Erst kommen,dann gehen: Die Sexbibel fürs 21. Jahrhundert

Erst kommen,dann gehen: Die Sexbibel fürs 21. Jahrhundert

by Henriette Hell
Erst kommen,dann gehen: Die Sexbibel fürs 21. Jahrhundert

Erst kommen,dann gehen: Die Sexbibel fürs 21. Jahrhundert

by Henriette Hell

eBook1. Auflage (1. Auflage)

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Overview

Henriette Hell weiß, was heute unterhalb der Gürtellinie passiert. In ihrem so alltagstauglichen wie schambefreiten Sex-Guide bereitet zeigt sie uns, was alles geht in Sachen Lust und Leidenschaft: Ob Kneipensex oder Tinder-Dating, Quicky mit der Nachbarin oder dem besten Freund, Pärchen-Vibrator oder ehelicher Freifickschein – dieses Buch ist die Erlösung für alle, die eigentlich nur eins wollen: Spaß im Bett – oder wo man es sonst so macht.


Product Details

ISBN-13: 9783843715249
Publisher: Ullstein Ebooks
Publication date: 07/14/2017
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 160
File size: 2 MB
Language: German

About the Author

Die 1985 geborene Henriette Hell arbeitet als Journalist in Hamburg und unterwegs auf ihren Reisen rund um den Globus. 2015 erschien ihr Bestseller "Achtung, ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt". Auf stern.de sorgt sie wöchentlich mit ihren provokanten Sex-Kolumnen für Aufsehen.
Die 1985 geborene Henriette Hell arbeitet als Journalistin (u.a. Stern.de, Barbara, Grazia, Spiegel Online, Geo.de) in Hamburg. 2015 erschien ihr Bestseller „Achtung, ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt“. Mit ihren Kolumnen „Was ich über Sex gelernt habe“ und „Hells Angel“ auf Stern.de sorgt sie wöchentlich für Aufsehen.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

A wie Abhängigkeit

Dein Ex war ein Sexgott? So verkraftest du den Entzug

Habt ihr euch schon einmal von jemandem getrennt, der eine absolute GRA-NA-TE im Bett war? Mit dem ihr möglicherweise sogar den besten Sex eures Lebens hattet? Falls ja, dann werdet ihr mir beipflichten, dass so etwas zu den ärgerlichsten Dingen überhaupt zählt, weil man den Wahnsinnsorgasmen, die einem diese Person beschert hat, verdammt lange hinterhertrauert und mitunter regelrechte (Sex)Entzugserscheinungen hat. So wie kürzlich meine Freundin Didi. Wochenlang heulte sie mir die Ohren damit voll, wie grandios es angeblich mit IHM gewesen sei: "Die Art, wie er mich geleckt hat, war einfach magisch. Ich bin jedes Mal mindestens dreimal gekommen. So guten Sex werde ich nie wieder haben!", jammerte sie.

Das war natürlich Quatsch, denn was Didi – die erst 25 war – in ihrem Schmerz völlig außer Acht ließ, war die Tatsache, dass sie und ihr Ex zwischenmenschlich überhaupt nicht zusammengepasst hatten. Sie war ein Partygirl, er mochte ruhige Fernsehabende und Gesellschaftsspiele. Sie wollte um die Welt reisen, er ein Eigenheim. Aber in der kurzen Zeit, in der die beiden ein Paar waren, war all dies nie ein Problem gewesen, weil sie – ganz pragmatisch – immer angefangen hatten, miteinander herumzumachen, sobald ihnen der Gesprächsstoff ausgegangen war oder sie begonnen hatten zu streiten. Irgendwann war es dann aber doch so weit: Ihr Freund verließ sie für eine, die zwar nur halb so sexy wie Didi war, aber dafür ebenso sehr auf Reihenhäuser in der Vorstadt abfuhr wie er.

Wer kann's ihm verdenken? Es war die einzig richtige Entscheidung – jedenfalls für ihn und eigentlich auch für sie.

Trotzdem habe ich Didi noch nie dermaßen am Boden zerstört erlebt. "Er wird mir so fehlen", jammerte sie. "Mein Herz ist gebrochen."

Ich korrigierte sie: "Schatz, seine ZUNGE wird dir fehlen. Mehr aber auch nicht."

Da heulte sie noch lauter. "Danke, dass du mich noch mal daran erinnerst ...! Aber was soll man machen? Unsere Liebe war wohl zum Scheitern verurteilt."

Ich korrigierte sie erneut: "Süße, das war keine Liebe. Du warst bloß süchtig nach dem Sex mit ihm. Schon bald wirst du jemand anderen treffen und mit ihm mindestens genauso heißen Sex haben."

Ich gab noch zu bedenken, dass sie wohl kaum noch mit ihrem Ex zusammen sei, wenn es nur darum gegangen wäre, mit ihm abzuhängen und tiefsinnige Gespräche zu führen. Daraufhin verzog Didi auch prompt das Gesicht. "Um Gottes willen! Das wäre die pure Zeitverschwendung gewesen."

Ich nickte zufrieden. "Siehst du? Guter Sex ist großartig – aber eben nicht genug, um eine Beziehung zu führen."

Didi schniefte melodramatisch. "Verstehst du denn nicht? Kein anderer Mann wird es mir jemals wieder so geil besorgen! Das macht mich traurig ..."

"Das ist doch Quatsch. Guter Sex hängt immer von ZWEI Menschen ab. Dein Ex war nur deshalb so gut im Bett, weil auch DU dort so eine Granate bist. Ihr zwei habt toll miteinander harmoniert. Was du von ihm über dich und deine Bedürfnisse gelernt hast, kannst du beim Sex mit deinem nächsten Lover einbringen – und dann wird es bestimmt NOCH besser!"

Für die Trockenperiode dazwischen habe ich ihr ein verrücktes kleines Sextoy namens "Womanizer" empfohlen. Es sieht aus wie eine Computermaus und stimuliert die Klitoris mit sanften Druckwellen. Alle Frauen in meinem Bekanntenkreis, die das Ding ausprobiert haben, kommen damit innerhalb von Sekunden (!) mehrmals (!!) zum Orgasmus. Eine gute Methode, um so einen harten Sexentzug zu überstehen, wie Didi ihn derzeit durchmacht. Sie muss bloß aufpassen, dass sie nicht von einer Abhängigkeit in die nächste rutscht. Stöhn!

CHAPTER 2

A wie Affäre

Der Unterschied zwischen Liebhaber und Geliebtem

"Habt ihr eigentlich Haustiere?"

Fassungslos starrte sie ihre fünfzigjährige Kollegin Linda an. Das konnte doch jetzt nicht deren Ernst sein! HAUSTIERE? Wen zur motherfucking Hölle interessierte denn jetzt noch, ob sie sich zu Hause sibirische Winkelschwanzlurche hielt oder jeden Abend mit Pucki, ihrem Wellensittich, über psychoanalytischen Atheismus philosophierte?

Sie wollte hier weg! Geschlagene vier Stunden dauerte dieses öde Geschäftsessen nun schon. Ihr Abteilungsleiter wollte mit ihnen eigentlich die Neuausrichtung des Unternehmens besprechen. Aber weil hier – außer "Cheffe" und ihr – nur Mütter von Kleinkindern anwesend waren, redeten die Kolleginnen sowieso nur über die Knappheit von Kita-Plätzen in Hamburg, die Vor- und Nachteile von Teilzeitarbeit in der Elternzeit sowie die Qualität unterschiedlicher Babyfeuchttücher. An einem Freitagabend. Um 22.20 Uhr. Mussten die nicht bald mal alle zurück zu ihren Blagen?

Als es um Kinderkrankheiten ging, drehten ihre Kolleginnen noch mal voll auf und quorrten, was das Zeug hielt, über die jeweiligen In-Wehwehchen in den Kitas ihrer Gören. Sie ignorierten sie größtenteils. Kinderlos und in undurchsichtige On-off-Liebeleien verstrickt, hatte sie absolut nichts zum Gespräch beizutragen. Und jedes Mal, wenn sie versuchte, ein neues, in ihren Augen interessanteres Thema anzuschneiden (sie versuchte es mit der Knappheit guter Elektro-Clubs im Großraum HH und Teilzeit als Lebensmodell aus reiner Faulheit), wurde sie mitleidig angeschaut, nach dem Motto "Du wirst auch noch merken, was wirklich zählt im Leben, Herzchen".

Pah, wenn die wüssten. Sie sollte jetzt nämlich eigentlich bei Pete sein, der nur wenige Häuser entfernt von dem zugegebenermaßen erstklassigen Restaurant wohnte, in dem sie soeben Wolfsbarschfilet an Venusmuscheln mit Süßkartoffelstampf verspeist hatte. Die konnte sie allerdings nicht so richtig genießen, weil Pete ihr pausenlos versaute Nachrichten aufs Smartphone geschickt hatte: "Los, komm endlich her, damit ich dich so lange lecken kann, bis du zwischen meinen Lippen kommst."

Huh ... Da war man selbstredend nicht so ganz bei der Sache, wenn man von den werten Kolleginnen gefragt wurde, ob man eher so der Katzen- oder Hundetyp ist.

Der ganze Tisch guckte jetzt zu ihr. Naaa? Wauwau oder Muschi?

"Ich hasse Tiere", presste sie trotzig hervor.

Ratlose Blicke. Stille. Verlegen nippte man an seinem Getränk. Das Thema schien damit tatsächlich abgehakt zu sein.

"Ihr glaubt nicht, was Paulchen neulich auf dem Spielplatz passiert ist. So was von niedlich war das!" Verdammt, diese Linda gab einfach nicht auf ... Ihr reichte es jetzt. Höflichkeit hin oder her.

"Oh, schon so spät – ich hab ganz vergessen, dass ich meine, äh, Schwester noch vom, äh, Bahnhof abholen muss ..." Und Pete war der Zug, der gleich in sie einfahren würde. Tut-tuuut! Und weg war sie.

Mit Pete, Mitte vierzig, DJ und ziemlich sexy, hatte sie seit dreieinhalb Wochen eine waschechte Affäre, worauf sie verdammt stolz war. Denn es war gar nicht so einfach, einen Mann zu finden, mit dem man SO ETWAS vernünftig durchziehen konnte – also sich regelmäßig zum Vögeln verabreden, ohne sich zu verlieben oder Gewissensbisse zu bekommen wegen etwaiger Lebensabschnittsgefährten. Deshalb war mit den meisten Männern nach maximal zwei (Sex-)Treffen Schluss, was sie immer ziemlich bedauert hatte. Wenn SIE nämlich zweimal richtig guten Sex mit jemandem hatte, dann war sie erst so richtig angefixt und dachte rund um die Uhr an das Objekt ihrer Begierde. In diesem Fall an Pete, wie er sie an den Hüften packte. Pete, wie er sie gegen die kalte Wand in seinem Hausflur presste. Pete, wie er langsam ihre Schenkel auseinanderschob.

Klar, beim ersten Mal landete man oft ungeplant zusammen in der Kiste. War es gut, wurde das zweite Mal häufig bewusst forciert, um zu prüfen, ob der Sex wirklich so gut war, wie man ihn in Erinnerung hatte. War das der Fall, wurde es gefährlich – beim dritten Treffen: Auf fulminante Orgasmen und gute Gespräche folgte oft Bauchkribbeln, man war plötzlich verknallt. Das versuchten viele Leute direkt zu umgehen, indem sie es bei zwei Treffen beließen.

Das mit Pete hatte sie aber im Moment noch unter Kontrolle. Wenn sie merkte, dass sie anfing, ihn verzückt von der Seite anzustarren und von gemeinsamen Wochenenden an der Ostsee zu träumen, meldete sie sich einfach eine Weile nicht mehr bei ihm. Bis die Erinnerungen verblassten und sie sich, abgelenkt durch ihren anstrengenden Alltag im Büro, wieder gefangen hatte. Erst kommen, dann gehen.

Aber heute, da konnte sie es kaum erwarten, Pete zu treffen. Er hatte den schönsten Schwanz, den sie je gesehen hatte. Am liebsten würde sie ihn fotografieren und sich in einem hübschen Bilderrahmen auf den Nachttisch stellen. Aber damit hätte ihr fester Freund vermutlich ein Problem. Ja, sie hat einen Freund, aber dazu später mehr.

Das zwischen Pete und ihr war jedenfalls nur Sex – sonst nichts. Eine Bettgeschichte, die er oder sie jederzeit beenden konnte, nach Lust und Laune. Sie hatten sich niemals irgendwelche Versprechungen gemacht oder über die Zukunft gesprochen. Das ist natürlich der Nachteil bei Affären: Keiner weiß so genau, was der andere wirklich denkt. Weil es tabu ist, über Gefühle zu reden, wenn es feste Partner gibt. Man verdrängt lieber, was sich auf der einen Seite anbahnt, während auf der anderen Seite so langsam, aber sicher alles den Bach runtergeht.

Eines der wichtigsten Gesetze bei Affären lautet, dass jedes Mal das letzte Mal sein könnte (was den Sex nicht unbedingt schlechter macht). Damit muss man leben können. Für sie war das kein Problem, denn immerhin liebte sie ihren festen Freund Konstantin. Konstantin, mit dem sie mehr oder weniger plante, ihre Zukunft zu verbringen, der ihr aber leider seit einigen Wochen unglaublich auf den Sack ging mit seinem bescheuerten PROJEKT. Ihr Freund hatte es sich in den Kopf gesetzt, mit Hilfe von Crowdfunding ein eigenes Fotobuch herauszubringen, das die versifftesten und heruntergekommensten Klos auf ganz St. Pauli abbilden sollte. Seit sie ihn kannte, schoss er bei jeder Gelegenheit Schnappschüsse stiller Örtchen in Bars, Imbissen und Nachtclubs. Aktuell hatte er von den benötigten 10 000 Euro Startkapital erst schlappe 70 Euro beisammen – 40 Euro kamen von seiner Mutter, 30 von ihr. Noch blieben ihm vier Wochen bis zum Ablauf der Frist. Schaffte er es nicht, würde er alle Spenden an seine "Supporter" (also sie und seine Muddi) zurückzahlen müssen. Konstantin war deshalb seit Wochen mit nichts anderem als der Produktion von Imagevideos und der Pflege seiner Facebookseite beschäftigt, um "Unterstützer" zu generieren. Ihr Sexleben bekam keinerlei Support. Das Haushaltskonto auch nicht.

Folglich fühlte sie sich vernachlässigt und flüchtete immer häufiger in die Arme ihres Liebhabers, der sie behandelte wie eine (Sex-)Göttin. Und das tat enorm gut. Auch wenn sie jedes Mal, nachdem sie in Petes Armen gekommen war, die traurigen Augen ihres Freundes vor sich sah und sich dann ganz elend fühlte. Aber gleichzeitig waren diese heißen Nächte zu einer Art Lebenselixier für sie geworden.

Ein LIEBHABER (auch: Fuckbuddy) ist übrigens etwas völlig anderes als ein GELIEBTER. Geliebter = Du liebst jemanden, bist also aktiv und von Herzen involviert. Liebhaber = Jemand hat dich lieb. Sprich: Du bist passiv und damit emotional aus dem Schneider, weil es dir nur um Körperlichkeiten geht. Um guten Sex. Das war's.

Wenn du allerdings schon so weit bist, dir einen Geliebten zuzulegen, kannst du deine Beziehung eigentlich gleich beenden. Alles andere wäre Quatsch, weil du zwei Männer emotional gleichzeitig bei Laune halten müsstest. Und den Stress tut sich, glaube ich, niemand freiwillig an.

Bisher war dieses Gefühlschaos bei ihr ausgeblieben, weil sie Konstantin ehrlich liebte. Aber in Pete war sie nach weiteren drei Wochen auch irgendwie verknallt, denn sie bekam mit ihm all das, was ihr Freund ihr augenblicklich vorenthielt: Komplimente, Aufmerksamkeit, Champagner, Orgasmen. Ja, Leute, so einfach sind manche Frauen gestrickt. So war es kaum verwunderlich, dass die ganze Geschichte irgendwann aus dem Ruder lief.

"Das mit uns ist etwas Besonderes", sagte Pete eines Abends zu ihr, als sie sich nach dem Sex verschwitzt in den Armen lagen. "Ich will mehr davon und überhaupt – ich will dich."

Sie nickte nur und schluckte trocken. Denn mittlerweile war auch sie nicht mehr dazu in der Lage, ihre Gefühle zu beherrschen. Bald darauf trennte sie sich von Konstantin. Hauptsächlich deshalb, weil sie ihr schlechtes Gewissen nicht mehr ertragen konnte und lieber noch einmal ganz von vorne mit jemandem beginnen wollte. Sie hatte es nämlich irgendwann satt, sich wie ein Miststück zu fühlen.

Blöderweise musste sie sich bereits zwei Wochen später eingestehen, dass zwischen Pete und ihr von dem Augenblick an die Luft raus war, als klar war, dass sie sich nun ganz offiziell ineinander verlieben durften – und er damit nicht mehr länger ihr heimlicher Liebhaber war. So bei Tageslicht, mit Pfefferminztee statt Champagner, war ihre Liaison plötzlich gar nicht mehr sooo aufregend. Und für einen Moment dachte sie sogar darüber nach, eine heimliche Affäre mit ihrem Exfreund Konstantin zu beginnen. Denn neuerdings schrieb der ihr immer so versaute SMS, wenn sie mit Pete beim Abendbrot saß ...

CHAPTER 3

B wie Bester Freund

Oder: Finger weg!

Wenn man einen besten Freund hat, fantasiert man heimlich immer mal wieder darüber, wie es wohl wäre, mit ihm zu schlafen. Diese Fantasien bekommt man nicht aus seinem Kopf. Außer man tut ES endlich.

In der Regel läuft das so: Ihr zieht gemeinsam los – Frustsaufen! Wahrscheinlich, weil gerade einer von euch (mal wieder) verlassen, enttäuscht oder gefeuert wurde. Ihr seid nervlich am Ende, untervögelt und habt euch beide vorgenommen, ein attraktives Trostpflaster aufzureißen. Aber dafür seid ihr nach dem fünften Gin Tonic entweder zu betrunken oder zu faul. Außerdem habt ihr mit eurem "Besti" sowieso viel mehr Spaß als mit irgendwelchen Fremden. Ihr versteht euch blind, habt schon viel zusammen erlebt (Rock am Ring 2003, Abi 2006, Thailand 2009) und seid im Grunde Seelenverwandte. Komisch, dass euch das erst jetzt auffällt. Hicks!

Gegen fünf Uhr morgens torkelt ihr Richtung U-Bahn, und du lallst: "Willsu noch für'n Absacker mit zu mir kommen?"

Klar will er, also geht ihr in deine Wohnung, und dort passiert es dann irgendwie. Erst mal: Prost! Dann lehnst du den Kopf an seine Schulter. Ihr schwört euch bei Kerzenlicht ewige platonische Liebe. Zwei Momente später spürst du seine Lippen zuerst an deinem Hals, dann auf deiner Wange, und schließlich spielen eure Zungen miteinander. Knutsch hier, Fummel da – so weit, so gut. Doch sobald es ans Eingemachte geht, bekommt ihr einen Blackout. Alles geht schief. Er bekommt vor Aufregung keinen hoch und versucht, die Misere mit schlechter Zungenarbeit auszugleichen. Du bereust die ganz Aktion eigentlich schon von der dritten Sekunde an, weil dir relativ schnell klar wird, dass all die schmutzigen Phantasien, die du dir seit Jahren gegen deinen Willen ausgemalt hattest, totaler Quatsch sind. Du willst die Aktion aber trotzdem durchziehen – der Freundschaft wegen. Wäre ja unhöflich, ihn jetzt einfach von dir wegzustoßen.

Doch irgendwann erträgst du das Elend einfach nicht mehr und fängst innerlich an zu schreien: "Hör auf! Geh weg! Verschwinde!" Denn seine Küsse fühlen sich falsch an, so, als würde man von seinem Bruder geküsst. Und das findest du (im Gegensatz zu den Leuten aus Game of Thrones) gar nicht sexy. Also krächzt du zwei Sekunden vor der Vereinigung eurer Geschlechtsteile: "Es tut mir leid – ICH KANN NICHT!" Und das war es dann.

Der Vorteil so einer peinlichen Bettgeschichte: Wenn ihr nach einer kurzen Erholungsphase (die dauert etwa zwei Monate) dazu in der Lage seid, euch wieder zusammenzuraufen, sagt das einiges über die Qualität eurer Freundschaft. Nämlich, dass ihr euch wirklich liebhabt – als Freunde! Und sämtliche erotischen Spannungen zwischen euch dürften hinterher für alle Zeiten zwischen euch eliminiert sein.

Trotzdem wirst du vermutlich auch noch Jahre später von Flashbacks aus jener Nacht heimgesucht werden. Aber gräme dich nicht: Das, was da passiert ist, war nicht allein euer Fehler. "Aus evolutionärer Perspektive ist jede halbwegs gleichaltrige Person des anderen Geschlechts ein potentieller Fortpflanzungspartner – wenn Mann auf Frau trifft, steht das einfach im Raum", bestätigte der Psychologe Lars Penke von der Georg-August-Universität Göttingen in ZEIT Wissen. Eine andere Studie der Universität Oldenburg ergab, dass 44 Prozent der befragten Männer sich erotisch zur besten Freundin (falls sie denn eine haben) hingezogen fühlen. Bei den Frauen waren es umgekehrt immerhin 31 Prozent.

Wer sich das trotzdem ersparen will – und das würde ich jedem dringend empfehlen! –, der sollte seinen "Besti" nach einer durchzechten Partynacht einfach nicht mit nach Hause nehmen. DAS ist auch schon das ganze Geheimnis.

(Continues…)



Excerpted from "Erst Kommen, Dann Gehen"
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Table of Contents

Über das Buch und die Autorin,
Titelseite,
Impressum,
Intro,
A wie Abhängigkeit,
A wie Affäre,
B wie Bester Freund,
D wie Der Morgen danach,
D wie Dirty Talk für Feministinnen,
E wie Elf Dinge, die Männer endlich kapieren müssen,
F wie Fremdgehen per WhatsApp,
F wie FUCK - wie peinlich ist DAS denn?!,
G wie Gemeinsam kommen,
H wie Hangover,
I wie Identitätskrise,
J wie Jemanden warmhalten,
K wie Kollegen,
K wie Kneipensex,
L wie Lifestyle,
M wie Mach's (dir) wie ein Mann!,
M wie Monogamie,
O wie Objektophile & Co.,
P wie Postkoitale Kritik,
Q wie Queer Buddy,
R wie Rotlicht,
S wie Sag mir, wie du wohnst, und ich sag dir, wie du f*****,
S wie Slut Shaming,
S wie Social Freezing,
T wie Tinder-Kinder,
U wie Urlaubsaffäre,
V wie Verhütung,
V wie Volkskrankheiten 2.0,
W wie Walk of Shame,
W wie Weisheiten einer Legende,
W wie We-Vibe 4 Plus,
X wie X-trem ungeil,
Z wie Zeitdruck,
Test: Wie gut bist du im Bett?,
Quellen,
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