichtig, immer wieder die wunderbare Erfahrung zu machen, sich einfach so geschehen lassen zu dürfen; sich fallen lassen zu können, in die Arme des Beziehungspartners. Einfach vertrauen zu dürfen, ohne ständig hinterfragen zu müssen, ob das Gesagte wohl der Wahrheit entspricht oder nicht. Es gibt kaum etwas Gefährlicheres für eine Beziehung als ein stetes Misstrauen. Misstrauen wirkt wie Gift für die Beziehung; und doch kann es dich vor Verletzungen schützen und dich somit schonen.

Stellen wir uns das Misstrauen als einen riesigen Schutzanzug vor, den wir tragen. Solange wir diesen Anzug tragen, können wir uns vom Partner nicht mehr so wie emotional berühren lassen. Gestreichelt zu werden fühlt sich taub an; Kuscheln fühlt sich fremd an. Und Liebkosungen sind so, wie wir uns danach sehnen, nicht möglich. Zugleich kann uns ein Schutzanzug im richtigen Augenblick vor Verletzungen bewahren, die uns ein Leben lang begleiten könnten; die uns hindern würden, jemals wieder so rasch und so tief zu vertrauen, wie wir es einst konnten.

Wobei es weniger die physischen oder materiellen Verletzungen sind, die wirklich lange Zeit wehtun, als vielmehr die psychischen, die Verletzungen unserer Gefühle. Worte, die man nachts vor dem Einschlafen immer und immer wieder hört; die schmerzhaften Gedanken, die uns in einer Endlosschleife beschäftigen; oder das Gefühl, nicht genügen zu können, das man uns spüren ließ.

Es sind die seelischen Verletzungen, die Misstrauen schaffen. Das Misstrauen wollten wir eigentlich nie in unserem Leben haben und schon gar nicht, dass es sich mit jeder erneuten Verletzung wie ein Programm in uns manifestiert. Das Programm beginnt mit der Zeit, ganz von selbst zu laufen.

Um zu verhindern, dass wir durch Lügner verletzt werden, brauchen wir eine Technik, mit der wir sie als solche entlarven – noch bevor sie nachhaltigen Schaden anrichten. Deshalb stelle ich dir im Folgenden vier Lügnertypen vor: das Rhinozeros, das Reh, das Chamäleon und die Schlange.

Das Rhinozeros

Dieser Lügnertypus verfährt in puncto Lügen nach der Maßgabe "mit dem Kopf durch die Wand". Menschen, die dem Typus des Rhinozeros zuzuordnen sind, glauben, dass sie dann am glaubwürdigsten wirken, wenn sie alle Skeptiker und Kritiker ganz einfach überrennen. In der Art, wie es ein Nashorn auch tut: mit der Waffe voran – dem Horn auf der Nase – einfach alle potenziellen Gefahrenquellen rammen und ausschalten. Während dieses Akts ist sich das Rhinozeros seiner Kraft bewusst und zweifelt nicht eine Sekunde an der Richtigkeit seines Handelns.

(Continues…)


Excerpted from "Verarsch mich nicht"
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Table of Contents

Über das Buch/ Über den Autor,
Titel,
Impressum,
Brief an die Liebe,
Verbundenheit,
Ich,
Das Verhör,
Die Lüge,
Die Fragetechniken,
Die vier Lügnertypen,
Unsere Werte,
Der Manipulator,
Unehrliche Kommunikation,
Notorische Lügner,
Die offene Kühlschranktür,
Der unbewusste Magnet,
Von den Horizontalen und den Vertikalen,
Vergebung in der Beziehung,
Kompensation,

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