Familie ist, wenn man trotzdem liebt (Why Not Tonight)

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Familie ist, wenn man trotzdem liebt (Why Not Tonight)

eBookGerman-language Edition (German-language Edition)

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Overview

Man nennt ihn den Drachen, aber Natalie Kaleta traut sich in seine Höhle. Die junge Galerie-Assistentin sollte eigentlich nur einige Kunstwerke bei Ronan Mitchell abholen. Nun verbringt sie jedoch das Wochenende bei dem für seine Launen bekannten, attraktiven Künstler, da ihr Wagen einen Abhang hinuntergerutscht ist. Tatsächlich ein Glück für beide, denn sie verbringen sehr genussvolle Nächte … Aber Natalie träumt von einem Mann und eigenen Kindern. Ronan dagegen zuckt schon bei dem Wort »Familie« zurück. Ob Natalie den Drachen zähmen kann?

»Sexy, gefühlvoll und gute Unterhaltung.« Kirkus Reviews

»Natalie ist charmant, witzig und eine wunderschön menschliche Protagonistin, ihre Verbindung zu Ronan ist einzigartig.« Publishers Weekly


Product Details

ISBN-13: 9783955768812
Publisher: MIRA Taschenbuch
Publication date: 01/04/2019
Series: Happily Inc. Series , #3
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 336
File size: 1 MB
Language: German

About the Author

About The Author
Die SPIEGEL-Bestsellerautorin Susan Mallery unterhält ein Millionenpublikum mit ihren herzerwärmenden Frauenromanen, die in 28 Sprachen übersetzt sind. Sie ist dafür bekannt, dass sie ihre Figuren in emotional herausfordernde, lebensnahe Situationen geraten lässt und ihre Leserinnen und Leser mit überraschenden Wendungen zum Lachen bringt. Mit ihrem Ehemann, zwei Katzen und einem kleinen Pudel lebt sie in Washington.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Natalie Kaleta fuhr in die Berge hinauf, bereit, den Drachen am Bart zu packen und aus seiner Höhle zu ziehen. Sie war mutig, sie war furchtlos, sie war auf einer Mission. Nur, hieß es wirklich »den Drachen am Bart packen«? Hatten Drachen überhaupt Bärte? Und wenn ja, galt das dann nur für die männlichen Drachen, oder mussten die Mädchen sich auch mit einem Bart herumschlagen? Das wäre ziemlich unfair.

Okay, dieses Drachenbart-Thema war also höchst fraglich, aber bezüglich der Höhle war sie sich sicher. Drachen hatten Höhlen. Cool aussehende Höhlen mit geheimen Zimmern und verborgenen Schätzen und vielleicht sogar einem Kronleuchter, weil der in einer Höhle super aussehen und sein Licht von den Schuppen des Drachen wunderbar reflektiert würde.

Wobei der Strom natürlich ein Problem war. Ein Drache konnte ja schlecht den örtlichen Energieversorger anrufen und sich eine Leitung legen lassen. Wie sollte er mit seinen Klauen die Telefonnummer eintippen? Und wie würde er überhaupt für das Telefon bezahlen?

Kerzen gingen. Drachen waren groß genug, um die Kerzen an einem Kronleuchter zu entzünden und bei Bedarf zu ersetzen ... trotzdem, wenn ein Drache kein Telefon kaufen konnte, wie sollte er dann Kerzen kaufen? Er könnte sie natürlich selbst herstellen. So schwer war das nicht. Natalie hatte einmal einen Kurs besucht, als sie in Betracht gezogen hatte, Kunstwerke aus Wachs herzustellen.

Okay, also ein Kronleuchter mit Kerzen, ein bartloses Drachenmädchen und kein Telefon.

Mit dieser Vorstellung war Natalie zufrieden. Sie bog von der Hauptstraße ab, als ihr Navi es ihr sagte, und fuhr weiter in die Berge hinauf. In den Regen. Wobei Regen nicht ansatzweise die Wassermengen beschrieb, die vom Himmel fielen. Monsun wäre passender. Es war Ende August und somit immer noch jene Zeit, in der es in der Wüste wie verrückt regnete.

Natalies klappriger, fünfundzwanzig Jahre alter Volvo schnaufte, als die Straße steiler wurde. Sie schaltete runter, sprach stumme Worte der Ermutigung und wünschte sich, der Drache möge ihrem Auto einen kleinen Schubs geben ... oder sie auf seinem Rücken mitnehmen.

»Du schaffst das«, versicherte sie ihrem Wagen und hoffte, dass das nicht gelogen war, denn sie wollte nicht im Regen – oder überhaupt – am Straßenrand liegen bleiben. Ehrlich, wann war es schon passend, mit dem Wagen im Nirgendwo zu stranden?

Erneut bog sie auf Anweisung ihres Navis rechts ab. Die Straße wurde enger und der Regen stärker.

Das macht keinen Spaß, dachte sie und fuhr aus Rücksicht auf den Motor ihres Wagens langsamer. Sie hätte sich nicht freiwillig melden sollen, um nach Ronan zu sehen. Nur – irgendwer musste es ja tun. Seit mehr als einer Woche hatte niemand etwas von ihm gehört, und er reagierte auch nicht auf ihre Nachrichten.

Es war nicht ungewöhnlich, dass Ronan Mitchell sich tagelang zu Hause in seiner Arbeit vergrub, aber normalerweise antwortete er immer, wenn sie ihm eine Nachricht schickte. Als Teilzeit-Managerin der Willow Gallery war Natalie für alle einheimischen Künstler verantwortlich. Das waren genau drei. Nick, Mathias und Ronan. Die ersten beiden machten nie irgendwelche Probleme, aber Ronan war eine riesige, irgendwie gut aussehende Nervensäge.

Sicher, seine Arbeit war umwerfend. Was er mit Glas anstellen konnte – wie er den Eindruck von Bewegung erschuf –, das war unglaublich. Doch er war nicht besonders freundlich, und, was für sie noch schlimmer war: Wenn er verschwand, so wie jetzt, schottete er sich vollkommen ab. Manchmal musste sie ihm sogar eine Nachricht schreiben, um zu erfahren, ob er zu Hause war und schmollte oder ob er tot war. Aber auf diese Nachrichten bekam sie immer eine Antwort. Nur in den letzten fünf Tagen nicht.

Niemand hatte etwas darüber gehört, dass er auf Reisen war. Ronan reiste nicht gern, und wenn er es mal tat, dann nur geschäftlich. Daher wussten in solchen Fällen alle in der Galerie, wo er war. Doch das war diesmal nicht der Fall. Seine Brüder hatten auch keine andere Erklärung für dieses spurlose Verschwinden als Ronans üblichen Drang, sich von der Welt zurückzuziehen – oder, wie sie es nannte, das Schmollen des brütenden Künstlers.

Sie hatte versucht, ihre Chefin zu überreden, nach ihm zu sehen. Atsuko hatte allerdings nur gelacht und gesagt, dass Natalie ihr die Benzinkosten in Rechnung stellen solle, falls sie tatsächlich hinfuhr. Was sie gerade tat. Während sie sich durch den strömenden Regen den Berg hinaufkämpfte, wünschte sie sich, es gäbe wirklich Drachen. Oder breitere Leitplanken, für den Fall, dass ihre Reifen den Grip verloren.

»Nur noch ein kleines Stück«, flüsterte sie.

Sie war erst ein paar Mal bei Ronan gewesen. Einmal, um einige Pakete abzuliefern – ja, mit dem Job als Büroleiterin einer Galerie ging eine wahnsinnige Verantwortung einher –, und einmal, um eines seiner Kunstwerke für die Galerie abzuholen. Beide Male hatte er sie nicht in sein wunderschönes Haus gebeten. Wenn sie es heute schaffte, den Berg hochzukommen, würde sie darauf bestehen, eine Führung zu bekommen ... und einen Snack. Das war ehrlich gesagt das Mindeste, was der Mann tun konnte, nachdem er nicht zugegeben hatte, tot zu sein.

Außer, er war es doch.

Daran wollte Natalie nicht denken. Aber aus welchem Grund hatte Ronan sich dann nicht gemeldet? Vielleicht ist er verletzt, dachte sie. Nur, wäre das besser? Wenn er so schwer verletzt war, dass er ihr keine Nachricht schicken konnte, dann könnte da eine Menge Blut sein. Und auch wenn sie eine sehr patente Frau war, mit Blut kam sie nicht gut zurecht.

»Mir geht es gut«, sagte sie sich und schluckte die Galle hinunter, die in ihr aufstieg. »Da ist kein Blut. Nur Regen. Sieh doch!«

Sie umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen und fuhr weiter. Der Regen rauschte die Straße hinunter, und am Himmel leuchteten Blitze auf. Sie verlangsamte das Tempo noch mehr, weil ihr Auto sich lauthals beschwerte. Irgendwo im Motorraum fing es an zu klopfen. Dann flammte eine unheilvolle rote Lampe im Armaturenbrett auf.

Sie war sich ziemlich sicher, schon in der Nähe seines Hauses zu sein. Bei dem starken Regen sah alles anders aus, aber wenn sie sich nicht irrte, müsste hinter der nächsten Kurve ...

Natalie schrie auf, als ihr Wagen in eine Schlammlawine geriet und langsam von der Straße rutschte. Die Panik hatte sie noch nicht ganz erfasst, da prallte der Wagen auch schon gegen etwas Hartes. Ihr Körper zuckte, der Motor erstarb, und dann gab es nur noch das Geräusch des fallenden Regens.

»Das kann nicht gut sein«, murmelte sie und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. Anschließend löste sie den Gurt, blinzelte durch den dichten Vorhang aus Regen. War das Ronans Haus? Ja, offenbar schon. Sie schien es bis zu seiner Einfahrt geschafft zu haben, bevor dann das Unglück geschehen war.

»So ein Mist.«

Sie war gegen einen Baum gedrückt worden. Einen großen Baum, der vermutlich eine ziemlich große Delle in ihrem klapprigen Fahrzeug hinterlassen hatte. Auch wenn Atsuko angeboten hatte, Natalie die gefahrenen Meilen zu ersetzen, würde ihre Chefin wohl kaum bereit sein, die zusätzlichen Kosten für die Reparatur zu übernehmen. Außerdem hatte Natalies Lieblingsmechaniker ihr beim letzten Werkstattbesuch gesagt, dass man für das Auto nichts mehr tun könne und es eine ordentliche Beerdigung verdient habe.

Woran sie arbeitete. Also nicht an der Beerdigung, sondern daran, sich ein neues Auto zuzulegen. Sie hatte Ersparnisse, die jedoch noch nicht ganz reichten. Egal. Erst einmal musste sie es schaffen, zum Haus zu kommen, ohne weggespült zu werden.

Natalie schaute zu dem Regenschirm, den sie mitgebracht hatte, und wusste, dass er vollkommen nutzlos war. Also zog sie den Reißverschluss ihres leichten Mantels zu, schnappte sich ihre Handtasche und öffnete die Wagentür.

Sofort prasselte der Regen auf sie ein, doch das war nichts im Vergleich zu dem kalten, nassen Schlamm, der um ihre Knöchel wirbelte. Sie schrie auf und wollte zum Haus rennen, nur ging das leider nicht. Bei jedem Schritt musste sie mühsam den Fuß aus dem Matsch ziehen, bevor sie ihn wieder aufsetzen konnte. Der Schlamm sickerte in ihre Stiefeletten und spritzte an ihren Beinen hoch. Hinzu kam, dass die Temperaturen bei dem Sturm stark gefallen waren und Natalie nun vor Kälte zitterte.

Innerhalb weniger Minuten war sie bis auf die Haut durchnässt. Die Haare klebten ihr am Kopf, Wasser rann von ihrer Brille, und nach ungefähr fünf Schritten verlor sie einen Schuh.

»Verdammt sollst du sein, Ronan Mitchell«, rief sie in den Sturm hinein. »Du bist besser tot, denn sonst bringe ich dich eigenhändig um.«

Das Haus, eine riesige Festung aus Stein, das normalerweise aussah, als wäre es aus der Bergflanke gewachsen, war bei der Sintflut kaum zu erkennen. Natalie ging weiter, denn wenn sie stehen blieb, würde sie vom Wasser bergab geschwemmt werden. Sie kämpfte sich zur Haustür durch und drückte auf die Klingel, bevor sie anfing, an die Tür zu hämmern.

Ohne Vorwarnung wurde die Tür geöffnet, sodass Natalie beinahe ins Haus fiel. Ronan Mitchell starrte sie mit weit aufgerissenen Augen und verwirrter Miene an.

»Da draußen tobt ein Unwetter, Natalie. Was machst du hier?«

»Ein Unwetter? Wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen, als ich von der Straße gerutscht und auf meinem Weg hier herauf beinahe ertrunken wäre. Wow. Ein Unwetter! Wer hätte das gedacht?«

Er packte sie am Arm und zog sie ins Haus. »Ich weiß, du bist sauer. Denn du bist sonst nie sarkastisch. Was ist passiert?«

»Was passiert ist?«, fragte sie, während sie auf seinen Fußboden tropfte. »Das ist nicht die Frage.« Sie versuchte, sich die Feuchtigkeit aus dem Gesicht zu wischen, bis ihr auffiel, dass ihre nassen Haare die Quelle des konstanten Wassernachschubs waren. »Die Frage ist: Warum bist du nicht tot?«

Ronan starrte sie eine Sekunde lang an. »Hast du dir den Kopf gestoßen?«

»Nein. Habe ich nicht. Ich bin gegen einen Baum gedrückt worden, was übrigens nicht meine Schuld war. Das war der Schlamm.« Sie fing an, sichtlich zu zittern; ohne Zweifel kam das vom Schock und von der Klimaanlage im Haus. »Du bist nicht an dein Telefon gegangen. Ich habe dir Nachrichten geschickt, dann habe ich dich ungefähr elf Mal angerufen. Alle haben sich Sorgen gemacht, und da die anderen alle wichtiger sind als ich, wurde mir die Aufgabe übertragen, hier raufzufahren und nach dir zu sehen.«

»Ich habe mein Handy im Studio in der Stadt gelassen. Genauer gesagt: in meinem Spind.« Er zuckte mit einer Schulter. »Deshalb hast du es vermutlich nicht klingeln gehört, als du mich angerufen hast.«

»Im Studio?« Ihre Stimme wurde lauter. »Du hast dein Handy bei der Arbeit gelassen, und deshalb musste ich den ganzen Weg hierherkommen?«

Er zuckte wieder mit einer Schulter. »Sorry.« Dann sah er sie von oben bis unten an. »Du bist durchnässt und zitterst. Komm, trocknen wir dich erst einmal.« Er drehte sich um und ging den langen Flur hinunter.

Natalie versuchte, ihm zu folgen, als ihr auffiel, dass sie nur noch einen Schuh hatte. Sie zog ihn aus und ging Ronan barfuß, tropfend und zitternd hinterher. Nicht gerade der beste Moment ihres Lebens.

»Das ist alles deine Schuld«, sagte sie, als sie ihn eingeholt hatte. »Du hättest ...«

»Ich habe kein Festnetz.«

»Dann hättest du eine E-Mail schicken können«, konterte sie triumphierend. »Als dir aufgefallen ist, dass du dein Handy vergessen hast, hättest du einem von uns eine E-Mail schreiben sollen.«

»Ich dachte nicht, dass es wichtig wäre. Es waren doch nur ein paar Tage.«

»Fünf. Es ist fünf Tage her, seit dich irgendjemand gesehen hat.« Er sah sie unter erhobenen Augenbrauen an.

»Ach bitte. Ich weiß das nur, weil es mein Job ist, das zu wissen. Bilde dir bloß nichts ein.«

Es war nicht so, dass sie Ronan nicht attraktiv fand. Er war groß und muskulös, hatte hellbraunes Haar und grüne Augen. Eine Frau musste schon sehr ... nun, sie wusste nicht, was eine Frau sein musste, um sein gutes Aussehen nicht zu bemerken. Aber das durfte er niemals erfahren.

»Glaubst du, mir macht es Spaß, für dich und deine Brüder den Babysitter zu spielen?« Sie versuchte, hochmütig und genervt zu klingen, was nicht leicht war, weil sie und ihre Stimme so sehr zitterten. »Wenn ihr einfach auftauchen und eure Arbeit erledigen würdet ... Aber neiiiin. Du musst ja hier draußen in den Bergen leben wie ein Troll.«

Sie folgte ihm in ein großes Schlafzimmer, das von einem riesigen Bett und einem offenen Kamin dominiert wurde. Gerade wollte sie mit ihrer Beschwerde fortfahren, dass das alles seine Schuld sei, da erblickte sie an einem Spitzfenster ein großes Stück Glaskunst. Vor Staunen blieben ihr die Worte im Hals stecken.

Die Statue musste mindestens zweieinhalb Meter hoch sein und erstrahlte in sämtlichen Blauschattierungen. Teils Kobold, teils Elfe und unglaublich weiblich, schien die Kreatur vor dem Betrachter herumzuwirbeln. Ihre Füße wirkten, als würde sie jeden Moment anfangen zu tanzen, während die Flügel sie in der Luft zu halten schienen. Sie war kurvig und nackt, dabei unglaublich sinnlich und wie aus einer anderen Welt.

Natalie tapste mit nassen Socken über den Holzfußboden zu dem Kunstwerk und streckte ihre Hand aus, ohne es zu berühren. Das Gesicht der Statue war wunderschön – alle Konturen stark ausgeprägt, wie um zu betonen, dass sie nicht menschlich war. Die Haare waren kurz und stachelig, die Lippen auf eine Weise geöffnet, dass Natalie beinahe erwartete, sie singen oder zumindest sprechen zu hören.

»Kein Wunder, dass du keine Freundin hast«, sagte sie, bevor sie sich zurückhalten konnte. »Wer könnte es schon mit ihr hier aufnehmen?«

»Wir hatten aber nie Sex«, entgegnete er trocken und ein wenig amüsiert.

»Du hättest sie anatomisch korrekt machen sollen.« Natalie umrundete die Statue, bewunderte den Schwung der Linien und wünschte sich, sie hätte nur ein Viertel von Ronans Talent. »Auch wenn die Position es schwer machen würde. Trotzdem, sie wäre es wert.«

»Sagst du eigentlich immer, was du denkst?«

Sie überlegte kurz. »Vermutlich schon. Ich bemühe mich, nie gemein oder verletzend zu sein, aber ansonsten neige ich nicht zur Selbstzensur. Das ist mir zu viel Arbeit.«

»Komm jetzt. Du musst dich aufwärmen.«

Erst als sie das große Bad mit der Dampfdusche und einer Badewanne, die locker Platz für vier Personen bot, betrat, wurde ihr wirklich bewusst, dass das hier sein Badezimmer war. Was bedeutete: Das davor war sein Schlafzimmer gewesen.

Und ja, sie fand Ronan sehr attraktiv, und sie hatte schon den einen oder anderen unartigen Tagtraum über ihn gehabt. Aber ... sollten sie sich zuerst nicht ein wenig unterhalten?

»W ... was machst du da?«, fragte sie, als er ein paar Knöpfe auf einer kompliziert aussehenden Tastatur außen an der Dusche drückte.

»Ich sorge dafür, dass dir wieder warm wird. Warte hier.«

Er verschwand und kehrte kurz darauf mit einem T-Shirt, Socken, einem Sweatshirt und einer Jogginghose zurück.

»Das wird dir alles viel zu groß sein, aber du musst ja etwas anziehen, während deine Sachen trocknen. Wir waschen sie, wenn du fertig bist.«

»Ach ja?«

Er kehrte zu der Tastatur zurück und drückte noch einen Knopf. Nach ein paar Sekunden begann das Wasser zu fließen, und die Dusche füllte sich mit Dampf.

»Ich lass dich jetzt allein«, erklärte er. »Gönn dir eine ausgiebige Dusche. Wenn du dich aufgewärmt hast, findest du mich in der Küche.«

Nicht im Bett? Der Gedanke kam ohne Vorwarnung, und Natalie fragte sich, ob sie sich vielleicht doch den Kopf gestoßen hatte. Bestenfalls betrachtete Ronan sie als eine Mischung aus nützlicher Büroeinrichtung und kleiner Schwester. Schlimmstenfalls fand er sie einfach nur nervig. Und nervige Frauen hielten Männer grundsätzlich nicht für besonders attraktiv. Außerdem war da noch die Elfe. Wer konnte schon mit ihr mithalten?

»Wie schalte ich die Dusche wieder aus?«, fragte sie.

Er zeigte auf einen roten Knopf mit der Aufschrift Aus.

»Oh. Okay. Das schaffe ich.«

»Ich habe vollstes Vertrauen in dich. Und nun geh duschen.«

»Du musst mich nicht so herumkommandieren. Ich habe es nur gut gemeint, als ich hier raufkam, um nachzusehen, ob du tot bist. Und ich habe keine Ahnung, was ich getan hätte, wenn hier eine Leiche gelegen hätte. Also ist das alles eigentlich deine Schuld. Du hättest eine E-Mail schicken können.«

»Das hast du bereits erwähnt.« Er zeigte auf die Dusche. »Los jetzt.«

Sie wies zur Tür. »Raus mit dir.«

Er grinste schief. »Ja, Ma'am.« Dann drehte er sich um und ging.

»Nervensäge«, murmelte sie, als sie ihr nasses, schlammbespritztes Kleid über den Kopf zog und auf den Boden fallen ließ. Dann legte sie ihre Brille auf den Rand des Waschbeckens. Doch sie sagte das Wort ohne besonderen Nachdruck, und als Natalie unter die Dusche trat, merkte sie, dass sie lächelte.

(Continues…)


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