Preface
Liebe Leser! Kuba – es gibt sehr verschiedene Erlebnisse und Gefühle, die wir Menschen mit dieser wunderschönen karibischen Insel verbinden. . Im März 1990 kam dann die Information, dass alle Kubaner, die sich noch unter Vertragsbedingungen der ehemaligen DDR in Deutschland aufhielten, jetzt zurück nach Kuba geschickt werden. Das war ein Schock für uns! Wann muss Vladimir wirklich weg? Für wie lange bleibt er weg? Lässt Kuba ihn wieder zurück? Werden wir uns je wiedersehen? Was wird hier aus mir und unseren Kindern allein in einer mir fremden neuen Welt, in der als erstes die Krippen und Kindergärten geschlossen und dezimiert werden? Ich arbeite als Krankenschwester in drei Schichten. Wie soll das weiterhin funktionieren ohne Kindergärten und dann auch noch allein, ohne meinen Ehepartner, der ebenfalls Geld verdiente bisher? Hunderte Fragen! Dann im April die Nachricht, dass Vladimir’s Flug im September 1990 nach Kuba geht. September erst! Zeit, um einen kühlen Kopf zu bekommen und nach einer passenden Lösung zu suchen. Mein Deutschland wurde mir fremd. Plötzlich über Nacht gab es lauter fremde Produkte in unserer Kaufhalle mit intensivem Geruch. Aus den Kaufhallen in meiner Nähe wurde Spar und Aldi und Kaisers. Neu war auch, dass nicht mehr in jeder „Kaufhalle“ alle Preise gleich waren. Nun war in der einen das Obst, das Brot usw. günstiger als in der anderen. Oder es gab Sonderangebote. Hier wieder günstiger als dort. Das machte mich verrückt. Ich war es gewohnt, in die Kaufhalle zu gehen, an der ich gerade ohnehin vorbei kam, konzentriert und zügig einzukaufen, was ich wirklich brauchte und fertig. Jetzt begann die Rennerei nach dem günstigsten Angebot, was sehr zeitaufwendig wurde und einfach nur nervte. Weniger Zeit, die ich nach der Arbeit mit unseren Kindern verbringen konnte. Dann kam die Änderung der Währung. Wahnsinn, was nun losging. Bis zu 6.000 DDR Mark wurden 1:1 in die Deutsche Mark, das von vielen DDR-Bürgern so begehrte Westgeld, umgetauscht. Der Rest dann nur zur Hälfte. Wir hatten keine 2.000 DDR Mark auf dem Konto liegen und so fragten Freunde, ob wir von ihnen Geld übernehmen und nach dem Tausch wieder zurück geben könnten. Die ehemaligen DDR-Bürger tauschten hin und her. Ich fuhr auch rüber in den Westen ab Bornholmer Straße, um dort mein Begrüßungsgeld von 100,00 DM pro Person abzuholen. Im Prinzip sah es hier aus wie bei uns, nur die Geschäfte waren übermäßig bunt und voll und es gab viele bunte Werbeplakate und Lichter in den Straßen, dass es mir persönlich einfach zu viel und ich froh war, als ich wieder über die Bornholmer Straße den Westen verließ und in den Straßen der Prenzlauer Promenade wieder zu Hause war. Ich grübelte, was zu tun sei. Ohne Kindergartenplatz konnte ich nicht mehr arbeiten gehen, nicht mal in einer Schicht. Dann wird man im Westen arbeitslos. Was ist das „arbeitslos“? Was bedeutet das für dein persönliches Leben? Ich habe immer meinen Lebensunterhalt allein verdient. Wie soll das gehen ohne Arbeit? Ich liebe meinen Beruf. Vladimir teilte mir dann im Mai 1990 mit, dass er organisiert hat, dass wir einfach mit ihm zusammen im September 1990 nach Kuba fliegen. Was das im Einzelnen bedeutet, diesmal sich nicht nur fremd zu fühlen im eigenen Land (wie in Deutschland), sondern auch noch die Sprache, die Spielregeln des dortigen Lebens, sogar die Lebensmittel vollkommen fremd zu erleben und zu packen, davon erzählt dieses Buch „El Silencio – oder was braucht der Mensch“, eine Geschichte weit weg von Deutschland und trotzdem hautnah erlebte Auswirkungen der Wende in Europa auf Kuba. So klein ist doch die Welt und wir leben alle auf derselben Erde! . Nun tauchen sie ab in eine interessante Geschichte einer schon nicht mehr existierenden Welt. Denn all das ist Zeitgeschichte live erlebt. Kerstin Velazquez Autorin