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Product Details
ISBN-13: | 9783860345207 |
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Publisher: | Edition diá |
Publication date: | 03/28/2013 |
Sold by: | Bookwire |
Format: | eBook |
Pages: | 140 |
File size: | 880 KB |
Language: | German |
About the Author
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Ganz zuletzt ging sie, von den Flammen fast völlig umhüllt, auf den Hof hinaus, lehnte sich an den Tamarindenbaum, der nicht mehr blühte, und begann zu weinen, so als ob die Klage nie einen Anfang gehabt hätte, sondern immer schon da gewesen wäre und ihre Augen in Tränen getaucht und dieses Ächzen erzeugt hätte wie das des Hauses in dem Augenblick, da die Flammen die stärksten Stämme wanken ließen und, begleitet von einem riesigen, wie ein Feuerwerk die Nacht erhellenden Funkenregen, dieses flimmernde Gerüst zum Einsturz brachten. Sie hörte nicht auf zu weinen, und ihr von rötlichem Licht umkränztes Gesicht schien für Momente das eines Mädchens zu sein, das sich inmitten eines jener Unwetter verirrt hatte, wie man sie nur von den berückenden Illustrationen der Geschichten von Hexen und anderen Phantasmen her kennt, Geschichten, die sie nie gelesen hatte. Manchmal aber, wenn ihr die Flammen fast bis an die Augen loderten und die Wimpern versengten, schien ihr Gesicht auf mit all den Spuren, die die Zeit darin eingegraben hatte. Dann sah man deutlich, dass es eine alte Frau war, die da stand. Und wäre jemand aus der Nachbarschaft vorbeigekommen, so hätte er bestätigen können, dass es niemand anders sein konnte als die alte Rosa. Die Holzscheite flogen, noch brennend, durch die Luft und fielen ins hohe Gras, das auf dem Hof wucherte. Das Feuer wurde stärker, lohte plötzlich überall und drohte, die Frau, die immer mühevoller nach Luft rang, zu verschlingen. Sie war von den Flammen umschlossen, und hätte sie geschrien, so hätte vielleicht niemand ihren Ruf gehört, er wäre untergegangen im Prasseln des Grases und Bersten der Bäume, die im Augenblick als kurze Aschewirbel in der Luft zerstoben. Sie war vom Feuer eingeschlossen, und zu anderen Zeiten hätte sie erschrocken gesagt oder zumindest gedacht: O mein Gott, das ist die Hölle. Und auch wenn sie sich verloren gefühlt hätte, so hätte sie doch zu beten angefangen. Jetzt aber betete sie nicht, rief auch nicht, sah nicht einmal das Feuer, das ruhelos schon an ihrem Rocksaum emporzüngelte. Was sie aber sah, waren Wirklichkeiten, die für sie um vieles wichtiger waren.