Fessele mich, führe mich, liebe mich

Fessele mich, führe mich, liebe mich

by Sara-Maria Lukas
Fessele mich, führe mich, liebe mich

Fessele mich, führe mich, liebe mich

by Sara-Maria Lukas

eBook

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Overview

Karina ist Abteilungsleiterin in einem großen Konzern. Sie hat es aufgrund ihrer Position schwer, sich gegen ihre missgünstigen Kollegen durchzusetzen und ist sehr misstrauisch. Als der charmante und attraktive Thomas ihre Nähe sucht, kann sie sich nicht vorstellen, dass sich ein Traummann wie er in eine gewöhnliche Frau wie sie verlieben könnte. Aber das tut er, und er führt Karina in die für sie neue und faszinierende Welt des BDSM ein. Thomas ist dominant und sadistisch veranlagt. Er erkennt in Karina den passenden Gegenpol zu seinen Neigungen und verliebt sich in sie. Mit viel Fingerspitzengefühl und Sensibilität begleitet er sie auf ihrem ganz persönlichen Weg zur Erfüllung ihrer devoten Fantasien. Hinweis: Dieser Roman ist eine umfangreich überarbeitete und auf Romanlänge erweiterte Neufassung der Novella "Führungspositionen" aus dem Jahr 2014.

Product Details

ISBN-13: 9783864953965
Publisher: Plaisir d'Amour Verlag
Publication date: 04/12/2019
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 284
File size: 1 MB
Language: German

About the Author

Sara-Maria Lukas, Jahrgang 1962, sagt "Moin" statt "Guten Tag". Unter dem Pseudonym verbirgt sich eine gebürtige Bremerin, die seit vielen Jahren in einem klitzekleinen Dorf zwischen Elbe und Weser wohnt. Sie liebt das raue Klima der Nordseeküste nicht nur, wenn die Sonne scheint, sondern erst recht bei Sturm und ordentlichem Wellengang. Das Schreiben ist seit der Kindheit ihre eine große Passion, das Leben im Einklang mit der Natur die andere. Sara-Maria Lukas bezeichnet sich selbst als hoffnungslos naive Romantikerin. Nichts kann sie davon abbringen, an die wahre Liebe, die Macht der gelebten Toleranz und das Gute im Menschen zu glauben. In ihren Romanen verknüpft sie auf eine ganz eigene sympathische Weise prickelnde Erotik mit viel Humor, Herzlichkeit und großer Liebe.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Karina

Meine Kiefergelenke schmerzen. Meine Augen brennen. Meine Hände sind schweißnass.

Alle starren mich an.

Wir haben eine Konferenz. Die Abteilungsleiter sitzen an diesem riesigen ovalen Tisch aus Eiche, der uns alle überleben wird. Wir Mitarbeiter sollten zusammenhalten, uns gegenseitig unterstützen, aber das tun wir nicht. Jeder versucht, den anderen die Schuld für die schlechte Bilanz in die Schuhe zu schieben, woran wir alle irgendwann scheitern werden. Ich hasse diesen Tisch und diesen Raum mit den weißen, schmucklosen Wänden. Es gibt keine Klimaanlage. Das ist bestimmt Absicht, damit wir alle ordentlich schwitzen, während wir uns vor dem Chef rechtfertigen müssen.

Am Kopfende thront er, hat die vor ihm liegenden Tabellen studiert und schaut mich nun fragend an. Sein Gesichtsausdruck bleibt gelassen, seine blasse Haut wirkt noch aufgequollener als sonst und sein Blick scheint die Temperatur im Raum um weitere Grade zu erhöhen. Schweißtropfen rinnen unter meiner Bluse auf meiner Haut hinab, als ich mich zu den niedrigen Verkaufszahlen des letzten Quartals äußern soll.

"Nun", sage ich, "es ist Sommer und viele Familien sind im Urlaub. Bis zum Jahresende wird sich das Defizit wieder ausgeglichen haben."

Aus den Augenwinkeln sehe ich das Gesicht von Margot. Sie grinst, die dumme Kuh.

Michael räuspert sich. "Müssten wir das dann nicht alle merken?"

Ich wende mich ihm zu. "Nein. Meine Abteilung verkauft Schreibwaren. Die Büros in der Nachbarschaft bestellen längst online, und Briefe per Hand schreibt auch niemand mehr. Meine Kunden sind also vor allem Schulkinder und jetzt sind Ferien. Deine Abteilung verkauft Herrenmode, die wird immer gebraucht, und auch Touristen kommen während ihres Urlaubs in deine Etage."

Michael zieht zweifelnd die Augenbrauen zusammen und sieht schmunzelnd zu unserem Chef hinüber. Links neben dem Boss sitzt der hübsche, blonde Alex. Der atmet jetzt hörbar genervt aus, trommelt mit dem Kugelschreiber auf seine Notizen und sieht demonstrativ auf die Uhr. Vermutlich hat er noch ein Date zum Eisessen. Ja, Arschloch, ich weiß, dass ich deiner Meinung nach hier am Tisch überhaupt nichts zu suchen habe. Nur Männer sollten deiner Ansicht nach Abteilungen leiten, während wir Frauen in High Heels und engen Röcken als verkaufsfördernder Raumschmuck dienen. Grrrr.

"Frau Meester, was unternehmen Sie in den nächsten Wochen zur Förderung Ihres Umsatzes?"

Ich sehe meinen Chef an, senke nicht den Kopf, sondern zwinge mich, seinen Blick auszuhalten. "Wir haben neu dekoriert, zum Schulanfang nach den Ferien einige wirklich gute Lockangebote, neue Prospek ..."

"Ich will die aktuellen Umsatzzahlen am Ende der Woche sehen", unterbricht er mich, und mein Gesicht fühlt sich an, als würde es gleich in glühender Hitze explodieren. Wenn der Boss die Umsätze jeder einzelnen Woche prüfen will, steht man auf der Abschussliste. Deutlicher konnte er nicht sagen, dass er mich für unfähig hält.

Der Neue, Thomas Graf, sitzt mir gegenüber. Seine Kieferknochen arbeiten und er sieht mich aus seinen fast schwarzen Augen durchdringend an.

Arschloch,bilde dir bloß nicht ein, dass du das besser könntest.

Er verzieht keine Miene, ist die Ruhe selbst. So betrachtet ein Sadist ein Mäuschen, das zu einer Schlange in ein Terrarium gesteckt wird. Am liebsten würde ich diesem arroganten Sack meinen Ordner an den Kopf werfen. Stattdessen schlage ich ihn zu und stehe auf, denn der Chef beendet in diesem Moment die Konferenz. Ich trete so schnell vom Tisch zurück, dass mein Stuhl umkippt. Auch das noch.

"Hoppla." Manuela, Abteilungsleitung Damenmode, schüttelt leicht genervt den Kopf, lächelt jovial zu Thomas Graf hinüber und macht demonstrativ einen weiten Bogen um mich.

Ich bücke mich und hebe den Stuhl auf. Wenigstens ist diese verkackte Sitzung jetzt zu Ende und ich kann nach Hause. Die nächsten Wochen werden Stress pur. Haben sich die Verkaufszahlen bis zum Monatsende nicht deutlich erhöht, verliere ich meinen Job. Die Drohung steht unausgesprochen im Raum. Ich muss meine Mitarbeiter unter Druck setzen. Jetzt kommt es auf jeden einzelnen Kunden an. Jeden Kunden anlächeln, egal, wie unhöflich oder bescheuert er ist, damit er etwas kauft und mir so mein Leben rettet. Wie ich das hasse.

Die Luft im Flur der Chefetage ist angenehmer als im Konferenzraum, aber das nützt mir nichts, denn längst breitet sich Migräne in meiner linken Kopfhälfte aus. Das war zu erwarten, ich bekomme immer Migräne, wenn ich unter psychischem Druck stehe. Hoffentlich wird mir nicht übel, bevor ich das Kaufhaus verlassen habe. Nachher kriegt noch einer meiner tollen Kollegen mit, wie ich mich auf dem Personalklo auskotze. Nein danke. Darauf kann ich gern verzichten. Ich starre geradeaus auf den Teppich und haste Richtung Treppenhaus.

Ich fahre nie Fahrstuhl, weil ich in diesen engen Dingern Platzangst bekomme. Deshalb dauert es ewig, das Gebäude zu verlassen. Auf der dritten Treppe stolpere ich fast, umklammere das Geländer, aber Minuten später habe ich es geschafft. Endlich, die Tür in die Freiheit.

Draußen muss ich die Augen zusammenkneifen, denn obwohl es schon siebzehn Uhr ist, blenden mich helle Sonnenstrahlen. In der Prager Straße, der Dresdener Fußgängerzone, ist viel los. Touristen schlendern in Richtung Zwinger und Semperoper. Der Kontrast zur angespannten Situation, aus der ich gerade komme, ist riesig. Die Leute müssen mich für total bescheuert halten, bei diesem herrlichen Wetter so ein mürrisches Gesicht zu ziehen. Aber die haben ja auch keine Ahnung. Ich wende mich in Richtung der Bushaltestelle. Die ist nicht weit von hier entfernt und ich gehe mit großen Schritten vorwärts. Bloß weg hier.

Plötzlich umfasst jemand mit festem Griff meinen Oberarm. Ich zucke zusammen, bleibe ruckartig stehen und sehe nach links. Es ist der Neue, Thomas Graf.

"Ich nehme dich mit", sagt er so gelassen, als wäre es völlig selbstverständlich, mir Anweisungen zu erteilen.

Spinnt der? Wir kennen uns doch gar nicht. Ich habe noch nie ein privates Wort mit ihm gewechselt.

"Nicht nötig."

Ich will mich aus seinem Griff lösen, doch er hält mich weiterhin fest und zieht mich völlig unbeeindruckt weiter. Was bildet der sich denn ein?

"Mein Auto steht gleich um die Ecke."

Der Überfall kommt zu plötzlich für mich, um souverän reagieren zu können. Stattdessen starre ich ihn an und stottere wie ein Kind. "Ich will nicht!"

Er lächelt. "Ich aber."

Ich hasse es, überrumpelt zu werden, und ich hasse Männer, die mich nicht ernst nehmen. Besonders, wenn sie so aussehen wie dieser Typ. Er ist mindestens einen Kopf größer als ich, hat beeindruckend breite Schultern, dunkelbraune, fast schwarze, kurze Haare und dunkle Augen, die mich nervös machen, sobald er sie auf mich richtet. Ich hasse das. Wenn er mich ansieht, fühle ich mich wie von Röntgenstrahlen durchleuchtet. Seine Haut hat diesen leichten Bronzeton, als läge er den ganzen Tag nur an einem Pool.

Ich kenne den Typen erst seit vier Wochen. Er war vorher im Berliner Hauptsitz des Konzerns. Eigentlich ist die Versetzung nach Dresden nicht gerade eine Beförderung, aber ihn scheint das nicht zu stören. Er ist immer gelassen und verdammt selbstsicher, so offensichtlich den Erfolg gewohnt, dass ich ihn dafür hasse, obwohl ich ihn gar nicht kenne. Den quälen garantiert nie Selbstzweifel. Warum auch, so wie er aussieht? Alle Frauen unserer Filiale fangen an, albern zu kichern, wenn er sie ansieht. Wirklich widerlich.

Energisch stemme ich die Füße in den Boden. "Lass mich los. Spinnst du?"

Er bleibt dicht vor mir stehen, sein fester Griff wird zu einem sanften Streicheln meines Armes bis hinunter zum Ellenbogen, und ich bin zu perplex, um ihn abzuwehren. "Es geht dir schlecht, und ich fahre dich nach Hause. Warum ist das ein Problem für dich?"

"Ich will alleine sein." Der Satz rutscht mir über die Lippen, bevor ich darüber nachdenken kann. Ich höre mich an wie ein trotziges Kind. Oh Mann! Souverän ist anders.

"Du brauchst kein Wort mit mir zu reden und mich nicht anzusehen. Ich fahre dich und setze dich zu Hause ab. Okay?"

Seine Stimme klingt ruhig, der ganze Mensch ist die Ruhe selbst. Bevor ich wieder irgendwelchen kindischen Blödsinn von mir gebe und die Leute um uns herum anfangen, zu lachen, kapituliere ich. Was soll's. Ich komme nicht gegen ihn an, atme aus und nicke resigniert.

"Dann komm."

Wieder umfasst er meinen Oberarm, sanft, aber deutlich, als wollte er verhindern, dass ich nicht doch noch abhaue. Ich versuche, ihn mit meinem Blick zu töten, doch er ignoriert das.

Wir schweigen, während wir zu seinem Auto gehen, denn sämtliche Ideen für Small Talk sind in den Weiten meines Unterbewusstseins verloren gegangen, und er sagt auch nichts.

Es klackt, als er per Fernbedienung den großen dunklen BMW aufschließt, der in der nächsten Seitenstraße parkt. Er öffnet die Beifahrertür, schiebt mich mit sanftem Druck zwischen meinen Schulterblättern Richtung Sitz und schließt sie hinter mir, nachdem ich eingestiegen bin.

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann zum letzten Mal jemand eine Tür für mich geöffnet hat, und habe auch noch nie in einem so edlen Auto gesessen. Mein innerer Widerstand löst sich in Wohlgefallen auf. Vielleicht bin ich auch einfach zu erschöpft, um an meinen Lebensgrundsätzen, die mir den Umgang mit reichen arroganten Arschlöchern verbieten, festzuhalten. Ich lehne mich im wuchtigen Sitz des noblen Wagens zurück und erlaube mir, das Gefühl unglaublicher Bequemlichkeit zu genießen. Thomas Graf ist auch eingestiegen und startet den Motor, der keinen richtigen Lärm verursacht, sondern nur unauffällig summt, als das Auto beschleunigt. Aus unsichtbaren Lautsprechern ertönt leise klassische Musik. Geige. Angenehm.

Souverän steuert er den Wagen durch den Verkehr. Als wir vor einer Ampel stoppen müssen, blickt er zu mir herüber. "Bist du allein?"

"Wie bitte?"

"Es geht dir nicht gut. Hast du jemanden, einen Partner, Mann, Freund, der für dich da ist?"

Wieso stellt mir ein vollkommen Fremder so eine Frage? Ich will nicht über Persönliches reden. Mit ihm schon gar nicht. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht."

"Also nicht." Er legt seine Hand auf meinen Arm.

Mitleid? Hat der Typ etwa Mitleid mit der zukünftigen ExAbteilungsleiterin? Ärgerlich schüttele ich seine Hand ab, presse die Lippen aufeinander und starre nach vorn auf die Straße. Der soll mich doch einfach in Ruhe lassen.

Plötzlich blinkt er, bremst und biegt in die Einfahrt einer Tiefgarage ein.

"Wo willst du hin?"

"Ich wohne hier."

"Du wolltest mich nach Hause bringen!"

Er parkt das Auto. Der Motor geht aus. Wieder legt er seine Hand auf meinen Arm. Dieses Mal sehr sanft und viel zu zärtlich – dafür, dass wir uns gar nicht kennen. Es fühlt sich verführerisch gut an, ich bin es nicht mehr gewohnt, so beiläufig zärtlich berührt zu werden. Ich hasse, dass es sich gut anfühlt, denn der Typ ist garantiert einer dieser arroganten Ärsche, die Frauen nur für ein kurzfristiges unkompliziertes Vergnügen mit nach Hause nehmen. Da bin ich ganz sicher. Wie armselig, die Berührung von einem Typen wie ihm zu genießen.

"Wenn es dir schlecht geht, solltest du nicht allein sein", sagt er. "Wir trinken Kaffee, lästern über die Arschlöcher in der Firma, und wenn du wieder lachen kannst, fahre ich dich nach Hause."

Irritiert sehe ich ihn an. Er hat den Kopf schräg gelegt und zwinkert mich an. Plötzlich ist die Arroganz aus seinem Gesicht verschwunden, stattdessen sehe ich das verschmitzte Grinsen eines frechen, netten Jungen.

Damit entlockt er mir ein Schmunzeln. "Die Arschlöcher in der Firma ... soso. Eine derartige Ausdrucksweise hätte ich dir gar nicht zugetraut."

Er lacht, steigt aus, geht um das Auto herum und öffnet die Beifahrertür. "Na los. Komm schon."

Ich steige aus.

"Hier lang." Wieder legt er die rechte Hand warm zwischen meine Schulterblätter, was sich leider auch extrem gut anfühlt, und deutet mit der linken nach vorn.

Ich gehe neben ihm und stocke erst, als ich erkenne, dass wir direkt auf den Fahrstuhl zusteuern. Panisch sehe ich mich um. "Wo ist das Treppenhaus?"

Er zieht die Augenbrauen hoch. "Ich wohne ganz oben. Das sind vierzehn Stockwerke."

Scheiße. Mein Magen verknotet sich und alle Muskeln meines Körpers verkrampfen. Mal wieder so eine peinliche Situation. Wie ich das hasse! Wir haben den Fahrstuhl erreicht und er drückt auf den Knopf. Mein Herz klopft schneller. Als das dunkle Summen ankündigt, dass das Teufelsding angekommen ist, donnert mein Herzschlag in meiner Brust wie ein Schmiedehammer auf glühendem Stahl.

"Ich laufe", stoße ich keuchend aus. "Ich kann da nicht rein. Platzangst."

Die Türen öffnen sich. Ehe ich es verhindern kann, schiebt Thomas mich hinein und ich reiße die Arme hoch. "Nein, verdammt, lass mich!"

Er bleibt in der Tür stehen, sodass die nicht zugehen kann. "Wenn du laufen willst, musst du aus dem Gebäude hinaus, durch den Hintereingang wieder rein und dann brauchst du eine halbe Stunde bis ganz nach oben, falls deine Kondition gut ist, andernfalls deutlich länger. Vertrau mir. Ich helfe dir und du kannst es aushalten. Ich verspreche es."

Bevor ich wirklich denken kann, finde ich mich in seiner Umarmung wieder, und ich bin nicht sicher, ob er mich überwältigt hat oder ich mich an ihn klammere. Er hat mich in eine Ecke gedrängt, versperrt mir mit seinem Körper den Weg zur Tür und umarmt mich fest. Seine linke Hand drückt meinen Kopf gegen seine Brust. "Mach die Augen zu und atme ganz ruhig weiter."

Das ist kein gut gemeinter Rat, sondern ein Befehl, und definitiv ist er es gewohnt, dass man ihm gehorcht. Ein Teil von mir versucht, ihn wegzudrücken, doch er ist so stark, dass ich mich keinen Millimeter von ihm entfernen kann. Die Türen schließen sich und der Fahrstuhl setzt sich mit einem Ruck in Bewegung. Ich kann nicht verhindern, dass mir ein wimmerndes Geräusch entschlüpft, denn es gibt plötzlich keinen Sauerstoff mehr, den ich einatmen könnte.

"Augen zu und ausatmen. Vertrau mir", befiehlt er wieder, diesmal allerdings ruhig und sanft, und nun gehorche ich, presse meine Stirn gegen seine Brust, denn einen Ausweg gibt es ohnehin nicht mehr. Ich bin in dem Scheißding gefangen. War Thomas eben noch mein Feind, so ist er jetzt mein einziger Halt. Sein Duft umfängt mich und scheint mein Denken zu beeinflussen. Es ist dunkel, denn ich kneife die Augen zu. Seine Hand streichelt beruhigend meinen Nacken. "Ausatmen," murmelt er in mein Ohr, "Ganz ruhig. Alles ist gut. Dir passiert nichts. Ich bin da und passe auf. Konzentrier dich nur aufs gleichmäßige Atmen."

Seine Stimme hypnotisiert mich auf eigenartige Weise. Plötzlich ruckelt es noch einmal, dann gehen die Türen auf. "Schon überstanden", sagt er und küsst mich hauchzart und sanft auf die Stirn, bevor er mich loslässt.

Ich öffne die Augen, und erst jetzt merke ich, dass meine Finger sich in seinen Jackenaufschlägen verkrampft haben.

Ich öffne sie augenblicklich. Meine Hände zittern und mit einem großen Schritt flüchte ich aus dem Fahrstuhl.

Er sagt keinen Ton, macht sich nicht über mich lustig. Kein dämliches Na-siehst-du-war-doch-gar-nicht-schlimm, wie Erwachsene es einem Kind sagen, nachdem sie es zu etwas Gemeinem gezwungen haben. Misstrauisch sehe ich zu ihm hinüber, doch er tut so, als ob nichts gewesen wäre, überquert den Flur und öffnet seine Wohnungstür schräg gegenüber dem Fahrstuhl.

Wir gehen hinein und ich sehe mich um. Ja, so habe ich mir seine Wohnung vorgestellt, nobel bis ins Detail. Ein großes Wohnzimmer mit breiter Fensterfront und einer fantastischen Aussicht über die ganze Stadt, eine Terrasse, eine riesige Wohnlandschaft aus schwarzen klobigen Ledermöbeln, der Fußboden aus edlen, dunklen Holzdielen, ein teurer hypermoderner Fernseher. Alles wirkt sehr aufgeräumt und sehr teuer.

CHAPTER 2

Thomas

Ich arbeite erst seit wenigen Wochen in der Dresdener Filiale unseres Konzerns, doch diese Frau ist mir bereits am ersten Tag aufgefallen, und seitdem beobachte ich sie. Nicht wie ein krankhafter Spinner, aber doch mit großem Interesse. Sie heißt Karina. Was für ein schöner Name. Man kann ihn sich im wahrsten Sinne des Wortes auf der Zunge zergehen lassen. Sie ist sehr schlank, fast zu schmal, und gut einen Kopf kleiner als ich. Sie ist intelligent und hat Ziele, aber sie ist auch schüchtern. Ihre Gesichtszüge sind hart, als ob sie Angst hätte, nicht selbstbewusst zu wirken, wenn sie Weichheit zulässt. Ich glaube, sie ist ihren Mitmenschen gegenüber misstrauisch, denn sie zieht oft die Schultern hoch, als ob sie sich bedroht fühlt. Dann möchte ich sie am liebsten in den Arm nehmen und beschützen.

Sie hat wunderschöne lange, kastanienbraun glänzende, glatte Haare. In meiner Fantasie greife ich mit meiner Hand in diese Haare, um so ihren Kopf zu fixieren und mit der Zunge in ihren Mund einzudringen, ohne dass sie mir ausweichen kann.

(Continues…)


Excerpted from "Fessele mich, führe mich, liebe mich"
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