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Du kannst ihr nicht entkommen!
Colchester: In kurzer Abfolge werden drei Männerleichen gefunden, die alle große Ähnlichkeit mit DI Phil Brennan haben. Bei jedem Opfer hat der Täter außerdem eine Tarotkarte mit dem Motiv des Gehängten hinterlassen. Auf der Rückseite: Phils Name. Steckt hinter den Morden die Stalkerin, die ihm schon seit Langem nachstellt? 
Um das herauszufinden, muss Phil nach Colchester. Doch er kommt nie dort an. Seine Frau, Profilerin Marina Esposito, setzt alles daran, ihren Mann zu finden, bevor es zu spät ist.
Ein packendes Finale für DI Phil Brennan und Profilerin Marina Esposito

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Colchester: In kurzer Abfolge werden drei Männerleichen gefunden, die alle große Ähnlichkeit mit DI Phil Brennan haben. Bei jedem Opfer hat der Täter außerdem eine Tarotkarte mit dem Motiv des Gehängten hinterlassen. Auf der Rückseite: Phils Name. Steckt hinter den Morden die Stalkerin, die ihm schon seit Langem nachstellt? 
Um das herauszufinden, muss Phil nach Colchester. Doch er kommt nie dort an. Seine Frau, Profilerin Marina Esposito, setzt alles daran, ihren Mann zu finden, bevor es zu spät ist.
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Overview

Du kannst ihr nicht entkommen!
Colchester: In kurzer Abfolge werden drei Männerleichen gefunden, die alle große Ähnlichkeit mit DI Phil Brennan haben. Bei jedem Opfer hat der Täter außerdem eine Tarotkarte mit dem Motiv des Gehängten hinterlassen. Auf der Rückseite: Phils Name. Steckt hinter den Morden die Stalkerin, die ihm schon seit Langem nachstellt? 
Um das herauszufinden, muss Phil nach Colchester. Doch er kommt nie dort an. Seine Frau, Profilerin Marina Esposito, setzt alles daran, ihren Mann zu finden, bevor es zu spät ist.
Ein packendes Finale für DI Phil Brennan und Profilerin Marina Esposito


Product Details

ISBN-13: 9783843718462
Publisher: Ullstein Ebooks
Publication date: 01/25/2019
Series: Ein Marina-Esposito-Thriller , #8
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 400
File size: 3 MB
Language: German

About the Author

Tania Carver ist der Autorenname von Martyn und Linda Waites. Der preisgekrönte Krimiautor Martyn und die renommierte Kostümbildnerin Linda erfüllen sich mit dem gemeinsamen Schreiben einen Traum. Ihr Debüt "Entrissen" mit der Profilerin Marina Esposito war wochenlang in der Sunday Times Top 10 und auf der Spiegel-Bestsellerliste. Danach begann der weltweite Erfolg der Thrillerserie.

Tania Carver ist der Autorenname von Martyn und Linda Waites. Der preisgekrönte Krimiautor Martyn und die renommierte Kostümbildnerin Linda erfüllen sich mit dem gemeinsamen Schreiben einen Traum. Ihr Debüt „Entrissen“ mit der Profilerin Marina Esposito war wochenlang in der Sunday Times Top 10 und auf der Spiegel-Bestsellerliste. Danach begann der weltweite Erfolg der Thrillerserie.


Sybille Uplegger studierte englische und amerikanische Literaturwissenschaft und Philosophie in Bamberg und Seattle, ehe sie nach Berlin zog, um dort als freie Übersetzerin zu arbeiten. In ihrer Freizeit erkundet die sportbegeisterte Mutter eines Sohnes verschiedene Laufstrecken rund um die Hauptstadt oder ist mit ihrem Bogen auf dem Schießplatz anzutreffen.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Claire hielt Damiens Hand. Ganz fest. Ihr Herz klopfte, ihre Knie zitterten. Gewisse andere Regionen ihres Körpers zitterten ebenfalls. Sie konnte kaum glauben, was sie gleich tun würde.

Nicht sie allein – sie beide. Sie beide würden es tun. Endlich.

Sie sah zu Damien. Betrachtete sein Profil im Licht der Abenddämmerung. Gott, er sah so unfassbar gut aus. Vielleicht war er nicht jedermanns Typ. Er war nicht attraktiv im klassischen Sinn, aber er löste etwas bei ihr aus. Berührte etwas in ihr, wie niemand sonst es konnte. Ganz bestimmt nicht Gareth. Das war schon seit Jahren vorbei.

Sie wandte sich ab und richtete den Blick wieder auf ihre Füße. Sie kamen nur langsam voran, der Sand am Flussufer war noch nass von der auslaufenden Flut.

Hinter ihnen lag der Weg zur Hauptstraße, wo sie das Auto geparkt hatten. Was in Wrabness so als Hauptstraße durchging. Zwischen Colchester im Süden und Ipswich im Norden gelegen, war es nicht einmal ein richtiges Dorf. Eine Handvoll verstreuter Häuser, ein paar Gehöfte, ein Streifen Strand mit einigen Stelzenhütten und morschen Bootsrümpfen am steinigen Ufer: Das war Wrabness.

Und ein Wald. Ein dunkler Wald. Ein Wald, in dem zwei Menschen leicht vom rechten Weg abkommen konnten. Wenn sie es denn wollten. Und sie wollten. Sie wussten, was hier draußen passiert war. Die Morde. Der Wahnsinn. Die Babys. Der Stoff, aus dem Albträume, reißerische True-Crime-Bücher und effekthascherische Dokus auf Kanal 5 gemacht wurden. Und von allen dreien hatte es reichlich gegeben. Sicher, sie hätten auch in ein Hotel gehen können, so wie andere Leute, die eine Affäre hatten. Sie hätten Sex in einem Bett haben können, das sie bezahlt hatten, in dem sie aber nie schlafen würden. Aber wo blieb da das Abenteuer, der Nervenkitzel? Sie wollten etwas Aufregendes. Und wo war es aufregender als an einem der unheimlichsten Orte, die die Umgebung zu bieten hatte? Hier hatte ein gefährlicher, perverser, transsexueller Serienkiller sein Unwesen getrieben. Das machte die Sache noch aufregender: der kombinierte Kitzel von Sex und Tod.

Mit der freien Hand zog sich Claire die Bluse und den Rock zurecht, die verrutscht waren, als sie im Auto geknutscht hatten. Sie waren schon während der Fahrt so scharf aufeinander gewesen, dass sie kaum die Finger voneinander lassen konnten. Dass sie sich die Bluse jetzt wieder in den Rock steckte, war nur für den Fall, dass sie jemandem begegneten. Nicht dass das wahrscheinlich war. Nicht an einem Ort wie diesem und nicht um diese Zeit. Und wenn doch, dachte sie, während ein Schauer sie durchlief und ihr ganz schwindlig wurde vor Vorfreude auf das, was gleich passieren würde, dann hat er ja vielleicht Lust zuzuschauen?

Erneut sah sie sich um. Keine Menschenseele. Statt also ihre Bluse in Ordnung zu bringen, öffnete sie sie noch weiter. Damien beobachtete sie dabei. Beäugte ihren schwarzen Spitzen-BH, den sie extra für ihn angezogen hatte. Er war Teil eines Wäschesets, das er besonders gern mochte. Er hatte es ihr selbst gekauft. Sie sah sein Gesicht. Merkte, wie sich seine Schritte beschleunigten.

Seine plötzliche Eile rief etwas in ihr wach. Etwas Dunkles, Hungriges, Primitives.

Sie konnte es gar nicht mehr erwarten.

»Und hier wurde die Leiche gefunden.« Malcolm wies auf eine Stelle weiter vorn. »Genau hier, meine Damen und Herren ...«

Er versuchte sie zu begeistern, wurde jedoch das Gefühl nicht los, dass er sich umsonst bemühte. Ganze sieben Leute waren zu seiner Führung gekommen, und zwei von ihnen hatten sich bereits beschwert, weil sie so weit laufen mussten. Drei simsten ununterbrochen, als wären sie in der Schule und er hielte gerade eine besonders langweilige Unterrichtsstunde ab. Obwohl er sich redlich bemühte, seinen Vortrag durch theatralische Ausschmückungen lebendiger zu gestalten, war sein MörderSpaziergang durch Colchester beileibe nicht der durchschlagende Erfolg, den er sich ausgemalt hatte.

»Genau hier«, rief er, während ihm bereits der nächste blumige Ausdruck auf der Zunge lag. Er würde diesen Schwachköpfen etwas für ihr Geld bieten. »Vor dem Lichtmast auf dem Feuerschiff. Die Frau war splitternackt. Brutal zugerichtet – ja, beinahe gespalten ...« Das letzte Wort brüllte er fast, als wäre er ein Jahrmarktschreier aus einem viktorianischen Groschenroman. Irgendjemand lachte – nicht gerade die Reaktion, die er sich erhofft hatte. Doch er fuhr unbeirrt fort: »Vergewaltigt. Ihr Körper trug die Spuren von Messern, Ketten, Peitschen ...« Mit großen Augen beugte er sich nach vorn. »Der Täter hatte ihr ein Wort in die Stirn geritzt. Das Wort ... HURE ...«

Er riss die Augen noch weiter auf. Seine Zuhörer kicherten.

Mein Gott, ermahnte er sich im Stillen. Schalt mal einen Gang runter. Du klingst ein bisschen zu enthusiastisch. Er seufzte. Hätte ich doch noch meine Stelle in der Bücherei.

Als der Etat für die öffentlichen Bibliotheken gekürzt wurde, war Malcolm einer der Ersten gewesen, die entlassen wurden. Danach war ihm die Idee zu diesem Mörder-Spaziergang durch Colchester gekommen. Er hatte einmal an einer Jack-the-Ripper-Tour im Londoner East End teilgenommen und war tief beeindruckt gewesen. Ihr Führer hatte sich als überaus belesen herausgestellt, seine Tour aber dennoch unterhaltsam und lebendig gestaltet. Er hatte die Verbrechen innerhalb ihres historischen Kontextes erläutert und den Opfern eine Stimme gegeben. Seine Ausführungen waren kein bisschen reißerisch gewesen, sondern echte Geschichte zum Anfassen.

Auf der Zugfahrt nach Hause hatte Malcolm nachgedacht. Colchester hatte in den vergangenen Jahren einen deutlichen Anstieg an Gewalttaten zu verzeichnen gehabt, darunter sogar eine beachtliche Anzahl von Mordserien.

Warum also nicht ...?

Und nun stand er hier, an einem trüben, kalten Dienstagabend, unten am Kai des Flusses Colne. Er hatte sich so extravagant gekleidet, wie seine Garderobe es hergab. Er versuchte nach Kräften, einen echten Charakter darzustellen, rang verzweifelt um die Gunst seiner winzigen Zuhörerschar. Am liebsten hätte er die Führung abgebrochen und wäre in den Pub gegangen.

»Gibt es dazu noch irgendwelche Fragen?«, wollte er wissen.

»Ja«, sagte ein Typ. Groß, rasierter Schädel, Tattoos. Die Frau an seiner Seite war solariumsgebräunt und trug Schuhe mit hohen Pfennigabsätzen. Ihre Beine waren dünn wie Zahnstocher, und jedes Mal, wenn sie auf ihren Schuhen vorwärts stöckelte, fürchtete Malcolm, sie könnten durchbrechen.

»Ja?«, sagte Malcolm.

»Was ist denn jetzt genau mit ihr passiert?«

»Dazu komme ich gleich.«

»Es ist nämlich so: Ein Kumpel von mir, der hatte früher mal einen Imbisswagen da oben.« Der Mann deutete die Straße hinunter. »Und er meinte, er hätte der Polizei geholfen. Hat mir ein paar Sachen über den Fall erzählt.« Der Mann lächelte genüsslich bei dem Gedanken an das, was er gleich sagen würde. »Zum Beispiel, dass ...«

»Das ist ja ganz wunderbar«, schnitt Malcolm ihm das Wort ab.

»Für Ihren Freund, meine ich. Und keine Bange, ich werde Ihnen nichts Wichtiges vorenthalten. Wenn Sie mir jetzt bitte folgen wollen ...«

Er wandte sich um und ging den Kai entlang auf ein altes, leerstehendes Lagerhaus zu, neben dem ein rostiger Verladekran aufragte.

»Hier wird die Geschichte erst richtig interessant«, sagte er und wünschte, er könne seinen eigenen Worten Glauben schenken.

Josh war froh über die Dunkelheit. So konnte keiner sehen, wie viel Angst er hatte.

Zu dem Haus zu gehen war seine Idee gewesen. Mehr oder weniger jedenfalls. Es war eine Art Mutprobe. Er musste es tun – zumindest wenn er von den coolen Kids an seiner Schule akzeptiert werden wollte.

Er sah zu den anderen beiden hinüber. Kyle war klein, immer perfekt frisiert und hatte ein Gesicht, das manchmal aussah wie das eines Engels, aber meistens eher wie das eines irren Psychopathen, mit Augen, die die ganze Zeit auf Unheil zu lauern schienen. Tom war Kyles bester Freund und vergötterte ihn regelrecht. Der typische Mitläufer eben. Er machte alles, was Kyle sagte. In der Schule ging er immer in seinem Windschatten oder blieb genau hinter seiner linken Schulter stehen und lachte dreckig vor sich hin, als hätte er gerade einen wahnsinnig komischen Witz gehört.

Josh wollte dazugehören. Warum, das wusste er selbst nicht so genau. Normalerweise hing er eher mit den Strebern rum. Den Mathecracks und Bücherwürmern.

Aber aus irgendeinem Grund schienen sich Kyle und Tom für ihn zu interessieren und hatten beschlossen, ihn eventuell in ihren erlesenen Kreis aufzunehmen.

Joshs Freunden war das auch aufgefallen; sie waren alles andere als begeistert von den Typen, mit denen er sich neuerdings abgab, und zogen sich mehr und mehr vor ihm zurück. Er war traurig deswegen, klar, aber im Moment gab es da ohnehin jemand anderen, der praktisch seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm: Hannah Cresswell. Sie stand auf Bad Boys, und seit Josh mit Kyle und Tom enger war, hatte sie ein Auge auf ihn geworfen. Also hatte Josh sein schlechtes Gewissen beiseitegeschoben. Sie war es allemal wert, seine alten Freunde zu opfern.

»Wo ist es denn jetzt?«

»Da vorn. Ist nicht mehr weit.«

Den East Hill in Colchester im Rücken, gingen sie einen baumbestandenen Weg entlang. Das Laub der Bäume wisperte und säuselte über ihren Köpfen und um sie herum in einer Sprache, die Josh nicht verstand. So viele Bäume so nah an der Straße. Und trotzdem konnte man die Straße weder sehen noch hören. Das Wispern rief in ihm ein unbehagliches Gefühl hervor.

Vor ihnen lag der Fluss, dahinter kamen die Schrebergärten, eine Trafostation und der Pfad, der zu ihrem Wohnblock führte. Er lag im Schatten und war fast vollständig zugewachsen – ein El Dorado für Räuber und Vergewaltiger. Wenigstens den lokalen Schauergeschichten zufolge.

Aber davor kam das Haus. Eigentlich waren es drei Häuser, aber nur eins davon interessierte sie.

Das Haus, wo man den irren Jungen im Käfig gefunden hatte. In einem Käfig aus Knochen.

Der Fall hatte damals in der ganzen Stadt für Aufsehen gesorgt und eine große Ermittlung losgetreten. Menschen waren ermordet worden, Geheimnisse ans Licht gekommen. Danach hatte man das Haus mitsamt Käfig einfach sich selbst überlassen. Eigentlich hätte es abgerissen werden sollen, doch irgendwie war es nie dazu gekommen, und so waren die finsteren Legenden mit dem Unkraut um die Wette gewuchert.

»Da ist es«, sagte Josh irgendwann, blieb stehen und deutete voraus.

Die Blicke der beiden anderen folgten seinem ausgestreckten Finger. So sahen sie auch nicht, dass Josh erschauerte. Das Haus war nicht viel mehr als eine Ruine, der teilweise nackte Dachstuhl notdürftig mit einer schwarzen Plastikplane abgedeckt. Es sah aus, als würde eine riesengroße, bösartige, geflügelte Gestalt auf dem Dach hocken. Die Ziegel an den Hauswänden waren fleckig und bröckelten. Die Rückseite hatte die Natur bereits vollständig zurückerobert. Vor dem Haus neben dem Pfad verlief ein hoher Maschendrahtzaun, der mit Betonfundamenten im Boden verankert war und an dem mehrere Schilder vor dem Betreten des Grundstücks warnten. Am Drahtgeflecht des Zauns flatterten noch einige Fetzen verblichenen Absperrbandes im Wind.

Die drei Jungen standen wie angewurzelt vor dem Zaun.

Irgendwann gab Kyle Josh einen Stoß in den Rücken.

»Na los«, sagte er. Jetzt blitzte kein Unheil in seinen Augen auf, höchstens unterdrückte Furcht. »Du zuerst.«

Josh drehte sich zu ihm um. »Ich dachte, wir gehen alle zusammen.«

»Hey, das hier war deine Idee. Du wolltest unbedingt herkommen. Du hast gesagt, du zeigst uns das Haus.«

»Genau«, meldete sich Tom von seinem Platz hinter Kyles linker Schulter. »Das hast du selbst gesagt.«

Josh blickte zwischen den beiden hin und her. Sie hatten genauso viel Angst wie er. Am Morgen in der Schule war es ihm noch wie eine gute Idee vorgekommen. Er hatte sich mutig gefühlt. Mittlerweile erschien ihm der Plan allerdings nicht mehr so toll.

»Wovor hast du Schiss?«, fragte Kyle in dem Versuch, von seiner eigenen Angst abzulenken.

Tom schien zu überlegen, ob er Kyle unterstützen sollte, entschied sich dann aber dagegen.

»Vor gar nichts«, behauptete Josh und hoffte, dass die anderen ihm das abkauften.

»Na, dann los.«

»Du hast gesagt, wir machen es zusammen ...«

Kyle lachte. In der Dunkelheit klang es eher nach einem Rülpser. »Dann lass es halt. Dann erzählen wir morgen allen, dass du die Hose voll hattest.«

Allen, dachte Josh. Er wusste, was das bedeutete: Hannah Cresswell.

»Ich hab nicht die Hose voll«, widersprach er zu laut und plötzlich wütend. »Ich geh ja schon.«

Er begann am Zaun zu rütteln, damit eine Öffnung entstand, durch die er sich hindurchzwängen konnte. Die anderen beiden standen untätig da und glotzten.

»Kommt ihr auch, oder was ist?«, fragte Josh.

»Wir warten, bis du drin bist.«

Fast hätte Josh gelacht. »Und dann rennt ihr schnell nach Hause oder was?«

Wut funkelte in Kyles Augen. »Du kannst mich mal. So was würd ich niemals machen.«

»Dann hast du also Schiss?«

»Ich hab doch keinen Schiss, Alter!«

Tom sah einfach nur zwischen den beiden hin und her. Vielleicht hatte es ihm die Sprache verschlagen.

Jetzt musste Josh wirklich lachen. Die zwei wollten cool sein? Von wegen. Die trauten sich ja nicht mal, mit ins Haus zu kommen. Dabei hatten er und seine Freunde das schon oft gemacht. Total oft. Sie hatten sich im ganzen Haus umgesehen. Seine Freunde. Seine echten Freunde. Plötzlich vermisste er sie.

Er quetschte sich durch den entstandenen Spalt im Zaun und hielt ihn auf. Bringen wir's hinter uns, dachte er. Dann kann ich wieder zu meinen richtigen Freunden gehen. Diese Loser hier können mich mal.

»Na, dann kommt«, sagte er und hielt den Zaun fest. »Ich hab nicht den ganzen Abend Zeit.«

Widerstrebend folgten Kyle und Tom ihm aufs Grundstück.

»Hier«, sagte Claire und riss Damien an sich. »Jetzt.«

Ihre Hände waren überall, zogen ihm die Jacke aus und zerrten ihm gleichzeitig das Hemd aus der Hose. Ein Gefühl von Macht durchströmte sie, eine primitive Gier.

»Vorsicht ...« Damien versuchte sich das Hemd selber aufzumachen, damit Claire ihm in ihrem Überschwang nicht die Knöpfe abriss. Das fehlt noch, dachte er, wenn Joanne meine Schmutzwäsche einsammelt und dabei ein zerrissenes Hemd findet. Den Rest würde sie sich dann bestimmt denken können.

Claire ließ von Damien ab und machte sich stattdessen an ihren eigenen Kleidern zu schaffen. Erst kam die Bluse, die sie ja bereits unterwegs aufgeknöpft hatte, dann der Rock.

Irgendwann stand sie in Unterwäsche vor ihm. Damien wollte sie in dem dämmrigen Licht erst eine Weile betrachten, sich Zeit nehmen, den Körper, auf den er schon so lange scharf war, ausgiebig zu bewundern, aber sie war bereits dermaßen in Fahrt, dass er keine Gelegenheit dazu bekam.

»Langsam, langsam ... Wir haben doch keine Eile ...«

Sie hörte gar nicht hin, sondern drückte ihn kurzerhand auf den Boden. Er landete auf fauligem Laub, abgebrochenen Zweigen und Steinen, die sich in seinen Rücken bohrten.

»Das ist es«, keuchte sie. »Ich spüre es ganz deutlich. Hier. Jetzt ...«

Sie zog an ihm herum, streichelte ihn, zerrte an seinen Kleidern.

Ich hätte eine Picknickdecke mitbringen sollen, durchfuhr es ihn, und dann: Jetzt muss der Anzug in die Reinigung. Er begann sich gerade zu fragen, ob das hier nicht vielleicht zu viel Aufwand für ein bisschen Spaß war, als Claire endlich ihren BH auszog und sich rittlings auf ihn setzte. Er sah zu ihr empor. Zwei Kinder, und ihre Möpse hingen kein bisschen durch. Na ja, jedenfalls kaum. Er merkte, wie er steif wurde. Spürte ihre Hände an seiner Hose.

Ach, was soll's?, dachte er bei sich. Jetzt, wo wir schon mal hier sind ...

Er entspannte sich und ließ sie gewähren. Versuchte zu vergessen, wie unbequem er lag, und es einfach nur zu genießen.

»Fiona Welch, meine Damen und Herren, so lautete ihr Name.« Allmählich bekam Malcolm vom lauten Reden Halsschmerzen.

Trotz der kleinen Gruppe hatte er Schwierigkeiten, sich Gehör zu verschaffen. Aber das war seit jeher sein Problem gewesen.

»Und wenn Sie jetzt hierher schauen ...« Er deutete auf den Kran über ihren Köpfen, dessen Silhouette sich neben den Lichtern des Kai vor dem dunkler werdenden Abendhimmel abzeichnete. »Von dort oben ist sie in den Todgestürzt.« Das von ihm angepeilte dramatische Crescendo bei den letzten Worten wurde leider dadurch zunichtegemacht, dass ihm urplötzlich die Stimme versagte. »Entschuldigung«, sagte er in der Hoffnung, dass sein Publikum mit ihm, nicht über ihn lachen würde. »Da können schon mal die Emotionen mit einem durchgehen.« Er räusperte sich, dann fuhr er fort.

»Fiona Welch. Sie war Psychologin und hat der Polizei in einer Reihe von Morden beratend zur Seite gestanden. Aber, meine Damen und Herren, wie Sie vielleicht wissen, war das alles nur ein Ablenkungsmanöver. Denn in Wahrheit war es Fiona Welch selbst, die hinter den Morden steckte.« Er wartete, bis seine Zuhörer diese Information verarbeitet hatten, erst dann sprach er weiter.

»Sie hat Frauen verschleppt – junge, alleinstehende Frauen – und sie hier gefangen gehalten.« Er zeigte auf das Lagerhaus. »Hat sie in sargähnliche Kisten eingepfercht, die, für den Fall, dass ihre Opfer zu fliehen versuchten, unter Strom gesetzt waren. Hilfe bekam sie dabei von einem stummen, humpelnden Ungeheuer in Menschengestalt, das nur unter dem Namen ›der Creeper‹ bekannt war.«

(Continues…)


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Table of Contents

Die Autorin / Das Buch,
Titelseite,
Impressum,
Schneeengel,
Erster Teil,
Der Gehängte,
Zweiter Teil,
Nachtschwärmer,
Brennende Burgen,
Dritter Teil,
Rainsford House,
Festungsbau,
Zähne zeigen,
Vierter Teil,
Zeit der Hexe,
Ein schmaler Grat,
Die Schlinge zieht sich zu,
Der Erste,
Fünfter Teil,
Gib Gas,
Nach dem Ersten,
Ein bequemes Leben,
Detektivarbeit,
Offenbarungen,
Besessen,
Bereit für den Rest ihres Lebens,
Sechster Teil,
Wolken,
Anhang,
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