Ein ungelöster Mord wird zum tragischen Beginn eines Schriftstellerlebens
Geneva "Jean" Ellroy wurde 1958 in einem schäbigen Vorort von L.A. vergewaltigt und ermordet. Der Täter wurde nie gefasst, die Ermittlungen eingestellt und der Fall als tragischer Ausgang einer durchzechten Nacht ad acta gelegt. James Ellroy war damals zehn Jahre alt. Der Mord an seiner Mutter wurde seine Obsession. In den kommenden Jahrzehnten hat er die verstörenden Erinnerungen abwechselnd verdrängt und im Schreiben heraufbeschworen. Erst 1994 stellt er sich dem Trauma seines Lebens. Zusammen mit dem pensionierten Detective Bill Stoner begibt Ellroy sich auf die Suche: nach seiner Mutter, ihrem Mörder – und seiner Erlösung.
"Ellroy ist der wichtigste zeitgenössische Kriminalautor." Der Spiegel
"Eine erschütternde Autobiographie ... unverblümt, grausam und seltsam erregend." San Francisco Chronicle
"Mit Sicherheit war das Verbrechen an meiner Mutter auch der Impuls, mich der Crime Fiction zu widmen." James Ellroy in Die Welt
Ein ungelöster Mord wird zum tragischen Beginn eines Schriftstellerlebens
Geneva "Jean" Ellroy wurde 1958 in einem schäbigen Vorort von L.A. vergewaltigt und ermordet. Der Täter wurde nie gefasst, die Ermittlungen eingestellt und der Fall als tragischer Ausgang einer durchzechten Nacht ad acta gelegt. James Ellroy war damals zehn Jahre alt. Der Mord an seiner Mutter wurde seine Obsession. In den kommenden Jahrzehnten hat er die verstörenden Erinnerungen abwechselnd verdrängt und im Schreiben heraufbeschworen. Erst 1994 stellt er sich dem Trauma seines Lebens. Zusammen mit dem pensionierten Detective Bill Stoner begibt Ellroy sich auf die Suche: nach seiner Mutter, ihrem Mörder – und seiner Erlösung.
"Ellroy ist der wichtigste zeitgenössische Kriminalautor." Der Spiegel
"Eine erschütternde Autobiographie ... unverblümt, grausam und seltsam erregend." San Francisco Chronicle
"Mit Sicherheit war das Verbrechen an meiner Mutter auch der Impuls, mich der Crime Fiction zu widmen." James Ellroy in Die Welt
Die Rothaarige: Die Suche nach dem Mörder meiner Mutter
528Die Rothaarige: Die Suche nach dem Mörder meiner Mutter
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Overview
Ein ungelöster Mord wird zum tragischen Beginn eines Schriftstellerlebens
Geneva "Jean" Ellroy wurde 1958 in einem schäbigen Vorort von L.A. vergewaltigt und ermordet. Der Täter wurde nie gefasst, die Ermittlungen eingestellt und der Fall als tragischer Ausgang einer durchzechten Nacht ad acta gelegt. James Ellroy war damals zehn Jahre alt. Der Mord an seiner Mutter wurde seine Obsession. In den kommenden Jahrzehnten hat er die verstörenden Erinnerungen abwechselnd verdrängt und im Schreiben heraufbeschworen. Erst 1994 stellt er sich dem Trauma seines Lebens. Zusammen mit dem pensionierten Detective Bill Stoner begibt Ellroy sich auf die Suche: nach seiner Mutter, ihrem Mörder – und seiner Erlösung.
"Ellroy ist der wichtigste zeitgenössische Kriminalautor." Der Spiegel
"Eine erschütternde Autobiographie ... unverblümt, grausam und seltsam erregend." San Francisco Chronicle
"Mit Sicherheit war das Verbrechen an meiner Mutter auch der Impuls, mich der Crime Fiction zu widmen." James Ellroy in Die Welt
Product Details
ISBN-13: | 9783843717410 |
---|---|
Publisher: | Ullstein Ebooks |
Publication date: | 02/23/2018 |
Sold by: | Bookwire |
Format: | eBook |
Pages: | 528 |
File size: | 5 MB |
Language: | German |
About the Author
James Ellroy, Jahrgang 1948, begann seine Schriftstellerkarriere 1981 mit Browns Grabgesang. Mit Die Schwarze Dahlie gelang ihm der internationale Durchbruch. Unter anderem wurde Ellroy fünfmal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, zahlreiche Bücher wurden verfilmt, darunter L.A. Confidential.
Read an Excerpt
CHAPTER 1
Ein paar Kinder fanden sie.
Sie spielten in der Babe Ruth League und waren auf dem Weg zum Baseballtraining. Hinter ihnen gingen drei erwachsene Trainer.
Die Jungs entdeckten in dem Efeustreifen gleich neben dem Bordstein eine Gestalt. Die Männer sahen lose Perlen auf dem Pflaster. Ein kurzes telepathisches Zucken durchfuhr alle.
Clyde Warner und Dick Ginnold scheuchten die Kinder ein Stückchen beiseite – damit sie nicht so genau hinschauen konnten. Kendall Nungesser rannte über die Tyler und fand neben dem Milchstand ein Münztelefon.
Er rief das Büro des Sheriffs in Temple City an und erklärte dem diensthabenden Sergeant, er habe eine Leiche entdeckt. Sie liege direkt an der Straße am Sportplatz bei der Arroyo High School. Der Sergeant sagte: Bleiben Sie da, und fassen Sie nichts an.
Ein Funkspruch ging raus: 10:10, Sonntag, 22.6.58. Leiche Ecke King's Row/Tyler Avenue, El Monte.
Ein Streifenwagen des Sheriffs war in weniger als fünf Minuten dort. Ein paar Sekunden später kam eine Einheit des El Monte Police Department.
Deputy Vic Cavallero schirmte die Trainer und die Kinder ab. Officer Dave Wire sah sich die Leiche an.
Es war eine weibliche weiße Person. Sie hatte helle Haut und rote Haare. Sie war ungefähr 40 Jahre alt. Sie lag flach auf dem Rücken – auf einer efeubewachsenen Stelle ein paar Zentimeter vom Bordstein der King's Row entfernt.
Ihr rechter Arm war nach oben gebogen. Ihre rechte Hand ruhte ein paar Zentimeter über ihrem Kopf. Ihr linker Arm war im Ellenbogen gebeugt und lag über ihrer Taille. Ihre linke Hand war zur Faust geballt. Ihre Beine waren ausgestreckt.
Sie trug ein rundausgeschnittenes, ärmelloses Kleid in Hell- und Dunkelblau. Ein dunkelblauer Mantel mit dazu passendem Futter war über ihren Unterleib drapiert.
Man konnte ihre Füße und Knöchel sehen. Ihr rechter Fuß war nackt. Ein Nylonstrumpf war bis zu ihrem linken Knöchel hinabgerutscht.
Ihr Kleid war verrutscht. Ihre Arme waren von Insektenstichen übersät. Sie hatte blaue Flecken im Gesicht, und ihre Zunge quoll hervor. Ihr Büstenhalter war offen und über ihre Brüste hochgerutscht. Ein Nylonstrumpf und eine Baumwollschnur lagen um ihren Hals. Beide Schlingen waren fest verknotet.
Dave Wire sandte einen Funkspruch an die Einsatzleitung in El Monte. Vic Cavallero rief das Büro in Temple an. Die bei einem Leichenfund zuständigen Stellen wurden alarmiert.
Der Gerichtsmediziner von L. A. County. Das kriminaltechnische Labor des Sheriffs und der Polizeifotograf. Ein Team der Mordkommission des Sheriffs wurde angefordert.
Cavallero blieb bei der Leiche. Dave Wire lief zum Milchstand hinüber und organisierte ein Stück Schnur. Cavallero half ihm, den Tatort damit abzustecken.
Sie erörterten die merkwürdige Stellung der Leiche. Es sah willkürlich und beabsichtigt zugleich aus.
Schaulustige sammelten sich. Cavallero drängte sie auf den Gehsteig der Tyler Avenue zurück. Wire entdeckte ein paar Perlen auf der Straße und umkreiste jede einzelne mit Kreide.
Polizeiwagen hielten vor dem Absperrband. Cops in Uniform und Zivilbeamte duckten sich unter dem Seil hindurch.
Vom El Monte PD: Chief Orval Davis, Captain Jim Bruton, Sergeant Virg Ervin. Captain Dick Brooks, Lieutenant Don Mead und Sergeant Don Clapp vom Büro des Sheriffs in Temple. Die Temple-Deputies riefen die Leute und bloß neugierige Cops auf, Abstand zu halten.
Dave Wire vermaß die genaue Position der Leiche: 19 Meter westlich der ersten geschlossenen Schranke zum Schulgelände/60 Zentimeter südlich des Bordsteins der King's Row. Der Polizeifotograf erschien und fotografierte die King's Row und den Sportplatz der Arroyo High.
Es war Mittag – und schon fast 32 Grad.
Der Polizeifotograf nahm die Leiche von oben und von der Seite auf. Vic Cavallero versicherte ihm, dass die Leute, die sie gefunden hatten, nichts angefasst hätten. Sergeant Ward Hallinen und Sergeant Jack Lawton erschienen und gingen direkt zu Chief Davis. Davis übergab ihnen den Fall – gemäß dem Abkommen, nach dem alle Mordfälle in El Monte in den Zuständigkeitsbereich der Mordkommission des Sheriffs von L. A. fielen.
Hallinen ging zu der Leiche hinüber. Lawton zeichnete eine Skizze der Umgebung in sein Notizbuch.
Die Tyler Avenue verlief von Norden nach Süden. Sie wurde am südlichen Rand des Schulgeländes von der King's Row gekreuzt. Die King's Row führte etwa 160 Meter in Richtung Osten. Sie endete an der Cedar Avenue – dem Ostrand des Schulgeländes. Sie war kaum mehr als ein asphaltierter Zufahrtsweg.
An der Einmündung zur Cedar Avenue befand sich eine Schranke. Davor sperrte eine weitere Schranke ein paar Bungalows in der Nähe der Arroyo-High-Hauptgebäude ab. In die King's Row kam man nur über die Tyler Avenue.
Die King's Row war 4,5 Meter breit. An ihrem nördlichen Rand erstreckte sich der Sportplatz. Hinter dem südlichen Bordstein und einem 90 Zentimeter breiten Efeustreifen führte ein von Strauchwerk überwachsener Maschendrahtzaun entlang.
Die Leiche lag 69 Meter östlich der Kreuzung Tyler/King's Row.
Der linke Fuß des Opfers war fünf Zentimeter vom Rinnstein entfernt. Das Gewicht der Leiche hatte den Efeu um sie herum plattgedrückt.
Lawton und Hallinen betrachteten die Leiche. Die Leichenstarre setzte langsam ein – die geballte Faust des Opfers war bereits steif. Hallinen bemerkte einen Ring mit einer künstlichen Perle an ihrem Mittelfinger. Lawton meinte, er könne vielleicht bei der Identifizierung hilfreich sein.
Ihr Gesicht war bläulich angelaufen. Sie sah aus wie der klassische Fall einer nachts entsorgten Leiche.
Vic Cavallero schickte die Trainer und die Baseball-Kids nach Hause. Dave Wire und Virg Ervin mischten sich unter die Zivilisten. Sergeant Harry Andre erschien – er gehörte zur Mordkommission des Sheriffs und war außer Dienst, wollte sich aber unbedingt nützlich machen.
Die Presse tauchte auf. Ein paar Deputies aus Temple kamen angefahren, um sich den Fall anzusehen. Das halbe 26-köpfige El Monte PD schaute vorbei – weiße Frauenleichen waren eine ziemliche Attraktion.
Der Gerichtsmediziner erschien. Der Polizeifotograf gab das Opfer zur Untersuchung frei.
Hallinen und Lawton drängelten sich nach vorn, um zuzuschauen. Der Gerichtsmediziner hob den Mantel vom Unterleib des Opfers. Die Frau trug weder Unterrock noch Hüfthalter oder Slip. Ihr Kleid war bis über die Hüften hochgeschoben. Kein Slip, keine Schuhe. Der eine Strumpf um ihren linken Knöchel. Blaue Flecken und Kratzer auf der Innenseite der Oberschenkel. Eine Schürfwunde an der linken Hüfte, mit der sie offenbar über den Asphalt geschleift worden war.
Der Gerichtsmediziner drehte die Leiche um. Der Polizeifotograf fotografierte das Opfer mehrfach von hinten. Der Rücken des Opfers war nass vom Tau und zeigte erste Totenflecken.
Der Gerichtsmediziner sagte, sie sei vermutlich seit acht bis zwölf Stunden tot. Sie war vor Sonnenaufgang hier deponiert worden – dafür war der Tau auf ihrem Rücken ein klares Indiz.
Der Polizeifotograf machte weitere Fotos. Der Gerichtsmediziner und sein Assistent hoben die Leiche hoch. Sie war schlaff – die Leichenstarre war noch nicht vollständig. Sie trugen das Opfer zu ihrem Wagen und legten es auf eine Bahre.
Hallinen und Lawton durchsuchten den Efeustreifen und den angrenzenden Straßenrand.
Auf der Straße fanden sie eine zerbrochene Autoantenne. Im plattgedrückten Efeu fanden sie bei der Stelle, wo die Leiche gelegen hatte, eine zerrissene Perlenkette. Sie lasen die mit Kreide markierten Perlen auf und fädelten sie auf. Es fehlte keine.
Der Verschluss war intakt.
Die Kette war in der Mitte gerissen. Sie tüteten beide Teile der Kette als Beweisstücke ein.
Den Slip, die Schuhe und die Handtasche des Opfers fanden sie nicht. Sie fanden keine Reifenabdrücke im Rollsplitt am Straßenrand. Auf keinem Belag an der King's Row gab es irgendwelche Schleifspuren. Der Efeu am Fundort der Leiche sah nicht niedergetrampelt aus.
Es war 13:20. Die Temperatur lag bei 35 Grad.
Der Gerichtsmediziner entnahm Proben von Kopf- und Schamhaar des Opfers. Er schnitt ihm die Fingernägel und steckte die Abschnitte in einen kleinen Umschlag.
Er ließ die Leiche entkleiden und mit dem Gesicht nach oben auf seine Bahre legen.
Auf der rechten Handfläche des Opfers klebte eine kleine Menge getrockneten Bluts. Etwa in der Mitte der Stirn des Opfers befand sich eine kleine Kratzwunde.
Die rechte Brustwarze des Opfers fehlte. Der Warzenhof ringsum bestand aus streifigem weißen Narbengewebe. Es sah nach einer alten chirurgischen Amputation aus.
Hallinen nahm dem Opfer den Ring ab. Der Gerichtsmediziner maß die Körpergröße. Er kam auf 168 Zentimeter und schätzte das Gewicht auf 61 Kilo. Lawton ging, um die Daten der Einsatzleitung im Präsidium zu melden und beim Sheriff anzufragen, ob eine entsprechende Vermisstenmeldung vorläge.
Der Gerichtsmediziner nahm ein Skalpell und trennte mit einem tiefen, 15 Zentimeter langen Schmitt den Unterleib des Opfers auf. Er teilte die beiden Fleischlappen mit den Fingern, stieß ein Fleischthermometer in die Leber und maß 32 Grad. Er bestimmte die Todeszeit auf 3:00 bis 5:00 morgens.
Hallinen untersuchte die Schlingen. Der Strumpf und die Baumwollschnur waren separat um den Hals des Opfers geschlungen. Die Schnur sah aus wie eine Wäscheleine oder die Zugleine einer Jalousie.
Sie war im Nacken des Opfers verknotet. Der Mörder hatte so fest zugezogen, dass sie gerissen war – das ausgefranste Ende und die ungleiche Länge der Schnürenden waren dafür ein klares Indiz. Der Strumpf um den Hals des Opfers passte zu dem um ihren linken Knöchel.
Der Gerichtsmediziner verschloss seinen Wagen und fuhr die Leiche ins Leichenschauhaus von L. A. County. Jack Lawton gab über Polizeifunk folgende Meldung durch: An alle Einheiten im San Gabriel Valley: Achten Sie auf verdächtige männliche Personen mit frischen Schnitt- und Kratzwunden.
Ward Hallinen rief ein paar Reporter von lokalen Radiosendern zusammen.
Er wies sie an, folgende Meldung zu verbreiten: Weiße Frau tot aufgefunden. Vierzig/rotes Haar/braune Augen/1,68/61. Sachdienliche Hinweise nehmen das El Monte Police Department sowie das Büro des Sheriffs in Temple City entgegen – –
Chief Davis und Captain Bruton fuhren zum Polizeipräsidium in El Monte. Drei hochrangige Beamte der Mordkommission des Sheriffs kamen hinzu: Inspector R. J. Parsonson, Captain Al Etzel, Lieutenant Charles McGowan.
Sie hielten eine Lagebesprechung ab. Bruton rief die Police Departments Baldwin Park, Pasadena, das Sheriffbüro in San Dimas und die Police Departments Covina und West Covina an. Er gab die Beschreibung des Opfers durch und erhielt überall die gleiche Antwort: Trifft auf keine der weiblichen Personen zu, die in letzter Zeit bei uns als vermisst gemeldet wurden.
Uniformierte Deputies und Cops aus El Monte durchkämmten das Gelände der Arroyo High. Hallinen, Lawton und Andre befragten die unmittelbare Nachbarschaft.
Sie sprachen mit Spaziergängern und Leuten, die sich in ihrem Garten sonnten. Sie sprachen mit etlichen Kunden am Milchstand. Sie beschrieben ihr Opfer und bekamen durch die Bank weg die Antwort: Keine Ahnung, wer das sein soll.
Das Viertel war eine etwas ländliche Wohngegend – kleine Häuser, dazwischen freie Grundstücke und unerschlossene landwirtschaftliche Flächen. Hallinen, Lawton und Andre fanden es aussichtslos, hier noch länger Leute zu befragen.
Sie fuhren in Richtung Süden zu den Hauptdurchgangsstraßen von El Monte: Ramona, Garvey, Valley Boulevard. Dort klapperten sie eine Reihe von Cafés und ein paar Cocktailbars ab. Sie beschrieben die Rothaarige und bekamen lauter abschlägige Antworten.
Die ersten Befragungen hatten zu keinem Ergebnis geführt.
Das Durchkämmen des Geländes hatte zu keinem Ergebnis geführt.
Keine Streife hatte eine verdächtige männliche Person mit Schnittund Kratzwunden gemeldet.
Beim El Monte PD ging ein Anruf ein. Die Anruferin sagte, sie habe gerade die Durchsage im Radio gehört. Die Beschreibung der Frau, die bei der Schule gefunden worden war, höre sich ganz nach ihrer Mieterin an.
Die Zentrale funkte an Virg Ervin: Die Frau wohnt in der Bryant Road 700. Fahren Sie hin.
Die Adresse lag in El Monte – etwa eine Meile südöstlich der Arroyo High School. Ervin fuhr hin und klopfte an die Tür.
Eine Frau machte auf. Sie wies sich als Anna May Krycki aus und erklärte, die Beschreibung der toten Frau passe auf ihre Mieterin, Jean Ellroy. Jean hatte ihr Häuschen auf dem Grundstück der Kryckis am vorigen Abend um circa 20:00 verlassen. Sie war die ganze Nacht weggeblieben – und immer noch nicht wieder da. Ervin beschrieb den Mantel und das Kleid der Frau. Anna May Krycki sagte, das könnten die Sachen sein, die Jean am liebsten trug. Ervin beschrieb die Narbe an der rechten Brustwarze des Opfers. Anna May Krycki sagte, Jean habe ihr diese Narbe gezeigt.
Ervin ging zurück zu seinem Wagen und gab die Informationen an die Funkzentrale in El Monte durch. Die Einsatzleitung schickte einen Streifenwagen auf die Suche nach Jack Lawton und Ward Hallinen.
Der Wagen fand die beiden innerhalb von zehn Minuten. Sie fuhren direkt zu den Kryckis.
Hallinen zog ohne Umschweife den Ring des Opfers hervor. Anna May Krycki identifizierte ihn als Jean Ellroys.
Lawton und Hallinen gaben ihr einen Stuhl und verhörten sie. Anna May Krycki sagte, sie sei verheiratet. Der Name ihres Mannes sei George, und sie habe einen zwölfjährigen Sohn namens Gaylord aus einer früheren Ehe. Jean Ellroy nannte sich zwar noch Ms Jean Ellroy, doch sie war seit mehreren Jahren von ihrem Mann geschieden. Jeans vollständiger Vorname war Geneva. Ihr zweiter Vorname war Odelia und ihr Mädchenname Hilliker. Jean war staatlich geprüfte Krankenschwester. Sie arbeitete in einer Fabrik für Flugzeugteile in der Innenstadt von L. A. Sie wohnte mit ihrem 10-jährigen Sohn in dem kleinen steinernen Bungalow hinter dem Haus der Kryckis. Jean fuhr einen rot-weißen '57er Buick. Ihr Sohn war übers Wochenende bei seinem Vater in L. A. und müsste in ein paar Stunden zurück sein.
Mrs Krycki zeigte ihnen ein Foto von Jean Ellroy. Das Gesicht war das ihres Opfers.
Mrs Krycki erklärte, sie habe gesehen, wie Jean am vorigen Abend gegen 20:00 ihren Bungalow verließ. Sie war allein. Sie fuhr mit ihrem Wagen fort und kam nicht zurück. Ihr Wagen stand weder in der Auffahrt noch in ihrer Garage.
Mrs Krycki sagte aus, das Opfer hätte vor vier Monaten mit dem Sohn den Bungalow bezogen. Sie erklärte, der Junge verbringe die Wochentage bei seiner Mutter und die Wochenenden bei seinem Vater. Jean stammte aus einer Kleinstadt in Wisconsin. Sie war eine stille Frau, die hart arbeitete und zurückgezogen lebte. Sie war 37 Jahre alt.
Der Vater hatte den Jungen gestern Morgen per Taxi abgeholt. Sie hatte Jean gestern Nachmittag bei der Gartenarbeit gesehen. Die beiden hatten kurz miteinander gesprochen, doch Jean hatte nicht gesagt, was sie am Samstagabend vorhatte.
Virg Ervin lenkte das Gespräch auf den Wagen des Opfers. Bei welcher Werkstatt ließ Jean ihn warten?
Mrs Krycki empfahl ihm, es bei der Union-76-Tankstelle im Ort zu versuchen. Ervin besorgte sich die Nummer bei der Auskunft, rief die Tankstelle an und sprach mit dem Besitzer. Der Mann sah in seinen Unterlagen nach und nannte ihm ein Kfz-Kennzeichen: California/KFE 778.
Ervin gab das Kennzeichen der Funkzentrale des El Monte PDs durch. Diese übermittelte es an alle Einheiten des Sheriffs und der örtlichen Polizeireviere.
Das Verhör wurde fortgesetzt. Hallinen und Lawton interessierten sich besonders für einen Punkt: das Verhältnis des Opfers zu Männern.
Mrs Krycki sagte, Jean habe nur wenig Umgang mit anderen Menschen gehabt. Offenbar hatte sie keine Liebhaber. Manchmal ging sie allein aus – kam aber meistens früh wieder nach Haus. Sie trank kaum Alkohol. Sie hatte oft gesagt, sie wolle ihrem Sohn ein Vorbild sein.
George Krycki kam herein. Hallinen und Lawton fragten ihn, was er Samstagabend gemacht habe. Er erklärte, Anna May sei gegen 21:00 ins Kino gegangen. Er sei zu Hause geblieben und habe sich einen Boxkampf im Fernsehen angesehen. Er habe Jean zwischen 20:00 und 20:30 wegfahren sehen und weder gehört noch gesehen, dass sie wieder nach Hause gekommen wäre.
Ervin bat die Kryckis, ihn ins Leichenschauhaus von L. A. County zu begleiten. Sie mussten die Leiche identifizieren.
Hallinen rief im Labor des Sheriffs an und bestellte einen Deputy von der Spurensicherung zur Bryant 700, El Monte – das kleine Haus hinter dem größeren Haus.
Virg Ervin fuhr die Kryckis zur L. A. Hall of Justice – zwölf Meilen den San Bernardino Freeway rauf. Die gerichtsmedizinische Abteilung und die Leichenhalle lagen im Keller unter dem Büro der Mordkommission des Sheriffs.
(Continues…)
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