Kein Mord ist auch keine Lösung: Krimikomödie

Drei Frauen, ein Ziel: Der Boss muss weg!

Seinen Namen, seine Gene und seinen Chef kann man sich leider nicht aussuchen … Alwine, Özlem und Silvie sind verzweifelt: Denn Sebastian Voigt, der arrogante neue Programmleiter des Hamburger Phönix Verlags, quält sie, wo er nur kann, und macht ihnen den Arbeitsalltag zur Hölle. Dummerweise hat er sie aber auch alle drei auf ihre Weise in der Hand. Die einzige Lösung: Mord! Doch wie bringt man seinen Boss am besten um? Profikiller findet man nicht bei Google, das steht schnell fest. Also müssen sie wohl selber Hand anlegen. Und damit fangen die Probleme erst richtig an. Schnell stecken die drei Amateur-Mörderinnen knietief im Chaos, und zu allem Überfluss ist ihnen auch noch die Polizei auf den Fersen …

»Eine rundum gelungene Urlaubslektüre.«
Leipziger Volkszeitung über »Mordsacker«

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Kein Mord ist auch keine Lösung: Krimikomödie

Drei Frauen, ein Ziel: Der Boss muss weg!

Seinen Namen, seine Gene und seinen Chef kann man sich leider nicht aussuchen … Alwine, Özlem und Silvie sind verzweifelt: Denn Sebastian Voigt, der arrogante neue Programmleiter des Hamburger Phönix Verlags, quält sie, wo er nur kann, und macht ihnen den Arbeitsalltag zur Hölle. Dummerweise hat er sie aber auch alle drei auf ihre Weise in der Hand. Die einzige Lösung: Mord! Doch wie bringt man seinen Boss am besten um? Profikiller findet man nicht bei Google, das steht schnell fest. Also müssen sie wohl selber Hand anlegen. Und damit fangen die Probleme erst richtig an. Schnell stecken die drei Amateur-Mörderinnen knietief im Chaos, und zu allem Überfluss ist ihnen auch noch die Polizei auf den Fersen …

»Eine rundum gelungene Urlaubslektüre.«
Leipziger Volkszeitung über »Mordsacker«

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Kein Mord ist auch keine Lösung: Krimikomödie

Kein Mord ist auch keine Lösung: Krimikomödie

by Cathrin Moeller
Kein Mord ist auch keine Lösung: Krimikomödie

Kein Mord ist auch keine Lösung: Krimikomödie

by Cathrin Moeller

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Overview

Drei Frauen, ein Ziel: Der Boss muss weg!

Seinen Namen, seine Gene und seinen Chef kann man sich leider nicht aussuchen … Alwine, Özlem und Silvie sind verzweifelt: Denn Sebastian Voigt, der arrogante neue Programmleiter des Hamburger Phönix Verlags, quält sie, wo er nur kann, und macht ihnen den Arbeitsalltag zur Hölle. Dummerweise hat er sie aber auch alle drei auf ihre Weise in der Hand. Die einzige Lösung: Mord! Doch wie bringt man seinen Boss am besten um? Profikiller findet man nicht bei Google, das steht schnell fest. Also müssen sie wohl selber Hand anlegen. Und damit fangen die Probleme erst richtig an. Schnell stecken die drei Amateur-Mörderinnen knietief im Chaos, und zu allem Überfluss ist ihnen auch noch die Polizei auf den Fersen …

»Eine rundum gelungene Urlaubslektüre.«
Leipziger Volkszeitung über »Mordsacker«


Product Details

ISBN-13: 9783745750300
Publisher: MIRA Taschenbuch
Publication date: 07/09/2019
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 304
File size: 2 MB
Language: German

About the Author

Spiegel-Bestsellerautorin Cathrin Moeller greift in jeder freien Minute zu Stift und Papier und verfasst Geschichten, in denen so manche Leiche auftaucht. Ihre kreativste Zeit ist morgens um fünf, dann schleicht sie sich auch sonntags ins Wohnzimmer und kuschelt sich mit Laptop und dem Hund Giovanni aufs Sofa, wo sie ihre Figuren und Plots erfindet. Cathrin Moeller hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit Mann und Hund in einem Haus (fast am See) bei Leipzig.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

++++ Dienstag, 9. Mai 2017 ++++

»Als Titel schwebt mir Champagner im Dünensand vor, auf dem Cover ein zerbrochenes Glas am Strand, das ist das perfekte Symbol für den Konflikt ...«, sagte ich und verstummte.

Hörte er mir überhaupt zu? Zumindest las er mein Gutachten und das Exposé.

Ich stand vor seinem Schreibtisch und wartete.

Mein Chef zog die perfekt in Form gezupften Augenbrauen hoch.

Wetten, der ging regelmäßig zur Kosmetikerin? Bestimmt hatte er nicht ein überflüssiges Haar am Leib.

Ich wischte mir einen Schweißtropfen vom unteren Brillenrand. Draußen war es für Anfang Mai und Hamburg im Allgemeinen ungewöhnlich warm. Davon merkte man in unseren klimatisierten Verlagsräumen nichts. In Voigts Büro empfand ich es als besonders eisig, was wahrscheinlich an seinem Charisma lag. Eisblöcke strahlten Kälte ab. Trotzdem schwitzte ich wie ein Stück Butter in der Sonne.

Obwohl ich ihn höchstens auf Mitte dreißig und damit sieben, acht Jahre älter als mich schätzte, flößte mein neuer Chef selbst den gestandenen Kolleginnen, die seine Mütter sein könnten, mit seiner unnahbaren Art Respekt ein.

Lag es an seinem Äußeren? Sein Haar war exakt frisiert, die Fingernägel fein säuberlich manikürt, der Körper im Fitnessstudio auf Maß getrimmt. Er war bestimmt auch sehr diszipliniert, was seine Ernährung anging. Jedenfalls sah ich ihn nie beim Imbiss gegenüber, wo es dieses leckere fettige Zeugs gab, das wir uns in stressigen Zeiten – also ständig, denn bei uns im Verlag war es immer irgendwie hektisch – gönnten. Von nächtlichen Kühlschrankorgien und Keksdosenplündereien, wie ich sie manchmal veranstaltete, mal ganz abgesehen. Sebastian Voigt war einer von diesen Menschen, die sich voll unter Kontrolle hatten. Mit der Kleidung, immer businesslike in sorgsam aufeinander abgestimmten Farben, der teuren Uhr am Handgelenk und der Sonnenbrille stets in Reichweite, umgab ihn die Aura des erfolgreichen Geschäftsmannes, der hohe Ansprüche an seine Mitarbeiter stellt. Dabei war er durchaus charmant und riss gern den einen oder anderen Witz. Solange man keine Fehler machte und sich seiner Meinung unterordnete, hatte man nichts zu befürchten.

Doch wer Fehler machte, den stellte er gerne vor allen bloß. Und wehe, man widersprach ihm, dann bekam man seine unerbittliche Härte zu spüren. Ein Teufel in Adonisgestalt. Auf solche Typen flogen nicht nur die Romanheldinnen in meinen Buchprojekten, sondern auch deren Leserinnen sowie Silvie, seine Assistentin. Sie himmelte ihren Bastian (wie sie ihn insgeheim immer nannte, als wir noch Freundinnen waren) an, dass es einem schlecht wurde. Und dabei kaute sie in seiner Gegenwart in naiver Unterwürfigkeit ständig an ihrer Unterlippe – wie Anastasia Steele, die sich die Bestrafung durch ihren schwarzen Ritter, Christian Grey, erhoffte.

Bastian hat gesagt ..., also Bastian meint ..., das muss ich aber erst mit Bastian abstimmen ..., darüber müssen wir Bastian sofort informieren ... äffte ich sie in Gedanken nach und hätte mir am liebsten den Finger in den Hals gesteckt.

Langsam wurde ich ungeduldig. Wie lange brauchte er denn für die paar Seiten? Jeder Drittklässler hätte den Text schneller gelesen.

Voigt legte Exposé und Gutachten beiseite, ohne eine Miene zu verziehen. Dann öffnete er die einzige Mappe auf dem Schreibtisch, drehte den Kugelschreiber in seiner Hand und schaute demonstrativ auf seine Armbanduhr. Also war kein einziger Funke meiner Begeisterung auf ihn übergesprungen. Dabei strotzte das Exposé vor Humor, war knackig im Stil der Autorin geschrieben und zog einen mit seinem Pitch sofort in den Bann.

Er betrachtete mich mit seinen stahlgrauen Augen. Unwillkürlich fröstelte ich. Es fühlte sich an, als würden meine Brillengläser beschlagen, wie wenn ich an einem warmen Tag einen Blick ins kalte Eisfach warf.

»Welchen Konflikt? Diese Geschichte ist oberflächliche, verquirlte Scheiße! Schon tausendmal in Groschenromanen erzählt. Wenn wenigstens noch etwas Sex mit Baumarktutensilien vorkäme ...«

Ah, er war also ein Fan von diesem unsäglichen Mr. Grey. Das passte zu ihm.

Seinen Mund umspielte dieses überhebliche Grinsen, das ich besonders an ihm hasste.

Ich setzte zu einer Rechtfertigung an, die mir wie eine Fischgräte im Hals steckenblieb.

Er unterschrieb ein Dokument aus der Mappe. »Sie sollten mal Ihre Brille putzen, Alwine. Anscheinend können Sie Diamanten nicht von Glasperlen unterscheiden.«

Pfff! Wieder brachte ich keinen Ton hervor. An meiner Schlagfertigkeit musste ich unbedingt arbeiten. Dabei hatte ich mir erst gestern für genau den Fall, dass er mich beleidigte, ein paar gute Antworten ausgedacht. Das heißt, ich hatte sie im Internet gefunden: Nie wieder sprachlos! Die zehn besten Argumente, mit denen Sie Ihren Chef um den Finger wickeln. Jetzt fiel mir natürlich kein passender Satz davon ein, aber so schnell gab ich nicht auf. Ich musterte ihn.

Obwohl er seinen Unmut deutlich machte und seine Körpersprache mir verriet, dass ich ihm seine Zeit stahl, startete ich einen letzten Versuch, ihn von meinem Herzensprojekt und meiner Lieblingsautorin, Karoline Katzenbach, zu überzeugen. Morgen war die Buchhandelsvertreterkonferenz und es gab noch einen winzigen freien Platz im nächsten Sommerprogramm. Den musste sie bekommen!

Seit Sebastian Voigt vor sechs Wochen vom Orellio Verlag zu uns gewechselt war und die Programmleitung übernommen hatte, bekamen meine gefühlvollen Romanprojekte einfach keine Chance mehr. Ich konnte ihm vorstellen, was ich wollte, ich erntete Spott und Hohn. Systematisch schmiss er das ganze Programm um und forderte sogar, dass wir ab dem kommenden Jahr nur noch blutrünstige Thriller veröffentlichten.

»Der Phönix Verlag steht seit jeher für Geschichten mit Happy End. Unsere Leser erwarten ...«, setzte ich an.

Voigt unterbrach mich »Unsere Leser erwarten vor allem, dass wir sie nicht langweilen.«

Er schmiss mir das Exposé in hohem Bogen hin. Es landete auf dem Fußboden. Wieder mal demonstrierte er mir seine Macht.

Während ich vor seinem Schreibtisch auf die Knie ging und die losen Blätter aufsammelte, donnerte seine Stimme im Befehlston auf mich herab. »Anstatt Ihre Zeit mit diesem Schwachsinn zu vergeuden, kümmern Sie sich lieber um unsere Bestsellerautorin! Dolores hat sich beschwert, dass Sie ihr nicht beim Brainstorming für ihr neues Buchkonzept helfen.«

»Sie ist eine Psychopathin! Niemand kann von mir verlangen, dass ich noch einmal zu ihr in die Einöde fahre!«

»Fräulein Werkmeister, Sie wurden mir von unserem Verleger als die fähigste Lektorin empfohlen. Deshalb habe ich Ihnen die Betreuung unserer wichtigsten Autorin übertragen. Also machen Sie verdammt noch mal Ihren Job!«

Ich richtete mich zu meiner vollen einschüchternden Größe von eins sechsundfünfzig vor seinem Schreibtisch auf, sodass ich fast auf Augenhöhe mit ihm war. »Den mache ich sehr wohl, indem ich Projekte akquiriere, die das Profil unseres Verlags mit seiner Tradition widerspiegeln.«

»Das Festhalten an Traditionen hat diesen Verlag in die roten Zahlen getrieben. Ich bin angetreten, um dieses Unternehmen vorm endgültigen Ruin zu retten. Dafür sind radikale Veränderungen notwendig. Eines habe ich nämlich im Gegensatz zu Ihnen begriffen: dass die Inhalte sich an den Bedürfnissen des Marktes orientieren müssen. Schrecken verkauft sich millionenfach besser als Sehnsucht. Sie kennen die Verkaufszahlen des deutschen Buchhandels.«

Ich hielt dagegen. »Karoline Katzenbach hat für ihre Liebesromane tolle Rezensionen bekommen und eine große Fangemeinde.«

» ... die allerdings lange nicht groß genug ist, um zu rechtfertigen, dass wir uns noch eine ihrer grässlichen Schmonzetten ans Bein binden.«

»Wenn Sie sich aber mal die Rezensionen zu Dolores Fritz angucken, werden Sie sehen, dass da ganz schön viel Kritik dabei ist«, warf ich ein.

Voigt legte den Kugelschreiber in Zeitlupe beiseite. Meine Hartnäckigkeit nervte ihn sichtlich.

»Ja, und genau diese Diskussion hat die Menschen neugierig gemacht und veranlasst, das Buch zu kaufen. Vier Millionen verkaufte Exemplare innerhalb von drei Monaten! Dolores Fritz' Thriller-Debüt im Orellio Verlag hat das geschafft, was bisher für eine deutsche Autorin kaum denkbar war: Sie hat eine ganze Nation zum Lesen gebracht. Gerade weil die ach so anständigen Otto Normalbürger derartige Gewalt nicht für möglich halten, sind sie davon fasziniert. Studien zeigen, dass gerade Frauen es noch eine Spur blutiger mögen. Das Spiel mit der Angst ist ihnen ein tiefes Bedürfnis. Deshalb steht dieses Buch seit Wochen auf Platz 1 der Bestsellerliste. Sie haben wirklich Glück, dass Ihr Verleger mir so ein großzügiges Angebot gemacht hat, das ich nicht ausschlagen konnte. Sonst wäre ich wahrscheinlich nicht unbedingt zum Phönix Verlag gewechselt – Sie wissen ja selber, wie es hier mit den Verkaufszahlen aussieht. Ihre heiß geliebten kitschigen Frauenromane sind halt nicht mehr zeitgemäß, liebe Frau Werkmeister.«

Er lachte herablassend. »Aber machen Sie sich keine Sorgen, jetzt bin ich ja da, um den Laden mal ordentlich auf Vordermann zu bringen. Seien Sie froh, dass ich Frau Fritz überreden konnte, mit mir zu kommen. Wir müssen den Bluthunger der Leser stillen, nicht nur mit Dolores Fritz, auch mit anderen Thrillerautoren. Nur so reißen wir das Ruder herum. «

»In einem Verlagsprogramm geht es aber auch um Vielfalt«, hielt ich dagegen.

Seine Stimme nahm einen abfälligen Ton an. »Wer braucht noch ein weiteres süßliches ›Das kleine Café am Arsch der Heide‹? Der Markt ist überschwemmt mit diesen »›Friede, Freude, Eierkuchen‹«-Geschichten für Frauen, die an der Seite eines weichgespülten Langweilers insgeheim von einem Kerl mit Sixpack träumen, der sie mal ein bisschen härter rannimmt.« Anzüglich ließ er seinen Blick über meinen Oberkörper schweifen.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Wer braucht noch eine weitere detaillierte Schilderung, wie ein Serientäter seine Opfer quält?«

Mein Argument beeindruckte ihn nicht, aber er war sichtlich verwundert, dass ich immer noch widersprach, registrierte ich erfreut.

Er stand auf und schaute von oben auf mich herab. Hätte ich doch heute Morgen bloß Absatzschuhe statt der Sneaker angezogen, dann käme ich mir jetzt nicht ganz so winzig vor.

Plötzlich haute er mit der flachen Hand auf die Tischplatte. Ich zuckte kurz zusammen.

»Hören Sie doch auf! Entweder Sie befolgen meine Anweisung oder ...«

»Oder was?«, unterbrach ich ihn, hielt seinem Blick stand und stemmte die Hände in die Hüften. Irgendwie musste ich mich ja größer machen.

Seine Mundwinkel umspielte ein verkniffenes Lächeln, das die Augen nicht erreichte. Ich hatte ihn mehr als verärgert.

Er drehte sich um und holte einen Karton mit der Aufschrift Schrott aus dem Aktenschrank. »Oder Sie sichten diesen Stapel unverlangt eingesandter Manuskripte. Ich erwarte bis morgen aussagekräftige Gutachten mit einer Übersicht aller unverbrauchten dramatischen Situationen.«

Mir verschlug es die Sprache, was ihn sichtlich erfreute. Er drückte mir den Karton in die Hände, hielt ihn noch fest und sagte eindringlich: »Und ich kann Ihnen versprechen, das werden Sie so lange tun, bis Sie es sich anders überlegt haben, zu Dolores rausfahren und Ihren Job machen.« Erst jetzt ließ er ihn los.

Ich betrachtete den Karton, der noch von mir stammte, aus der Zeit, als ich Voigts erkrankte Vorgängerin fast vier Monate vertreten hatte. »Den Stapel hat bereits die Praktikantin gesichtet und Gutachten erstellt.« »Sehen Sie es als Übung für Ihr Gespür, einen guten Stoff zu finden.« Er zwinkerte mir zu.

Ich knallte ihm den Karton auf den Tisch. »Das ist Schikane!«

»Ach?«

Genau in dem Moment steckte unser Verleger, Hubertus Krohn, seinen grauen Schopf zur Tür herein und wurde Zeuge der Auseinandersetzung.

»Gibt es ein Problem?«, fragte er mehr in meine als in Voigts Richtung. Unsere Blicke trafen sich. Ich schwieg, denn üblicherweise focht ich meine Konflikte selbst aus.

Voigt antwortete: »Ihr bestes Pferd im Stall bockt, weil ich den Mist ablehne, den sie mir wieder anbietet.« Er winkte ab und grinste breit. »Keine Sorge, ich habe die bissige Stute bald gezähmt.«

Jetzt reichte es mir. »Ich bin weder ein Pferd, noch lasse ich mich mit Strafarbeiten zähmen. In welchem Jahrhundert leben Sie eigentlich?« Verständnislos schüttelte ich den Kopf. Hubertus trat näher und wollte anscheinend schlichten. Ich wandte mich an ihn: »Seit Herr Voigt die Programmleitung übernommen hat, höre ich nur noch Thriller und Dolores Fritz.«

Unser Verleger presste die Lippen zusammen.

Tief einatmend bemühte ich mich, sachlich zu bleiben. »Hubertus, ich verstehe, dass wir neue Leserzielgruppen erschließen müssen. Aber doch nicht, indem wir unsere bisherigen Leser verprellen und überhaupt keine Liebesromane mehr ins Programm aufnehmen.« Ich appellierte an die Vernunft meines Ziehvaters, der mir alles beigebracht hatte, was ich als gute Lektorin wissen musste. Immerhin waren wir uns vor Voigts Zeit immer einig gewesen, was wir veröffentlichen wollten.

»So?«, fragte er erstaunt und rückte sich die Krawatte zurecht. Eine Verlegenheitsgeste, die er immer benutzte, wenn er seinen Ärger überspielen wollte.

Er war also noch gar nicht in die Pläne seines neuen Programmleiters involviert?

Voigts Augen verengten sich zu Schlitzen. Am liebsten hätte er mich an Ort und Stelle erwürgt. Okay, vielleicht war das jetzt nicht die feine englische Art, aber er hatte mich schließlich zuerst vor unserem Arbeitgeber in die Pfanne gehauen. Irgendwie musste ich mich ja wehren. Also erzählte ich Hubertus von meinem Herzensprojekt. Wenn er Voigts Meinung teilte, würde ich mich geschlagen geben.

Hubertus las das Exposé und schaute uns danach abwechselnd an. Ich spürte, dass es ihm gefiel, er aber Voigt auch nicht vor den Kopf stoßen wollte. »Ich denke, wir stellen das Projekt den Buchhandelsvertretern vor und hören deren Meinung zur Verkäuflichkeit auf dem Buchmarkt bei dem derzeitigen Trend zu gewalttätigen Stoffen an. Sieht der Vertrieb Chancen, nehmen wir es ins Programm auf.«

»Ich würde lieber einen Roman weniger veröffentlichen, statt den Platz auf Krampf mit so einem schwachen Weglasstitel zu besetzen«, protestierte Voigt.

»Lassen Sie uns die Entscheidung morgen gemeinsam mit dem Vertrieb treffen«, entgegnete Hubertus

Der Programmleiter schluckte. »Wie Sie wünschen.«

Hubertus verließ das Büro und ich wollte ihm folgen. Doch Voigt hielt mich zurück. »Wir waren noch nicht fertig, Fräulein Werkmeister. Schließen Sie die Tür!«, forderte er mich auf und zischte: »Das war gerade eine ganz linke Nummer von Ihnen.« Um sich abzureagieren, warf er einen Minibasketball kraftvoll in den Korb, der in drei Meter Entfernung am Bücherregal hing. Er hatte ihn gleich an seinem ersten Arbeitstag anbringen lassen. Der Ball rutschte durchs Netz, klatschte auf dem Fußboden auf und hüpfte in die Zimmerecke.

»Im Gegensatz zu Ihnen habe ich Sie nicht beleidigt«, zischte ich zurück.

»Oh, doch, Sie haben mein Urteilsvermögen infrage gestellt.« Er zeigte auf das Exposé in meiner Hand.

»Es wird Ihnen aber nichts bringen, dass Sie den alten Mann mit Ihren Rehaugen bezirzt haben. Mich und die Buchhandelsvertreter können Sie damit nicht überzeugen.«

»Was? Eine Frechheit! Ich bezirze niemanden.«

»Wir sehen uns morgen. Vergessen Sie Ihren Karton nicht.«

Ich platzte vor Wut und sagte: »Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Da gibt es einige Gerüchte, wie Sie über Frau Krohn an diesen Posten gekommen sind.« Dann schnappte ich mir den Karton und machte auf dem Absatz kehrt, durchquerte Voigts Büro im Stechschritt und murmelte: »Arschloch!«

»Haben Sie mich gerade Arschloch genannt?«

Mist! Er hatte es gehört. Ich schlug kurz die Augen nieder, drehte mich um und schaute ihm geradeheraus ins Gesicht. »Ja das habe ich, weil Sie eins sind«, murmelte ich leise.

Ohne den Blick von mir abzuwenden, bediente er die Wechselsprechanlage und rief seine Assistentin: »Silvie! Ich brauche Sie wegen einer Abmahnung. Bringen Sie mir bitte die Personalakte von Frau Werkmeister.« Er beobachtete meine Reaktion. Seine Augen blitzten triumphierend auf. Ich ahnte, dass er spürte, wie ich innerlich vor ihm zitterte und die Selbstbewusste nur spielte.

Er sagte: »Ich hoffe, die Warnung kommt bei Ihnen an. Beim nächsten kleinsten Vergehen können Sie sich einen anderen Job suchen.«

Scheiße! Der Markt für gut bezahlte Lektoren sah mies aus, eine Kündigung konnte ich mir gerade überhaupt nicht leisten. Außerdem hing ich an unserem Verlag. So einfach ließ ich mich von diesem Widerling nicht vertreiben!

(Continues…)


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