Am Anfang dieses Essays stand die Faszination uber Shakespeares, aber eben auch uber Hamlets Omniprasenz in unserem kulturellen Gedachtnis, stand das Staunen uber einen nicht enden wollenden Diskurs. Hamlet ist zu einer Art Kulturheros avanciert, wobei die Fulle der diesbezuglichen Wahrnehmungen wie ein kollektiver Bewusstseinsstrom an uns voruberzieht. Die Shakespeare-Forschung ist in ihrer Vorliebe fur extravagante Theorien noch keinem Abenteuer aus dem Weg gegangen. So auch nicht der unbeirrbaren Suche nach der Antwort auf die Frage, wer denn Hamlet war und ob ihm womoglich eine historische Figur als Vorbild diente. Das Buch geht den entsprechenden Deutungsansatzen nach und bilanziert den aktuellen Kenntnisstand. Das Kapitel Was ist Hamlet? greift die unterschiedlichen Rollen Hamlets auf und resumiert sie rezeptionsgeschichtlich. Als Geisterseher, verhinderter Racher, Melancholiker, protestantischer Akademiker, Montaigne-Leser, als Dramatiker aus Berechnung und schliesslich gar als Frau betritt er die Buhne und bezeugt so seine ungebrochen faszinierende Komplexitat.