Mord in der Alpenvilla: Ein Alpenkrimi

Mord in der Alpenvilla: Ein Alpenkrimi

by Walter Bachmeier
Mord in der Alpenvilla: Ein Alpenkrimi

Mord in der Alpenvilla: Ein Alpenkrimi

by Walter Bachmeier

eBook1. Auflage (1. Auflage)

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Overview

Der dritte Fall für Inspektorin Tina Gründlich
Tina und Bärbel sind gerade dabei, im Garten Äpfel zu pflücken, da klingelt das Telefon. Die Polizeizentrale aus Zell hat einen neuen Fall für sie. Die Tochter eines bekannten Neukirchener Heilers ist ohne erkennbaren Grund beim Mittagessen tot vom Stuhl gefallen. Tina und Bärbel beginnen sofort zu ermitteln. Schon bald stellt sich heraus, dass das Mädchen vergiftet worden ist. Als kurz darauf eine weitere Leiche gefunden wird, ist schnelles Handeln gefragt!


Von Walter Bachmeier sind bei Midnight by Ullstein erschienen:

Mord in der Schickeria (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 1)
Mord an der Salzach (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 2)
Mord in der Alpenvilla (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 3)
Mord im Pinzgau (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 4)
Mord in der Berghütte (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 5)
Mord am Wildkogel (Ein-Tina-Gründlich-Krimi 6)

Affären, Alpen, Apfelstrudel (Chefinspektor Egger Fall 1)
Berge, Brotzeit, Bauernherbst (Chefinspektor Egger Fall 2)
Koppeln, Kühe, Kaseralm (Chefinspektor Egger Fall 3)
Morde, Matsch, Marillenknödel (Chefinspektor Egger Fall 4)
Diebe, Dörfer, Dampfnudeln (Chefinspektor Egger Fall 5)
Gauner, Glühwein, Geigenklänge (Chefinspektor Egger Fall 6)


Product Details

ISBN-13: 9783958190979
Publisher: Midnight
Publication date: 01/13/2017
Series: Ein-Tina-Gründlich-Krimi , #3
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 280
File size: 2 MB
Language: German

About the Author

Walter Bachmeier, geboren 1957 in Karlsruhe, wuchs in Münchsmünster in der Hallertau auf. Nach seiner Ausbildung zum Koch begann er unter dem Pseudonym zu schreiben. Sein erstes Werk war ein Kochbuch, das sehr erfolgreich verkauft wurde. Dies gab ihm den Ansporn, seinen Beruf aufzugeben und weiter zu schreiben. Im Laufe der Jahre entstanden so mehrere Erzählungen, Kinderbücher und Artikel in verschiedenen Tageszeitungen. Seit etwa 2012 widmet er sich voll und ganz der Literatur. Immer wieder finden in seinen Büchern auch Erlebnisse aus seinem Leben Platz.

Walter Bachmeier, geboren 1957 in Karlsruhe, wuchs in Münchsmünster in der Hallertau auf. Nach seiner Ausbildung zum Koch begann er unter dem Pseudonym zu schreiben. Sein erstes Werk war ein Kochbuch, das sehr erfolgreich verkauft wurde. Dies gab ihm den Ansporn, seinen Beruf aufzugeben und weiter zu schreiben. Im Laufe der Jahre entstanden so mehrere Erzählungen, Kinderbücher und Artikel in verschiedenen Tageszeitungen. Seit etwa 2012 widmet er sich voll und ganz der Literatur. Immer wieder finden in seinen Büchern auch Erlebnisse aus seinem Leben Platz.

Read an Excerpt

Mord in der Alpenvilla

Ein Alpenkrimi


By Walter Bachmeier

Midnight

Copyright © 2017 Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
All rights reserved.
ISBN: 978-3-95819-097-9


CHAPTER 1

"Du soist de Äpfe nit essen, sondern in Korb eini doa!", rief Tina Bärbel zu, die auf einer hohen Leiter in einem Apfelbaum stand.

"Wenns aba so guat sand?", antwortete Bärbel mit vollem Mund.

"Deswegen sollns ja aa a Most werdn!"

"Hoitst amoi de Loater fest? I kumm jetz obi. Des Körberl is voi!", rief Bärbel von oben.

Tina hielt die Leiter fest, die bedenklich schwankte, als Bärbel Sprosse für Sprosse nach unten stieg. Sie schaute nach unten, damit sie nur ja keine Sprosse übertrat. Sie warf nur einen kurzen Blick über die Schulter und stieß einen Schrei aus: "Poldi!"

Tina erschrak und schaute zu ihr nach oben: "Was ist denn los? Was schreist du so?"

Bärbel zeigte hinüber zu Tinas sorgfältig gepflegtem Blumenbeet: "Do! Schau eahm an, den Fallott! Deine Bleamal!"

Tina drehte sich um und schaute in die Richtung, in der sie ihre Blumenrabatten wusste. Tatsächlich! Da stand Poldi inmitten der Gladiolen und grub mit seinen Pfoten ein Loch. Die Erde flog nur so zwischen seinen krummen Dackelbeinen heraus. Ab und zu zog er die Nase aus dem Loch, nieste kurz, um gleich darauf wieder weiterzugraben. Tina ließ die Leiter los und rannte zu ihren Blumen. Die erste von ihren besonders schönen rosa Gladiolen fiel soeben um, als sie Poldi erreichte. Sie packte ihn am Genick und zog ihn von dem Loch weg. Poldi jaulte auf, worauf ihn Tina sofort wieder losließ, denn sie glaubte, sie hätte ihm wehgetan. Wahrscheinlich war er aber nur erschrocken ob des plötzlichen Angriffs. Sofort steckte Poldi wieder seine Nase in das Loch und grub weiter. Wieder packte ihn Tina und zog ihn davon weg. Poldi zappelte und jaulte, was aber Tina nicht davon abhielt, ihn weiter weg zu tragen. Kaum hatte sie ihn ein paar Meter entfernt wieder auf den Boden gesetzt, rannte er los und war schneller wieder an seinem Loch, als Tina reagieren konnte. Wieder buddelte er und Tina musste beinahe lachen, als sie sah, wie angestrengt und verbissen er an dem Loch arbeitete.

Bärbels Ruf: "Deine Dahlien!", holte sie wieder zurück in die Wirklichkeit. Entsetzt sah sie, dass ihr ganzer Stolz, ihre dunkelroten Ponpondahlien, die sie mit viel Sorgfalt und Liebe viele Jahre lang gehegt und gepflegt hatte, umgeknickt am Boden lagen.

"Jetzt langt's aber!", rief sie und packte Poldi erneut am Kragen. Er jaulte auf und zappelte, wohl in der Hoffnung, dass Tina ihn wieder loslassen würde. Da hatte er aber die Rechnung ohne Tina gemacht.

"Holst mir bitte die Hundeleine?", rief sie Bärbel zu, die bereits am Boden vor der Leiter stand.

Bärbel rannte über die Terrasse ins Haus und kam kurz darauf mit Poldis Hundeleine zurück. Das Halsband hatte er ohnehin um, so war es für Tina ein Leichtes, ihn an die Leine zu nehmen. Poldi merkte augenscheinlich, dass es jetzt mit seiner Freiheit vorbei war, zog und zerrte verzweifelt daran und versuchte auch, seinen Kopf aus dem Halsband zu bekommen. Tina zog ihn an der Leine bis zum Zaun und band ihn dort fest. Sie klopfte sich die Hände an der Jeans ab und schaute Poldi triumphierend an: "So! Das hast jetzt davon! Zwei Stunden Leinenhaft sind dir sicher!"

Selbst sein leises Winseln und kurzes bettelndes Kläffen brachten sie nicht dazu, sich umzudrehen. Ihr fiel es zwar schwer, aber was sein musste, musste eben sein. Sie ging zurück zu Bärbel und gemeinsam hoben sie den inzwischen vollen Korb hoch und trugen ihn ins Haus.

"Bring mer den glei ins Bad. De muass ma waschn. Do is a Haufn Vogelschiss drauf und den möcht i nit in meim Most drin hobn", sagte Tina.

Bärbel schaute sich um. "Wiavui Baam ham mia denn no?"

"Fünfe", antwortete Tina.

"Des gibt aba an Haufn Most", lachte Bärbel.

"So vui aa wieda nit. Da Günther hoit se gwieß sein Anteil", erwiderte Tina.

Günther war Tinas Exmann, mit dem sie aber immer noch eine gute Freundschaft verband. Stets war er zur Stelle, wenn sie ihn brauchte. Dabei war es egal, ob tagsüber oder auch mitten in der Nacht. Er war gelernter Schreiner und hatte ihr kleines Häuschen von außen mit Lärchenbrettern verschlagen, als er noch hier wohnte. Diese Bretter waren inzwischen aber schon stark angegraut, was dem Haus ein gewisses Flair verlieh. Noch war schönstes Wetter und die Luft roch nach Kräutern und frisch gemähtem Gras. Die Bauern hatten es an diesem Tag eilig, ihre Heuernte einzubringen, denn über dem westlich von Wenns gelegenen Steinkarkopf tauchten die ersten dunklen Wolken auf. Die Wiesen der Bauern allerdings lagen am Fuße des Elferkogels, der sich südlich von Wenns befand. Auf dem Hang, der nur leicht abfiel, hatte Tina mit ihren Eltern die ersten Schwünge auf Skiern gelernt. Dort hatte sie auch ihrem inzwischen dreizehnjährigem Sohn Tommy und der achtjährigen Kathi das Skifahren beigebracht. Die Hänge oben am Wildkogel waren für die Kinder als Anfänger nach Tinas Meinung noch zu steil.

Als Tina und Bärbel den Korb geleert hatten, schaute Tina aus dem Fenster. "Mia müssn uns tummeln, wenn mer no an Kurb schaffn wolln. Glei fangst an zum renga."

Sie packte den Korb und ging damit wieder hinaus in den Garten. Bärbel folgte ihr bis zur Leiter. Poldi jaulte und bellte, da er sich freute und offenbar hoffte, endlich von der Leine gelassen zu werden. Tina tat so, als sähe sie ihn nicht. Bärbel nahm den kleinen Korb und stieg die Leiter empor. Das Donnergrollen, das anfangs noch leise von den Bergen herunter zu hören war, wurde immer lauter. Es hörte sich an, als würde irgendjemand auf einer überdimensionalen Kegelbahn kegeln. Der helle Widerschein in den Wolken zeigte, dass es auch gehörig blitzte. Schon fielen die ersten Tropfen. Nun kam auch noch Wind auf, der an den Ästen der Bäume zog, als ob er sie umknicken wollte. Der Wind peitschte ihnen den Regen ins Gesicht. Es fühlte sich an wie tausend Nadelstiche.

"Lass mas guat sein fia heit. De Äpfe laffn uns schon nit davo", meinte Tina.

"I ram blos no de Loater weg. Nacha kennen mia abwoartn bis wieda aufhört", erwiderte Bärbel, die sofort wieder von der Leiter stieg.

Poldi jaulte herzzerreißend, denn er hatte augenscheinlich fürchterliche Angst. In seinem jungen Leben hatte er wohl noch nie ein Gewitter erlebt. Während Bärbel die Leiter in die kleine Werkstatt neben dem Haus brachte, ging Tina zu Poldi und ließ ihn von der Leine. Der kleine Hund schüttelte sich kurz und rannte sofort zur Terrasse, wo er vor der Türe stehen blieb und sich noch einmal schüttelte.

"Poldi! Hör auf damit!", rief Tina, als sie dies sah. Die Glasscheibe der Türe war übersät von Spritzern, die nicht nur aus Wasser bestanden, sondern auch noch eine Menge Dreck beinhalteten, der aus Poldis Fell herausgewaschen wurde. Der Wind wurde immer heftiger und schon bald blies ein Sturm durch das Tal wie schon lange nicht mehr.

Plötzlich ein greller Blitz, gefolgt von einem Donnerschlag, der die Scheiben in Tinas Haus erzittern ließ. Poldi jaulte auf und rannte zu Bärbel, die soeben aus der Werkstatt kam. Bärbel blieb stehen, als das kleine braune Bündel auf sie zurannte. Der Hund drückte sich an ihre Beine und blickte sie ängstlich an. Bärbel bückte sich und streichelte ihn. Dabei spürte sie, wie der kleine Kerl zitterte. Dann begann er auch noch zu winseln. Bärbel nahm ihn und hob ihn hoch. Mit dem Hund auf den Armen rannte sie zur Terrasse, wo Tina schon die Türe aufhielt.

"Schau eahm an, dea klaane Kerl. Dea hot Aungst", sagte sie zu Tina und trug ihn ins Haus.

Tina schaute durch die Scheibe nach draußen. "Mir is aa nit wohl, wann i mia des so anschau. So a Weda hom mer scho lang nimma khob."

"I geh eahm schnö woschn. Dea is ja stermsvoi Dreck", meinte Bärbel und ging mit Poldi ins Bad. Kurz darauf hörte Tina, wie Bärbel mit Poldi werkte: "Do bleibst! Naa, nit do aussi! Jetz hob di nit a so! Heast auf! Du mochts mi ja ganz noß! Herrschaftszeitn! Naa! Nit oda?"

Offenbar wollte Poldi nicht geduscht werden, denn kurz darauf kam Bärbel pitschnass aus dem Bad, gefolgt von einem siegessicher dreinblickenden Dackel.

"Schau mi an! Wascherlnass hot ea mi gmocht!", schimpfte Bärbel, als sie ins Wohnzimmer kam.

"As obtrocknen host scheints aa vogessn", meinte Tina und zeigte auf Poldi, der sich mitten im Zimmer noch einmal ordentlich schüttelte, wobei das Wasser in alle Richtungen davonspritzte.

"Geh, hör auf Poldi! Do muass i aa no oisse putzn!", schimpfte Bärbel. Poldi lief ungerührt in die Küche und legte sich dort in sein Körbchen.


Tina Gründlich, die Polizeimajorin, inzwischen dreiunddreißig Jahre alt, lebte mit ihrer Lebensgefährtin Barbara Kürzinger, kurz Bärbel genannt, nun schon seit einiger Zeit zusammen. Eine schwere Verletzung, die Bärbel bei einem gemeinsamen Einsatz zugefügt worden war, hatte die beiden zusammengeführt. Damals hatten die beiden bemerkt, dass sie mehr als nur kollegiale Gefühle füreinander hegten und wurden ein Paar. Tina war zu diesem Zeitpunkt bereits geschieden. Ihr Beruf, den sie ebenso liebte, wie auch manchmal verfluchte, war schuld daran gewesen. Sie hatte einfach zu wenig Zeit für Günther, ihren Ehemann, gehabt, und so beschlossen sie eines Tages, sich zu trennen. Der ständige Streit war zu einer Zerreißprobe geworden, der ihre Ehe nicht standhielt. Die Kinder, Tommy und Kathi, sollten nicht darunter leiden. Günther war ihr aber trotzdem ein guter Freund geblieben, der immer dann da war, wenn sie ihn brauchte. Tina war eine hübsche junge Frau, etwa einmetersiebzig groß, schlank, sportlich, mit langen, schwarzen Haaren. Ihre dunkelbraunen Augen leuchteten manchmal bernsteinfarben, wenn sie in eine extreme psychische Situation geriet.

Bärbel war zunächst als Kommissäranwärterin zu Tina versetzt worden, da Hofrat Steiger, Bärbels Patenonkel, der Meinung war, dass Tina ihr ein Vorbild sein sollte. Außerdem benötigte Tina zu diesem Zeitpunkt dringend eine Assistentin, die sie bei ihrer Arbeit tatkräftig unterstützte. Bärbel war bei ihrem Antritt in Tinas Team Mitte zwanzig, verheiratet, aber noch kinderlos. Sie hatte schulterlange, blonde Haare, strahlend blaue Augen und ein madonnenhaftes Gesicht. Mit ihrer Größe von knapp einmetersiebzig war sie annähernd so groß wie Tina. Damals war sie noch schlank und sportlich gewesen, was sie nicht zuletzt ihrer Ausbildung an der Polizeischule in Großgmain verdankte, wo sie regelmäßig Sport trieb. Mit der Zeit aber hatte Bärbel etwas zugenommen, was ihr ab und zu den Spott ihrer Freundin einbrachte.

Während ihrer gemeinsamen Arbeit beförderte Tina Bärbel kurzerhand zur Kommissärin, da sie dringend eine aktive Kollegin brauchte, die auch mal zur Waffe greifen durfte. Nicht bei allen war ihre Entscheidung gut angekommen, aber Hofrat Steiger unterstützte sie, wo er nur konnte.

Hofrat Steiger war ein Mann in den Sechzigern, der Tina schon seit ihrer Ausbildung kannte. Sie war damals bei ihm Praktikantin gewesen und hatte ihm einmal das Leben gerettet. Seither waren sie sehr gute Freunde. Steiger war ihr ein väterlicher Freund geworden, der immer für sie da war, wenn sie ihn brauchte. Nur eine Angewohnheit hatte er, die sich Tina ab und zu in freundschftlichem Ton verbat. Er nannte sie Tinakind. Meistens auch dann, wenn er für sie einen besonderen Einsatz hatte. Kurz nach Tinas Scheidung hatte er sich erhofft, der neue Mann an Tinas Seite zu werden. Sie aber war der Meinung, dass er für sie und ihre Kinder eigentlich schon zu alt wäre. Zu seinem ausdrücklichen Bedauern musste er das wohl oder übel so akzeptieren.

Ernst Steiger sah sich auch als Protéger Tinas, den sie in privatem Kreis auch mal Ernstl nennen durfte. Er hatte eine lange und erfolgreiche Karriere hinter sich, der er auch seine Ernennung zum Hofrat verdankte. Er verfügte über ein ansehnliches Einkommen und ein großes Haus in einem Vorort Salzburgs. Seine Schwester Kordula, liebevoll Kurdel genannt, sorgte für ihn wie eine Mutter. Um nicht selber mit dem Auto fahren zu müssen, stand ihm sein Fahrer, Franz-Josef stets zur Seite.

CHAPTER 2

Das Telefon in der Diele schellte laut und durchdringend. Poldi gab seinen Kommentar dazu, indem er laut aufheulte. Er mochte dieses Geräusch offenbar nicht leiden, denn er jaulte jedes Mal, wenn er das Klingeln hörte. "Entweder er gwöhnt sich dran oder ich muss ein anderes Telefon kaufen", hatte Tina schon des Öfteren gesagt. Nun nahm sie den Anruf an: "Gründlich?"

"Polizeizentrale Zell, Frau Gründlich. Entschuldigen Sie, wenn ich Sie am Wochenend stör, aber wir haben hier einen Todesfall mit ungeklärter Ursach. Könnten Sie sich drum kümmern? Die Kollegen sind anderweitig eingsetzt", vermeldete der Anrufer.

"Schon gut. Wir haben eh schlechts Wetter", erwiderte Tina. "Worum geht's denn?"

"In Neukirchen ist ein junges Mädchen tot von einem Stuhl gefallen. Die Ursache, so meinte der Notarzt, ist unklar."

"Vom Stuhl gfalln? Einfach so? Wo ist das denn? Wo müssen wir hin?"

"Nach Neukirchen zum Heiler Gallenberger. Das Maderl ist augenscheinlich tatsächlich einfach tot umgfalln. So sagt ihre Mutter wenigstens."

Tina ließ sich noch die Adresse geben und rief Bärbel, die einstweilen damit begonnen hatte, den Fußboden im Wohnzimmer zu wischen: "Bärbel! Mia miassn los! Es gibt Oabat!"

"I kumm schon! Lass mi des no firti mochn!"

"Jetz dummel di! Mia miassn noch Neikircha!"

"Jaja, so pressant werds aa nit sein."

Obwohl sich Bärbel sichtlich beeilte, ging es Tina immer noch zu langsam: "Iatz mach endlich!"

"I muass mi aa no umziang! Du übrigens aa. Schau di amoi an. So konnst nit unter die Leit geh."

Tina blickte an sich herunter und stellte fest, dass Bärbel durchaus recht hatte. So konnte sie wirklich nicht zu einem Tatort, wenn es denn einer war, fahren. Ihre Jeans waren schmutzig und ein Bein hatte sogar ein Loch. Ihr Sweatshirt hatte offenbar auch schon bessere Zeiten gesehen, denn es war über und über mit geflickten Stellen übersät.

"Du host recht. Gehng ma uns umziahng", bestätigte sie und ging mit Bärbel ins Schlafzimmer, um dort ihre Kleidung zu wechseln. "Wos is jetz? Host as scho boid?", trieb sie Bärbel an, die sinnierend vor ihrem Kleiderschrank stand.

"Glei! I hobs ja glei. I waaß blos nit, wos i anziahng soi."

"Nimm oafach des blaue Kostüm, des passt dann scho."

Bärbel nahm das Kostüm, das ihr Tina empfohlen hatte, aus dem Schrank und zog es an. Auch Tina hatte sich ein neues Kostüm aus dem Schrank geholt und angezogen. Bärbel hatte Mühe, den Reißverschluss am Rock zu schließen, worauf ihr Tina lachend half: "Du soitast wirkli amoi obnehma. Du werst ganz schee rund."

"Rund und gsund", erwiderte Bärbel und lachte ebenfalls.

"Naa ohne Gspass. Du muasst endlich amoi wos fia dei Figur doa."

Bärbel schaute bedauernd in ihren Schrank. "Vielleicht host ja recht. De meistn Sochan do drin passn mir eh scho nimma."

"Siehgst as? Obnehma is billiger ois wia ois nei kaffn."

"Überredt! As nächste moi geh i mit dia ins Fitnessstudio", gab Bärbel nach.

"Bist jetz fertig?", fragte Tina, die sich soeben noch ihr Kostüm glattstrich.

"Ja, i hobs aa schon. Mia kennan foahn."

"An Poldi miass ma aa mitnehma. Den bring ma zur Frieda. De konn scho auf eahm aufpassn", sagte Tina. Tante Frieda war die Schwester von Günther, Tinas Exmann. Sie freute sich immer, wenn sie Tinas Kinder oder Poldi zum Aufpassen bekam. So hatte ihr ansonsten eher langweiliger Tag ein wenig Abwechslung.

Die Frauen verließen das Schlafzimmer und gingen in Tinas Büro, wo sie ihre Waffen in einem kleinen Tresor aufbewahrten. Das diente der Sicherheit, vor allem der Kinder wegen. Diese wussten zwar, dass die Pistolen kein Spielzeug waren, aber sicher ist nun mal sicher.

Tina holte die Hundeleine vom Haken in der Diele, wo sie sie kurz zuvor aufgehängt hatte. Schon kam Poldi angerannt, der annahm, dass er jetzt Gassi gehen durfte und sich entsprechend freudig benahm. Tina und Bärbel zogen ihre Jacken an, steckten die Waffen in ihre Taschen und verließen das Haus. Eilig rannten sie zu Tinas Dienstfahrzeug, denn es regnete noch immer in Strömen. Der Wind hatte zwar nachgelassen, aber das Gewitter selbst tobte in dem kleinen Tal. Das Echo der Donnerschläge hallte an den Bergen ringsum wider, als würde die Welt untergehen. Tina öffnete die hintere Türe, durch die Poldi auf den Rücksitz springen konnte. Tina hatte ihm dort schon vor einiger Zeit eine alte Decke hingelegt, da er des Öfteren mitfahren durfte und so die Sitze nicht so stark verschmutzten. Schließlich war das Auto ja ein Dienstfahrzeug und Tina als Fahrerin war verantwortlich für den Zustand des Wagens.

Als sie im Wagen saßen, fuhr Tina zuerst zu Tante Frieda. Dort stand Günthers Auto.

"Was macht der denn hier?", wunderte sich Tina. Als sie vor dem Hoftor anhielt, wurde die Haustüre geöffnet und die Kinder kamen heraus. Sie blieben aber vor der Türe stehen, denn es regnete immer noch stark. Tina stieg aus und holte Poldi vom Rücksitz. Sie brachte ihn mit der Leine zu den Kindern und sah sie erstaunt an: "Was macht ihr denn hier? Wo ist euer Vater?"


(Continues...)

Excerpted from Mord in der Alpenvilla by Walter Bachmeier. Copyright © 2017 Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin. Excerpted by permission of Midnight.
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