Für Gefühle ist es nie zu spät

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eBookGerman-language Edition (German-language Edition)

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Overview

Drei Schwestern, drei Mal Beziehungschaos. Clare kann sich nach ihrer Trennung nicht vor Männern retten. Bei Maggie hingegen ist nach zahlreichen Ehejahren die Leidenschaft auf der Strecke geblieben, was sie dringend ändern will. Bei Nesthäkchen Sarah schließlich ist Mr. Right noch weit entfernt - und der passende Kandidat, bei dem sie weiche Knie bekommt, scheint nur Augen für Clare zu haben … Aber die Schwestern sind fest entschlossen, einander zur Seite zu stehen. Denn sie sind überzeugt: Fürs große Glück ist es nie zu spät!

»So lustig und unvorhersehbar wie das Leben.«
Romantic Times Book Reviews


Product Details

ISBN-13: 9783955768157
Publisher: MIRA Taschenbuch
Publication date: 09/03/2018
Sold by: Libreka GmbH
Format: eBook
Pages: 368
File size: 2 MB
Language: German

About the Author

About The Author
Seit Robyn Carr den ersten Band ihrer gefeierten Virgin-River-Serie veröffentlichte, stehen ihre Romane regelmäßig auf der Bestsellerliste der New York Times. Auch ihre herzerwärmende Thunder-Point-Reihe, die in einem idyllischen Küstenstädtchen spielt, hat auf Anhieb die Leserinnen und Leser begeistert. Robyn Carr hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Ehemann in Las Vegas.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Clare fuhr durch den Märzregen zu dem Haus, das einmal ihr gehört hatte. Das Haus, aus dem sie ausgezogen war, als sie sich von ihrem Ehemann trennte. Sie fühlte sich ein bisschen schuldig, weil dies ein weiterer von ihren sehnsüchtigen nächtlichen Streifzügen war zurück zu all dem, was sie vermisste. Allerdings unternahm sie diese Touren nur, wenn sie wusste, dass Roger nicht da war. Wobei sie diesmal eine Geburtstagskarte dabeihatte, die sie ihm dalassen wollte.

Vielleicht war sie zu nett zu Roger, wie ihr gemeinsamer Sohn Jason behauptete. Denn ihre Schwestern ärgerten sich auch darüber, wie nachsichtig sie mit ihm war. Vielleicht sollte sie wirklich versuchen, ein bisschen härter zu sein. Vielleicht hatten alle recht – Roger verdiente ihre Rücksichtnahme nicht, und sie benahm sich wie ein Idiot.

Aber heute war Rogers vierzigster Geburtstag, und er tat ihr ein bisschen leid. Er hatte eindeutig ein Problem mit dem Älterwerden, was für ihn typisch war. Das hatte er jedenfalls gesagt. Also hatte Clare, ganz die verständnisvolle zukünftige Ex-Frau, ihm angeboten, ihn an seinem Geburtstag zum Abendessen zu bekochen. Das hätte Roger außerdem die Gelegenheit gegeben, etwas Zeit mit dem gemeinsamen Sohn zu verbringen – was Roger sich wünschte, aber Jason eher nicht. Doch Roger hatte erklärt, er sei geschäftlich unterwegs und werde den Abend irgendwo in einer anderen Stadt allein im Hotel verbringen müssen.

Es war wahrscheinlich besser, dass das mit dem Abendessen nicht geklappt hatte, denn Jason war immer noch wütend auf seinen Vater. Clare hatte ihn regelrecht zwingen müssen, die Geburtstagskarte zu unterschreiben, die sie auf dem Küchentresen liegen lassen wollte, damit Roger sie nach seiner Rückkehr finden würde. Sie hätte sich gewünscht, dass Jason sie begleitete, aber wie sich herausstellte, war das Unterschreiben der Karte das Äußerste, wozu er bereit gewesen war.

Bevor sie Jason bei seinem Freund Stan abgesetzt hatte, hatte er zu ihr gemeint: »Du wirst wieder mit ihm zusammenkommen, oder?« Seine Stimme hatte so giftig geklungen, dass sie es nicht gewagt hatte, ihm zu antworten. Was dazu führte, dass er sich bestätigt fühlte. »Also ja!«

»Nein!«, hatte sie daraufhin behauptet. Und dies so vehement gesagt, wie sie konnte. »Aber ich denke, es wäre gut für uns alle – vor allem für dich –, wenn wir gut miteinander zurechtkämen.«

»Ich will nicht mit ihm zurechtkommen! Ich hasse ihn!«

Ihr Magen krampfte sich zusammen, wenn sie Jason so reden hörte.

Doch Roger hatte sich das selbst zuzuschreiben und sonst niemandem. Er war so naiv gewesen zu glauben, dass er seine Seitensprünge für immer vor seinem Sohn geheim halten könnte und nur Clare unter seinen Eskapaden zu leiden hätte. Aber er hatte es sich mit Jason verscherzt, und das war schlimm. Für Vater und Sohn.

Jason war vierzehn. Auf dem Weg zum Mann. Noch kämpfte er mit der Pubertät, seine Sommersprossen wichen Pickeln, seine große Erscheinung mit den großen Füßen wirkte tapsig und linkisch. Und er war ziemlich empfindlich, um es vorsichtig auszudrücken. Man nehme einen reizbaren Teenager, einen egozentrischen und ehebrecherischen Vater, mische das Ganze – und innerhalb weniger Sekunden kommt es zur Explosion.

Sie hätte Jason eine Menge Antworten darauf geben können, aber sie hatte sie sich gespart. Mit klugen Tipps hatte sie bereits einige Erfahrung gesammelt – und wusste mittlerweile, dass sie nicht funktionierten. Du wirst ihn nicht für immer hassen. Ganz egal, was du denkst, er hasst dich nicht. Er hat es versaut, und das weiß er, und es tut ihm leid, Jason.

Clare war es mittlerweile egal, dass Jason wütend auf Roger war – weil Roger es wirklich verdient hatte. Aber dieser Hass war gar nicht gut. Sie wollte nicht, dass ihr Sohn litt. Als sich Jason geweigert hatte, mit zum Haus zu fahren, um die Geburtstagskarte hinzubringen, hatte sie daher einfach gesagt: »Kein Problem, dann mach ich das allein. Ich setz dich auf dem Weg bei Stan ab. Ruf mich an, bevor ihr ins Bett geht. Wenn du dran denkst.«

Clare genoss den Anblick des Hauses, während sie in die Auffahrt einbog. Es war ein hübsches, zweistöckiges Backsteingebäude. Laternenlampen erhellten die dreitorige Garage und den Weg zur Haustür. Sie blieb kurz im Wagen sitzen und betrachtete das Gebäude. Wie sehr sie es vermisste, hier zu wohnen ...

Es war ihre vierte Trennung von Roger. Sie hatte gedacht, es würde mit der Zeit einfacher werden, denn Roger war ein notorischer Fremdgeher. Doch als Clare ihn diesmal mit einer anderen erwischt hatte, hatte sie endgültig genug gehabt und wollte nicht mal mehr in dem schönen großen Haus bleiben, obwohl sie sich dort immer sehr wohl gefühlt hatte. Sie hatte einen räumlichen Neuanfang für eine gute Idee gehalten, aber der fiel ihr dann doch schwerer als gedacht. Sie hatte das Haus damals eingerichtet, vieles selbst gemacht. Die Trennung vom Haus kam ihr vor wie die Trennung von einer guten alten Freundin.

Wie aufs Stichwort hatte Roger angefangen zu zetern, dass er seine Familie zurückhaben wolle und eine weitere Chance verdient habe, eine letzte Chance. Er wolle sich ändern und alles wiedergutmachen für Clare und Jason und alle anderen aus ihrem Umfeld, die er mit seinem Verhalten verletzt hatte.

»Ich werde jetzt vierzig, Clare, und das ist wirklich traumatisch«, hatte er behauptet. »Glaub nicht, ich wüsste nicht, was ich getan habe, wie dumm ich war. Das weiß ich. Ich werde dir beweisen, dass ich mich ändern kann. Ich werde mir Hilfe holen, eine Therapie machen.«

»Ich glaube nicht, dass ich dir noch eine weitere Chance geben kann«, hatte sie geantwortet. »Und selbst wenn – meine Familie kann es ganz sicher nicht. Nicht mal unsere Freunde halten das noch mal aus.«

»Das ist deine Schuld!«, stieß er prompt hervor. »Weil du unsere privaten Probleme einfach nicht für dich behalten kannst!«

Da hatte er recht. Aber sie fand, dass er sich mal in ihre Lage hätte versetzen können. In einer relativ kleinen Stadt mit nur fünfzehntausend Einwohnern konnte sie davon ausgehen, dass so ungefähr jeder wusste, was er ihr angetan hatte. Niemand konnte verstehen, wieso sie zu ihm zurückkehrte. Und dann noch mal. Und noch mal. Aus Schuldzuweisungen Roger gegenüber war ungläubiges Staunen geworden und schließlich fehlender Respekt vor ihr. Ihre besten Freunde hatten sich inzwischen von ihr abgewendet.

Wieso hatte sie überhaupt nachgegeben und ihn zurückgenommen? Weil Roger dieses gewisse Etwas hatte – er sah nicht nur gut aus, er war auch lustig und im Grunde ein gutherziger Mensch. Er war großzügig und ein wunderbarer Tänzer. Und es hatte Zeiten in ihrem Leben gegeben – nach dem Tod ihrer Mutter zum Beispiel und als ihre kleine Schwester Sarah unter einer schlimmen Depression gelitten hatte –, da war Roger einfach für sie da gewesen. Er hatte sich immer gut um seine Familie gekümmert, und wenn er auch kein hingebungsvoller Vater war, liebte er Jason. Er war nie als Trainer oder Pfadfinderleiter aktiv gewesen, aber er hatte sich immer für die Sportveranstaltungen und Leistungen seines Sohns interessiert. Eigentlich hatte Roger nur einen Fehler – das war allerdings der schlimmste, den es geben konnte.

Dennoch überlegte Clare immer wieder, ob das nicht alles ihre Schuld war. Dass sie unfähig war, eine funktionierende Ehe zu führen, und genauso unfähig, einen Schlussstrich zu ziehen. Sie konnte Roger einfach nicht davon abhalten, andere Frauen zu haben, und sie konnte es anscheinend auch nicht lassen, ihn immer wieder zurückzunehmen. Sie hatte keine Ahnung, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, Jason zuliebe die Familie zusammenzuhalten, oder genau die falsche? Irgendwie hatte Clare in diesem Spiel einfach nicht gewinnen können.

Offiziell war sie vor drei Monaten ausgezogen, gleich nach Weihnachten, und zwar in ein Townhouse, das genau die richtige Größe für sie und ihren Sohn hatte. Sie hatte zuerst nur mitgenommen, was sie wirklich brauchten, aber nach und nach immer mehr Sachen aus dem alten Haus abgeholt, wenn sie wusste, dass Roger nicht da war. Falls er bemerkt hatte, dass der Schrank mit der Bettwäsche oder die Küche leerer wurden, ließ er ihr gegenüber nichts verlauten. An diesem Abend wollte sie die Gugelhupfform, den Schongarer, ihr geliebtes Geschirr mit dem roten Rand und den Küchenläufer, der vor der Spüle lag, mitnehmen, außerdem ein paar von den Geschirrtüchern von Williams-Sonoma. Die Geburtstagskarte würde ihm zwar verraten, dass sie da gewesen war, aber das fand sie in Ordnung. Es wurde Zeit, dass Roger endlich begriff, dass ihre Trennung endgültig war.

Seufzend machte sie den Motor aus und stieg aus in den kühlen Nieselregen. Sie schlug den Jackenkragen hoch und erschauderte – vor Kälte, aber auch weil sie jetzt gleich ihr früheres Zuhause betreten würde. Beim Aufschließen wunderte Clare sich etwas, dass die Alarmanlage nicht eingeschaltet war, allerdings machte sich Roger um solche Dinge wenig Gedanken. Sie schaltete nur das Licht im Eingangsbereich und im Flur an, schließlich kannte sie jeden Quadratzentimeter des Hauses und hatte sich mit jeder Küchenoberfläche, mit jedem Schrank, mit jeder Fußleiste und jedem Fußboden beschäftigt. Jetzt würde sie direkt in die Küche gehen, die Geburtstagskarte auf den Tresen legen, sich ihre Sachen schnappen und wieder nach Hause fahren. Auf keinen Fall würde sie länger als nötig dableiben und sich auch nicht umsehen. Dass das Haus perfekt sauber war, deprimierte sie immer ein bisschen. Es ärgerte sie, dass Roger allein offensichtlich super zurechtkam, obwohl er immer behauptete, wie sehr er sie doch brauchte.

Das Haus war immer ihr Reich gewesen, doch es war höchste Zeit, dass sie die Vergangenheit ruhen ließ und endlich von vorne anfing.

Auf einmal hörte sie ein Quietschen und erstarrte. Eine quietschende Diele im Obergeschoss? Ihr Herzschlag beschleunigte sich. War jemand im Haus? Ein Einbrecher? Da, ein anderes Geräusch, wie das Ächzen der Wasserleitung, wenn man den Hahn im Garten aufdrehte. Kurz dachte sie daran, die Flucht zu ergreifen. Dann hörte sie das Geräusch wieder, lauter diesmal. Gefolgt von einem eindeutig weiblichen Lachen.

Dieser Mistkerl!

Clare wurde auf einmal sehr wütend. Aber am meisten ärgerte sie sich darüber, dass sie Jason gebeten hatte mitzukommen. Meine Güte, wie viele Stunden beim Psychologen hätte er gebraucht, um das hier verarbeiten zu können?

Lautlos schlich Clare die Treppe hinauf. Aus dem Schlafzimmer sah sie einen Lichtschimmer dringen. Die Doppeltür stand halb offen. Sie warf einen Blick ins Zimmer und erspähte den schlanken Rücken einer Blondine, die auf Roger ritt. Die Frau bewegte sich rhythmisch vor und zurück, während Roger unter ihr stöhnte. Die Frau kicherte wieder. Am Fuß des Bettes stand ein Weinkühler mit einer geöffneten Flasche darin, auf dem Nachttisch entdeckte sie zwei Gläser.

Clare drückte vorsichtig die Tür ganz auf und sah einen Moment lang zu. Dann räusperte sie sich. Es dauerte etwas, bis die beiden begriffen, dass sie nicht mehr allein waren. Die Frau warf einen Blick über ihre Schulter und entdeckte Clare. Blitzschnell stieg sie von Roger herunter und verschwand unter der Bettdecke. Clare konnte nur einen kurzen Blick auf ihr Gesicht erhaschen. Zum Glück kannte sie sie nicht. Immerhin etwas.

Roger versuchte sich auf die Ellbogen zu stützen. »Clare ...«

Sie marschierte aufs Bett zu. »Wie läuft's auf der Geschäftsreise, Roger?«

»Clare, sie wurde abgesagt. Auf die letzte ...«

»Ach, halt den Mund, Roger!«, brüllte sie.

»Aber Clare! Wir sind getrennt! Und da dachte ich ...«

Sie riss die Weinflasche aus dem Kühler, schleuderte sie auf den Teppich und kippte den Eimer mit den schmelzenden Eiswürfeln über Roger und seiner Begleitung aus. Er schrie laut auf, und auch die Frau unter der Decke fing an zu kreischen.

Clare drehte sich um und rannte aus dem Haus. Die Eingangstür ließ sie absichtlich offen stehen, in der Hoffnung, dass vielleicht ein paar Löwen und Tiger aus dem Zoo ausgebrochen waren und die Nachbarschaft durchstreiften. Oder dass ein Serienmörder die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen würde.

Sie sprang ins Auto und fuhr mit quietschenden Reifen von der Einfahrt, dann raste sie die Straße entlang. Und weinte. Nicht, weil sie Roger so sehr liebte, sondern weil sie es satthatte, dauernd von ihm gedemütigt zu werden.

Es war das erste Mal, dass sie ihn in flagranti erwischt hatte, obwohl Roger sich nie um Diskretion bemüht hatte. Sie hatte Beweise gefunden, Hotelrechnungen, Quittungen für Geschenke, die sie nicht gekriegt hatte. Immer wieder hatte es seltsame Telefonnachrichten gegeben, und einmal hatte eine Frau bei Clare angerufen und sie angebettelt, Roger doch freizugeben. Immer, wenn sie ihn damit konfrontiert hatte, hatte er ihr reinen Wein eingeschenkt. Er war ein Charmeur, ein Flirtspezialist, ein Womanizer und ein ganz schlechter Lügner.

Sie hatte ihn mehr als einmal gefragt, warum er denn überhaupt geheiratet hatte. »Im Ernst, Roger – wieso bist du nicht Single? Du benimmst dich doch sowieso wie einer. Also los, befreie dich von mir!«

Roger hatte den Kopf hängen lassen und ehrlich gesagt: »Aber ich liebe dich, Clare. Ich habe dich immer geliebt. Ich weiß, ich hab's verbockt, doch ich glaube nicht, dass ich ohne dich zurechtkomme.«

In blinder Wut drosch sie jetzt aufs Lenkrad ein. Plötzlich sah sie blinkende Lichter im Rückspiegel und warf einen Blick auf den Tacho. Verdammt, sie war viel zu schnell.

Sie bremste ab und fuhr rechts ran, ließ den Kopf hängen und fing erneut an zu schluchzen. Tränen der Wut. Nur allzu bekannt.

Es dauerte ein paar Minuten, bis ein Polizist mit seiner Taschenlampe ins Fahrzeuginnere leuchtete und leicht gegen die Scheibe klopfte. Clare ließ das Fenster herunter und sah in das Gesicht eines attraktiven jungen Mannes, der sie mit einem väterlichen Stirnrunzeln anschaute.

»Haben Sie eine wichtige Verabredung?«, fragte er.

Sie wischte sich die Tränen ab. »Tut mir leid«, erwiderte sie, obwohl ihr klar war, dass er keine Entschuldigung hören wollte. »Ich war wütend und unvorsichtig. Schlechte Kombination.«

»Wütend, unvorsichtig und tot ist eine noch schlechtere Kombination.«

»Ich habe gerade meinen Mann im Bett mit einer anderen Frau erwischt«, platzte Clare heraus. Jetzt hatte sie es schon wieder getan! Roger war offensichtlich nicht der einzige indiskrete Mensch. Auch sie konnte einfach nicht den Mund halten.

»Wow«, sagte der Cop und leuchtete ihr ins Gesicht. »Der Kerl muss verrückt sein«, fügte er hinzu.

»Wir sind schon länger getrennt«, erklärte sie. »Ich bin einfach reingeplatzt. Das war dumm. Ich hätte es wissen müssen.«

»Ich muss Sie bitten, mir Führerschein und Fahrzeugpapiere zu zeigen.«

»Natürlich.« Sie brauchte ein bisschen, aber schließlich reichte sie ihm die Dokumente. »Versicherungsschein ist auch dabei.«

Er betrachtete die Papiere. »Haben Sie etwas getrunken?«, fragte er.

»Nein. Doch ich kann Ihnen versprechen, dass ich mir zu Hause einen schönen großen Drink einschenken werde.«

Er hatte ein umwerfendes Lächeln. Süße Grübchen. Ein gut aussehender Typ. »Wenn ich nicht im Dienst wäre, würde ich Sie einladen.« Er gab ihr die Papiere zurück. »Ich weiß zwar nichts über Ihren Mann, aber Sie sind eine wunderschöne Frau, und es wäre echt eine Schande, wenn Sie sich umbringen würden, nur weil er so ein Loser ist. Verstehen Sie, was ich sagen will?«

»Ja«, murmelte sie zerknirscht.

»Kriegen Sie es hin, sicher nach Hause zu fahren? Auf Stopp-Schilder zu achten und sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten?«

Verwirrt nickte sie. »Bekomme ich keinen Strafzettel?«

»Ich denke, Sie haben heute Abend genug durchgemacht. Oder nicht?«

»Aber ich dachte, sobald man von der Polizei angehalten wird, muss man einen Strafzettel kriegen!«

»Keine Ahnung, wie die Leute auf so was kommen«, meinte er. Wieder dieses Lächeln. »Ich bin der Cop – ich entscheide. Also – fahren Sie weiter, aber bitte vorsichtig. Und bestrafen Sie den Mistkerl nicht damit, dass Sie sich wehtun.«

»Sie haben vollkommen recht«, sagte sie und war selbst überrascht, dass sie lachte.

»Natürlich. Sie haben eine Menge, wofür es sich zu leben lohnt. Fahren Sie vorsichtig!«

Er schritt zurück zu seinem Wagen, und sie legte den Gang ein. Blinkte, sah sich um und fuhr vorsichtig auf die Straße zurück. Es waren nur noch fünf Minuten bis nach Hause. Der Polizist folgte ihr, was sie amüsiert zur Kenntnis nahm. Die Ampel wurde rot, und sie hielt an. Sie winkte ihm im Rückspiegel zu, konnte allerdings nicht erkennen, ob er die Geste erwiderte. Die Ampel sprang auf Grün, und sie steuerte vorsichtig auf die Kreuzung zu.

Und dann wurde plötzlich alles schwarz.

(Continues…)


Excerpted from "Für Gefühle ist es nie zu spät"
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