Der Hasenhirt: Einem deutschen Volksmärchen in Versen nacherzählt
'Der Hasenhirt', von dem Dichter und Komponisten Erwin Johannes Bach trefflich in Verse gesetzt, stellt eine Variante des bekannten Volksmärchens dar. Ein König verspricht demjenigen seine Tochter, der ihr einen goldenen Ring und damit die Lebensfreude zurückbringt. Doch als die Tat einem einfachen Hirten gelingt, bereut der Hohe Herr seine Zusage. Bevor der Jüngling die Braut gewinnt, soll er nun erst noch tagelang hundert Hasen hüten. Falls ihm nur einer davon entkommt, würde das seinen Kopf kosten. Rat tut not, aber zu seinem Glück besitzt der Bursche eine Wunderpfeife, die alle Hasen beisammen hält. Da nützt es auch nichts, wenn die Prinzessin, die Königin und zuletzt der König selbst, als Bauersleute verkleidet, schmachvolle Handlungen in Kauf nehmen, um ihm wenigstens eins der Tiere abzuluchsen. Mit bissigem Humor werden die Wortbrecher bloßgestellt. Die Gerechtigkeit siegt, Gewitztheit und Mut triumphieren über hinterhältiges Ränkespiel. 1951 zum ersten Mal beim Alfred Holz Verlag, Berlin erschienen, ist diese zeitverhaftet-zeitlose Geschichte eine poetische Kostbarkeit. LESEPROBE: Als wiederum am nächsten Tag Der Hirte auf der Wiese lag, Verkleidet schickt die Tochter bald Der grimme König in den Wald. Im Kopftuch und als Bauernmagd Hat sie beim Hirten angefragt: 'Du hast hier hundert Hasen laufen, Willst einen du mir nicht verkaufen? Mein lieber Hirt, du braver Mann, Auf einen kommt es dir nicht an!' Der Junge aber ist nicht dumm, Schaut rings im Kreis sich listig um Und spricht: 'Die lieben, kleinen Hasen, Die müssen jetzt noch tüchtig grasen, Nicht einen ihrer darf ich missen, Das ging mir wider das Gewissen; Und fehlt auch nur ein einziger dran, So ists um meinen Kopf getan. Denn mit dem Kopf dem König haft ich Und mit der Köpfung werd bestraft ich.' So blickt zur Magd er unverwandt, Hat die Prinzessin wohl erkannt. Nichts nützt Verkleidung noch Geschick, Die Lieb hat einen scharfen Blick. 'Dies Wild ist nicht für arme Leute, Die Hasen sind der Herren Beute, Willst einen haben du von ihnen, So musst du erst ihn dir verdienen. Und mir zu Freud und Hochgenuss Verdien ihn dir durch einen Kuss!' Das Fräulein denkt, wenns auch ein Knecht, Er kennt mich nicht, so ists mir recht. Ein Küsslein kann ich ihm schon geben, Das kommt mitunter vor im Leben. Schon besser, ihn ein bisschen küssen, Als erst zum Manne haben müssen. Und somit lächelte sie rund, Drückt manchen Kuss auf seinen Mund. Das Küssen schmeckt, der Hirte pfiff,

Erwin Johannes Bach wurde am 13. Oktober 1897 in Hildesheim geboren und ist dort aufgewachsen. Er erlebte die Schrecken des 1. Weltkriegs als Soldat und studierte von 1921-26 in Berlin Musikwissenschaft und Philosophie. Ab 1926 war er als Konzertpianist, Musikpädagoge und Schriftsteller tätig. 1929 veröffentlichte er sein wichtigstes Werk "Die vollendete Klaviertechnik, das in Fachkreisen nachhaltige Wirkung hervorrief. Er trat Mitte der zwanziger Jahre in die KPD ein und beteiligte sich nach Hitlers Machtantritt am antifaschistischen Widerstand. Wegen illegaler Arbeit, aber auch wegen seiner jüdischen Herkunft von Verhaftung bedroht, emigrierte er 1933 mit seiner Frau zunächst nach Prag und 1934 nach Moskau, wo er 1935 zum Professor für Musikwissenschaften ernannt wurde. Er lehrte an verschiedenen Konservatorien, u.a. in Moskau, Swerdlowsk und Odessa. Im Zuge der stalinistischen "Säuberungen" wurde Bach 1937 mit seiner Frau und einem inzwischen geborenen Sohn ins sibirische Tomsk, wo er seine Lehrtätigkeit noch eine Zeit lang fortführen konnte. Nach einem Brief an Stalin wurde er nach Mitschurinsk verbannt, konnte aber 1941 infolge einer ersten Rehabilitierungswelle nach Moskau zurückkehren. Während des 2. Weltkriegs blieb die mittlerweile fünfköpfige Familie zeitweilig getrennt. Nach dem Vormarsch deutscher Truppen auf Moskau wurde Bach mit seiner Frau und einer 1941 geborenen Tochter nach Leningrad evakuiert, wo sie in die Leningrader Blockade gerieten und diese nur knapp überlebten. Die beiden Söhne mussten vorübergehend in ein Kinderheim nahe Jaroslawl gebracht werden. Die erneute Evakuierung mit der nun wieder vereinigten Familie entwickelte sich zur dramatischen Irrfahrt über Gorki, Molotow, Russajewka, Ufa bis ins usbekische Taschkent. Dort erhielt er am Staatlichen Konservatorium eine Professur für Klavier. 1947 kehrte die Familie nach Deutschland zurück, wo Bach die Leitung der Internationalen Musikbibliothek in Berlin übernahm Er unterrichtete Meisterschüler aus dem In- und Ausland im Klavierspiel und übersetzte Gedichte und humoristische Prosa aus dem Russischen. Bach schuf vier Sinfonien, von denen zwei in Deutschland zurückgelassen werden mussten und verschollen sind. Eine dritte ging während der Leningrader Blockade verloren. Die vierte, "Sinfonisches Fresko", mit dem Untertitel "Ruf an die Menschheit", entstand 1956 und blieb unveröffentlicht. Erwin Johannes Bach starb am 9. August 1961 in Berlin. Werke:
"1119632166"
Der Hasenhirt: Einem deutschen Volksmärchen in Versen nacherzählt
'Der Hasenhirt', von dem Dichter und Komponisten Erwin Johannes Bach trefflich in Verse gesetzt, stellt eine Variante des bekannten Volksmärchens dar. Ein König verspricht demjenigen seine Tochter, der ihr einen goldenen Ring und damit die Lebensfreude zurückbringt. Doch als die Tat einem einfachen Hirten gelingt, bereut der Hohe Herr seine Zusage. Bevor der Jüngling die Braut gewinnt, soll er nun erst noch tagelang hundert Hasen hüten. Falls ihm nur einer davon entkommt, würde das seinen Kopf kosten. Rat tut not, aber zu seinem Glück besitzt der Bursche eine Wunderpfeife, die alle Hasen beisammen hält. Da nützt es auch nichts, wenn die Prinzessin, die Königin und zuletzt der König selbst, als Bauersleute verkleidet, schmachvolle Handlungen in Kauf nehmen, um ihm wenigstens eins der Tiere abzuluchsen. Mit bissigem Humor werden die Wortbrecher bloßgestellt. Die Gerechtigkeit siegt, Gewitztheit und Mut triumphieren über hinterhältiges Ränkespiel. 1951 zum ersten Mal beim Alfred Holz Verlag, Berlin erschienen, ist diese zeitverhaftet-zeitlose Geschichte eine poetische Kostbarkeit. LESEPROBE: Als wiederum am nächsten Tag Der Hirte auf der Wiese lag, Verkleidet schickt die Tochter bald Der grimme König in den Wald. Im Kopftuch und als Bauernmagd Hat sie beim Hirten angefragt: 'Du hast hier hundert Hasen laufen, Willst einen du mir nicht verkaufen? Mein lieber Hirt, du braver Mann, Auf einen kommt es dir nicht an!' Der Junge aber ist nicht dumm, Schaut rings im Kreis sich listig um Und spricht: 'Die lieben, kleinen Hasen, Die müssen jetzt noch tüchtig grasen, Nicht einen ihrer darf ich missen, Das ging mir wider das Gewissen; Und fehlt auch nur ein einziger dran, So ists um meinen Kopf getan. Denn mit dem Kopf dem König haft ich Und mit der Köpfung werd bestraft ich.' So blickt zur Magd er unverwandt, Hat die Prinzessin wohl erkannt. Nichts nützt Verkleidung noch Geschick, Die Lieb hat einen scharfen Blick. 'Dies Wild ist nicht für arme Leute, Die Hasen sind der Herren Beute, Willst einen haben du von ihnen, So musst du erst ihn dir verdienen. Und mir zu Freud und Hochgenuss Verdien ihn dir durch einen Kuss!' Das Fräulein denkt, wenns auch ein Knecht, Er kennt mich nicht, so ists mir recht. Ein Küsslein kann ich ihm schon geben, Das kommt mitunter vor im Leben. Schon besser, ihn ein bisschen küssen, Als erst zum Manne haben müssen. Und somit lächelte sie rund, Drückt manchen Kuss auf seinen Mund. Das Küssen schmeckt, der Hirte pfiff,

Erwin Johannes Bach wurde am 13. Oktober 1897 in Hildesheim geboren und ist dort aufgewachsen. Er erlebte die Schrecken des 1. Weltkriegs als Soldat und studierte von 1921-26 in Berlin Musikwissenschaft und Philosophie. Ab 1926 war er als Konzertpianist, Musikpädagoge und Schriftsteller tätig. 1929 veröffentlichte er sein wichtigstes Werk "Die vollendete Klaviertechnik, das in Fachkreisen nachhaltige Wirkung hervorrief. Er trat Mitte der zwanziger Jahre in die KPD ein und beteiligte sich nach Hitlers Machtantritt am antifaschistischen Widerstand. Wegen illegaler Arbeit, aber auch wegen seiner jüdischen Herkunft von Verhaftung bedroht, emigrierte er 1933 mit seiner Frau zunächst nach Prag und 1934 nach Moskau, wo er 1935 zum Professor für Musikwissenschaften ernannt wurde. Er lehrte an verschiedenen Konservatorien, u.a. in Moskau, Swerdlowsk und Odessa. Im Zuge der stalinistischen "Säuberungen" wurde Bach 1937 mit seiner Frau und einem inzwischen geborenen Sohn ins sibirische Tomsk, wo er seine Lehrtätigkeit noch eine Zeit lang fortführen konnte. Nach einem Brief an Stalin wurde er nach Mitschurinsk verbannt, konnte aber 1941 infolge einer ersten Rehabilitierungswelle nach Moskau zurückkehren. Während des 2. Weltkriegs blieb die mittlerweile fünfköpfige Familie zeitweilig getrennt. Nach dem Vormarsch deutscher Truppen auf Moskau wurde Bach mit seiner Frau und einer 1941 geborenen Tochter nach Leningrad evakuiert, wo sie in die Leningrader Blockade gerieten und diese nur knapp überlebten. Die beiden Söhne mussten vorübergehend in ein Kinderheim nahe Jaroslawl gebracht werden. Die erneute Evakuierung mit der nun wieder vereinigten Familie entwickelte sich zur dramatischen Irrfahrt über Gorki, Molotow, Russajewka, Ufa bis ins usbekische Taschkent. Dort erhielt er am Staatlichen Konservatorium eine Professur für Klavier. 1947 kehrte die Familie nach Deutschland zurück, wo Bach die Leitung der Internationalen Musikbibliothek in Berlin übernahm Er unterrichtete Meisterschüler aus dem In- und Ausland im Klavierspiel und übersetzte Gedichte und humoristische Prosa aus dem Russischen. Bach schuf vier Sinfonien, von denen zwei in Deutschland zurückgelassen werden mussten und verschollen sind. Eine dritte ging während der Leningrader Blockade verloren. Die vierte, "Sinfonisches Fresko", mit dem Untertitel "Ruf an die Menschheit", entstand 1956 und blieb unveröffentlicht. Erwin Johannes Bach starb am 9. August 1961 in Berlin. Werke:
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Der Hasenhirt: Einem deutschen Volksmärchen in Versen nacherzählt

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by Erwin Johannes Bach
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'Der Hasenhirt', von dem Dichter und Komponisten Erwin Johannes Bach trefflich in Verse gesetzt, stellt eine Variante des bekannten Volksmärchens dar. Ein König verspricht demjenigen seine Tochter, der ihr einen goldenen Ring und damit die Lebensfreude zurückbringt. Doch als die Tat einem einfachen Hirten gelingt, bereut der Hohe Herr seine Zusage. Bevor der Jüngling die Braut gewinnt, soll er nun erst noch tagelang hundert Hasen hüten. Falls ihm nur einer davon entkommt, würde das seinen Kopf kosten. Rat tut not, aber zu seinem Glück besitzt der Bursche eine Wunderpfeife, die alle Hasen beisammen hält. Da nützt es auch nichts, wenn die Prinzessin, die Königin und zuletzt der König selbst, als Bauersleute verkleidet, schmachvolle Handlungen in Kauf nehmen, um ihm wenigstens eins der Tiere abzuluchsen. Mit bissigem Humor werden die Wortbrecher bloßgestellt. Die Gerechtigkeit siegt, Gewitztheit und Mut triumphieren über hinterhältiges Ränkespiel. 1951 zum ersten Mal beim Alfred Holz Verlag, Berlin erschienen, ist diese zeitverhaftet-zeitlose Geschichte eine poetische Kostbarkeit. LESEPROBE: Als wiederum am nächsten Tag Der Hirte auf der Wiese lag, Verkleidet schickt die Tochter bald Der grimme König in den Wald. Im Kopftuch und als Bauernmagd Hat sie beim Hirten angefragt: 'Du hast hier hundert Hasen laufen, Willst einen du mir nicht verkaufen? Mein lieber Hirt, du braver Mann, Auf einen kommt es dir nicht an!' Der Junge aber ist nicht dumm, Schaut rings im Kreis sich listig um Und spricht: 'Die lieben, kleinen Hasen, Die müssen jetzt noch tüchtig grasen, Nicht einen ihrer darf ich missen, Das ging mir wider das Gewissen; Und fehlt auch nur ein einziger dran, So ists um meinen Kopf getan. Denn mit dem Kopf dem König haft ich Und mit der Köpfung werd bestraft ich.' So blickt zur Magd er unverwandt, Hat die Prinzessin wohl erkannt. Nichts nützt Verkleidung noch Geschick, Die Lieb hat einen scharfen Blick. 'Dies Wild ist nicht für arme Leute, Die Hasen sind der Herren Beute, Willst einen haben du von ihnen, So musst du erst ihn dir verdienen. Und mir zu Freud und Hochgenuss Verdien ihn dir durch einen Kuss!' Das Fräulein denkt, wenns auch ein Knecht, Er kennt mich nicht, so ists mir recht. Ein Küsslein kann ich ihm schon geben, Das kommt mitunter vor im Leben. Schon besser, ihn ein bisschen küssen, Als erst zum Manne haben müssen. Und somit lächelte sie rund, Drückt manchen Kuss auf seinen Mund. Das Küssen schmeckt, der Hirte pfiff,

Erwin Johannes Bach wurde am 13. Oktober 1897 in Hildesheim geboren und ist dort aufgewachsen. Er erlebte die Schrecken des 1. Weltkriegs als Soldat und studierte von 1921-26 in Berlin Musikwissenschaft und Philosophie. Ab 1926 war er als Konzertpianist, Musikpädagoge und Schriftsteller tätig. 1929 veröffentlichte er sein wichtigstes Werk "Die vollendete Klaviertechnik, das in Fachkreisen nachhaltige Wirkung hervorrief. Er trat Mitte der zwanziger Jahre in die KPD ein und beteiligte sich nach Hitlers Machtantritt am antifaschistischen Widerstand. Wegen illegaler Arbeit, aber auch wegen seiner jüdischen Herkunft von Verhaftung bedroht, emigrierte er 1933 mit seiner Frau zunächst nach Prag und 1934 nach Moskau, wo er 1935 zum Professor für Musikwissenschaften ernannt wurde. Er lehrte an verschiedenen Konservatorien, u.a. in Moskau, Swerdlowsk und Odessa. Im Zuge der stalinistischen "Säuberungen" wurde Bach 1937 mit seiner Frau und einem inzwischen geborenen Sohn ins sibirische Tomsk, wo er seine Lehrtätigkeit noch eine Zeit lang fortführen konnte. Nach einem Brief an Stalin wurde er nach Mitschurinsk verbannt, konnte aber 1941 infolge einer ersten Rehabilitierungswelle nach Moskau zurückkehren. Während des 2. Weltkriegs blieb die mittlerweile fünfköpfige Familie zeitweilig getrennt. Nach dem Vormarsch deutscher Truppen auf Moskau wurde Bach mit seiner Frau und einer 1941 geborenen Tochter nach Leningrad evakuiert, wo sie in die Leningrader Blockade gerieten und diese nur knapp überlebten. Die beiden Söhne mussten vorübergehend in ein Kinderheim nahe Jaroslawl gebracht werden. Die erneute Evakuierung mit der nun wieder vereinigten Familie entwickelte sich zur dramatischen Irrfahrt über Gorki, Molotow, Russajewka, Ufa bis ins usbekische Taschkent. Dort erhielt er am Staatlichen Konservatorium eine Professur für Klavier. 1947 kehrte die Familie nach Deutschland zurück, wo Bach die Leitung der Internationalen Musikbibliothek in Berlin übernahm Er unterrichtete Meisterschüler aus dem In- und Ausland im Klavierspiel und übersetzte Gedichte und humoristische Prosa aus dem Russischen. Bach schuf vier Sinfonien, von denen zwei in Deutschland zurückgelassen werden mussten und verschollen sind. Eine dritte ging während der Leningrader Blockade verloren. Die vierte, "Sinfonisches Fresko", mit dem Untertitel "Ruf an die Menschheit", entstand 1956 und blieb unveröffentlicht. Erwin Johannes Bach starb am 9. August 1961 in Berlin. Werke:

Product Details

ISBN-13: 9783863944902
Publisher: EDITION digital
Publication date: 01/01/2014
Sold by: CIANDO
Format: eBook
Pages: 39
File size: 298 KB
Age Range: 4 - 18 Years
Language: German

About the Author

Erwin Johannes Bach wurde am 13. Oktober 1897 in Hildesheim geboren und ist dort aufgewachsen. Er erlebte die Schrecken des 1. Weltkriegs als Soldat und studierte von 1921-26 in Berlin Musikwissenschaft und Philosophie. Ab 1926 war er als Konzertpianist, Musikpädagoge und Schriftsteller tätig. 1929 veröffentlichte er sein wichtigstes Werk "Die vollendete Klaviertechnik, das in Fachkreisen nachhaltige Wirkung hervorrief. Er trat Mitte der zwanziger Jahre in die KPD ein und beteiligte sich nach Hitlers Machtantritt am antifaschistischen Widerstand. Wegen illegaler Arbeit, aber auch wegen seiner jüdischen Herkunft von Verhaftung bedroht, emigrierte er 1933 mit seiner Frau zunächst nach Prag und 1934 nach Moskau, wo er 1935 zum Professor für Musikwissenschaften ernannt wurde. Er lehrte an verschiedenen Konservatorien, u.a. in Moskau, Swerdlowsk und Odessa. Im Zuge der stalinistischen "Säuberungen" wurde Bach 1937 mit seiner Frau und einem inzwischen geborenen Sohn ins sibirische Tomsk, wo er seine Lehrtätigkeit noch eine Zeit lang fortführen konnte. Nach einem Brief an Stalin wurde er nach Mitschurinsk verbannt, konnte aber 1941 infolge einer ersten Rehabilitierungswelle nach Moskau zurückkehren. Während des 2. Weltkriegs blieb die mittlerweile fünfköpfige Familie zeitweilig getrennt. Nach dem Vormarsch deutscher Truppen auf Moskau wurde Bach mit seiner Frau und einer 1941 geborenen Tochter nach Leningrad evakuiert, wo sie in die Leningrader Blockade gerieten und diese nur knapp überlebten. Die beiden Söhne mussten vorübergehend in ein Kinderheim nahe Jaroslawl gebracht werden. Die erneute Evakuierung mit der nun wieder vereinigten Familie entwickelte sich zur dramatischen Irrfahrt über Gorki, Molotow, Russajewka, Ufa bis ins usbekische Taschkent. Dort erhielt er am Staatlichen Konservatorium eine Professur für Klavier. 1947 kehrte die Familie nach Deutschland zurück, wo Bach die Leitung der Internationalen Musikbibliothek in Berlin übernahm Er unterrichtete Meisterschüler aus dem In- und Ausland im Klavierspiel und übersetzte Gedichte und humoristische Prosa aus dem Russischen. Bach schuf vier Sinfonien, von denen zwei in Deutschland zurückgelassen werden mussten und verschollen sind. Eine dritte ging während der Leningrader Blockade verloren. Die vierte, "Sinfonisches Fresko", mit dem Untertitel "Ruf an die Menschheit", entstand 1956 und blieb unveröffentlicht. Erwin Johannes Bach starb am 9. August 1961 in Berlin. Werke: Eigene Werke: "Die vollkommene Klaviertechnik", Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft; 1929. Zweite erweiterte Auflage Breitkopf und Härtel, Leipzig 1960. Das Werk wurde in verschiedene Sprachen (Russisch, Serbisch, Englisch) übersetzt. Die Herstellung eines Filmes mit Lehrbeispielen und Zeitlupenaufnahmen wurde 1933 durch die Nazis unterbunden. "Der Hasenhirt". Ein deutsches Märchen in Versen nacherzählt. (Mit Holzstichen von Willi Probst); Alfred Holz Verlag, Berlin 1951 Übersetzungen: Samuil Marschak: „Freund Fahrigkeit“. Deutscher Staatsverlag, Engels 1938 Dmitrij Kabalewskij: „Nikolaj Jakowlewitsch Mjaskowskij. Zur 70. Wiederkehr seines Geburtstages“. Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Berlin 1951 Leonid Lentsch: „Humoresken“, Eulenspiegel Verlag, Berlin 1955 Teilübersetzungen und Nachdichtungen, z.B. in: Sergej Jessenin "Liebstes Land, das Herz träumt leise", Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1958 und Stepan Stschipatschow: "Es gibt ein Buch der Liebe", Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1960.

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Als wiederum am nächsten Tag
Der Hirte auf der Wiese lag,
Verkleidet schickt die Tochter bald
Der grimme König in den Wald.
Im Kopftuch und als Bauernmagd
Hat sie beim Hirten angefragt:
"Du hast hier hundert Hasen laufen,
Willst einen du mir nicht verkaufen?
Mein lieber Hirt, du braver Mann,
Auf einen kommt es dir nicht an!"
Der Junge aber ist nicht dumm,
Schaut rings im Kreis sich listig um
Und spricht: "Die lieben, kleinen Hasen,
Die müssen jetzt noch tüchtig grasen,
Nicht einen ihrer darf ich missen,
Das ging mir wider das Gewissen;
Und fehlt auch nur ein einziger dran,
So ists um meinen Kopf getan.
Denn mit dem Kopf dem König haft ich
Und mit der Köpfung werd bestraft ich."
So blickt zur Magd er unverwandt,
Hat die Prinzessin wohl erkannt.
Nichts nützt Verkleidung noch Geschick,
Die Lieb hat einen scharfen Blick.
"Dies Wild ist nicht für arme Leute,
Die Hasen sind der Herren Beute,
Willst einen haben du von ihnen,
So musst du erst ihn dir verdienen.
Und mir zu Freud und Hochgenuss
Verdien ihn dir durch einen Kuss!"
Das Fräulein denkt, wenns auch ein Knecht,
Er kennt mich nicht, so ists mir recht.
Ein Küsslein kann ich ihm schon geben,
Das kommt mitunter vor im Leben.
Schon besser, ihn ein bisschen küssen,
Als erst zum Manne haben müssen.
Und somit lächelte sie rund,
Drückt manchen Kuss auf seinen Mund.
Das Küssen schmeckt, der Hirte pfiff,
Das Hasenvolk zusammenlief.
Er brauchte sie nicht lang zu zählen,
Es tat auch nicht ein einziger fehlen.
"Ich muss nun", sprach die Magd, "nach Haus,
Erlaub, ich such mir einen aus."
Sie hat den Hasen zugedeckt,
In ihrem Körblein wohl versteckt;
Schon ging sie heim mit ihrem Kauf,
Da tönt des Hirten Pfeife auf.
Und kaum der erste Ton erklungen,
Das Häslein kam zurückgesprungen,
Und ohne Häslein langt alsdann
Im Schlosse die Prinzessin an.
"Ach, liebste Mutter", ging ihr Flehen,
"Lass mich ein zweites Mal noch gehen.
Diesmal ists mir vorbeigelungen,
Der Has ist aus dem Korb gesprungen."
Die Mutter sprach: "Das ist nicht gut!
Wer Hasen wohl in Körbe tut!
Noch jung und töricht ist dein Sinn,
Und morgen geh ich selber hin."

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