Schatten über dem Odenwald: Alexandra Königs zweiter Fall

Alexandra König ermittelt wieder
Endlich Urlaub! Nachdem Alex zu Kommissar Tom Brugger nach Beerfelden gezogen ist, kämpfen die beiden mit den Tücken des Zusammenlebens. Zusätzlich muss Tom einen neuen Fall übernehmen. Ein Auto ist auf Burg Breuberg den Hang hinuntergestürzt und es gibt eine Leiche. Es stellt sich jedoch heraus, dass die Kopfverletzung des Toten nicht durch den vermeintlichen Unfall entstanden ist. Alex' Neugier ist geweckt und sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Unterstützt wird sie dabei von ihren Freunden Hedi und Herbert, die für ein paar Wochen zu Besuch gekommen sind. Tom ist davon alles andere als begeistert. Vor allem, als Alex in die Schusslinie des Mörders gerät …
Von Susanne Roßbach sind in der Alexandra-König-Reihe bei Midnight erschienen:
Der Tote vom Odenwald (Fall 1)
Schatten über dem Odenwald (Fall 2)
Rache im Odenwald (Fall 3)

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Schatten über dem Odenwald: Alexandra Königs zweiter Fall

Alexandra König ermittelt wieder
Endlich Urlaub! Nachdem Alex zu Kommissar Tom Brugger nach Beerfelden gezogen ist, kämpfen die beiden mit den Tücken des Zusammenlebens. Zusätzlich muss Tom einen neuen Fall übernehmen. Ein Auto ist auf Burg Breuberg den Hang hinuntergestürzt und es gibt eine Leiche. Es stellt sich jedoch heraus, dass die Kopfverletzung des Toten nicht durch den vermeintlichen Unfall entstanden ist. Alex' Neugier ist geweckt und sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Unterstützt wird sie dabei von ihren Freunden Hedi und Herbert, die für ein paar Wochen zu Besuch gekommen sind. Tom ist davon alles andere als begeistert. Vor allem, als Alex in die Schusslinie des Mörders gerät …
Von Susanne Roßbach sind in der Alexandra-König-Reihe bei Midnight erschienen:
Der Tote vom Odenwald (Fall 1)
Schatten über dem Odenwald (Fall 2)
Rache im Odenwald (Fall 3)

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Schatten über dem Odenwald: Alexandra Königs zweiter Fall

Schatten über dem Odenwald: Alexandra Königs zweiter Fall

by Susanne Roßbach
Schatten über dem Odenwald: Alexandra Königs zweiter Fall

Schatten über dem Odenwald: Alexandra Königs zweiter Fall

by Susanne Roßbach

eBook1. Auflage (1. Auflage)

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Alexandra König ermittelt wieder
Endlich Urlaub! Nachdem Alex zu Kommissar Tom Brugger nach Beerfelden gezogen ist, kämpfen die beiden mit den Tücken des Zusammenlebens. Zusätzlich muss Tom einen neuen Fall übernehmen. Ein Auto ist auf Burg Breuberg den Hang hinuntergestürzt und es gibt eine Leiche. Es stellt sich jedoch heraus, dass die Kopfverletzung des Toten nicht durch den vermeintlichen Unfall entstanden ist. Alex' Neugier ist geweckt und sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Unterstützt wird sie dabei von ihren Freunden Hedi und Herbert, die für ein paar Wochen zu Besuch gekommen sind. Tom ist davon alles andere als begeistert. Vor allem, als Alex in die Schusslinie des Mörders gerät …
Von Susanne Roßbach sind in der Alexandra-König-Reihe bei Midnight erschienen:
Der Tote vom Odenwald (Fall 1)
Schatten über dem Odenwald (Fall 2)
Rache im Odenwald (Fall 3)


Product Details

ISBN-13: 9783958191594
Publisher: Midnight
Publication date: 08/06/2018
Series: Alexandra König ermittelt , #2
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 296
File size: 3 MB
Language: German

About the Author

Susanne Roßbach, geboren 1966, ist Diplom-Betriebswirtin und Diplom-Psychologin und arbeitet als Senior Business Analystin in einer Großbank. Eine ihrer großen Leidenschaften ist das Schreiben von Romanen. Sie bereiste halb Europa, Nordafrika, war mehrmals in den USA und in Japan. Heute lebt sie im Süden Frankfurts und widmet sich in ihrer Freizeit ihrem Pferd und ihren Büchern.

Susanne Roßbach, geboren 1966, ist Diplom-Betriebswirtin und Diplom-Psychologin und arbeitet als Senior Business Analystin in einer Großbank. Eine ihrer großen Leidenschaften ist das Schreiben von Romanen. Sie bereiste halb Europa, Nordafrika, war mehrmals in den USA und in Japan. Heute lebt sie im Süden Frankfurts und widmet sich in ihrer Freizeit ihrem Pferd und ihren Büchern.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Ich hielt das Corpus Delicti mit spitzen Fingern in die Höhe. Der Gestank war kaum auszuhalten. Eine tote Ratte konnte nicht übler riechen. Optisch lag es irgendwo zwischen getrocknetem Hundedurchfall und ausgewürgtem Katzenmageninhalt. Das Schlimme daran war, dass es einmal zu einem Menschen gehört hatte, noch dazu zu dem Menschen, den ich über alles liebte.

»Tom?«

Keine Reaktion.

»Tohom!«

Aus dem Wohnzimmer kam ein leises »Hm?«.

»Es wäre schön, wenn du deine Socken nicht immer so zusammengeknäult in die Wäsche schmeißen würdest. Es ist kein Vergnügen, sie in ihre ursprüngliche Form bringen zu müssen, bevor man sie waschen kann.«

»Mhm.«

Ich ließ die stinkende Socke in den Wäschekorb fallen und schaute durch die offene Badezimmertür ins Wohnzimmer. Tom saß in der praktisch gleichen Haltung wie schon den gesamten Abend am Couchtisch, über seine Arbeitsunterlagen gebeugt. Er sah bekümmert aus, wie bereits seit ein paar Tagen. Unter seinen Augen waren leichte dunkle Ringe zu erkennen, und auf seiner Stirn hatten sich Sorgenfalten breitgemacht. Ich stand auf und ging zu ihm hinüber.

»Hast du mir überhaupt zugehört?« Ich setzte mich neben ihn.

Tom schob die Fotos rasch zusammen und versuchte dabei, es so aussehen zu lassen, als ob er es nicht wegen mir täte. Ich wusste, dass in seinem aktuellen Fall ein wohlhabender Erbacher Unternehmer seine Frau erwürgt hatte, jedoch hatte der Mann die Tat gestanden, und bisher schien Tom sich deswegen keine Sorgen um die Aufklärung gemacht zu haben. Heute Abend allerdings wirkte er sehr bedrückt.

Tom schob die Fotos in die Aktenmappe. »Die Botschaft ist angekommen ... Ich habe mal gelesen, dass Männer nur deswegen das Zusammenleben mit einer Frau ertragen, weil sie dafür ständig verfügbaren Sex bekommen.« Er sah mich spöttisch von der Seite an.

»Was glaubst du denn, weshalb ich mit dir zusammengezogen bin?«, gab ich zurück und legte meinen Arm um ihn.

Tom rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht, dann lehnte er sich zurück und legte den Arm um meine Schultern. »War nur Spaß.« Er versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln, aber es gelang ihm nicht so richtig.

»Was schaust du dir denn da an?«, fragte ich. Ich wollte mich langsam vortasten und zeigte betont lässig auf die Aktenmappe.

Tom tat ebenfalls entspannt. »Fotos von einer nackten Frau.« Er grinste. »Nichts für dich.«

»Aha.« Ich wartete.

Tom atmete tief aus und schaute auf den Tisch. »Du musst dich nicht mit meinen Problemen belasten.« Er sah zu mir rüber und lächelte kurz. »Morgen hab ich ein Gespräch mit Rainer Linke deswegen.« Tom tätschelte meine Hand. »Er wird mich vermutlich einmal kräftig abbürsten, und damit ist mein Problem quasi erledigt.«

»Mit deinem Chef, dem Polizeidirektor? Das ist doch dieser gut aussehende Dunkelhaarige mit den vielen Abzeichen auf den Schulterklappen, oder? Ziemlich niedlich. Den hab ich schon ein paar Mal gesehen, wenn ich dich von der Arbeit abgeholt habe. Der macht doch einen ganz netten Eindruck.«

»Rainer ist in Ordnung, aber es gibt Vorkommnisse, bei denen für jeden der Spaß aufhört.« Tom starrte auf die Aktenmappe. Dann sah er mich an. »Wieso findest du Rainer niedlich, der ist doch fast so groß wie ich?«

»Wieso sollten große Männer nicht niedlich sein können?«

»Na ja, wenn du zum Beispiel Günter niedlich finden würdest, das wäre für mich eher nachvollziehbar.«

»Ich fürchte, du bist eben doch nicht der große Frauenversteher, für den du dich hältst.«

Tom antwortete nicht, sondern strich mit seinen Fingern zärtlich über meinen Hals. Dann griff er mir leicht ans Kinn und sah mich dabei eindringlich an. »Und jetzt gehe ich erst pinkeln, und danach fummle ich die verknäulten Socken wieder auseinander. Vielleicht kann ich dadurch meinen Niedlichkeitsfaktor in deinen Augen steigern.« Er warf noch einmal einen kurzen Blick auf die Aktenmappe und verschwand ins Bad.

»Mit dem Pinkeln oder mit den Socken?«, rief ich ihm hinterher und kicherte.

Vor mir lag die Aktenmappe. Tom und ich kannten uns mittlerweile ziemlich gut, und ich war nicht blöd. Ich legte meinen rechten Arm über den Sofarücken und setzte ein entspanntes Gesicht auf. In der Tat wurde die Badtür plötzlich wieder aufgerissen, und Tom steckte seinen Kopf hindurch. Nur für den Bruchteil einer Sekunde streifte er mit den Augen die Aktenmappe, dann sah er auf mich. »Ich mache dann auch gleich die Waschmaschine fertig.«

»Alles klar.« Ich lächelte ihn an. So schlau wie du bin ich schon lange, mein Lieber!

Er schloss tatsächlich die Badtür ab, und ich stürzte mich sofort auf die Aktenmappe. Ob Tom wirklich irgendwelche anzüglichen Fotos besaß, die er in seinen Arbeitsunterlagen versteckt hatte? So hatte ich ihn bisher nicht eingeschätzt, aber man konnte nie wissen! Gespannt zog ich den Inhalt der Mappe heraus.

Ich starrte auf eine Frau, die mich ihrerseits mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Sofort überfiel mich Reue für meine dummen Unterstellungen. Die Frau war zwar wahrhaftig nackt, aber das war es nicht, was meinen Blick anzog. Vielmehr ihre blutunterlaufenen, schrecklich weit aufgerissenen Augen. Die Würgemale an ihrem Hals waren nicht zu übersehen. Schockiert schaute ich auf die Badezimmertür. Zugegebenermaßen konnte ich jetzt verstehen, warum Tom dieses Foto vor mir hatte verbergen wollen. Aber da musste ich jetzt durch. Für Tom handelte es sich hier um die soundsovielte Leiche seiner Karriere; das konnte unmöglich der Grund für seine gedrückte Stimmung sein. Es musste noch etwas anderes an diesem Fall geben, was Tom Probleme bereitete.

Ich zwang mich, auch die übrigen Fotos anzusehen. Im Wesentlichen war die Tote von allen Seiten abgelichtet worden. Außerdem hatte jemand das gesamte Schlafzimmer fotografiert. Es schien keinen großen Kampf gegeben zu haben. Sie war wohl rasch auf dem Boden zum Liegen gekommen und hatte offensichtlich nicht die Spur einer Chance gegen ihren Mörder gehabt.

Die Mappe enthielt des Weiteren Fotos von Schmuckstücken. Sie hatten ein anderes Format als die Tatortfotos und wirkten laienhafter. Vermutlich waren diese Fotos von den Schmuckbesitzern irgendwann für die Versicherung angefertigt worden. Eine goldene Kordelkette mit einer riesigen Goldmünze als Anhänger. Trug man so was heutzutage überhaupt noch? Ein Ring mit zwei einander zugewandten Drachen. Ihre Augen bestanden aus kleinen Smaragdsplittern. Ganz hübsch.

Im Bad ging die Klospülung. Schnell das nächste Foto. Ein Platinarmband mit dicken Kettengliedern. Mehrere klassische Diamantringe. Wieso befanden sich diese Fotos in der Aktenmappe zu einem Mordfall? Ich hätte sie eher bei einem Einbruchsfall vermutet.

Der Klodeckel wurde energisch heruntergeklappt. Hastig betrachtete ich noch einmal die Tatortfotos. War der Schmuck hier zu sehen? Auf dem Nachttisch stand eine geöffnete Schmuckschatulle, aber sie war leer. Tom hatte bestimmt mittlerweile wieder die Hose an. Zwei Fotos weiter war die Schatulle erneut im Bild – aber Moment mal, jetzt war deutlich zu erkennen, dass sich Schmuck darin befand! Wie konnte das sein?

Ich stopfte die Fotos rasch zurück in die Mappe, ging in die Küche und schaute in den Kühlschrank. Dann nahm ich mir einen Joghurt und setzte mich an den Küchentisch.

Blöd. Ich war zu vorsichtig. Tom hielt sich immer noch im Bad auf, und ich hätte mir die Unterlagen genauer ansehen können. Meine Gedanken wanderten zurück zu den Schmuckstücken. Was hatte es damit auf sich? Warum nur waren sie erst während der Tatortuntersuchung ins Schlafzimmer gekommen? Ich löffelte meinen Joghurt.

Die Badezimmertür wurde geöffnet, und ich hörte, wie sich Toms Schritte der Küche näherten.

Na klar! Die Fotos hatten nicht in chronologischer Reihenfolge in der Mappe gelegen, denn Tom hatte sie vorhin einfach schnell zusammengerafft, um sie vor mir zu verbergen. Die Reihenfolge musste vielmehr sein: Erst war der Schmuck noch vorhanden, dann war er weg. Irgendjemand musste ihn während der Tatortuntersuchung gestohlen haben.

Ich schaute Tom an, der gerade die Küche betrat, und versuchte mich an einem unschuldigen Lächeln.

Tom stellte sich mir gegenüber an den Küchentisch, beugte sich weit vor und stützte seine Hände auf die Platte, sodass sein Gesicht ganz nah an meinem war. Ich zwang mich, nicht zurückzuweichen. Er sah mir fest in die Augen. »Gibt es irgendetwas, was du mir sagen möchtest?«

»Nein, wieso?« Ich setzte einen Hundeblick auf.

»Die Arbeitsmappe hat offensichtlich während meiner Abwesenheit Zuckungen bekommen und ihre Lage auf dem Couchtisch minimal verändert.« Mist. »Wie kommst du denn darauf?«

»Du hast gestern reichlich Kekskrümel auf dem Couchtisch hinterlassen, und ich habe mir ihre Lage im Verhältnis zur Mappe gemerkt.«

»Ganz schön clever.«

Tom richtete sich langsam auf, ohne mich aus seinem hypnotisierenden Blick zu lassen. Er setzte sich, verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich abwartend an.

Ich begann mich innerlich zu winden, aber ich wich seinem Blick nicht aus. Ich würde mich nicht entschuldigen! Schließlich hatte ich ein Recht darauf, zu erfahren, was meinen Freund belastete!

»Na los, frag schon«, sagte Tom langsam, ohne mich aus den Augen zu lassen.

Ich triumphierte innerlich. »Vor ein paar Tagen hast du noch gesagt, dein aktueller Mordfall, bei dem ein Erbacher Unternehmer seine Ehefrau erwürgt hat, wäre schon gelöst, weil der Täter selber die Polizei gerufen und die Tat gestanden hätte. Aber ich glaube, es geht nicht um die Leiche, sondern um den Schmuck.«

Tom nickte unmerklich.

»Erst lag er in der Schmuckschatulle, dann war er verschwunden. Es muss irgendwann passiert sein, während ihr euch vor Ort aufgehalten und die Fotos gemacht habt.«

Tom nickte.

»Hat der Mörder es geschafft, in eurer Anwesenheit Wertgegenstände beiseitezuschaffen? Oder befanden sich im Schlafzimmer noch andere Personen, die die Gelegenheit genutzt haben könnten, mal kräftig abzuräumen?«

Tom beugte sich vor und legte die Ellbogen auf der Tischplatte ab. »Nein, meine Leute waren die Einzigen, die in diesem Zeitraum den Tatort betreten durften.« Er rieb sich das Gesicht mit beiden Händen bis zum Haaransatz. Danach standen seine Haare wild ab. »Ich sitze schon seit Tagen über den Fotos und versuche nachzuvollziehen, wann der Schmuck verschwunden ist und wer sich wann wo aufgehalten hat. Jeder war mal einen Moment alleine im Raum und hätte die Gelegenheit gehabt, den Schmuck an sich zu nehmen. Aber ich würde für alle meine Mitarbeiter die Hand ins Feuer legen.«

»Oje, das tut mir echt leid.« Ich legte meine Hand auf Toms Arm.

»Wir sind alle Polizisten. Wir haben diesen Job ergriffen, um das Gesetz zu verteidigen. Denk mal an Steffi, sie war schon dabei, als ich die Stelle als ihr Vorgesetzter antrat. Sie ist absolut integer.« Tom schüttelte den Kopf. »Günter kenne ich seit zwei Jahren, ich würde ihm mein Leben anvertrauen. Und Rudi war bei der Spurensicherung auch dabei, er ist ein guter Mann. Ich bin mir sicher, dass keiner von ihnen so etwas tun würde.«

»Rudi, damit meinst du den Neuen, diesen Rudolf Gambach?«

»Genau.«

»Das ist echt mies. Ich verstehe, dass es für dich als Chef schlimm ist, wenn deine Mitarbeiter verdächtigt werden. Könnte man nicht ...«

»Nun ja«, unterbrach mich Tom und lächelte gequält, »nicht nur meine Mitarbeiter stehen unter Verdacht ...«

»Was?« Beinahe wäre ich vor Empörung aufgesprungen. »Du etwa auch? Warum? Das ist doch lächerlich!«

»So lächerlich ist das nicht. Ich habe mich genauso vor Ort aufgehalten wie sie.«

»Das kann doch nicht sein! Ich sehe mir die Fotos noch einmal an.« Ich stand auf und lief ins Wohnzimmer, Tom folgte mir.

»Mach dir nicht die Mühe. Ich habe schon so lange darauf gestarrt, es ist partout kein entlastender Hinweis zu finden.« Wir setzten uns auf die Couch, und Tom zog die Fotos aus der Mappe. »Zu Beginn der Spurensicherung war der Schmuck noch da«, er zeigte auf einige der Fotos, »siehst du, hier ... und hier ... Und am Ende ist die Schatulle leer.« Er zeigte auf ein anderes Foto.

Ich überlegte. »Aber wenn ihr alle gleich verdächtig seid, wird die Sache doch wohl vermutlich so ausgehen, dass man keinen von euch belangen kann, oder?«

»Das ist anzunehmen, ja, aber was bedeutet das für die weitere Zusammenarbeit? Möchte ich in kritischen Situationen von einem bewaffneten Mitarbeiter gedeckt werden, der hier und da schon mal was mitgehen lässt? Kann ich überhaupt noch auf die Zuverlässigkeit meiner Mitarbeiter zählen, oder ist der Dieb eventuell auch bestechlich? Schreckt er vielleicht auch vor anderen Straftaten nicht zurück?«

»Und es war wirklich sonst niemand in der Nähe?«

»Mach dir keine Mühe, ich bin schon alle Möglichkeiten durchgegangen.« Tom schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück.

Ich nahm seine Hand. »Aber könnte man nicht ...«

Tom legte seinen Finger sanft auf meinen Mund und strich mir dann über die Wange. »Ich wollte nicht, dass du dir deinen hübschen Kopf darüber zerbrichst. Du hast ab morgen zwei Wochen Urlaub, du machst dir eine schöne Zeit mit Hedi und Herbert, und ich werde es irgendwie mannhaft ertragen, dass ein Haufen Klunker mysteriös verschwunden ist.« Er bemühte sich um ein ungezwungenes Lächeln, hauchte mir einen Kuss auf den Mundwinkel und schob die Fotos zusammen.

»Ja, auf Hedi und Herbert freue ich mich wirklich sehr.« Meine älteren Urlaubsbekanntschaften, die ich vor fast eineinhalb Jahren als Touristin in Beerfelden kennengelernt hatte, waren mir tatsächlich ans Herz gewachsen. Ich zögerte kurz. »Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast. Weißt du, ich war mir die letzten Tage nicht sicher, weshalb du so schlecht drauf bist. Ich habe ja noch nie mit einem Mann zusammengelebt, und ich ... ich wusste nicht, ob du dich womöglich hinter der Arbeit versteckst, weil du unser Zusammenleben jetzt, nach einem halben Jahr, vielleicht doch bereust ...«

»Vergiss den Quatsch. Mit uns ist alles okay.« Er küsste mich.

Ich atmete erleichtert aus. Trotz aller Problemchen, die der gemeinsame Haushalt mit sich brachte: Tom hatte große Chancen, der Mann meines Lebens zu werden, und wenn er irgendwelche Schatten auf unserer Beziehung liegen sehen würde, hätte es mich schwer getroffen.

Aber diese Geschichte mit dem Schmuck ging mir nicht aus dem Kopf. Niemand sollte Tom einen Diebstahl anhängen! Ich musste ihm unbedingt helfen, sich von diesem Verdacht zu befreien. Die nächsten zwei Wochen hatte ich glücklicherweise frei. Auch wenn Hedi und Herbert ab übermorgen hier sein würden: Ich hatte zwar viele Ausflüge geplant, aber es würde sicher auch noch Zeit für andere Aktivitäten bleiben ...

Es klingelte. Wieder. Und wieder.

War es schon Zeit, aufzustehen und Hedi und Herbert vom Bahnhof abzuholen? Ich versuchte, wach zu werden.

Tom drehte sich um und beendete das Klingeln. »Brugger?«

Ach so, sein Handy. Mein Gehirn kam langsam in Gang. Ich legte Tom meine Hand auf die Taille.

»Wo genau?« Er klang angespannt.

Ich fuhr mit meinen Lippen zwischen seinen Schulterblättern entlang.

»Ja, bis gleich.«

Oje, er hatte einen Bereitschaftseinsatz. Wie spät war es? Ich schlang ein Bein um ihn.

Tom langte nach hinten und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. »Ich muss los.«

»Was ist passiert?«, murmelte ich.

»Ein Autofahrer ist an der Burg Breuberg den Abhang hinuntergestürzt. Schlaf weiter.«

Ich hob das Bein an und gab Tom frei. Sein Körper glitt unter meiner Hand fort und nahm seine Wärme mit.

Ich entdeckte Hedi auf dem Bahnsteig, wie sie mir mit hoch erhobenem Arm wild zuwinkte. Herbert hob nur einmal souverän die Hand. Ich winkte zurück.

»Alex, Alex!« Hedi war ganz aus dem Häuschen. Ich lief ihnen rasch entgegen und umarmte die beiden.

»Es ist so schön, dich wiederzusehen!« Hedi strahlte. »Über ein Jahr ist es schon her!«

»Ich freue mich auch riesig. Ihr habt ja wieder eure lustigen Trachtenhüte dabei!«

»Das hat Tradition.« Herbert hob seinen Hut kurz an und setzte ihn wieder auf. »Es ist sehr nett von dir, uns vom Bahnhof abzuholen.«

»Das ist doch selbstverständlich. Wie war eure Reise, hat alles reibungslos geklappt?« Ich nahm Hedi ihren Koffer ab.

»Ja, die Bahn war ausnahmsweise mal pünktlich. Sonst kann es uns ja egal sein, aber da du uns diesmal abholst, wollten wir dich auf keinen Fall warten lassen.«

»Das hätte mir überhaupt nichts ausgemacht.« Ich zeigte mit dem Arm zum Ausgang. »Mein Auto steht da drüben.«

»Im ICE war es mir fast ein bisschen zu kalt, da haben sie die Klimaanlage sehr stark aufgedreht. Hoffentlich bekomme ich keine Erkältung. Hier draußen haben wir sicher an die 28 Grad. Wie geht es Tom?«

»Oh, nicht so toll. Er wäre gerne dabei gewesen, um euch abzuholen, doch gestern Abend wurde er noch mal ganz spät zu einem Einsatz gerufen, und da habe ich ihn heute Morgen schlafen lassen. Aber er freut sich schon darauf, euch kennenzulernen, und er kommt heute Abend mit zum Essen.«

(Continues…)


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