Play On - Dunkles Spiel: Roman

Wenn aus Schmerz Liebe wird, ist dein Herz in Gefahr ...

Die junge Amerikanerin Nora O'Brian kam der Liebe wegen nach Edinburgh –  und um ihren großen Traum zu verfolgen. Drei Jahre später ist ihr nichts davon geblieben, außer Schuldgefühlen und großer Trauer. Bis der erfolgreiche Musikproduzent Aidan Lennox in ihr Leben tritt: gut aussehend, gebildet und sexy as hell. Beide haben schwere Verluste hinter sich und suchen Leichtigkeit, Liebe und Leidenschaft. Aber dann schlägt das Schicksal erneut zu, und Aidan verschwindet einfach. Nora fällt in ein tiefes Loch. Um sich daraus zu befreien, beschließt sie, endlich ihren Traum wahr zu machen: Sie studiert und spielt Theater. Die Gedanken an Aidan verbannt sie in den hintersten Winkel ihres Herzens. Doch dann taucht Aidan wieder auf, und ER scheint wütend auf SIE zu sein ... Wie zur Hölle kann das sein?

1127819925
Play On - Dunkles Spiel: Roman

Wenn aus Schmerz Liebe wird, ist dein Herz in Gefahr ...

Die junge Amerikanerin Nora O'Brian kam der Liebe wegen nach Edinburgh –  und um ihren großen Traum zu verfolgen. Drei Jahre später ist ihr nichts davon geblieben, außer Schuldgefühlen und großer Trauer. Bis der erfolgreiche Musikproduzent Aidan Lennox in ihr Leben tritt: gut aussehend, gebildet und sexy as hell. Beide haben schwere Verluste hinter sich und suchen Leichtigkeit, Liebe und Leidenschaft. Aber dann schlägt das Schicksal erneut zu, und Aidan verschwindet einfach. Nora fällt in ein tiefes Loch. Um sich daraus zu befreien, beschließt sie, endlich ihren Traum wahr zu machen: Sie studiert und spielt Theater. Die Gedanken an Aidan verbannt sie in den hintersten Winkel ihres Herzens. Doch dann taucht Aidan wieder auf, und ER scheint wütend auf SIE zu sein ... Wie zur Hölle kann das sein?

10.99 In Stock
Play On - Dunkles Spiel: Roman

Play On - Dunkles Spiel: Roman

Play On - Dunkles Spiel: Roman

Play On - Dunkles Spiel: Roman

eBook1. Auflage (1. Auflage)

$10.99 

Available on Compatible NOOK devices, the free NOOK App and in My Digital Library.
WANT A NOOK?  Explore Now

Related collections and offers

LEND ME® See Details

Overview

Wenn aus Schmerz Liebe wird, ist dein Herz in Gefahr ...

Die junge Amerikanerin Nora O'Brian kam der Liebe wegen nach Edinburgh –  und um ihren großen Traum zu verfolgen. Drei Jahre später ist ihr nichts davon geblieben, außer Schuldgefühlen und großer Trauer. Bis der erfolgreiche Musikproduzent Aidan Lennox in ihr Leben tritt: gut aussehend, gebildet und sexy as hell. Beide haben schwere Verluste hinter sich und suchen Leichtigkeit, Liebe und Leidenschaft. Aber dann schlägt das Schicksal erneut zu, und Aidan verschwindet einfach. Nora fällt in ein tiefes Loch. Um sich daraus zu befreien, beschließt sie, endlich ihren Traum wahr zu machen: Sie studiert und spielt Theater. Die Gedanken an Aidan verbannt sie in den hintersten Winkel ihres Herzens. Doch dann taucht Aidan wieder auf, und ER scheint wütend auf SIE zu sein ... Wie zur Hölle kann das sein?


Product Details

ISBN-13: 9783843717199
Publisher: Ullstein Ebooks
Publication date: 01/12/2018
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 480
File size: 2 MB
Language: German

About the Author

Samantha Young wurde 1986 in Stirlingshire, Schottland, geboren. Seit ihrem Abschluss an der University of Edinburgh arbeitet sie als freie Autorin und hat bereits mehrere Jugendbuchserien geschrieben. Mit der Veröffentlichung von "Dublin Street" und "London Road", ihren ersten beiden Romanen für Erwachsenen, wurde sie zur internationalen Bestsellerautorin.

Samantha Young wurde 1986 in Stirlingshire, Schottland, geboren. Seit ihrem Abschluss an der University of Edinburgh arbeitet sie als freie Autorin und hat bereits mehrere Jugendbuchserien geschrieben. Mit der Veröffentlichung von »Dublin Street« und »London Road«, ihren ersten beiden Romanen für Erwachsenen, wurde sie zur internationalen Bestsellerautorin.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Donovan, Indiana

Juli 2011

Eigentlich wollte ich nicht nach Hause. Der Geruch von Fastfood klebte an mir, und ich befürchtete, dass ich ihn nie mehr von meiner Haut und aus meinen Haaren bekommen würde. Und trotzdem wollte ich immer noch nicht nach Hause. »Schönen Tag noch«, sagte ich zu meinen letzten Kunden, als ich ihnen ihre Burger und Fritten reichte.

Dann trat ich ein paar Schritte von der Theke zurück, was Mollys Blick auf mich lenkte. Sie stand am Getränkespender und füllte einen Riesenbecher mit Limo. Sie schnitt eine Grimasse. »Warum habe ich mich bloß auf Überstunden eingelassen?«

Ich grinste sie spöttisch an. »Ich springe für dich ein!«, hätte ich am liebsten gerufen: Stattdessen erinnerte ich sie an den Grund ihrer Überstunden: »Weil du sparst, um Laurie ihre Schrottkarre abzukaufen.«

»Ach ja. Große Träume.«

Ich kicherte. »Größer als meine. Ich schleppe meinen Hintern immer noch darauf herum.« Ich zeigte auf meine Beine.

»Yeah, und deswegen wird dieser Hintern auch den Gesetzen der Schwerkraft trotzen.«

»Er trotzt den Gesetzen der Schwerkraft?« Ich schielte hinter mich. »Ehrlich? Und ich dachte, er wäre gar nicht vorhanden.«

Molly grinste. »Oh nein, du hast einen Hintern. Er ist so niedlich wie der Rest von dir. Ein süßer kleiner herzförmiger Knackarsch.«

»Du schenkst meinem Hinterteil entschieden zu viel Aufmerksamkeit.«

»Das nennt man vergleichen und gegenüberstellen«, widersprach sie, dabei deutete sie auf ihre eigene Kehrseite. »Dein ganzes Hinterteil würde in eine meiner Pobacken passen.«

»Äh ... könnte ich jetzt vielleicht bestellen?«

Wir blickten zu ihrem Kunden hinüber, einem mürrischen Erstsemester, der uns anstarrte, als wären wir unter einem Stein hervorgekrochen.

»Wir sehen uns morgen«, sagte ich zu Molly, doch bevor ich um die Ecke verschwand, lehnte ich mich zurück und rief ihr zu: »Oh, und ich könnte für deinen Hintern sterben. Und für deinen Vorbau auch. Nur, damit du es weißt.«

Meine Freundin strahlte mich an, und ich ging in der Hoffnung, ihr eine Freude gemacht zu haben, in den Umkleideraum. Molly war eine Granate, machte sich aber entschieden zu viele Gedanken über ihr Gewicht.

Als ich meine Sachen aus einem der Spinde im hinteren Teil des Gebäudes holte, versuchte ich mein Schuldgefühl abzuschütteln, das mich plagte, weil ich lieber weiter Fritten servieren als nach Hause gehen wollte. Es sagte viel aus. Über mich oder über mein Leben, da war ich mir nicht sicher. Ich war mir noch nicht einmal sicher, ob es da einen Unterschied gab.

In Teilzeit in einem Fastfoodrestaurant zu arbeiten war nicht das, was ich mir nach meinem Schulabschluss vom Leben erträumt hatte. Aber ich hatte gewusst, dass etwas in der Art auf mich zukam. Während alle anderen ein Collegestudium oder Reisen planten, gehörte ich zu den wenigen, für die das alles nicht in Frage kam. Achtzehn Jahre alt, und schon in einer Falle gefangen.

Meine beste Freundin war Molly. Sie verschaffte mir diesen Job, weil sie die letzten zwei Jahre an den Wochenenden hier gearbeitet hatte. Jetzt war sie in Vollzeit beschäftigt. Obwohl sie Witze darüber gerissen hatte, hatte Molly nie große Träume gehabt. Ich wusste nicht, ob das einfach nicht ihr Ding war oder ob sie zu träge war oder was, ich wusste nur, dass meine Freundin die Schule hasste. Sie schien damit zufrieden zu sein, in dem Fastfoodladen zu arbeiten und zu Hause zu wohnen, weil sie nie einen Gedanken an die Zukunft verschwendete. Sie lebte ausschließlich im Hier und Jetzt.

Ich jedoch dachte ständig über die Zukunft nach.

Ich hatte gerne die Schule besucht.

Ich war hier nicht zufrieden.

Ein Gefühl von Klaustrophobie überkam mich, aber ich verdrängte es. Manchmal kam es mir so vor, als würden fünfzig Leute auf meiner Brust sitzen und sich über mich lustig machen. Ich kämpfte dagegen an und griff nach meiner Tasche.

Zeit, nach Hause zu gehen.

Ich rief Molly ein Tschüs zu, als ich den vorderen Teil des Restaurants durchquerte, und zuckte innerlich zusammen, als ich Stacey Dewitte mit ein paar Freundinnen am Tisch in der Nähe der Tür sitzen sah. Sie musterte mich mit schmalen Augen, woraufhin ich den Blick abwandte. Meine Nachbarin war ein paar Jahre jünger als ich und hatte sich früher einmal der Illusion hingegeben, ich wäre jemand anderes. Ich weiß nicht, wer enttäuschter darüber war, dass ich in dem Fastfoodrestaurant arbeitete: Stacey oder ich.

Da ich diesen Tag unbedingt hinter mich bringen musste, stieß ich die Tür auf. Die beiden Typen, die draußen herumlungerten und spielerisch miteinander rangen, bemerkte ich zunächst nicht.

Bis einer den anderen anrempelte und der mit solcher Wucht gegen mich prallte, dass ich unsanft auf der staubigen Straße landete.

Ich war so überrascht, mich auf dem Boden wiederzufinden, dass es einen Moment dauerte, bis der Schmerz einsetzte und ich das Stechen in meinem linken Knie und das Brennen in meinen Handflächen spürte.

Plötzlich war ich von Lärm, von fremdartigen Geräuschen umgeben.

»Oh Scheiße, tut mir echt leid.«

»Alles in Ordnung, Mädel?«

»Komm, ich helf dir hoch.«

»Lass das, ich mach das, du Depp.«

Eine kräftige Hand umschloss meinen Bizeps, und ich wurde behutsam auf die Füße gezogen. Ich blickte zu dem Typen auf, der mich festhielt; die Freundlichkeit und Sorge in seinen dunklen Augen zogen mich in seinen Bann. Er wirkte nicht viel älter als ich – hochgewachsen und mit dem drahtigen, schlaksigen Körperbau der Jugend.

»Hier ist deine Tasche. Tut mir wirklich leid.« Der andere junge Mann reichte mir meine Handtasche.

Da ich seine Worte zwar verstand, mich aber die Art, wie er sie aussprach, verwirrte, platzte ich heraus: »Wie bitte?«

»Sprich anständig. Sie kann dich nicht verstehen.« Der, der meinen Arm hielt, stieß seinen Freund an. Dann wandte er sich wieder zu mir. »Bist du okay?«

Seine Worte klangen jetzt bedächtiger, langsamer und betonter. Ich löste mich sacht aus seinem Griff und nickte. »Yeah.«

»Es war echt keine Absicht.«

»Das ist schon angekommen. Keine Sorge. Eine Schramme am Knie wird mich nicht umbringen.«

Er zuckte zusammen und blickte auf mein Knie hinunter. Meine Arbeitshosen waren staubig und schmutzig. »Mist.« Als er den Kopf hob, sah ich ihm an, dass er sich schon wieder entschuldigen wollte.

»Schon gut.« Ich lächelte. »Mir fehlt wirklich nichts.«

Er lächelte zurück, ein wenig schief und sehr anziehend. »Jim.« Er streckte mir eine Hand hin. »Jim McAlister.«

»Seid ihr Schotten?«, fragte ich, als ich seine schwielige Hand schüttelte. Die Vorstellung gefiel mir.

»Aye.« Sein Freund reichte mir ebenfalls die Hand. »Roddy Livingston.«

»Ich bin Nora O'Brien.«

»Irisch-Amerikanerin?« Jims Augen funkelten vor Belustigung. »Weißt du, du gehörst zu den ganz wenigen Menschen in Amerika, denen wir begegnet sind, die erraten haben, woher wir kommen. Wir sind für ...«

»Iren gehalten worden«, mischte sich Roddy ein. »Und für Engländer. Und vergiss die Schweden nicht. Das war der absolute Hammer.«

»Ich entschuldige mich für meine Landsleute«, witzelte ich. »Ich hoffe, wir haben euch nicht allzu sehr gekränkt?«

Jim grinste mich an. »Überhaupt nicht. Woher wusstest du, dass wir Schotten sind?«

»Ein Schuss ins Blaue«, gestand ich. »Wir haben in unserer kleinen Stadt nicht oft Touristen aus Europa.«

»Wir sind auf einem Roadtrip«, erklärte Roddy. Er hatte dichte, wellige, rötlichbraune Haare und war größer als ich (wie die meisten Menschen), aber kleiner als sein Freund.

Während Roddy mittelgroß, aber stämmig gebaut war, war Jim hochgewachsen, hatte die Statur eines Schwimmers, sonnengebräunte Haut, dunkles Haar und dunkelbraune Augen mit dichten Wimpern.

Und er musterte mich eindringlich, während sein Freund erzählte, wo sie bislang überall schon gewesen waren. Ich errötete unter seinem Blick, weil mir noch nie jemand solche Aufmerksamkeit geschenkt hatte, und schon gar kein attraktiver Schotte.

»Offen gestanden«, unterbrach Jim seinen Freund, als dieser sagte, sie würden morgen weiterfahren, »überlege ich, ob wir nicht noch ein bisschen länger bleiben sollten.« Er richtete die Worte an mich und schenkte mir dabei ein jungenhaftes Lächeln.

Flirtete er mit mir?

Roddy schnaubte. »Och, aye? Nach einer fünfminütigen Unterhaltung?«

»Aye.«

Fasziniert von der Vorstellung, dass ein Fremder seine Abreise aus Donovan verschieben könnte, um mich wiederzusehen, obwohl wir nur ein paar Worte miteinander gewechselt hatten, musste ich grinsen. Es war albern und abenteuerlich, es sprach mein insgeheim romantisches Naturell an, und es unterschied sich vollkommen von meinem sonstigen, eintönigen Leben. Vermutlich schlug ich deshalb jegliche Vorsicht in den Wind. »Wart ihr schon am See?«

Jims ganzes Gesicht hellte sich auf. »Nein. Willst du ihn mir zeigen?«

»Euch beiden.« Lachend erinnerte ich ihn daran, dass es seinen Freund auch noch gab. »Angelt ihr gerne?«

»Ich ja.« Roddy schien sich mit dem Gedanken, noch zu bleiben, plötzlich anzufreunden.

»Ich nicht. Aber wenn du dabei bist, spielt das keine Rolle.«

Völlig bezaubert errötete ich, und er machte einen Schritt auf mich zu, was mich erschreckte. Er wirkte gleichfalls überrascht, als hätte er keinen Einfluss auf die Bewegung gehabt.

»Fuck, wenn ich mir die ganze Zeit wie das fünfte Rad am Wagen vorkommen, dann danke, aber danke, nein.« Roddy schaltete auf stur.

Jims Blick verdunkelte sich, aber ehe er etwas sagen konnte, das vielleicht zu einem Streit geführt hätte, mischte ich mich ein. »Deinetwegen bin ich auf meinem Hintern gelandet«, erinnerte ich Roddy. »Du schuldest mir was.«

Er seufzte, doch sein Mundwinkel hob sich. »Also gut.«

»Ich muss nach Hause.« Widerstrebend wich ich einen Schritt zurück.

Jim verfolgte jede meiner Bewegungen, so dass ich mir wie ein gefangenes Reh vorkam. Er starrte mich mit absoluter Entschlossenheit an. Mit einem Mal wusste ich nicht, ob ich davon angetan oder auf der Hut sein sollte.

»Wo treffen wir uns?«

Meine Schicht begann erst am nächsten Nachmittag. Ich würde meine Eltern anlügen und behaupten, ich wäre zu Überstunden verdonnert worden. »Hier. Um neun Uhr morgen früh.«

»Neun Uhr morgens? Ich denke ja gar nicht ...«

Jim presste seinem Freund eine Hand auf den Mund und grinste mich an. »Neun Uhr ist prima. Wir sehen uns morgen, Nora ÒBrien.«

Ich nickte und machte auf dem Absatz kehrt. Mein Nacken prickelte, da ich seine Augen die ganze Zeit auf mir spürte. Ich ging in südlicher Richtung die Main Street hinunter, die ungefähr vier Meilen lang durch das Zentrum von Donovan verlief und die Stadt in Norden und Süden spaltete. Die meisten Geschäfte und Gewerbebetriebe lagen am Nordende, von Foster's Tierklinik ganz an der Spitze hinter der Grundschule und der Highschool. In Donovan gab es viele kleinere Läden – Wilson's Market, die Anwaltskanzlei Montgomery & Söhne, die Pizzeria – und dann waren da noch die Filialen größerer Ketten wie die Tankstelle, das kleine rotweiße Gebäude, in dem ich arbeitete, und so weiter. Die South Main war hauptsächlich Wohngebiet.

Ich ging die North Main hinunter und bog rechts in die West Sullivan ein, wo ich in einem kleinen einstöckigen Haus mit zwei Schlafzimmern wohnte, das ich nach Kräften in Ordnung zu halten versuchte, damit es einen gepflegten Eindruck machte. Vom Fastfoodrestaurant bis hierher brauchte man zu Fuß eine Viertelstunde, und als ich näherkam, seufzte ich, weil das Gras unseres winzigen Rasens schon wieder ein bisschen zu hoch stand. Unser Haus gehörte zu den kleinsten in der Nachbarschaft, die zumeist aus zweistöckigen Gebäuden mit hübschen Veranden bestand. Wir hatten keine Veranda. Das Haus war ein hellgrauer rechteckiger Kasten mit einem überhängenden Dach in einem dunkleren Grau. Die kleinen Fenster hatten aber zumindest schöne weiße Läden, die ich jedes Jahr frisch strich.

Obwohl es sich bei Donovan um die Art von Stadt handelte, in der alle Gebäude weit genug voneinander entfernt lagen, dass es Raum zum Atmen und viel Licht gab, bekam unser Haus wegen eines riesigen Baumes nicht viel davon ab. Durch mein Schlafzimmerfenster fiel kaum Licht.

»Du bist spät dran.« Meine Mom seufzte und schob sich an mir vorbei, als ich das Haus betrat. Ich sah zu, wie sie ihren Mantel von dem Haken an der Wand nahm und dabei so heftig daran zerrte, dass sich der Haken löste. Sie seufzte erneut und warf mir einen Blick zu. »Ich dachte, du wolltest das reparieren.«

»Das mache ich heute Abend.« Ich streifte meine Schuhe ab.

»Er hat gegessen und schaut sich jetzt das Spiel an.« Mom schlüpfte in ihren Mantel und dämpfte die Stimme. »Er hat eine Stinklaune.«

Wann hatte er mal keine Stinklaune? »Alles klar.«

»Im Kühlschrank stehen ein paar Reste.«

»Ich muss morgen Überstunden machen«, sagte ich, ehe sie gehen konnte.

Ihre Züge verhärteten sich. »Ich dachte, du würdest Überstunden ablehnen? Du wirst hier gebraucht.«

»Und wir brauchen diesen Job. Wenn ich keine Überstunden mache, suchen sie sich jemanden, der dazu bereit ist.« Ich log zum ersten Mal überhaupt. Dabei legte sich ein unangenehmer Schmerz auf meine Brust. Doch die Vorfreude darauf, hier wegzukommen und einen Jungen zu treffen, der mich ansah, als wäre ich etwas ganz Besonderes, war zu groß, als dass der Schmerz sie hätte besiegen können.

»Himmel«, schnappte Mom. »Ich habe zwei verdammte Jobs, Nora. Du weißt, dass ich keine Zeit habe, um hier zu bleiben.«

Ich biss mir auf die Lippe, und das Blut stieg mir in die Wangen. Ich fühlte mich furchtbar.

Aber nicht furchtbar genug.

»Also schön. Wir werden Dawn bitten müssen, ab und zu nach ihm zu sehen.« Dawn war unsere Nachbarin – eine nicht berufstätige Mutter, die uns des Öfteren einen Gefallen tat. »Du bist um sechs Uhr fertig?«

Ich nickte.

»Ich bin für diese Woche noch nicht für Überstunden eingeteilt, also werde ich morgen um zwei Uhr Schluss machen.«

»Was ist mit heute?« Mom arbeitete an fünf Abenden in der Woche als Barkeeperin bei Al's und an fünf Tagen als Teilzeitkellnerin bei Geena's.

»Ich bin um halb zwei zu Hause.«

Dad machte für gewöhnlich Theater, wenn sie zurückkam, was hieß, dass sie wahrscheinlich vor drei Uhr morgens nicht zum Schlafen kommen würde, und dann musste sie um sieben wieder aufstehen, weil um acht ihre Schicht in der Gaststätte begann.

Es müsste nicht so sein. Ich hätte tagsüber Vollzeit arbeiten können und sie nachts oder umgekehrt, und wir wären schon klargekommen. Aber sie hielt sich genauso ungern hier auf wie ich. Sie hatte mein ganzes Leben lang ständig gearbeitet.

Ich sah ihr nach, als sie ging, und erinnerte mich daran, wie weh mir das früher getan hatte.

Jetzt schmerzte es nicht mehr so. Tatsächlich fürchtete ich, dass ich allmählich gar nichts mehr empfand.

»Bist du das, Kind?«, rief mein Dad.

Ich fand ihn im Wohnzimmer, sein Rollstuhl stand vor dem Fernseher. Seine Augen klebten an dem Bildschirm, und er blickte nicht ein einziges Mal auf, als er fauchte: »Du kommst spät.«

»Ich weiß. Sorry. Brauchst du irgendetwas?«

Seine Lippen kräuselten sich. »Brauche ich etwas? Gott hat schon vor langem beschlossen, dass ich weniger brauche als jeder scheißandere Mensch.«

Ich seufzte innerlich, weil ich das hörte, seit ich elf war. Mein Blick wanderte zu seinem linken Bein. Oder dem, was davon übrig war. Vor sieben Jahren war es am Knie amputiert worden.

»Möchtest du etwas zu trinken?«

»Hab schon was.« Er warf mir einen gereizten Blick zu. »Ich rufe dich, wenn ich dich brauche.«

Mit anderen Worten: Verschwinde.

Mit Vergnügen.

Ich fand die Pastareste, die Mom in den Kühlschrank gestellt hatte, und häufte sie auf einen Teller. Ich würde sie kalt essen. Dann starrte ich auf die Küchentür, die ich offen gelassen hatte, falls er herumbrüllte.

Bevor die Hölle losbrach, hatte mein Dad mich nie angebrüllt. Jetzt regte er sich ständig lautstark über irgendetwas auf.

Überraschenderweise verlangte er nach nichts, und ich konnte in Ruhe meine kalten Nudeln essen. Ich erledigte den Abwasch, den Mom stehen gelassen hatte, holte mein Werkzeug und schraubte den Kleiderhaken an einer anderen Stelle in der Wand fest. Das alte Loch füllte ich mit Spackle.

Nachdem ich geduscht hatte, brachte ich Dad ein weiteres Bier. »Das letzte für heute«, erinnerte ich ihn. Der Arzt sagte, er solle innerhalb einer Zeitspanne von vierundzwanzig Stunden nicht mehr als zwei trinken.

Seine Augen blitzten mich wütend an. »Wenn ich noch ein Bier will, dann werde ich noch ein gottverdammtes Bier trinken. Ich habe doch sonst nichts. Ich sitze nur hier und verrotte langsam, schaue in deine langweilige Visage, sehe zu, wie deine Mutter ihren Arsch öfter zur Tür hinaus als hineinbewegt, und du willst mir die einzigen Freuden wegnehmen, die mir im Leben noch bleiben. Ich werde noch ein Scheißbier ... wag es nicht, einfach wegzugehen, Mädchen!«

(Continues…)



Excerpted from "Play On"
by .
Copyright © 2017 Samantha Young.
Excerpted by permission of Ullstein Buchverlage.
All rights reserved. No part of this excerpt may be reproduced or reprinted without permission in writing from the publisher.
Excerpts are provided by Dial-A-Book Inc. solely for the personal use of visitors to this web site.

From the B&N Reads Blog

Customer Reviews