n Theodor Fontanes sozialkritischem Roman zeichnet der Autor ein facettenreiches Panorama der Berliner Gesellschaft der Gründerjahre. ›Frau Jenny Treibel‹ thematisiert das Bemühen der Bourgeoisie den Adel zu imitieren und sich dessen Bildungs- und Traditionsverständnis anzupassen. Das Scheitern dieser verzweifelten Unternehmung schildert Fontane mit viel Humor, Ironie und frei von jeglicher Bitterkeit. Er kritisiert in detailreichen Chrarakterstudien mit liebevoller Nachsicht die zweifelhaften Moral- und Wertvorstellungen der Protagonisten und lässt auch die Gegenpartei, das Bildungsbürgertum, nicht völlig unbefleckt. Im Doppeltitel ›Frau Jenny Treibel oder Wo sich Herz zum Herzen fin&dacute;t‹ drückt sich gleichsam der Widerspruch zur Handlung aus. Das Herz, welches von der gleichnamigen Figur immer wieder besungen wird, scheint in diesen Gesellschaftsstrukturen keinerlei Rolle zu spielen.