Auf der Welle des Erfolgs
Ihr Traum ist zum Greifen nah: Durch die Investitionen eines einflussreichen Finanzmoguls stehen Chase und Keith in Hollywood alle Türen offen. Doch kann man sich im Showbiz auf Zusagen verlassen? Als zudem Chases Ehe in Gefahr gerät, stellt sich den Freunden immer dinglicher die Frage, wohin diese Welle des Erfolgs sie letztlich tragen wird. Währenddessen sucht sich Keiths Tochter Andi ihren eigenen Weg zum Erfolg. Die Hauptrolle in einem Studentenfilm soll ihr zur großen Karriere verhelfen. Dass sie Glauben und Werte dem erhofften Durchbruch opfert, scheint für Andi kein Problem zu sein, doch ihre Eltern und ihre Freundin Bailey machen sich große Sorgen.

Karen Kingsbury war Journalistin bei der Los Angeles Times. Seit einiger Zeit widmet sie sich ganz dem Schreiben christlicher Romane. Sie lebt mit ihrem mann, drei eigenen und drei adoptierten Kindern in Washington.
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Auf der Welle des Erfolgs
Ihr Traum ist zum Greifen nah: Durch die Investitionen eines einflussreichen Finanzmoguls stehen Chase und Keith in Hollywood alle Türen offen. Doch kann man sich im Showbiz auf Zusagen verlassen? Als zudem Chases Ehe in Gefahr gerät, stellt sich den Freunden immer dinglicher die Frage, wohin diese Welle des Erfolgs sie letztlich tragen wird. Währenddessen sucht sich Keiths Tochter Andi ihren eigenen Weg zum Erfolg. Die Hauptrolle in einem Studentenfilm soll ihr zur großen Karriere verhelfen. Dass sie Glauben und Werte dem erhofften Durchbruch opfert, scheint für Andi kein Problem zu sein, doch ihre Eltern und ihre Freundin Bailey machen sich große Sorgen.

Karen Kingsbury war Journalistin bei der Los Angeles Times. Seit einiger Zeit widmet sie sich ganz dem Schreiben christlicher Romane. Sie lebt mit ihrem mann, drei eigenen und drei adoptierten Kindern in Washington.
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Auf der Welle des Erfolgs

Auf der Welle des Erfolgs

by Karen Kingsbury
Auf der Welle des Erfolgs

Auf der Welle des Erfolgs

by Karen Kingsbury

eBook1., Auflage (1., Auflage)

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Overview

Ihr Traum ist zum Greifen nah: Durch die Investitionen eines einflussreichen Finanzmoguls stehen Chase und Keith in Hollywood alle Türen offen. Doch kann man sich im Showbiz auf Zusagen verlassen? Als zudem Chases Ehe in Gefahr gerät, stellt sich den Freunden immer dinglicher die Frage, wohin diese Welle des Erfolgs sie letztlich tragen wird. Währenddessen sucht sich Keiths Tochter Andi ihren eigenen Weg zum Erfolg. Die Hauptrolle in einem Studentenfilm soll ihr zur großen Karriere verhelfen. Dass sie Glauben und Werte dem erhofften Durchbruch opfert, scheint für Andi kein Problem zu sein, doch ihre Eltern und ihre Freundin Bailey machen sich große Sorgen.

Karen Kingsbury war Journalistin bei der Los Angeles Times. Seit einiger Zeit widmet sie sich ganz dem Schreiben christlicher Romane. Sie lebt mit ihrem mann, drei eigenen und drei adoptierten Kindern in Washington.

Product Details

ISBN-13: 9783868278422
Publisher: Francke-Buch
Publication date: 01/01/2015
Series: Mission Hollywood
Sold by: CIANDO
Format: eBook
Pages: 272
File size: 458 KB
Language: German

About the Author

About The Author
Karen Kingsbury war Journalistin bei der Los Angeles Times. Seit einiger Zeit widmet sie sich ganz dem Schreiben christlicher Romane. Sie lebt mit ihrem mann, drei eigenen und drei adoptierten Kindern in Washington.

Read an Excerpt

Kapitel 1 Kendall Adams saß im Besprechungszimmer ihres Vaters in einem Wolkenkratzer in Los Angeles und ließ ihren Blick zu den Hollywood Hills schweifen, die in der Ferne zu sehen waren. Es war ein typischer Oktobertag: Der Himmel war strahlend blau und die Luft war so klar wie an einem Sommertag in Montana. Kendall atmete tief ein und schlenderte zum Fenster hinüber. „Es erstaunt mich immer noch …“ Sie warf einen Blick hinter sich auf ihren Vater, „… dass du das machst.“ „Ich habe dafür eine genauso große Leidenschaft wie du.“ Ihr Vater lächelte. Die Wärme in seinen Augen verriet nichts von seinem genialen Geschäftssinn und seinem internationalen Ruf als prominenter Milliardär. „Ich habe seit Jahren nach einer solchen Investitionsgelegenheit gesucht.“ Kendall schaute vom dreiundzwanzigsten Stockwerk auf den belebten Melrose Boulevard hinab. Wozu würde diese Investition führen, diese Entscheidung, mit Chase Ryan und Keith Ellison zusammenzuarbeiten? Würde sie bei der Filmproduktion Heilung für ihr gebrochenes Herz erfahren? Sie beobachtete, wie ein leichter Wind durch die Palmen tanzte, die die Straße säumten, über die sich ein unablässiger Verkehrsstrom dahinschlängelte. „Du denkst schon wieder an ihn.“ Ihr Vater war aufgestanden und trat neben sie. „Das sehe ich dir an.“ „Nein.“ Sie hakte sich bei ihm unter. „Ich denke an die Filme. Und ich frage mich, ob mein Leben ab jetzt wieder in geordneten Bahnen verlaufen wird.“ Ein tiefes Seufzen kam über die zusammengekniffenen Lippen ihres Vaters. „Ich bereue es so sehr, dass ich ihn dir vorgestellt habe. Diesen … diesen …“ „Es ist vorbei.“ Ihre ruhige Stimme verriet nichts von dem Schmerz, der immer noch jeden ihrer Tage trübte. „Ich gebe weder dir noch mir die Schuld dafür. Und auch Gott nicht. Es ist Zeit, die Vergangenheit zu begraben und mich auf das zu konzentrieren, was vor mir liegt.“ Ein behagliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, das nur von den gedämpften Geräuschen der Telefone und Stimmen der Büroangestellten auf der anderen Seite der Tür unterbrochen wurde. „Willst du es ihnen sagen? Den Produzenten?“ „Nein.“ Ihre Antwort kam ohne das geringste Zögern. „Was passiert ist, war unsere Privatangelegenheit. Die Medien haben nie herausgefunden, was genau los war. Und es geht auch niemanden etwas an.“ Mitgefühl trat in die Augen ihres Vaters. „Das ist eine gute Einstellung. Du wirst viel Zeit mit Chase und Keith verbringen, aber es ist besser, wenn du … du weißt schon, wenn du darauf achtest, dass eure Beziehung auf rein geschäftlicher Basis bleibt.“ Kendall betrachtete ihren Vater einen langen Moment. In solchen Augenblicken fragte sie sich manchmal, ob er ihr nur einen väterlichen Rat geben wollte oder ob es ihm darum ging, das Gesicht zu wahren und sicherzustellen, dass niemand erfuhr, wie viel sie im letzten Jahr verloren hatte. Wie viel sie beide verloren hatten. Ein Schaudern lief über ihren Rücken. Wenn sie so tat, als wäre es nie passiert, kam vielleicht irgendwann eine Zeit, in der sie einen ganzen Tag überstehen konnte, ohne den Schmerz zu fühlen. Das Telefon, das in der Mitte des langen Tisches stand, klingelte. Ihr Vater nahm das Gespräch entgegen. „Ja, gut. Sie sollen hereinkommen.“ Er legte auf und umarmte sie. „Heute ist ein neuer Tag, Kendall. Gott wird diese Partnerschaft segnen. Das fühle ich ganz deutlich.“ Sie lächelte ihren Vater an und zwang sich, die Erinnerungen an die Vergangenheit zu begraben. Ihr Vater hatte recht. Für sie beide begann ein neuer Zeitabschnitt. Sie strich ihre Bluse glatt und blieb an der Seite ihres Vaters, als er zur Tür trat. In diesem Moment klopfte seine Sekretärin und führte Chase und Keith herein. Es war das erste Mal, dass sie sich seit der Party zum Abschluss der Dreharbeiten für Der letzte Brief trafen. Deshalb dauerte die Begrüßung etwas länger als üblich. Sobald sie am Tisch saßen, lehnte sich Chase zurück und legte die Hände auf die Armlehnen. „Keith und ich sind Ihnen wirklich sehr dankbar, dass Sie sich Zeit für uns nehmen.“ Er schaute seinen Freund an und richtete den Blick dann wieder auf Kendall und ihren Vater. „Aber angesichts der schwierigen Wirtschaftslage möchten wir nicht, dass Sie sich verpflichtet fühlen, uns eine zusätzliche finanzielle Unterstützung zuzusagen. Das wollten wir gleich zum Beginn unseres Gesprächs klarstellen.“ Kendall wäre am liebsten um den Tisch herumgelaufen und hätte den Mann umarmt. Wusste er eigentlich, wie selten eine solche Einstellung in Hollywood war? Wie ungewohnt es war, dass man die Interessen von anderen an die erste Stelle setzte? Sie und ihr Vater lächelten sich an. Mit einem Kopfnicken forderte er sie auf, das Gespräch in die Hand zu nehmen. Kendall setzte sich ein wenig aufrechter hin. „Ehrlich gesagt, sind uns Ihre Filme nach wie vor sehr wichtig.“ „Das stimmt. Kendall hat großartige Neuigkeiten in Bezug auf Ihren nächsten Film, über den wir das letzte Mal gesprochen haben, als wir uns trafen.“ Ihrem Vater war seine Begeisterung anzuspüren. Er hatte einmal gesagt, dass er keine Freude an seinem Vermögen habe, solange er es nicht einsetzen könne, um Gottes Wahrheit und Licht zu verbreiten und um dazu beizutragen, dass Träume wahr werden konnten. „Ich bin mir sicher, dass Sie für den Filmschnitt noch mehr Geld brauchen. Nicht wahr?“ „Danke, aber wir kommen gut zurecht.“ Keith klappte eine Aktenmappe auf, die er mitgebracht hatte, und reichte Kendall und ihrem Vater Kopien einer Kostenaufstellung. „Das Geld, das Sie uns am Ende der Dreharbeiten zur Verfügung gestellt haben, reicht noch eine Weile. Damit können wir den Filmschnitt finanzieren. Spannend ist die Frage, wie es danach weitergeht.“ „Werbung und Vermarktung des Films. Der Werbeetat.“ Kendalls Vater grinste. „Kein Problem, Leute. Sie können mit mir rechnen. Wir wollen, dass dieser Film in die Kinos kommt.“ Chase wirkte ein wenig benommen. Erneut strahlte er etwas aus, das Kendalls Herz anrührte. Er war ehrlich und freundlich, und sein Wunsch, Filme zu drehen, die Menschenleben verändern könnten, war echt. Sie hoffte von ganzem Herzen, dass die Filmindustrie diesen Mann nicht negativ beeinflussen würde. Als sie die Finanzierungsfragen für Der letzte Brief geklärt hatten, wechselte Kendall das Thema. „Die Autorin von Der Löwenzahnjunge ist immer noch sehr daran interessiert, Ihnen beiden die Filmrechte für ihr Buch zu verkaufen. Das Buch steht seit zehn Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times.“ „Das wissen wir.“ Keith erlaubte sich den Anflug eines Lächelns. „Wir gingen davon aus, dass sie inzwischen hundert Angebote haben muss.“ „Die hat sie auch.“ Kendall fühlte, wie ihre Augen zu funkeln begannen. Genauso wie ihr Vater liebte sie es mitzuerleben, wenn für Männer wie Keith und Chase das Unmögliche wahr wurde – für Männer, die ehrlich und gut waren und einen tiefen Glauben hatten. „Aber sie will mit Ihnen arbeiten.“ Sie zog einen Notizblock aus der Tasche und überflog die Details. „Stephanie steht kurz vor dem Abgabetermin für ihren nächsten Roman. Sie wird deshalb im nächsten Monat keine Zeit haben. Danach würde sie gern nach Los Angeles kommen und sich mit Ihnen treffen. Sie möchte die Sache schriftlich festlegen.“ Sie hob den Blick. „Das dürfte Ihnen genug Zeit geben, Der letzte Brief zu schneiden und den Film bei den Filmfestivals einzureichen. Dabei würde ich übrigens gern helfen.“ Sie sah Chase an, dass er mit einer Frage rang. Nach ein paar Sekunden verlor er den Kampf. „Wie steht es mit Brandon Paul? Ist er immer noch eine Option für Der Löwenzahnjunge?“ Kendall lachte. Es war das fröhliche, unbeschwerte Lachen, das ihr Leben früher bestimmt hatte. „Er ist mehr als nur eine Option. Ich habe gestern mit ihm gesprochen. Er ist dabei. Wir müssen nur noch mit seinem Agenten die Details klären, ein Drehbuch schreiben lassen und einen Regisseur finden.“ Sie grinste die drei Männer an. „Solche und ähnliche Kleinigkeiten.“ Sowohl Keith als auch Chase zögerten, aber als sie die Zuversicht sahen, die Kendall und ihr Vater ausstrahlten, schmunzelten beide. Die Atmosphäre entspannte sich spürbar. Die nächsten Minuten unterhielten sie sich über ihre Familien, ihre Frauen und ihre Kinder. Keith machte sich Sorgen um seine Tochter Andi, die in Bloomington studierte, und Chase belastete es, dass seine Frau damit überfordert sein könnte, zu Hause in San Jose alles allein bewältigen zu müssen. Aber zum größten Teil sah das Leben der beiden Produzenten gut aus, und das freute Kendall. Sie würden stark sein müssen. Wenn auf sie die gleichen Erfahrungen zukämen, die sie gemacht hatte, würde das Leben in Hollywood die beiden auf eine harte Probe stellen. Ihr Gespräch dauerte noch eine halbe Stunde, in der sie Details des Finanzierungs- und Rückzahlungsplans für Der letzte Brief besprachen. Außerdem überlegten sie, wie Kendall zusätzliche Investoren für Der Löwenzahnjunge an Land ziehen könnte. Der Etat würde wegen Brandon Paul deutlich höher ausfallen, aber dank ihres Vaters hatte Kendall sehr gute Beziehungen zu Hollywoods Geldadel, zu Leuten, die auf der Suche nach Filmprojekten waren, in die sie ihr Geld investieren konnten. Sie war sicher, dass sie Investoren finden würde. Als die Männer sich verabschiedeten, umarmten sich alle. Kendall trat auf Chase zu. Erst als er die Arme um sie legte, wurde ihr mit großer Bestürzung etwas bewusst, das ihr vorher nicht aufgefallen war. Chases athletischer Körperbau hatte viel Ähnlichkeit mit der Figur ihres Exmannes. Sie zog sich schnell aus seiner Umarmung zurück, jedoch nicht schnell genug, um ihre Gefühle verbergen zu können. Ihre Wangen röteten sich, und sie verabschiedete sich mit einem schnellen Händedruck von den beiden. Noch bevor die Produzenten auf dem Flur verschwunden waren, küsste ihr Vater Kendall auf die Wange. „Ich werde bereits in einer anderen Besprechung erwartet. Bist du noch länger hier?“ „Nein.“ Sie war immer noch ein wenig verwirrt und fast benommen. „Ich … ich habe einen Termin mit einem Investor in Laguna Beach.“ Sie verabschiedete sich von ihm, eilte zum Aufzug und war dankbar, dass niemand mit ihr nach unten fahren wollte. Warum hatte sie diese Ähnlichkeit zwischen Jay Randolph und Chase Ryan nicht schon früher gesehen? Kendall eilte durch die Eingangshalle ins Parkhaus. Als sie in ihrem Auto saß und allein war, lehnte sie den Kopf zurück und schloss die Augen. Gott, hilf mir, das zu überwinden. Bitte! Sie sehnte sich nach einer Antwort. Aber es kam keine. Ohne dass sie es verhindern konnte, wurde die Vergangenheit wie ein Film vor ihrem inneren Auge abgespult. Der Verkehrsunfall war entsetzlich gewesen. Jay wäre bei dem Unfall fast gestorben; als danach die Einzelheiten ans Licht gekommen waren, wäre Kendall beinahe daran zerbrochen. Jay hatte am Steuer von Kendalls Auto gesessen. Der Frontalzusammenprall hatte nur wenige Sekundenbruchteile gedauert. Der betrunkene Fahrer eines Baustellenlastwagens hatte die doppelt durchgezogene Linie auf dem Mulholland Drive überfahren und war frontal mit Jay, der mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs gewesen war, zusammengestoßen. Was übrig blieb, waren völlig entstellte und in sich verkeilte Blechteile. Um wie viele und welche Opfer es sich handelte, war für die Rettungskräfte kaum zu erkennen. In den ersten Medienberichten hatte es geheißen, Kendall wäre in dem Autowrack getötet worden. Sie war zu einem Hilfseinsatz in Costa Rica gewesen, als die panischen SMS auf ihrem Handy erschienen. Lebst du noch? Geht es dir gut? Gott sei Dank hat Jay es überlebt! Alle hatten ihr versprochen, für sie zu beten. Kendall war noch am selben Nachmittag zurückgeflogen. Als ihr Flugzeug in Los Angeles gelandet war, hatte bereits die ganze Welt die Wahrheit gewusst. Die Tote auf dem Beifahrersitz von Kendalls BMW war nicht Kendall gewesen, sondern das zweiundzwanzigjährige Model, mit dem Jay eine heimliche Affäre gehabt hatte. Zudem kam eine andere schmerzliche Information ans Licht: Die junge Frau war im achten Monat mit Jays Sohn schwanger gewesen. Die Story war natürlich in den Zeitungen erschienen, aber Kendall war bis heute dankbar, dass sie selbst nie auf den Titelseiten gelandet war. Den Medien war irgendwie entgangen, dass Jay Ben Adams’ Schwiegersohn war, und da der Unfall nicht Jays alleinige Schuld gewesen war, hatten sie bald das Interesse an der Story verloren. Im Gegensatz zu den Anwälten. Die Eltern des toten, schwangeren Models hatten nur wenige Tage nach der Beerdigung ein Anwaltsteam eingeschaltet. Das Opfer war alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Mädchen gewesen; allerdings war Jay nicht deren Vater. Aber da der betrunkene Lastwagenfahrer keine Versicherung gehabt hatte und da Jay mit 130 Stundenkilometern unterwegs gewesen war und wegen überhöhter Geschwindigkeit eine Mitschuld an dem Unfall zugesprochen bekommen hatte, hatten die Anwälte Kendalls Vater, den Halter des BMWs, verklagt. Vor Gericht war die Wahrheit über die Frau ans Licht gekommen. Sie hatte überhaupt kein Interesse an ihren Kindern gehabt, hatte die Mädchen nur selten besucht und es ihrer Mutter überlassen, sie aufzuziehen. Zum Zeitpunkt des Unfalls hatte sie mit ihrer Mutter und ihren Töchtern seit über einem Jahr kein Wort mehr gesprochen. Trotzdem hatte die Mutter behauptet, dass sie ihre Enkelinnen weiterhin aufziehen könnte, dafür aber viel Geld benötigen würde. Als das Feilschen und Kämpfen im Gerichtssaal endlich vorüber war, hatte die Abfindung für die Töchter der verunglückten Frau Kendalls Vater fast eine Million Dollar gekostet. Kendall hatte der Unfall viel mehr gekostet. Sie hatte danach nur noch ein einziges Mal mit Jay gesprochen. Spät am Abend hatte sie ihn unangemeldet im Krankenhaus besucht. Er war an Infusionsflaschen angeschlossen gewesen, seine Beine hatten beide in Gips gesteckt und er hatte einen Verband um den Kopf gehabt. Trotzdem hatte er ferngesehen und sich amüsiert, als wäre er nicht erst wenige Tage zuvor an einem tödlichen Unfall beteiligt gewesen, als wäre nicht gerade seine ganze Welt in Scherben zerbrochen. Kendall hatte an der Krankenzimmertür gestanden und ihn gesehen, wie er an dem Abend ausgesehen hatte, an dem sie sich kennengelernt hatten. Jay musste sie gehört haben, denn er wandte den Kopf zur Tür. Als er sie erblickte, fiel seine Kinnlade nach unten. Lange schaute er sie stumm an, dann schaltete er den Fernseher aus und wandte den Blick ab. „Es überrascht mich, dass du gekommen bist.“ „Mich auch.“ Sie trat langsam ins Zimmer und drückte ihre Handtasche auf ihren Bauch, als könnte sie ihr Herz vor weiterem Schaden schützen, wenn sie etwas zwischen sich und ihn hielt. Sie trat langsam an sein Bett und wartete. Sie wartete einfach, da es nicht ihre Aufgabe war, etwas zu sagen. Das Schweigen wurde schnell unerträglich. Jay stieß ein langes Seufzen aus und schaute Kendall wieder an. „Ich wollte es dir sagen.“ Er hob die Hand langsam an sein Gesicht und drückte die Finger an seine Stirn. „Ich habe nur … nicht gewusst, wie.“ Kendall konnte nur eine einzige Frage stellen: „Hast du … sie geliebt?“ Er schloss für einen langen Moment die Augen. Als er sie wieder aufschlug, sagte er etwas, das sie seitdem nicht vergessen hatte. „In diesem Geschäft liebt jeder jeden.“ Seine Lippen waren trocken und aufgesprungen. Er benetzte sie mit der Zunge, um Zeit zu gewinnen. „Es war meine Schuld. Es ist mir aus der Hand geglitten.“ „Aus der Hand geglitten?“ Am liebsten hätte sie ihn angeschrien. Seine Geliebte hatte kurz vor der Entbindung seines Kindes gestanden. Ein Kind, das ihm Kendall nicht hatte geben können. „Hattest du vor, sie zu heiraten?“ Wieder zögerte er. Dann sagte er nur: „Das spielt jetzt keine Rolle mehr.“ Kendall schossen noch viele andere Fragen durch den Kopf, hundert Dinge, die sie sagen wollte. Aber am Ende sagte sie nichts. Das Schweigen zwischen ihnen war ohrenbetäubend, das Surren der Maschinen und der übelkeitserregende Geruch nach Desinfektionsmitteln erfüllten ihre Sinne. Schließlich sagte Jay: „Mein Anwalt setzt die Papiere auf. Die Scheidung ist noch vor Ende des Sommers rechtskräftig.“ Damit wurde der Schlussstrich unter fünf Jahre Ehe gezogen. Einfach so. Diese Ereignisse hatten Kendall völlig unvorbereitet getroffen. In den Tagen nach dem Unfall hatte sie jeden wunderbaren Tag ihrer Beziehung tausendmal Revue passieren lassen. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie jemanden wie Jay Randolph kennengelernt. Sein Glaube hatte ihn überlebensgroß erscheinen lassen, und er besaß ein Charisma, das ihn zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit machte, wohin er auch kam. Ihr Vater hatte sie auf einer After-Show-Party bei der Oscar-Verleihung miteinander bekannt gemacht. Kendall hatte danach gesagt, dass er sie in einem einzigen Gespräch fasziniert und ihr Herz erobert habe. Kendall war Gott für mehrere Wunder in den Monaten nach diesem letzten Gespräch mit Jay dankbar. Erstens hatte sie überlebt und war fest entschlossen, weiterzuleben. Wirklich zu leben. Ein Teil dieser Entschlossenheit kam durch ihren Wunsch, Filmemachern wie Keith und Chase zu helfen, in der Filmindustrie Zeichen zu setzen. Das zweite Wunder bestand darin, dass ihre Liebe zu Gott immer noch da war. Am Anfang war sie versucht gewesen, ihren Glauben aufzugeben. Jay hatte seinen Glauben aufgegeben. In Hollywood waren seine Überzeugungen und Werte zerbröckelt und hatten sich in Luft aufgelöst. Sein Glaube hatte ihn nicht daran gehindert, eine Affäre mit einer anderen Frau zu beginnen. Warum sollte Kendall also glauben, dass ihr Glaube ihr helfen könnte? Aber diese Einstellung hatte nur wenige Wochen gedauert, bis sie gemerkt hatte, dass sie buchstäblich innerlich verkümmerte. Kendall atmete tief ein und schlug die Augen auf. Der Glaube, den sie in Chases und Keiths Augen gesehen hatte, war echt und ehrlich, und das war Kendalls größte Sorge. Sie würde es nicht ertragen, wenn die Filmindustrie diesen beiden wunderbaren Männern das Gleiche antäte wie Jay. Deshalb war sie bei den sonderbaren Gefühlen, die sich bei Chases Umarmung in ihr geregt hatten, so beunruhigt gewesen. Sie durfte niemals Gefühle für ihn entwickeln. Vielmehr mussten Chase, Keith und sie zusammenhalten, über ihren Glauben und ihre Überzeugungen sprechen und Gott bei jedem Schritt ihres Weges einbeziehen. Kendalls Entschlossenheit wuchs, als sie den Motor anließ und aus dem Parkhaus fuhr. Wenn sie nicht darauf achteten, dass Gott der Mittelpunkt von allem war, was sie taten, würde die Aussagekraft ihrer Filme keine Rolle spielen. Denn das nächste moralische Versagen in Hollywood könnte einen von ihnen treffen.

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