Glücklich getrennt: Wie wir achtsam miteinander umgehen, wenn die Liebe endet

Paare, die sich trennen, sind oft in einem Kreislauf aus Wut, Ohnmacht und Verletzungen gefangen. Viele von ihnen wünschen sich eine friedliche Trennung und stehen vor der großen Frage, wie das gehen soll. Die erfahrene Paartherapeutin und Mediatorin Nadja von Saldern holt Trennungswillige in ihrer Angst vorm Loslassen ab. Sie gibt Lösungsvorschläge und zeigt vor allem, wie wichtig es ist, dass beide Partner sich verstanden fühlen. Anhand zahlreicher Fallbeispiele beschreibt sie anschaulich, wie das, was einmal liebevoll begann, auch respektvoll enden kann.

Nadja von Saldern vermittelt überzeugend und kompetent, warum eine friedliche Trennung erstrebenswert ist und was man braucht, damit sie gelingt.

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Glücklich getrennt: Wie wir achtsam miteinander umgehen, wenn die Liebe endet

Paare, die sich trennen, sind oft in einem Kreislauf aus Wut, Ohnmacht und Verletzungen gefangen. Viele von ihnen wünschen sich eine friedliche Trennung und stehen vor der großen Frage, wie das gehen soll. Die erfahrene Paartherapeutin und Mediatorin Nadja von Saldern holt Trennungswillige in ihrer Angst vorm Loslassen ab. Sie gibt Lösungsvorschläge und zeigt vor allem, wie wichtig es ist, dass beide Partner sich verstanden fühlen. Anhand zahlreicher Fallbeispiele beschreibt sie anschaulich, wie das, was einmal liebevoll begann, auch respektvoll enden kann.

Nadja von Saldern vermittelt überzeugend und kompetent, warum eine friedliche Trennung erstrebenswert ist und was man braucht, damit sie gelingt.

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Glücklich getrennt: Wie wir achtsam miteinander umgehen, wenn die Liebe endet

Glücklich getrennt: Wie wir achtsam miteinander umgehen, wenn die Liebe endet

by Nadja von Saldern
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by Nadja von Saldern

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Paare, die sich trennen, sind oft in einem Kreislauf aus Wut, Ohnmacht und Verletzungen gefangen. Viele von ihnen wünschen sich eine friedliche Trennung und stehen vor der großen Frage, wie das gehen soll. Die erfahrene Paartherapeutin und Mediatorin Nadja von Saldern holt Trennungswillige in ihrer Angst vorm Loslassen ab. Sie gibt Lösungsvorschläge und zeigt vor allem, wie wichtig es ist, dass beide Partner sich verstanden fühlen. Anhand zahlreicher Fallbeispiele beschreibt sie anschaulich, wie das, was einmal liebevoll begann, auch respektvoll enden kann.

Nadja von Saldern vermittelt überzeugend und kompetent, warum eine friedliche Trennung erstrebenswert ist und was man braucht, damit sie gelingt.


Product Details

ISBN-13: 9783843718394
Publisher: Ullstein Ebooks
Publication date: 12/27/2018
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 256
File size: 3 MB
Language: German

About the Author

Nadja von Saldern hat als Rechtsanwältin gearbeitet, bevor sie sich als Paartherapeutin und Mediatorin ausbilden ließ. Seit 2011 betreibt sie mit ihrem Ehemann eine Praxis für Paartherapie und Scheidungsmediation in Berlin und Potsdam. Heute ist sie eine gefragte Expertin zum Thema Trennung. Sie lebt mit ihrer Familie in Potsdam. 

Nadja von Saldern hat als Rechtsanwältin gearbeitet, bevor sie sich als Paartherapeutin und Mediatorin ausbilden ließ. Seit 2011 betreibt sie mit ihrem Ehemann eine Praxis für Paartherapie und Scheidungsmediation in Berlin und Potsdam. Heute ist sie eine gefragte Expertin zum Thema Trennung. Sie lebt mit ihrer Familie in Potsdam. 

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Vom Paradoxon der Paarbeziehung

Irgendwann im Leben begegnen wir dem Menschen, mit dem wir unser Leben teilen und eine Familie gründen wollen. Wir verlieben uns und erleben das schönste aller Gefühle, das wir Menschen kennen. Die Verliebtheit verleiht uns Flügel und befähigt uns, das Glas halb voll statt halb leer zu sehen. Wir fühlen uns rundum großartig und sehen auch den anderen in einem durchweg positiven Licht. Wir trauen uns! Alles scheint leicht und einfach zu gehen. Wir können es kaum glauben, wenn sich Freunde etwa darüber beklagen, seit der Geburt ihrer Kinder keinen Sex mehr zu haben, und verwundert reiben wir uns die Augen angesichts älterer Paare, die sich im Restaurant wortlos gegenübersitzen und sich ganz offensichtlich nichts mehr zu sagen haben. Wir sind blauäugig und meinen, uns würde es anders ergehen. Leider weit gefehlt, denn jedes Paar geht irgendwann durch schwierige Zeiten.

Das Leben in einer festen Beziehung ist nichts anderes als ein fortwährendes Paradoxon aus widersprüchlichen Bedürfnissen. Auf der einen Seite wollen wir frei, autonom und unbeschwert sein, auf der anderen Seite sehnen wir uns nach Gemeinsamkeit, Intimität und übernehmen freiwillig die Verantwortung für eine Familie. Das alles unter einen Hut zu bekommen stellt eine große Herausforderung dar. Denn was der eine als Freiheit definiert, löst beim anderen unter Umständen Verlustängste aus. Und was der eine als Intimität betrachtet, das empfindet der andere möglicherweise als Einschränkung. Zudem bringen wir Themen und Verletzungen in unsere Beziehung mit, die uns schon lange begleiten. Da gibt es viele unerfüllte Bedürfnisse aus unserer Kindheit, auf deren Erfüllung wir auch im Erwachsenenalter noch sehnsüchtig hoffen. Haben wir etwa von unseren Eltern zu wenig Lob erfahren, dann erwarten wir ein solches von unserem Partner umso mehr. Erfahren wir das Lob jedoch nicht, dann fühlen wir uns schnell »ungeliebt«. Streit und Missverständnisse sind vorprogrammiert.

Dabei wünschen wir uns einen Partner, der mit uns durch dick und dünn geht, einen Komplizen für dieses Leben, mit dem wir vielleicht auch irgendwann einmal eine Familie, ein Familienunternehmen gründen wollen. Denn dies soll der Hafen sein, in den wir immer wieder einfahren können, der uns Kraft spendet, uns glücklich macht und uns vor Einsamkeit bewahrt. Zudem wollen wir auch Spaß haben, eine erfüllende Sexualität erleben und vom anderen in Krisenzeiten aufgefangen werden. Und am Ende träumen wir davon, bis ins hohe Alter Händchen haltend auf einer Bank zu sitzen und versonnen in die Weite zu schauen. Das alles, und nicht weniger, soll uns eine Partnerschaft ermöglichen. Puh! Was für Erwartungen!

Vertrag ohne Worte

Das Eingehen einer Ehe oder Lebensgemeinschaft – ganz nüchtern betrachtet – ist ein Vertrag. Ein Vertrag zwischen zwei Menschen, die vorhaben, das Leben miteinander zu teilen. Juristische Eheverträge werden nur dann abgeschlossen, wenn sich einer davon einen Vorteil verspricht. Der andere stimmt zu, weil er die Möglichkeit einer Trennung in dem Moment ausblendet. In der Praxis gestalten sich Eheverträge jedoch schwierig, weil man sich beim Aufsetzen eines Ehevertrags quasi schon in die mögliche Scheidung hineinversetzen muss. Niemand spricht gerne über die Möglichkeit, dass die Beziehung vielleicht auch auseinandergehen könnte. Das sind Gedanken, die wir uns im Hoch der Gefühle füreinander nicht gestatten. Zu groß ist die Angst, die Beziehung ihrer Romantik zu berauben, dem anderen das Gefühl zu geben, ihm nicht genügend zu vertrauen oder es nicht ernst zu meinen. Manches wird vielleicht mündlich besprochen und auch explizit geäußert, der Großteil wird aber stillschweigend vereinbart. Was der eine darunter versteht, davon weiß der andere nicht viel, ahnt es nur und hegt seinerseits insgeheim Erwartungen. Vieles wird nur angenommen, aber nicht ausgesprochen und schon gar nicht schriftlich festgehalten.

In den heutigen Beziehungen gibt es auch kaum Selbstverständlichkeiten mehr, auf die man sich früher noch einstellen konnte. Heute ist alles Verhandlungssache. Auch wissen wir noch nicht, was uns erwartet oder wie wir uns selber entwickeln werden. Daher ist es in vielen Fällen nicht möglich, über Eventualitäten zu reden und Vereinbarungen zu treffen. Also lässt man es lieber sein. So bleibt die Romantik bestehen und die Hoffnung, dass schon alles gut werden wird.

Dabei gehört dieser Vertrag zu den folgenschwersten Vereinbarungen, die wir im Leben treffen. Zugleich aber ist es ein Vertrag, über den – aus oben genannten Gründen – am wenigsten gesprochen und verhandelt wird. Wir gehen davon aus, dass der andere so herausragend ist, wie wir vermuten. Aufrichtigkeit, Treue, Fleiß, gegenseitige Unterstützung, Zugewandtheit, Offenheit, Fairness, Schutz der Beziehung, Hilfs- und Kommunikationsbereitschaft werden als Werte vorausgesetzt. Auf dieser stillschweigenden Vertragsbasis gründen wir nun unser neues, gemeinsames Leben. Wir verlassen uns ganz auf den anderen und die Einhaltung der unausgesprochenen Regeln. Und wir glauben, uns auf uns selber verlassen zu können. Wir ziehen zum anderen, geben vielleicht unseren Job auf, bekommen Kinder, entscheiden gemeinsam, wer unsere Freunde sein sollen, und bauen auf den anderen. In guten wie in schlechten Zeiten.

Anders als gedacht

Doch schon bald kommt es zu den ersten »Vertragsverletzungen«. Der Partner verhält sich nicht so wie gedacht, oder wir selbst tun nicht, was der andere von uns erwartet. Sogenannte weiche Faktoren – wir schreien uns niemals an usw. – werden verletzt. Aber auch stillschweigende Vereinbarungen wie etwa häufiger oder regelmäßiger Sex werden nach der Geburt des ersten Kindes nicht eingehalten. Dies jedoch wird als »Ehebruch« wahrgenommen, und dann ist es zum tatsächlichen Ehebruch durch eine Affäre nicht mehr weit.

Eine Vertragsverletzung zieht die andere nach sich. Wir hinken der Erfüllung des Vertrages hinterher, beklagen uns, dass der Partner nicht so ist wie angenommen, sind sauer, dass die Beziehung nicht unseren Erwartungen entsprechend funktioniert. So steht der eine plötzlich nicht mehr dazu, alleine für die finanzielle Versorgung der Familie verantwortlich zu sein. Oder der andere möchte jetzt doch keine Kinder mehr, oder einer nahm sich vor, eine ganz innige, nahe Beziehung zu leben, und stellt irgendwann fest, dass er doch mehr Freiheiten braucht, als er dachte.

Wir reagieren enttäuscht, verärgert, traurig, frustriert und oft auch wütend. Vor allem aber wollen wir, dass sich in unserer Beziehung etwas ändert – am liebsten wäre uns, der Partner würde sich ändern, denn wenn dieser sich an die stillschweigend vereinbarten Regeln halten würde, wäre alles doch einfacher. Der Partner verändert sich aber nicht. Es sind daher Veränderungen auf beiden Seiten nötig, auf den neuen Grundlagen, den unterschiedlichen Charaktereigenschaften und Gegebenheiten.

Jetzt heißt es, den Vertrag langsam, aber sicher auszuarbeiten, miteinander zu reden, sich den Veränderungen anzupassen. Immer wieder sind kleine Verträge und Absprachen notwendig, die sachlich ausdiskutiert werden müssen, auch wenn sie auf Emotionen beruhen. So lernen wir uns selber und den anderen kennen und sehen, wie wir unser Zusammenleben weiter gestalten können. Denn wir sind wohl doch nicht Topf und passender Deckel füreinander, sondern vielmehr zwei ganz unterschiedliche Wesen, die nun gemeinsam etwas Neues erschaffen müssen.

In jeder Beziehung passieren Veränderungen, die immer wieder aufs Neue verhandelt werden müssen. Gelingt dies nicht, so kommt irgendwann die große Veränderung, die Trennung.

Die Trennung ist wieder ein Vertrag. Dieser Vertrag kündigt den Ehevertrag auf. Er ist einseitig kündbar. Das klingt ganz einfach und zeitgemäß. Dennoch sieht die Realität anders aus.

Eine der häufigsten Fragen in meiner paartherapeutischen Praxis lautet: »Soll ich mich trennen oder nicht?« Vielen scheint es schlicht unmöglich, diese Entscheidung zu treffen.

Stattdessen verstricken sie sich jahrelang in dieser Ambivalenz und kommen da nicht raus. Täglich wechseln die Sichtweisen, ständig legt man andere Werte oder Maßstäbe an. Man spricht mit dem Partner, versucht, ihn ins Boot zu ziehen, doch dieser übernimmt das Ruder nur, um in die andere Richtung zu steuern. Was es nur noch schwerer macht. So viele Gründe sprechen gegen eine Trennung: gemeinsame Kinder, gemeinsames Eigentum, in das man viele Jahre investiert hat, sowie diverse Ängste, Abhängigkeiten und – nicht zu vergessen – die Restliebe, die trotz allem noch da ist. Und diese Liebe muss förmlich abgetötet werden, will man die Trennung schaffen. Vielen gelingt das nur durch eine Affäre, und in der Regel dauert es mehr als zwei Jahre, bis die Entscheidung zur Trennung endgültig getroffen ist. Die Schmerzen und Verletzungen dauern in der Regel schon viel länger. Eine schwere Zeit. Oft ahnt der Partner nichts davon oder blendet es noch aus. Dies alles belastet den Trennungsvertrag empfindlich.

Alles hängt mit Kommunikation zusammen. Stimmt die Kommunikation in der Ehe nicht, können die Bedürfnisse und Veränderungen nicht genügend gewürdigt und bearbeitet werden. Und an der Kommunikation hapert es oft. Daraus entstehen Probleme, die sich wie Viren in der Beziehung ausbreiten und sich in Symptomen (Zahnpastatube) niederschlagen. Finden die Themen dann immer noch keine Beachtung, werden sie größer, das Virus breitet sich zusehends aus. Der Teppich, unter den alles gekehrt wird, wölbt sich, und irgendwann stolpert man darüber und fällt. Und der Schmerz ist heftig. Denn jetzt wird einem bewusst, was man versäumt hat und was sich auch nicht mehr wiedergutmachen lässt. Die Liebesbeziehung geht zu Ende.

CHAPTER 2

Warum eine Trennung so schwerfällt

Aus welchen Gründen auch immer wir uns trennen: Der Schmerz ist riesengroß. Schließlich waren wir mit einer großen Vision und vielen Träumen in die Beziehung gestartet. Die Hoffnung und den Wunsch nach Verschmelzung und vertrauter Zweisamkeit mit unserem Partner müssen wir nun aufgeben. Das ist hart. Haben wir nicht unser Bestes gegeben, alles, was wir hatten, so zumindest kommt es uns vor. Und haben wir nicht unendlich viel investiert, oft unter großen Mühen, und haben wir nicht dabei auch auf viel verzichtet? Das alles fühlt sich plötzlich total falsch an. Verschenkte Energie, vertane Zeit. Darüber hinaus müssen wir vielen Menschen wehtun, einige auch enttäuschen und uns selber in eine ungewisse, im Moment noch sehr grau anmutende Zukunft begeben. Vielleicht wissen wir nicht, ob wir die richtige Entscheidung getroffen haben, werden unter Umständen zu etwas genötigt, was wir niemals wollten. Selbst wenn wir mit der Trennung einigermaßen im Frieden sind, Schmerzen werden wir jedenfalls haben.

Genau in diesem Gemütszustand der totalen Verwirrung und des Schmerzes müssen wir auch noch handeln. Es müssen so viele Dinge besprochen und geregelt werden. Wie sagen wir es den Kindern? Wer wohnt in Zukunft wo? Wann sind die Kinder bei wem? Was machen wir mit der gemeinsamen Firma? Und wie viel Geld werde ich zur Verfügung haben? Diese sachlichen Themen klären zu müssen macht die Trennung zu einem noch schmerzhafteren Erlebnis. Denn wir gehen nicht nur in eine ungewisse Zukunft und müssen Trauerarbeit leisten, sondern wir müssen auch noch auseinanderdividieren, was über so lange Zeit zusammengewachsen ist.

Diese Kombination aus Klärungsbedarf und Emotionen stellt die Herausforderung einer Trennung dar. Wenn wir dies nicht friedlich regeln, dann bedeutet das Kampf vor Gericht, dann bedeutet das Rosenkrieg. Und dies zieht noch mehr Schmerzen nach sich, finanzielle Belastungen und viel, viel Leid, nicht nur für unsere Kinder. Menschen nach einem Rosenkrieg sprechen von der schrecklichsten und herausforderndsten Zeit ihres Lebens.

Eine friedliche Trennung kann aber nur gelingen, wenn die sachlichen Themen geklärt sind. Denn wir können uns erst auf ein neues Leben einlassen, wenn wir die dazu nötigen Dinge geregelt haben. Sind sie nicht geklärt, dann schwirren sie in unserem Kopf herum, und die Unklarheit macht uns ängstlich, unsicher und bereitet uns Sorgen.

Doch damit es überhaupt zu einer Klärung der Sachfragen kommen kann, bedarf es zuvor einer Betrachtung der Emotionen in der Situation. Denn stellen wir uns einmal vor, wie zwei völlig zerstrittene Parteien, die sich gerade getrennt haben, vor einem Anwalt sitzen und sich über die Ursachen der Trennung streiten. Der Anwalt ermahnt sie immer wieder und sagt: »Liebe Frau X und lieber Herr Y, jetzt bleiben Sie doch bitte sachlich. Sonst kommen wir hier nie zum Ende. Wie wollen wir denn das jetzt mit dem Haus regeln?«

Die Chancen, dass es in einer derart aufgeheizten Stimmung zu einer sachlichen Einigung kommt, sind denkbar gering. Und die angespannte Situation wird bestehen bleiben, solange die Emotionen keine echte Würdigung erfahren. Denn viele Streitigkeiten während der Trennung haben gar nichts mit der aktuellen Situation zu tun, sondern mit den Altlasten aus der zu Ende gehenden Beziehung. Ähnlich einem Erbschaftskrieg, in dem es gar nicht um den Kronleuchter oder das Geld geht, sondern darum, wen der Erblasser vermeintlich mehr geliebt hat. Daher ist es wichtig, sich klarzumachen, woher die Emotionen kommen, was sie zeigen wollen und warum sie immer noch so stark sind. Erst wenn die Emotionen in den Fokus gerückt werden, kann das Gefühl von Frieden entstehen.

Ein Mann kann den Trennungswunsch seiner Frau einfach nicht akzeptieren. Er findet, es gäbe gar keinen Grund, sich zu trennen. Er ist verzweifelt darüber. Er stellt sich aber zur Verfügung, mit der Frau die notwendigen Dinge zu regeln, da er weiß, dass sie ausziehen möchte, und deshalb wenigstens für die Kinder eine Regelung gefunden werden muss. Er zeigt sich aber sonst auf keine Weise nachgiebig und kooperativ. Vordergründig zeigt er sich gesprächsbereit, aber im Grunde genommen boykottiert er alles, was erreicht werden soll.

Der Mann braucht jetzt Zeit. Er muss über die Umstände hinwegkommen und sich emotional auf die Trennung einstellen. Er hat noch nicht »Ja« zur Trennungssituation gesagt, sie noch nicht akzeptiert, weshalb er unbewusst die möglichen Lösungsversuche verhindert. Er braucht Erklärungen dafür, was eigentlich passiert ist, sonst kreisen seine Gedanken immerzu nur darum, und er ist nicht in der Lage, klar zu denken. Er braucht vor allem emotionale Unterstützung, damit seine Gefühle ihn nicht so im Griff haben. Er kann erst wieder Herr seiner Gefühle werden und sich auf die sachliche Vereinbarung einlassen, wenn er versteht, warum die Beziehung nicht mehr funktioniert hat. Kann er seinen Frieden mit der Trennung machen, dann kann er auch verhandeln und die Notwendigkeit der sachlichen Klärung akzeptieren. Ohne emotionale Aufarbeitung der Trennungssituation gibt es keine friedliche Trennung.

Wir können getrost davon ausgehen, dass wir selbst die schmerzhafteste Trennung irgendwann überwinden können. Wir müssen die Schmerzen durchleben, vergleichbar einer Raupe, die den Kokon durchbrechen muss, bevor sie sich zum Schmetterling entfalten kann. Der Raupe darf man nicht »helfen«, indem man den Kokon auftrennt, denn dann wäre sie nicht lebensfähig. Genau die Kraftanstrengung ist es aber, die sie später stark macht für ein Leben unter ganz anderen Bedingungen. So wie vielleicht auch der Seelenschmerz notwendig ist, weil er uns letztlich hilft, stark zu werden für die anstehenden Veränderungen, die eine Trennung mit sich bringt.

Ich bin immer wieder aufs Neue überrascht zu erleben, wie es Menschen gelingt, selbst furchtbarste Schicksalsschläge zu meistern, sich trotz widrigster Umstände am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen und sich auf neue Gegebenheiten einzustellen. So gesehen sind wir Menschen doch ziemlich wunder bare Wesen ...

Eines Tages kam eine Frau in meine Praxis, die dreißig Jahre lang verheiratet gewesen war. Sie hatte auf ein Berufsleben und auf eigene Interessen weitgehend verzichtet und sich ganz auf die Familie konzentriert. »Aus Rücksichtnahme auf die Firma«, wie ihr Mann das formulierte, hatte er all ihre Bedürfnisse, zum Beispiel nach Zweisamkeit und Hilfe mit den Kindern, stets sofort im Keim erstickt. Die Firma war schließlich »das Wichtigste«, denn sie brachte ja das Geld. Von einem Tag auf den anderen, die Kinder gingen gerade aus dem Haus, hatte er sie für eine jüngere Frau verlassen.

(Continues…)


Excerpted from "Glücklich Getrennt"
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Table of Contents

Die Autorin / Das Buch,
Titelseite,
Impressum,
Vorwort,
1 Vom Paradoxon der Paarbeziehung,
2 Warum eine Trennung so schwerfällt,
3 Woran Beziehungen scheitern Unbewältigte Themen aus der Kindheit und Herkunftsfamilie,
4 Wie Konflikte eskalieren,
5 Was der Rosenkrieg mit unseren Kindern macht,
6 Warum man die Trennung selbst in die Hand nehmen sollte,
7 Warum Menschen dennoch in den Rosenkrieg ziehen,
8 Die Zeit der Trennung,
9 14 Wegweiser zur friedlichen Trennung,
10 Konfliktbeilegung durch Mediation,
11 Nach der Trennung – allein sein muss nicht einsam sein,
Danke,
Weiterführende Literatur,
Social Media,
Vorablesen.de,

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