Die Geigenlehrerin: Roman

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Overview

Ein humorvoller, geistreicher und lebenskluger Roman
Seit ihrer Scheidung arbeitet Pearl Swain in McCoy's Musikalienladen in Los Angeles – einem Kosmos voller skurriler Gestalten, die sich mit Musikunterricht und dem Verkauf von Gitarrensaiten über Wasser halten. Sie kennt ihre Fehler genau – die missglückte Ehe und die fehlgeschlagene Musikerkarriere. Als Pearl jedoch mit Hallie eine hochbegabte Geigenschülerin aus schwierigen Verhältnissen bekommt, ist sie davon überzeugt, dass dieser eine große Zukunft bevorsteht. Also will sie Hallie auf die Karriere vorbereiten, die sie selbst nie hatte. Doch das erweist sich als fatal, denn zunächst mal müsste Pearl ihr eigenes aus den Fugen geratenes Leben in Ordnung bringen. Schließlich erkennt sie: Ein guter Lehrer lernt auch viel von seinen Schülern. Über die Musik, das Leben und sich selbst. Und als sie sich nicht mehr im Weg steht, wird auch eine neue Liebe möglich …

Product Details

ISBN-13: 9783641038014
Publisher: Random House
Publication date: 11/20/2009
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 235
File size: 313 KB
Language: German

About the Author

Barbara Hall, geboren 1961 in Chatham/Virginia, wurde als Drehbuchautorin und Produzentin der preisgekrönten US-Fernsehserien "Für alle Fälle Amy", "Die himmlische Joan" und "Emergency Room" bekannt. Außerdem schrieb sie neun viel beachtete Romane. In ihrer Band "The Enablers" singt sie und spielt Gitarre. "Die Geigenlehrerin" ist Barbara Halls neunter Roman. Sie lebt mit ihrer Tochter in Pacific Palisades, Los Angeles.

Read an Excerpt

ICH BIN MUSIKLEHRERIN, eine von der gemeinen Sorte. So wie diese reizbare alte Ziege, die Sie aus Ihrer Jugend kennen, vor deren Anblick Sie sich fürchteten und vor deren Atem Sie sich grausten, wenn sie sich über Sie beugte und Ihre Finger verbog. Sie haben sich über mich lustig gemacht, Karikaturen von mir in Ihr Schulheft gekritzelt, meinen Namen verballhornt, sich geschworen, nie so zu werden wie ich.
Wissen Sie was? Auch ich hatte mir geschworen, nie so zu werden wie ich.
Ich heiße Pearl Swain. Perlen vor die Säue, denken Sie. Aber das ist kein Witz, so heiße ich wirklich. Ich habe mir diesen Namen nicht ausgedacht, damit Sie etwas zu lachen haben. Meine Mutter gab ihn mir in der allerbesten Absicht. Sie benannte mich nach ihrer Mutter, die sie abwechselnd vergötterte oder verteufelte, je nach Laune. Ich versuchte, mich von beiden fernzuhalten.
Mit zehn fing ich an, Geige zu spielen. Zwei Jahre zu spät, um aus mir eine große Geigerin zu machen, erklärte man mir irgendwann. Also wurde ich eine sehr gute Geigerin, was ungefähr auf dasselbe hinausläuft, wie eine sehr gute Mathematikerin zu werden. Es bedeutet, dass man seinen Lebensunterhalt nicht mit seinem Wunschberuf bestreiten kann. Es bedeutet, dass man anderen beibringen muss, wie sie einen übertreffen können.
Deshalb war Ihre Musiklehrerin auch so gemein: Sie wollte nicht unterrichten. Sie wollte Musikerin sein. Sie wollte in einem namhaften Philharmonieorchester den Ton angeben oder mit irgendeiner berühmten Rockband oder einem Jazz-Quartett auf der Bühne stehen. Sie wollte ihre eigenen Stücke komponieren, und sie wollte, dass sie veröffentlicht und beklatscht werden. Sie wollte ein Publikum, keinen endlosen Aufmarsch mürrischer Kinder, die Volksweisen und verwässerte Pop- und Gospelsongs auswendig lernen mussten, damit ihre Eltern ihre öden Darbietungen absitzen und dann herumprahlen konnten, als hätten sie das alles selbst vollbracht.
Wie Ihre Musiklehrerin bin auch ich nicht so alt, wie es den Anschein hat. Ich bin erst vierzig, und ich habe immer noch Ambitionen. Und wenn ich sie eine nach der anderen zu Grabe trage, dann sind sie zuvor eines langsamen und qualvollen Todes gestorben. Ich habe sogar ein Sexualleben, zumindest hatte ich eines. Das will sich nur niemand vorstellen. Ich war verheiratet und bin geschieden und habe mir unzählige Male einen Korb eingefangen, allerdings auch den einen oder anderen ausgeteilt. Ich habe mir alberne Reizwäsche gekauft und unglaublich komplizierte Drei-Sterne-Menüs gekocht und Kerzen im Schlafzimmer aufgestellt und Schokoladensoße nicht nur über Vanilleeis verteilt. Aber darüber brauchen Sie nicht weiter nachzudenken. Glauben Sie es einfach.
Ich arbeite in einer kleinen, aber feinen Instrumentenhandlung in West L. A., benannt nach ihrem Gründer, dem schottischen Gitarrenbauer McCoy, der in dem Laden seine handgefertigten Gitarren und Geigen verkaufte, um dann von irgendwelchen großen Ketten in den Ruin getrieben zu werden. Er verscherbelte den Laden, und die neue Geschäftsleitung machte ihn zu einer Zufluchtsstätte für Heimatlose, die davon träumen, mit Fairport Convention aufzutreten, und seltsame Instrumente spielen, die kein Mensch hören will. Wir verkaufen akustische Gitarren, Mandolinen, Geigen, Cellos, Akkordeons, Bongos, Blockflöten, Mundharmonikas und, ungelogen, Lauten. Unser Geschäftsführer Franklin versucht, den Eindruck zu erwecken, als würden wir eine echte Marktlücke schließen, und straft alle mit leiser Verachtung, die das nicht so sehen und etwas anderes spielen wollen als herrliche Klampfenmusik.
Unsere Reparaturwerkstatt führt Declan McCoy, der Enkel des ursprünglichen Besitzers. Er hat ein Motorrad, mit dem er zur Arbeit kommt, und einen Bart, der ihm bis zum Zwerchfell reicht. Im Hinterzimmer veranstalten wir kleine Konzerte, und in den Räumen im ersten Stock geben wir Unterricht. Als Gegenleistung müssen die Lehrer stundenweise Frondienst im Laden leisten und Gitarrensaiten und Stimmgabeln, Notenblätter und Kastagnetten verkaufen.
Zwischen meinen Unterrichtsstunden hänge ich also im Laden herum und kabbele mich mit den anderen. Am häufigsten gerate ich mit Franklin aneinander, einem ganz passablen Gitarristen, der von einem Leben als Studiomusiker träumt - was dem Traum von einem Leben als Ghostwriter gleichkommt - und glaubt, dass es auf der ganzen Welt bestenfalls zwei Gitarristen gibt, die ihm das Wasser reichen können - Alvin Lee und Richard Thompson. Von Jimmy Page behauptet er, der habe nur raffiniert gespielt und dass jeder raffiniert spielen könne, wenn er es darauf anlegt. Jimi Hendrix - den er allerdings nie anders als »der Hendrix« nennt - habe das Instrument lediglich neu erfunden, damit es machte, was er wollte. Über Keith Richards sollte man mit ihm besser gar nicht reden - warum, weiß ich nicht. Es ist mir auch egal. Eric Clapton sei ein Verräter, Chuck Berry habe seine Gitarre wie einen Automotor behandelt - er beteuert, das sei kritisch gemeint - und Segovia die seine in ein Klavier verwandelt, und da hätte er gleich Klavier spielen können, oder vielleicht nicht?
So etwas muss ich mir den lieben langen Tag anhören. Wie er mit Ernest und Patrick und Clive herumstreitet. Jeder von ihnen hat seine eigenen Maßstäbe. Seine sind nur am dümmsten und am wenigsten durchschaubar. Ernest versagt jedes Mal fast die Stimme, wenn es um Stevie Ray Vaughan geht, und kaum kommt er auf Lynyrd Skynyrd zu sprechen, schießen ihm Tränen in die Augen. Patrick erklärt, er würde Paul Simon heiraten, wenn er nicht hetero wäre. Ich vermute, er meint, wenn er, Patrick, nicht hetero wäre - ein weiterer Gegenstand hitziger Diskussionen. Clive mit seinen achtundzwanzig Jahren ist der Jüngste von uns, da Franklin niemanden unter fünfundzwanzig einstellt. Clive ist Bassist und behauptet, ohne gute Rhythmusgruppe könne eine Band überhaupt nicht gut sein. Das verkündet er jedes Mal, wenn Franklin vorbeigeht, und wenn Franklin milde gestimmt ist, dann bleibt er sogar stehen und sagt: »Na, dann verrat mir doch mal eine Band, in der die Rhythmusgruppe der Star ist.« »Police«, kommt es wie aus der Pistole geschossen von Clive, und Franklin presst die Hand aufs Herz, als wäre er von einer Kugel getroffen worden.
Das ist alles sehr trist. Sie sind wie Schachspieler, die endlos über den Wert einzelner Figuren debattieren, statt über den Reiz einer Strategie. Sie haben das große Ganze nicht im Blick. Das geht vielen Musikern so. Mir manchmal auch.

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