Aufschrei der Meere: Was unsere Ozeane bedroht und wie wir sie schützen müssen

Aufschrei der Meere: Was unsere Ozeane bedroht und wie wir sie schützen müssen

by Hannes Jaenicke, Ina Knobloch
Aufschrei der Meere: Was unsere Ozeane bedroht und wie wir sie schützen müssen

Aufschrei der Meere: Was unsere Ozeane bedroht und wie wir sie schützen müssen

by Hannes Jaenicke, Ina Knobloch

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Overview

Wale und Delfine verenden durch Plastikmüll, der Klimawandel vernichtet Korallenriffe, die Ozeane werden leer gefischt, Pestizide und Zivilisationsmüll vergiften diesen Lebensraum. Zahlreiche Umweltsünden stellen eine dramatische Bedrohung für die einzigartige Unterwasserwelt dar. Dabei ist nicht nur die Schönheit und Vielfalt der Meere bedroht, sondern auch das Überleben der Menschheit. Darüber zu informieren und Lösungen aufzuzeigen, ist die Mission, der sich Bestsellerautor und Aktivist Hannes Jaenicke und Wissenschaftsjournalistin Dr. Ina Knobloch verschrieben haben. In ihrem ersten gemeinsamen Buch erzählen die beiden Vollblut-Umweltschützer davon, was sie antreibt, sich unermüdlich für unsere Ozeane einzusetzen. Ihre erschreckenden Beobachtungen zeigen, dass wir kurz vor der Katastrophe stehen. Umso lauter ist ihr dringender Appell: Rettet die Meere – jetzt!


Product Details

ISBN-13: 9783843721578
Publisher: Ullstein Ebooks
Publication date: 09/13/2019
Sold by: Bookwire
Format: eBook
Pages: 320
File size: 20 MB
Note: This product may take a few minutes to download.
Language: German

About the Author

Hannes Jaenicke, geboren 1960, ist Schauspieler, Dokumentarfilmer und Querdenker. Mit seinen Büchern "Wut allein reicht nicht" (2010) und "Die große Volksverarsche" (2013) kam er auf die SPIEGEL-Bestsellerliste. Für sein Engagement hat er schon zahlreiche Preise erhalten. Er lebt in Deutschland und in den USA. In seiner ZDF-Doku-Reihe "Hannes Jaenicke: Im Einsatz für..." setzt er sich seit zehn Jahren für bedrohte Tierarten ein. 2018 erhielt Hannes Jaenicke den Hans-Carl-von-Carlowitz-Nachhaltigkeitspreis. Ina Knobloch, geboren 1963, ist promovierte Biologin, Dokumentarfilmerin, freie Autorin und Journalistin. 1989 gründete sie den Tropenschutzverein Tropicaverde und widmete sich sich seither dem Naturschutz, dem Filmen und Schreiben. Mehr als 100 Dokumentationen und Fernsehbeiträge realisiert, produziert und moderiert sie u.a. für ARD, ZDF und arte (z.B. 2018 "Die Meeresschützer", ZDF). Darüber hinaus schreibt sie Romane und Sachbücher. 2018 erhielt sie für "Die Akte Oppenheimer" den Hessischen Filmpreis.

Hannes Jaenicke geboren 1960, ist Schauspieler, Dokumentarfilmer und Querdenker. Mit seinen Büchern "Wut allein reicht nicht" (2010) und "Die große Volksverarsche" (2013) kam er auf die SPIEGEL-Bestsellerliste. Für sein Engagement hat er schon zahlreiche Preise erhalten. Er lebt in Deutschland und in den USA.


Dr. Ina Knobloch, geboren 1963 in Karlsruhe, ist promovierte Biologin, lebt als Filmproduzentin und freie Autorin in Frankfurt am Main und Costa Rica. 1989 gründete sie den Tropenschutzverein Tropicaverde und widmete sich dann ganz dem Naturschutz, dem Filmen und Schreiben. Mehr als 100 Dokumentationen und Fernsehbeiträge produzierte und moderierte sie u.a. für ARD, ZDF und arte in den letzten 30 Jahren. Darüber hinaus schreibt sie Romane, Sachbücher und Artikel für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften.

Read an Excerpt

CHAPTER 1

Von Poseidon bis Moby Dick – Helden, Götter und Katastrophen

Alles ist aus dem Wasser entsprungen! Alles wird durch Wasser erhalten! Ozean, gönn uns dein ewiges Walten.

Aus »Faust. Der Tragödie zweiter Teil« von Johann Wolfgang von Goethe

INA KNOBLOCH

Die Rache der Götter war gefürchtet, besonders die der Meeresgötter. Unsere Urahnen könnten das bezeugen. In manchen Regionen der Erde ist das auch heute noch so, vor allem in der Südsee. Trotz fanatischem Eifer und brachialen Methoden konnten die Missionare auf den polynesischen Inseln den uralten Glauben an die Götter der Natur nicht ganz brechen. Der große Gott des Meeres wird dort auf allen Archipelen noch immer geliebt und gefürchtet: Tangaroa.

Aber auch auf allen anderen Teilen der Erde wurden Meeresgötter verehrt: Im europäischen Norden war es Athi, in Ägypten Tefnut, im Orient Aschera, die Griechen huldigten Poseidon und die Römer Neptun, und in Polynesien waren es der schon erwähnte Tangaroa und sein Sohn Tinirau. Alle hatten sie ihre Meeresgötter, vor denen sie höllischen Respekt hatten. Unzählige Mythen und Märchen kreisen um sie und ihre Clans, Geschichten, die sich bis heute in Erzählungen und Romanen gehalten haben.

Das Meer und der Mensch, eine unendliche Geschichte und eine magische Beziehung seit Menschengedenken: Schon Plinius der Jüngere (62 – 115 n. Chr.) berichtete in einem Brief an seinen Freund Caninius von einem Jungen, der von einem Delfin über das Meer getragen wurde.

Auch der junge Odysseus soll stets auf einem Delfin über das Mittelmeer geritten sein, und der Meeresgott Poseidon nahm gar die Hilfe eines Delfins für seine Brautwerbung in Anspruch. In der Antike galten Delfine als heilig, der Sage nach waren sie einst Menschen. Es hieß, dass sie deshalb menschliche Wesenszüge zeigen würden.

Mehr Respekt vor dem Meer würde den Menschen auch heute noch helfen. Denn:

»Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.«

Das Mantra der Umweltbewegung in den 80er-Jahren ging als Weissagung der Cree, ein Indianervolk Nordamerikas, in die Geschichte ein. Die Quelle konnte nie verifiziert werden, aber die Wucht der Botschaft führte die Menschen zusammen und veränderte die Welt zum Guten.

Das Jahrzehnt der Umweltkatastrophen

Mit einer Explosion in der italienischen Chemie-Fabrik Icmesa 1976 in der Region Seveso bei Mailand, dem sogenannten Seveso-Unglück, bei dem Tonnen von hochgiftigem Dioxin entwichen, Luft, Grund und Boden verseucht und Tausende Menschen, Tiere und letztlich der Seveso-Fluss vergiftet wurden, begann eine Serie menschengemachter Umweltkatastrophen, die sich in den 1980er-Jahren noch dramatisch steigerte: Seen und Flüsse kippten durch Überdüngung und Abwässer um und wurden durch Chemieabfälle vergiftet, bis das Leben darin fast erlosch; Bäume verloren schon im Sommer ihr Laub, und ganze Wälder starben durch sauren Regen. 1986 vergiftete der größte Chemieunfall der Geschichte den Rhein und angrenzende Gewässer bis zur Nordsee. Ein Großbrand im Chemiewerk Sandoz bei Basel hatte die Katastrophe ausgelöst. Ohne Auffangbecken oder sonstige Sicherheitsvorkehrungen spülte das Löschwasser tonnenweise tödliches Gift in den Rhein. Im gleichen Jahr ereignete sich die Nuklearkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl, als ein Test im Atomkraftwerk durchgeführt werden sollte. Weite Teile des Landes wurden verstrahlt, die radioaktive Wolke erreichte die letzten Winkel Europas und vergiftete Felder, Wälder, Seen und Städte. Gleichzeitig brannten am Amazonas die einzigartigen tropischen Regenwälder lichterloh. Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), vor allem in Spraydosen, Kühlschränken und Klimaanlagen vorzufinden, rissen ein gigantisches Loch in die schützende Ozonschicht der Erde. Anfang der 80er-Jahre wurde das Ozonloch erstmals nachgewiesen, und die anthropogenen Ursachen wenig später aufgedeckt.

All das führte zu einem Aufschrei in Europa, vor allem in Deutschland.

Die Geburt der Umweltschutzbewegung

Die 1980er-Jahre waren aber nicht nur ein Jahrzehnt der menschengemachten Katastrophen, sondern auch ein Jahrzehnt der erfolgreichen Umweltbewegung. Ein Jahrzehnt, das auch Hoffnung für heute gibt. Es war die Zeit, als die Grünen sich gerade gegründet hatten und in den Bundestag einzogen. Es war die Zeit, als die Menschen aufstanden, protestierten und sich so lange engagierten, bis die Politik endlich Maßnahmen ergriff: Phosphate in Waschmitteln wurden verboten,FCKW-haltige Spraydosen ebenso, Kläranlagen zu weiteren Reinigungsstufen und Kraftwerke zu Filtern verpflichtet, Holzimporte gestoppt. Es wurden strengere Vorschriften für Abwässer, Kanalisation und Industrie erlassen und neue Naturschutzgebiete/Nationalparks gegründet, Biolandbau gefördert und internationale Artenschutzabkommen getroffen sowie Walfangverbot verhängt. Wenn Proteste nicht halfen, boykottierten wir entsprechende Produkte, bis die Politik endlich reagierte und die Wirtschaft verstand, dass es so nicht weiterging. Wir haben damals erfahren, dass sich etwas bewegen lässt, wenn der Aufschrei so lange hallt, bis der Industrie und der Gier nach Wachstum Grenzen gesetzt werden.

Die zahlreiche Maßnahmen, die damals ergriffen wurden, zeigten schon bald Wirkung, und es dauerte nicht sehr lange, bis Wälder, Flüsse und Seen anfingen, sich zu erholen, selbst die Wale vermehrten sich wieder.

Doch kaum hatte sich die Natur ein wenig regeneriert, fing der Mensch in den 90er-Jahren schon wieder mit der gnadenlosen Ausbeutung an. Diesmal still und heimlich unter dem Deckmantel unzähliger Ökolabels, die die Farbe nicht wert sind, mit der sie gedruckt werden, schon gar nicht unter ökologischen Aspekten. Selbst Wale werden in Japan unter dem Vorwand, es diene der Wissenschaft, gejagt, das Fleisch kann man dann im Supermarkt kaufen. Weil der große Aufschrei ausgeblieben ist, haben die Japaner kürzlich angekündigt, wieder kommerziell Wale zu jagen. Dabei sind die Tiere nach wie vor vom Aussterben bedroht. Dazu kommt, dass Walfleisch hochgradig mit Schwermetallen und Quecksilber belastet ist.

Green-Washing – Hirnwäsche

Aber der Walfang ist nur die Spitze des Eisbergs: Plastikmüll, Pestizide, Überfischung und Klimaerwärmung sind aktuell die größten Herausforderungen. Leider gehen die Meldungen im selbstverliebten Instagram-Zeitalter und angesichts der Siegel-Flut und des »Green-Washings« unter. Die Helden der 80er sitzen heute träge in ihren Sesseln. »Nach mir die Sintflut«, scheint inzwischen auch ihr Motto geworden zu sein. Jetzt ist es wieder die junge Generation, die Schüler*innen und Student*innen, die aufschreien, weil sie zu Recht eine Zukunft in einer lebenswerten Umwelt einfordern, dazu gehört vor allem auch das Meer. Denn ohne gesunde Ozeane gibt es keine Zukunft für die Menschheit.

Aber noch verhallt der stumme Schrei der Meere in der Kakophonie des zerstörerischen Wirtschaftswahns, der außer Wachstum nichts kennt und die Angst der Menschen vor Arbeitslosigkeit und Armut stetig schürt. Doch weder die Wirtschaft noch die Menschheit kann ewig weiterwachsen, der Kollaps ist vorprogrammiert, wenn wir jetzt nicht entschieden handeln. Weder der Wald noch das Meer braucht die Menschen, aber die Menschen das Meer – und den Wald. Eine simple Erkenntnis, die schon in der Antike kein Geheimnis war. Zahlreiche Mythen und Legenden sind nichts anderes als Metaphern, die vor der Ausbeutung der Natur, vor allem der Meere warnen, nicht nur in antiken Sagen, sondern auch in allen Religionen. Die enge Verbindung zwischen Mensch und Meer ist bis heute in allen Kulturen verankert und in allen Religionen vertreten.

Wasser ist göttlich

Kein Christ ohne Taufe, kein Katholik ohne Weihwasser, und in fast allen Religionen spielt Wasser eine spirituelle Rolle: zur Reinigung, Segnung und zum Schutz vor dem Bösen. Schon in der Antike gab es keine jüdische Gemeinde ohne die Mikwe, das rituelle Bad, und die islamischen Moscheen werden gar mit Rosenwasser ausgewaschen. Der Fisch gilt als urchristliches Symbol, und das Meer ist weder aus dem Alten noch aus dem Neuen Testament wegzudenken. Die Bibel, der Koran und die Tora und damit alle monotheistischen Religionen erzählen von Moses, der das Rote Meer teilt, und dem Propheten Jona, der drei Tage in einem Wal überlebt. Das Neue Testament von Jesus, der über das Meer geht und für Petrus die Fische ins Netz lockt. In anderen Religionen spielen die Zuflüsse der Meere die Hauptrollen, beispielsweise im Hinduismus. In Indien gilt der Ganges auch heute noch als der heiligste Fluss der Erde und müsste eigentlich »die Ganges« heißen, denn der Name bezieht sich auf die Göttin Ganga, für Hindus die Mutter Gottes schlechthin. Aber mit Demut und Respekt vor der Göttin ist es nicht weit her: Der Ganges ist einer der größten Flüsse der Erde und einer der verseuchtesten. Alles, was man sich vorstellen kann, landet in diesem Gewässer, das kaum mehr Fische trägt. Vor jedem Tempel werden die Schuhe ausgezogen, aber Göttin Ganga wird vergiftet. Doch inzwischen formieren sich in Indien Protest- und Umweltbewegungen, um Ganga zu retten.

In der restlichen Welt gab es in der Antike nicht nur Meeresgötter, sondern ebenfalls zahlreiche Meeresgöttinen, wie die sumerische Meeresgöttin Nammu oder die griechische Amphritide, die südamerikanische Yemayá, die chinesischen Göttinen Hin Tau und Matsu oder Göttinnen, die eng mit dem Meer verbunden sind, wie die in Meeresschaum geborene Aphrodite, die römische Venus oder die Meernymphe Calypso – göttliche Meerfrauen tauchen in allen Kulturen auf. Und ganz besonders in denen, die von Meer umgeben sind, wie die der polynesischen Inselwelt: Ina oder Hina.

Aloha 'Oe – Willkommen in der Südsee

Sanft schwappten die Wellen in die riffgeschützte Lagune des Südseearchipels Rarotonga. Das türkisblaue Meer glitzerte unter der tropischen Sonne fast kitschig. Umrahmt wurde diese elysische Wasserwelt von einem fast schneeweißen, pudrigen, palmengesäumten Sandstrand. Es war genau so, wie ich mir die Südsee-Idylle vorgestellt hatte, als ich das erste Mal nach Polynesien reiste und auf der Hauptinsel des Cook-Archipels landete. Der friedliche Ozean mit seiner lieblichen Inselwelt zeigte sich mit einer fast übernatürlichen Schönheit, sodass mir das Herz allein bei dem Gedanken an den steigenden Meeresspiegel blutete. Beim Anblick dieses scheinbar unberührten Archipels war es kaum zu glauben und noch weniger zu ertragen, dass dieses und andere Südsee-Paradiese bereits dem Untergang geweiht waren. Die Lagune war wie ein Gruß der Götter, um daran zu erinnern, was die Menschheit gerade zerstört. Denn der Klimawandel ist in der polynesischen Inselwelt längst angekommen. Bereits 2010 verwüstete ein Zyklon unter anderem eine Insel des CookArchipels. Die Strände sind auf vielen polynesischen Inseln deutlich schmaler geworden, weil der Meeresspiegel längst gestiegen ist. Durch die Klimaerwärmung bleichen Korallenriffe aus und sterben ab, mit zahlreichen, weitreichenden Folgen. Für diese Region bedeutet das unter anderem, dass die schützenden Riffe durchlässig werden und die Inseln noch weniger vor den zunehmenden Unwettern schützen.

Die Südsee-Inseln sind dem Klimawandel genauso hilflos ausgesetzt wie einst den Atomwaffentests, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Jahrtausendwende vor allem von den USA und Frankreich in Polynesien durchgeführt wurden. Die Ausmaße der radioaktiven Verstrahlung auf Mensch und Umwelt sind noch lange nicht umfassend untersucht worden, die Folgen der Strahlung auf die Meeresfauna wurden kaum erforscht, und über die Auswirkungen der gewaltigen Explosionen auf die Tektonik des pazifischen Feuerrings weiß man nichts.

Atombomben-Versuchslabor Südsee

Erst im Oktober 2018 wurde Frankreich für die Atomversuche auf den polynesischen Atollen vor dem Europäischen Gerichtshof in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, verklagt. Dabei bezogen sich die Richter auf die Folgen der 193 Atomwaffenversuche in den Jahren 1966 – 1996 auf dem Mururoa-Atoll und dem Fangataufa-Atoll und deren Auswirkung auf die Bevölkerung.

Kein Wort bei dem Urteil von einer Kompensation für die Zerstörung der Ozeane. Man hätte beispielsweise erwarten können, dass Frankreich nun zusätzliche Schutzzonen in seinen Hoheitsgebieten auszeichnen müsste. Es gäbe zahlreiche Möglichkeiten, die Meere zu entlasten und ihre natürliche Regeneration zu fördern, aber die Verantwortlichen drücken sich stets vor den Konsequenzen und beugen sich dem Druck der Wirtschaft.

Gäbe es nicht diverse unglaublich engagierte Einzelkämpfer und unabhängige Organisationen, die sich weltweit für die Meere einsetzen, wären die Ozeane wahrscheinlich schon längst kollabiert.

Viele Meeresschützer pflegen darüber hinaus auch eine ganz besondere Beziehung zu den Bewohnern des Ozeans. Das war schon immer so, Mythen und Legenden vermischten sich hier mit wahren Geschichten. So soll auch die biblische Geschichte um Jona und den Wal einen wahren Kern haben. Die Legende besagt, dass Jona von einem Wal (oder einem großen Fisch) verschlungen wurde und drei Tage und Nächte in seinem Magen verbrachte, bevor er ausgespien wurde und schließlich seine biblische Mission erfüllte. Zahlreiche Wissenschaftler stellten sich schon ernsthaft die Frage, ob so etwas möglich sei, was es natürlich nicht ist. Aber der deutsche Tauchlehrer Rainer Schimpf hat im Frühjahr 2019 zumindest bewiesen, dass ein Mensch im Schlund eines Wales verschwinden und unversehrt wieder entkommen kann. Der 51Jährige wollte eigentlich vor der Küste von Südafrika einen Sardinenschwarm filmen, dabei wurde er versehentlich von einem Brydewal verschluckt, der ihn umgehend wieder ausspuckte. Die Bilder von Schimpf im Wal gingen um die Welt und wurden von vielen Medien in Zusammenhang mit der biblischen Geschichte um Jona und dem Wal gebracht.

Es gibt heute einige engagierte Forscher und Meeresschützer, die sich zwar nicht in, aber ganz nah bei den Giganten der Meere aufhalten. Es sind Menschen, die ein ganz besonderes Verhältnis zum Meer und ihren Bewohnern haben und zu manchen Tieren eine außergewöhnliche Nähe aufbauen konnten – vor allem Frauen.

Das Geheimnis der Meerjungfrauen

Kein Wunder also, dass Meerfrauen eine Sonderstellung in der Mythologie aller Kulturen einnehmen, von den Sirenen bis zur kleinen Meerjungfrau. Nixen gehören zu den beliebtesten Motiven in der darstellenden Kunst und dürfen auch in keiner modernen Fantasy-Geschichte fehlen. Die Comicverfilmung »Aquaman« mit der Meerjungfrau Mera, gespielt von Amber Heart, war einer der erfolgreichsten Filme im Jahr 2018. Im Kern geht es dabei um nichts anderes als die Rettung der Meere. Aber vor allem ganz reale »Meerfrauen« lenken die Aufmerksamkeit auf den dringend notwendigen Schutz der Meeresbewohner.

Die Bilder der Meeresbiologin Ocean Ramsey, mit einem riesigen weißen Hai an ihrer Seite, gingen um die Welt. Seit Jahren forscht die in Hawaii lebende Wissenschaftlerin über weiße Haie und kämpft gegen das Monsterimage, das diesen Tieren spätestens seit dem Horrorfilm »Der weiße Hai« anhaftet. In Hawaii gilt der Hai übrigens, wie in ganz Polynesien, als heiliges Tier.

Aber nicht nur die Menschen interessieren sich für die Meeresbewohner – es wird auch immer wieder von den umgekehrten Fällen berichtet, in denen Meeresbewohner die Nähe von Menschen suchen. Vor allem Delfine scheinen zu spüren, wer Hilfe benötigt und wer sich engagiert, um sie zu beschützen. Dass Menschen von Delfinen vor dem Ertrinken oder vor Haiattacken gerettet wurden, ist keine Seltenheit. Doch auch große Wale sind offenbar zu solchen Leistungen in der Lage.

Die Forscherin Nan Hauser beispielsweise taucht mit Walen und erforscht die Sprache und Gesänge dieser Tiere. Seit Jahrzehnten engagiert sich die Biologin für den Schutz dieser Meeressäuger und hat zu einigen ein enges Verhältnis aufgebaut. Bei einem ihrer Tauchgänge wäre sie beinahe von einem Tigerhai attackiert worden, wenn eine Gruppe von Buckelwalen sie nicht verteidigt und den Hai verjagt hätte. Nan Hauser konnte diese lebensgefährliche Begegnung 2018 aufnehmen. Das Video ging um die Welt.

Auch der Inselschamane Pa erzählt von einer solchen Begegnung, die ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Bei Pa waren es Delfine, die ihm einst das Leben retteten. Eine dicke Narbe an seinem Arm zeugt noch heute von der Hai-Begegnung. Haie sind aber keineswegs gefährliche »Monster«, es gibt sogar immer wieder Berichte von Haien, die Menschen gerettet haben. Das vergisst auch Pa nie zu erwähnen, ebenso Nan Hauser, die auf der Südseeinsel als Walfrau selbst schon zur Legende geworden ist. Doch gerade als ich die Amerikanerin auf ihre Prominenz in Polynesien ansprechen wollte, sagte sie, dass doch eigentlich ich es wäre, die auf den Cook-Inseln berühmt sei – oder besser mein Name. »Ina und der Hai« ist die berühmteste Sage der Cook-Inseln und das beliebteste Künstlermotiv der Inselgruppe. Selbst der einzige noch gehandelte Cook-Dollar-Schein zeigt Ina mit dem Hai, ebenso einige Münzen.

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