![Das Geheimnis der Felsengrotte: Sagen aus Schwerin und Umgebung](http://vs-images.bn-web.com/static/redesign/srcs/images/grey-box.png?v11.9.4)
Das Geheimnis der Felsengrotte: Sagen aus Schwerin und Umgebung
100![Das Geheimnis der Felsengrotte: Sagen aus Schwerin und Umgebung](http://vs-images.bn-web.com/static/redesign/srcs/images/grey-box.png?v11.9.4)
Das Geheimnis der Felsengrotte: Sagen aus Schwerin und Umgebung
100eBook
Available on Compatible NOOK devices, the free NOOK App and in My Digital Library.
Related collections and offers
Overview
Erika Borchardt: Jahrgang 1944, Diplom-Kulturwissenschaftlerin Fachverkäuferin für Lebensmittel, als Lehramtsanwärterin kombiniertes Direkt- und Fernstudium für Mathematik und Technisches Zeichnen, danach im Kulturbereich tätig und vier Jahre Fernstudium der Kultur- und Leitungswissenschaft sowie weitere fünf Jahre Fernstudium der Kulturwissenschaft. War über ein Jahrzehnt wissenschaftliche Mitarbeiterin im Schlossmuseum Schwerin. Mitbegründerin des Kulturvereins Sagenland Mecklenburg-Vorpommern e. V. Autorin von wissenschaftlichen Arbeiten zur mecklenburgischen Kulturgeschichte und mehreren Erzählbüchern, vor allem mit Petermännchen-Geschichten. Daneben Hör- und Puppenspiele sowie ein Bühnenstück. Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann Dr. Jürgen Borchardt. Bibliografie (Auswahl) Autorin/ Mitautorin: Wie Petermännchen zu Hut und Stelzen kam. Ein Märchen, 1990 Petermännchen. Der verwunschene Prinz. Sagengeschichten, 1991 Mecklenburgs Herzöge. Porträts, 1991 Petermännchen. Der Poltergeist. Eine Sagengeschichte, 1992 Petermännchen. Der Schweriner Schlossgeist. Sachbuch, 1992 Petermännchen. Der geheimnisvolle Zwerg. Erzählungen, 1994 Der habgierige Fischer. Puppenspiel, Uraufführung 1995 Bei Petermännchen zu Gast. Hörspiel, Erstsendung NDR 4, 1995 Das Geheimnis der Felsengrotte. Sagen aus Schwerin und Umgebung, 1996 Im Paradies des Verkehrsteufels. Ein Bühnenstück für Kinder, 1996 Schloss Basthorst. Architektur und Geschichte, 2004 Das sagenhafte Schwerin. Wanderführer, 2006 Sagenhafte Orte. Um den Schweriner See. Wanderführer, 2007 Zwei Kahnschnecken voller Gold. Sagengeschichten aus Pinnow, Godern und Raben Steinfeld, 2009 Mitherausgeberin: Brüder Grimm: Das blaue Licht. Märchen aus Mecklenburg, 1994
Product Details
ISBN-13: | 9783931646790 |
---|---|
Publisher: | EDITION digital |
Publication date: | 01/01/1996 |
Series: | Das Sagenland Series |
Sold by: | CIANDO |
Format: | eBook |
Pages: | 100 |
File size: | 407 KB |
Age Range: | 6 - 18 Years |
Language: | German |
Read an Excerpt
Eine schreckliche Prophezeiung
Man sollte annehmen, daß jeder Fürst in seinem Residenzschloß die Fest- und Prunksäle in bestem Zustand zu gestalten und zu erhalten bestrebt sein müßte, immerhin sind sie Spiegelbild von Macht und Reichtum.
Im Schweriner Schloß, seit dem 14. Jahrhundert bereits Residenz der mecklenburgischen Herzogsfamilie gibt es jedoch einen Saal, welcher der Sage nach zu Lebzeiten der Landesherrn nie fertiggestellt werden durfte. Es ist der "unausgebaute Saal". Er liegt auf der Westseite des Schlosses, zur Stadt zu, von der Brücke aus rechts neben dem Hauptportal im dritten Geschoß.
Mit diesem Saal hat es folgende Bewandtnis:
Vor langer Zeit wurde prophezeit, daß großes Unheil über die Fürstenfamilie käme, wenn der damals unausgebaute Saal jemals fertiggestellt werden würde. Mit der Fertigstellung des Saales würde die Dynastie aufhören zu existieren. Die Sage wanderte von Mund zu Mund, man erzählte gar, das Unglück könnte nur dann abgewendet werden, wenn auch das Schloß nie ganz fertig würde. Damit die Sage nicht in Vergessenheit geriete, mußte jeder Fürst bei seinem Regierungs-
antritt nach einem festgelegten Zeremoniell im "unausgebauten Saal" einen Stein mauern, aber nur einen einzigen. Nach menschlichem Ermessen würde der Saal so bis in alle Ewigkeit nicht fertig. Bis ins 20. Jahrhundert gelang es auch.
1897 übernahm Großherzog Friedrich Franz IV. die Regierung. Er war ein praktisch orientierter Mensch. Eine vollendete Bildung ließ ihn über abergläubisches Geschwätz erhaben erscheinen. Er wollte diesen, wenn auch weit verbreiteten, "Unfug" über den "unausgebauten Saal" nicht glauben.
Seine Schwester Cecilie berichtete:
"Als nun im Jahre 1913 das Schloß zum Teil abgebrannt war, faßte mein Bruder, der diesen Aberglauben nicht teilte, den Entschluß, den Saal zu einer Reihe von Fremdenzimmern auszubauen. Aber noch ehe der Plan ganz ausgeführt werden konnte, brach 1914 der Krieg aus, und 1918 verlor unser Haus mit dem Land auch das Schloß".
Aber das war noch nicht das Ende.
Die traditionsreiche Fürstenfamilie verlor zwar die Macht über das Land, die Weiterführung ihres Geschlechtes schien jedoch gesichert. Neben zwei Töchtern erfreuten zwei gesunde, kräftige Söhne das Herz des entthronten Großherzogs.
Aber der älteste Sohn, nach seinem Vater Friedrich Franz benannt, blieb kinderlos. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Christian Ludwig zeugte zwei Töchter, Söhne waren ihm nicht vergönnt. Damit wird das älteste Fürstengeschlecht Europas, das eine lückenlose Abfolge im Mannesstamm bis in das Jahr 1130 zurück nachweisen kann, aussterben.
Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern, die nach dem 2. Weltkrieg den Saal für ihre Zwecke fertigstellen ließ, wurde 1952 aufgelöst. Ihre Nachfolger, die in diesem Saal tagten, fanden im Herbst 1989 ein klägliches Ende.