Starke Abwehr - Unser Immunsystem. Ein medizinisches Wunder und seine Grenzen.

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eBook1. Auflage (1. Auflage)

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Overview

Ein Krebspatient im Endstadium springt dem Tod von der Schippe, ein HIV-Patient gilt als medizinisches Wunder, und zwei Frauen müssen damit leben, dass sich ihr eigener Körper gegen sie wendet. Unser Immunsystem ist unser körpereigenes Verteidigungssystem, der Schlüssel zur unserer Gesundheit – und Entscheider über Leben und Tod.
Matt Richtel, Bestsellerautor und Pulitzer-Preis-Träger, nimmt uns mit auf eine spannende Reise in die Welt der Wissenschaft und ihrer neuesten Erkenntnisse: Wieso erkranken weltweit immer mehr Menschen an Autoimmunerkrankungen? Worin liegt der bahnbrechende Erfolg der Immuntherapie? Was ist das Mikrobiom? Und was passiert, wenn die körpereigene Abwehr nicht mehr funktioniert?
Vom Glück, gesund zu sein und vom Kampf gegen tödliche Krankheiten – Matt Richtel schreibt über unser Immunsystem so spannend wie über einen Kriminalfall.

»Eine spannende Reise in die Welt der Wissenschaft!« Buch aktuell


Product Details

ISBN-13: 9783959678957
Publisher: HarperCollins Publishers
Publication date: 11/08/2019
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 448
File size: 4 MB
Language: German

About the Author

Matt Richtel ist amerikanischer Journalist und Bestsellerautor. Er schreibt für die New York Times und erhielt für seine Reportage über Ablenkung beim Autofahren den Pulitzer Preis. Sein Buch »Deadly Wandering« – die Geschichte eines Teenagers, der zwei Menschen überfuhr, weil er beim Fahren Textnachrichten in sein Handy tippte – wurde zum Bestseller. Matt Richtel lebt mit seiner Familie in San Francisco. www.mattrichtel.com

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Enge Bindungen

Jason Greenstein saß schweigend auf dem Beifahrersitz eines Ford Windstar. Es war Freitag, der 13. März 2015, ein grauer Tag. Jason war unterwegs, um ein Wunder zu erleben, und er legte die Strecke so zurück, wie er es gewohnt war – umgeben von Müll.

Sein silberfarbener Kombi glich einem Schrotthaufen auf Rädern. Die Heizung hustete und spuckte und funktionierte offenbar nur, wenn es draußen warm war, also wenn man sie nicht brauchte. Die Hecktür klemmte. Auf dem Armaturenbrett leuchteten diverse Lichter auf und warnten vor Fehlern in der Elektronik, die von Jason aber ignoriert wurden. Und aus den Ablagefächern quollen Straßenkarten und Atlanten, wenn sie nicht gar auf dem Boden lagen.

Hinzu kam der durchdringende Geruch. Er stammte von dem 20-Liter-Benzinkanister, den Jason für den Notfall hinten im Wagen verstaut hatte, und von dem im Auto angesammelten fettgetränkten Einwickelpapier unzähliger Mahlzeiten aus dem Schnellimbiss – vor allem von den Hotdogs aus dem 7Eleven, die Jason zwar als »Teufelszeug« und »eklig« bezeichnete, denen er aber in der Regel nicht widerstehen konnte.

Wenn Jason zu einer seiner Verkaufstouren über Land fuhr, schlief er manchmal hinten im Auto. Dann rollte er sich auf einem fleckenübersäten orangefarbenen Perserteppich zusammen, und sein Kopf kam neben dem Benzinkanister zum Liegen. Hin und wieder schlief er sogar auf den Kartons mit dem glitzernden, mit Strasssteinen besetzten Tand, den er an Casinos in der Provinz verkaufte, die sie als Werbegeschenke bereithielten.

Jason war siebenundvierzig, hatte seinen Bachelor an einer Elite-Uni und anschließend den Master in Wirtschaftswissenschaften und Jura gemacht; akademische Titel flößten ihm aber weder besonderes Vertrauen noch Respekt ein. Er hangelte sich von einem unternehmerischen Projekt zum nächsten, von einem Abenteuer zum andern. Nie war er glücklicher, als wenn er am Steuer seines Ford saß, eine Prise Skoal-Kautabak eingeschoben hatte und wenn, während Bruce Springsteen lief oder Songs eines lokalen Rundfunksenders aus dem Radio dröhnten, am Horizont eine neue Stadt in Sicht kam. Jason folgte dem Prinzip entdecken, erforschen, den eigenen Weg gehen. Er lebte den Traum der amerikanischen Siedler, und der Kombi war sein Planwagen.

»Wenn mir etwas zustoßen sollte, musst du dich bitte um den Kombi kümmern. Hast du gehört, Ma?« Das Verhältnis von Jason zu Catherine, seiner Mutter, pendelte zwischen liebevoller Verehrung bis zu passiv-aggressiven Konflikten mit Wortgefechten, die derart brutal unter die Gürtellinie gingen, dass Arthur Miller seine Freude daran gehabt hätte.

Jetzt saß Jason auf dem Beifahrersitz, und Beth, seine Freundin, fuhr. Er war im Begriff, einen derart unkonventionellen Schritt zu tun, wie er ihn sich nicht einmal selbst hätte ausdenken können. Er wollte ein medizinisches Wunder erleben und damit zum Aushängeschild werden, wie er es nannte, für eine Wunder wirkende neue Krebstherapie. Jason war entschlossen, dem Tod von der Schippe zu springen, obwohl er am Abgrund stand und mit einem Fuß bereits über dem Nichts schwebte.

Jason hatte Krebs. Die Krankheit war im Endstadium und nach allen rationalen Einschätzungen nicht mehr heilbar.

In seinen Lungen und auf der linken hinteren Körperhälfte hatte sich ein vierzehnpfündiger Tumor des Hodgkin-Lymphoms ausgebreitet, der seinen Umfang im Abstand einiger Wochen jeweils verdoppelt hatte. Jasons vierjährige Behandlung mit Chemo- und Strahlentherapie hatte, abgesehen von kurzen Verschnaufpausen, kaum etwas bewirkt, obwohl man diesem Krebsleiden allgemein gute Heilungschancen zuschreibt. Die Ärzte hatten alles versucht, einige Medikamente in erhöhter Dosierung oder in Kombination eingesetzt, was oft mit brutalen Nebenwirkungen verbunden gewesen war. Doch das bösartige Zellwachstum war stets zurückgekehrt. Mittlerweile hatte sich eine Schwellung gebildet, die sich deutlich auf Jasons Rücken abzeichnete, sodass Beth ihn liebevoll »Quasimodo« nannte. Da der Tumor auf seinen Ellennerv drückte, litt Jason unter schrecklichen Schmerzen und konnte seine linke Hand nicht mehr bewegen, die geschwollen war und wie ein Fleischklumpen aussah.

Dieses letzte Symptom empfand ich vor allem deshalb als so grausam, weil Jason in seiner Jugend – in unserer Jugend – ein hervorragender Sportler, ein gerissener, zäher, pfeilschneller Linkshänder gewesen war. Obwohl er nicht gerade zu den Größten gehörte, spielte er Baseball und Basketball in der Spitzenliga Colorados, denn er konnte springen wie eine Antilope mit Froschbeinen. Hinzu kam sein Aussehen: Mit den dunklen Haaren und Augen, seinem breiten Lächeln und seiner halb italienischen und halb jüdischen Herkunft war er der Inbegriff des amerikanischen Schmelztiegels und wirkte auf Mädchen einfach unwiderstehlich. Unvergesslich ist für mich sein explosionsartiges Lachen in den höchsten Tonlagen. Oft lachte er sich über die eigenen Witze kaputt, was einfach nur ansteckend wirkte.

Auf der Straße von Denver nach Boulder stach plötzlich die Sonne durch die Wolken, als könnte sich der März nicht zwischen Frühling und Winter entscheiden. Jason war in sich zusammengesunken. Weil er auf den schmerzenden Schwellungen nichts anderes ertragen konnte, hatte er locker sitzende graue Trainingshosen, Leinenschuhe und ein Flanellhemd angezogen. Selbst seine Füße waren geschwollen. Der Krebs hatte Jason nichts von seinen Begleiterscheinungen erspart. Sein Onkologe hatte Jason den Spitznamen »Steel Bull« gegeben, weil er eisern alle ihm vorgeschriebenen Behandlungen ertrug und oft noch einen Scherz oder ein Lächeln auf den Lippen hatte.

Doch am vergangenen Montag hatte sein Onkologe Jasons Todesurteil gesprochen. Nach der Untersuchung des Tumor-Wachstums hatte ihm der Arzt unter Tränen erklärt, sie seien am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt. Man hätte an ihm alle Behandlungsformen ausprobiert, ihm alle verfügbaren Medikamentencocktails verabreicht, und doch sei stets der Krebs mit voller Kraft zurückgekehrt. Nun sei es an der Zeit, die Waffen zu strecken.

Nach der Konsultation schrieb der Arzt auf das Patientenblatt, es sei »trotz der emotionalen Belastung wohl das Vernünftigste, für Mr. Greenstein die Versorgung in einem Hospiz« zu erwägen. Und er organisierte ein Treffen mit Jasons Angehörigen zur Vorbereitung der Palliativbetreuung.

»Jede zusätzliche therapeutische Maßnahme«, schrieb der Arzt, »wird sich eher schädigend als nützlich auswirken« und sei keinesfalls angebracht, »es sei denn, er erlebt eine Spontanheilung«.

Beth lenkte den Wagen durch das gutbürgerliche Wohnviertel, in dem das St. Luke's Medical Center in Denver angesiedelt ist. Normalerweise plauderte Jason für sein Leben gern, doch diesmal war er ausgesprochen einsilbig.

Nachdem Beth den Wagen geparkt hatte, stützte sie Jason auf dem Weg zum Aufzug, und sie fuhren in den zweiten Stock. Jason hatte viele Stunden seines Lebens in der Onkologie dieses Krankenhauses verbracht, in einem schuhschachtelgroßen Zimmer auf einem der sperrigen braunen Liegesessel ausgestreckt, während er die ihm verschriebene Infusion mit der aggressiven Chemotherapie bekam. Nicht so an diesem Tag.

Jason ließ sich vorsichtig auf die Liege gleiten. Eine Krankenschwester befestigte den Infusionsschlauch an dem Port in seiner Brust. Zunächst ließ sie Kochsalzlösung hineinfließen, um die Reinheit des Zugangs sicherzustellen, dann gab sie ihm zur Beruhigung ein Antihistamin. Schließlich ersetzte sie den Infusionsbeutel durch einen anderen, der ebenfalls eine klare Lösung enthielt. Allerdings handelte es sich um etwas völlig Neues.

Krebs gehört weltweit zu den führenden Todesursachen. Allerdings geht es hier nicht um Krebs. Auch nicht um Herzoder Atemwegserkrankung, um Unfälle, Schlaganfall, Alzheimer, Diabetes, Grippe oder Lungenentzündung, Nierenversagen oder Aids. Sie alle können uns krank machen und zum Tod führen. Dieses Buch aber befasst sich nicht mit konkreten Krankheiten oder Verletzungen, sondern ganz allgemein mit der außergewöhnlichen Kraft, die sich ihnen entgegenstemmt. Diese Kraft ist das Bindeglied, der Leim, der Gesundheit und Wohlbefinden eines Menschen in seiner Gesamtheit zusammenhält. Es ist ein Buch über das Immunsystem.

Es erzählt von den erstaunlichen Erkenntnissen über das Immunsystem, die vor allem in den letzten siebzig Jahren gewonnen wurden, und von seiner Wirkungsweise in praktisch jedem Bereich unserer Gesundheit. Wenn ein Kratzer oder Schnitt den Schutzschild unserer Haut – so etwas wie die erste Verteidigungslinie – durchbricht, tritt das Immunsystem in Aktion. Immunzellen strömen in die Wunde, bilden neues Gewebe oder heilen die durch Kratzer oder Schnitte entstandenen inneren Schäden, sie versorgen Bisse und Verbrennungen. Ein komplexes Zellnetzwerk greift alle Erkältungsviren an, mit denen wir zwei-, dreimal im Jahr konfrontiert sind, es überwacht die zahllosen malignen Einflüsse, von denen uns Krebs droht, hält Viren wie die des Herpes in Schach, die sich in vielen Menschen angesiedelt haben, und befasst sich mit den jährlich auftretenden hundertmillionenfachen Fällen von Lebensmittelvergiftung. Und in den letzten Jahren hat sich abgezeichnet, wie wichtig die Rolle des Immunsystems sogar in der Funktionsweise unseres Gehirns ist, da die ihm eigenen Abwehrzellen dieses Organ von geschädigten oder abgestorbenen Zellen reinigen und so seine neurologische Gesundheit sichern.

Ununterbrochen, aber von uns unbemerkt, hält das Immunsystem Wache; es ist im sprichwörtlichen Sinne unser »Bodyguard«. Und jene Funktionen, die unsere Gesundheit sichern, bestimmen anscheinend auch derart entscheidende Prozesse wie unsere Partnerwahl – indem sie dazu beitragen, inzestuöse Verbindungen zu verhindern, die sich schädigend auf die Gesundheit und das Überleben unserer Spezies auswirken könnten.

Zur Beschreibung des Immunsystems werden oft Begriffe herangezogen, die an Kriegsführung erinnern: Es mobilisiert unsere inneren Abwehrkräfte gegen eine böse Krankheit mithilfe mächtiger Zellen, die mit der Fähigkeit zu Überwachung und Spionage, zu chirurgisch gezielten Attacken und kerntechnischen Angriffen ausgestattet sind. Dehnt man diese Begrifflichkeit aus, heuert das Verteidigungsnetzwerk zudem auch verdeckte, mit Selbstmordpillen ausgerüstete Agenten an und ist angeschlossen an ein hochkomplexes und reaktionsschnelles Telekommunikationsnetz, das weltweit seinesgleichen sucht. Das Abwehrsystem erfreut sich außerdem einer Stellung, die im Verhältnis zu allen anderen Bereichen der menschlichen Biologie geradezu einzigartig ist. Es strömt ungehindert im Innern des Körpers umher und bewegt sich durch Organsysteme hindurch und über sie hinweg. Wie die Polizei während eines Ausnahmezustands konzentriert es sich auf Bedrohungen und hindert sie an ihrem schädlichen und tödlichen Wirken; es erkennt fehlerfrei bis zu einer Milliarde von außen stammender Gefährdungen – auch solche, die von der Wissenschaft noch gar nicht beschrieben worden sind.

Doch die Kriegsmetapher führt in die Irre; sie ist unvollständig und womöglich sogar grundfalsch. Unser Immunsystem ist keine Kriegsmaschine, sondern widmet sich der Erhaltung des Friedens und bemüht sich mehr als alles andere um die Erzeugung von Harmonie.

Welch außerordentlich komplexe Herausforderung, betrachtet man das lärmende Fest des Lebens! In unserem Körper tobt eine wüste Party, eine turbulente, rauschende Feier, besucht von den Milliarden von Zellen, aus denen wir bestehen: Gewebezellen und Blutzellen, Proteine und Moleküle, Mikroben und, ja, Bakterien. Fast die Hälfte unserer Zellen sind – größtenteils im Darm angesiedelte – Bakterien. Das Immunsystem hat die Aufgabe, durch diese wilde Party zu streifen, auf Störenfriede zu achten und sie – und das ist der entscheidende Punkt – hinauszuwerfen, ohne dass andere Zellen dabei nennenswerten Schaden nehmen.

Allerdings wird dem Immunsystem der Job als Friedensstifter dadurch erschwert, dass die Membran unseres Körpers ausgesprochen porös ist und nahezu jeder Organismus, der es darauf abgesehen hat, in ihn eindringen kann. Heute behaupten einige, dass manche dieser Mikroben nicht bedrohlich, sondern sogar nützlich sind. Unsere Gesundheit beruht auf dem harmonischen Zusammenwirken einer Vielzahl von Bakterien. Wenn wir Antibiotika einnehmen, uns mit bakterizider Seife waschen oder mit Giftstoffen in Berührung kommen, die unsere Darmflora beeinträchtigen, schädigen wir unter Umständen Bakterien, die für den wirksamen Einsatz unseres Immunsystems unerlässlich sind.

Umgekehrt kann das Immunsystem ganz von selbst überhitzen und so wild agieren, dass es ebenso gefährlich wird wie jede von außen eingeschleppte Krankheit. Dann kommt es zur sogenannten Autoimmunität, einem Leiden, das immer weiter um sich greift. Nach einigen Schätzungen sind es bis zu 75 Prozent Frauen, die Gelenkrheumatismus, Lupus, Morbus Crohn oder ein Reizdarmsyndrom haben – und jede dieser Erkrankungen ist schrecklich, belastend und schwer zu diagnostizieren. Autoimmunität in ihren verschiedenen Formen ist (nach Herz-Kreislauf-Störungen und Krebs) die dritthäufigste Erkrankung in den Vereinigten Staaten. Diabetes, das in den USA die meisten Opfer fordert, entsteht, wenn das Immunsystem die Bauchspeicheldrüse angreift.

In den letzten Jahrzehnten brachte die Forschung noch eine weitere entscheidende Eigenschaft des Immunsystems zutage: Es lässt sich übertölpeln. Wenn sich eine Krankheit einnistet, zu wachsen beginnt und sich ausbreitet, überlistet sie unsere Abwehr, indem sie ihr vorgaukelt, sie sei letztlich gar nicht so schlimm. So bringt sie das gesamte Abwehrnetz dazu, ihr Wachstum zu unterstützen. Wie es im Fall von Jason geschehen war.

Der Krebs führte Jasons starke Abwehr ganz gemein hinters Licht. Er vereinnahmte Jasons Kommunikationskanäle und wies die Soldaten seines Körpers an, untätig zu bleiben. Dann benutzte er Jasons Immunsystem, um sich selbst, also den Krebs, so zu schützen, wie es gewöhnlich nur kostbarem, gesundem neuen Gewebe vorbehalten ist. Dieser Prozess hätte sich beschleunigt und Jason geradewegs ins Grab geführt.

Doch als man an jenem denkwürdigen Freitag, dem 13., die klare Flüssigkeit in Jasons Blutbahn tropfen ließ, wollte man den Prozess wieder umkehren. Sie sollte sein Immunsystem zum Kämpfen anregen. Jason gehörte zu den ersten fünfzig Patienten, an denen eine der größten Errungenschaften in der Geschichte der Medizin getestet wurde, mit der die moderne Forschung einem der hartnäckigsten und wirksamsten Tötungsmechanismen entgegentritt, die das Pantheon der Krankheiten zu bieten hat.

Als sich abzeichnete, dass Jason eventuell als Beispiel für einen bemerkenswerten Wendepunkt in der Medizin dienen würde, griff ich zur Feder.

Als New-York-Times-Journalist, aber auch als Jasons Freund, machte ich mich auf, um mehr über das Immunsystem zu erfahren. Ich wollte herausfinden, wie wir so weit gekommen sind, dass wir in das Immunsystem eingreifen können, und welche Konsequenzen das hat. Dabei stieß ich auf eine Geschichte mit wissenschaftlichen Helden und Entdeckungen, deren Faden in Großbritannien begann und sich – da die Forscher sich stets auf die hart erarbeiteten Erkenntnisse ihrer Vorgänger stützten – über Europa, Russland, Japan und die Vereinigten Staaten um die ganze Welt spann. Meine Einblicke in all die entscheidenden Momente und Schlussfolgerungen, persönliche Erfahrungen und wissenschaftliche Aha-Erlebnisse machen aus diesem Buch weniger ein Lehrstück als eine Erzählung. Sie handelt von der Funktionsweise des Immunsystems und seiner praktischen Bedeutung für unsere Gesundheit – für den Schlaf, für die Fitness, für Ernährung, Alter und Demenz.

Außerdem geht es darin um Jason und um drei weitere Menschen mit einer aufsehenerregenden medizinischen Geschichte: Bob Hoff, der ein wahrlich außergewöhnliches Immunsystem besitzt, und Linda Segre und Meredith Branscombe, die standhaft gegen einen unsichtbaren Killer ankämpfen: ihr eigenes hyperaktives Immunsystem.

Wie Jason markieren sie einen entscheidenden Augenblick in der Geschichte der Forschung, die Dämmerung einer neuen Ära mit einer Fülle von Erkenntnissen, die, nach Einschätzung von Experten, auf einer Stufe mit den größten Errungenschaften der Menschheit stehen.

Die neuen Entdeckungen seien »ebenso bedeutsam wie die Entdeckung der Antibiotika«, erklärte Dr. John Timmermann von der University of California, der mit seinen Forschungen zum Immunsystem wegweisend gewesen ist. Wenn es darum gehe, einen Wirt von Krankheiten zu bekämpfen, die sowohl Lebensqualität als auch Lebensdauer beeinflussen, sei unsere Situation »gegenwärtig vergleichbar mit Apollo 11. Der Adler ist gelandet.«

(Continues…)


Excerpted from "Starke Abwehr - Unser Immunsystem"
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Copyright © 2019 Matt Richtel.
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